XXXXV: lost in the echo
Rob kletterte aus dem Bett und hielt ihr nun helfend eine Hand entgegen, bevor er sie auf die Beine zog. Sie kurz an sich hinab und bemerkte, dass sie noch in die beengende Tracht gezwängt war, was ihr nur ein erleichtertes Aufatmen abverlangte. Es blieb also doch nur ein Gedanke, der nun ihre Wangen leicht rot färbte.
"An was denkst du?", legte er leicht den Kopf schief und sie schüttelte nur stumm den Kopf, bevor sie ihn an der Hand nach unten führte.
Am Tisch angekommen, setzte er sich sofort auf einen Stuhl und stützte den Kopf mit der Hand ab. In seinem Kopf die Worte von Mike, dass er kommen musste, doch aber keine Worte fand, wie er es Sally beibringen würde.
"Irgendwelche spezielle Wünsche?", wanderte sie nun in einen Nebenraum der Küche, in dem sich wohl die Vorräte befinden werden, "bist du ein Fan von Müsli mit Jogurt?"
"Und einen Kaffee", lachte er kurz, "dann bin ich glücklich."
Mit zwei Bechern Naturjogurt und einer Schüssel mit Haferflocken, kam sie zurück und stellte das Mitgebrachte sofort auf den Tisch, bevor sie aus einem Schrank zwei Schüsseln, Löffel und eine Zuckerdose, sowie zwei Kaffeetassen holte.
"Nimm' dir ruhig", schob sie ihm alles etwas näher und schaltete die Kaffeemaschine an, bevor sie wieder zum Schrank wandelte. Darauf hin, warf sie zwei Tabletten auf den Tisch und holte sich etwas Wasser. Rob folgte nur mit großen Augen, während er etwas gedankenverloren die Haferflocken mit dem Jogurt in der gelben Schüssel verrührte.
"Was siehst du mich denn so an", lachte sie und nahm nun die Tabletten wieder in ihre Hand, die sie nun mit einem kräftigen Schluck Wasser hinunterspülte.
"Sollte ich mir Sorgen machen?", sah er sie etwas durch seine Stirnfransen heraus an und sie schüttelte den Kopf. Es gab doch noch etwas wichtiges, was sie ihm sagen musste.
So ging sie zu ihm, das Wasserglas schon am Tisch abgestellt und schlang ihre Arme um ihn, bevor sie ihren Kopf auch noch auf seiner Schulter abstützte, was bei ihrer Größe möglich war.
"Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, aber ich habe nur einen wunden Punkt in meinem Körper, der nicht ganz ohne ist", seufzte sie und spürte den Blick, der auf ihr lastete, bevor er sanft ihre Hände in seine nahm, "man nennt es Histaminintoleranz. Dir fehlt ein Enzym im Körper, welches das Histamin abbaut und dann, wenn du zu viel Histamin deinem Körper zugeführt hast, durch Nahrung oder Medikamente, wirst du müde, bekommst Migräne oder deine Atemwege schwellen zu. Deswegen nehme ich die Enzymkapseln."
"Keine Sorgen?", klang es fast schon, wie von einem Kind gesprochen und sie schüttelte erneut den Kopf.
"Solange du mich nicht mit Schokolade, Alkohol oder Tomaten fütterst, ist alles gut. Und noch viele anderen verarbeiteten Lebensmittel."
Rob war nur kurz erstarrt, worauf sie nun die Umarmung löste und sich ihm gegenüber auf einem Stuhl niederließ. Ihr nun zusah, wie sie sichtlich damit haderte, Milch in ihren Kaffee zu leeren, den sie beiden vor wenigen Sekunden vor die Nase gestellt hat.
Bourdon war in so einer Art Trance geschwebt. Diese Unverträglichkeit, klang irgendwie wirklich hart, wenn sie auf Schokolade verzichten muss und viele andere Lebensmittel, wenn dies nicht als Scherz gemeint war.
"Willst du mir nicht mehr erzählen?", schlang er seine Hände um die warme Tasse und sah nun zu ihr auf, "auf was ich mich einstellen muss?"
Bevor er sie fragte, ob sie mit ihm mit nach Kalifornien wollte, musste er sich versichern, dass sie dies gesundheitlich schaffte. Auch wenn sie ihm versicherte, dass alles gut wäre. Er wollte mehr davon wissen.
"Bei der Intoleranz?", leerte sie nun doch etwas Milch in die Tasse und nahm darauf einen kleinen Schluck, bevor Sally auf sein Nicken fortfuhr, "ich soll mich nicht aufregen, keine Wespe soll mich stechen, weder Brennnessel berühren oder einen Sonnenbrand haben. Keine Erdbeeren, Fleisch, Fisch, Tomaten, Pilze, Milchprodukte, Alkohol, Schokolade, Essig und bestimmtes Obst und Gemüse, sowie Aspirin und Buscopan. Dann werde ich müde, bekomme einen schweren Kopf, laufe rot an und meine Atemwege schwillen an und im schlimmen Fällen, bekomme ich keine Luft."
"Klingt wirklich", atmete Rob kurz tief durch, "hart. Was isst du dann?"
"Zuerst die Kapseln, dann das Essen und dann nochmals eine", kicherte sie, als wäre es das normalste der Welt, "in meinen Jugendjahren hat immer nur ein Apfel gereicht, als Histaminblocker, aber jetzt ist es mit den Jahren schlimmer geworden."
Rob nickte stumm und lächelte ihr nun entgegen. In seinem Kopf immer noch die Worte zusammenlegend, die er sagen sollte. Er war wirklich unbegabt in so etwas oder besser gesagt, kam er kaum in solche Lagen.
Sally sah auf ihre Armbanduhr und verschluckte sich fast, bevor sie aufsprang und Rob entschuldigend zurief, sie hätte auch noch ein paar Pferde im Stall, die es zu versorgen galt.
So saß er nun vor dem Haus auf der Bank und starrte auf sein Smartphonedisplay, auf welchem man ihm vor wenigen Minuten die Flugzeit für morgen geschickt hat, sowie den reservierten Flug für zwei. Anscheinend brannte Herr Shinoda mit Ehefrau dafür, dass Sally unbedingt mitkommen sollte.
Rob hingegen, war innerlich immer noch gespalten. Eigentlich wollte er doch die ganze Woche bei ihr verbringen, einerseits, würde es ihn freuen, wenn sie seine Eltern und seinen Bruder kennenlernen würde und auch Kalifornien, seine Umgebung, in der er großgeworden war, zu Gesicht bekam.
"Alles in Ordnung?", setzte sich neben ihn und musterte ihn mit sorgender Miene, wie er sie vorhin. Doch scheint ihn etwas zu bedrücken, was alleine von seiner in Falten gelegten Stirn sichtbar wurde. Sowie auch das dumpfe Schimmern seiner Augen.
"Naja", lachte er kurz, mehr aufgesetzt als echt und griff nun nach ihrer Hand, "ich hab ein kleines Problem."
"Was ist los", verschränkten sie nun ihre Finger ineinander, "du kannst mit mir reden, das weißt du."
"Sicher doch", lächelte er nun, viel überzeugter als vorhin, "also es ist so, dass morgen eine Musikpreisverleihung stattfindet und weil wir sechsmal nominiert sind", seufzte er und brach ab; konnte einfach beim besten Willen nicht, auch wenn er wollte. Es war doch nur etwas ganz simples. Kein Weltuntergang, doch fühlte es sich für ihn so an. Als würde etwas verlieren gehen, wenn er nach Kalifornien ging, was er aber für immer in einem Echo halten wollte. Dass es immer präsent war.
"Und du musst zurück", rückte sie näher an ihn und senkte ebenfalls den Blick. Ihre Stimme klang so niedergeschlagen leise wie seine.
"Willst du mit nach Kalifornien kommen?"
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