XXXX: talking to myself

Obwohl die Woche nur so vorbeirauschte, war Rob alles andere als glücklich.
Er sprach nicht wirklich viel, war nicht besonders gut drauf und Mike kam es so vor, dass Bourdon ein wenig das Verlangen nach außen zeigte, jeden Moment etwas an die Wand schleudern zu wollen.

Alles in allem, tat ihm die weite Entfernung zwischen ihm und Sally nicht wirklich gut. Obwohl, man möge meinen, die zwei kannten sich erst seit vier Tagen, scheint sie wie ein Teil von Rob, von ihm gerissen worden.

So saßen sie nun vor der Bühne und sahen zu, wie langsam Leben auf den schwarzen Brettern eingehaucht wurde. Die Roadies tüchtig am arbeiten waren.

"Also ich will Pizza", klopfte Joe sich auf die Oberschenkel, "wer noch?"

Sofort flogen vier Hände in die Luft und Hahn wurde mit dem Wunschbelag von jedem zugetextet. Dieser würde dies auch nur auf ein Blatt Papier kritzeln und den Fahrer fragen, ob er für die Band Pizzen besorgen könnte. Und diese Tätigkeit, sich um Mittagessen zu kümmern, war weitgehend Joes Arbeit. 

Doch Mike und Brad plagten mehr als Salami oder Pizza Hawaii. Beide bemerkten, wie schlecht es Bourdon ging. Wie er schier im Sitz seines Stuhls vor Selbstbemitleidigung versank. Seine Haare in sein Gesicht wie ein Schleier fielen und seine dunklen Gesichtszüge zu verdecken versuchten.

"Also eigentlich jeder das selbe wie immer", tippte Hahn nebenbei etwas in sein Smartphone, ohne aufzusehen, "und Rob?"

"Ich mag nichts", murmelte er vor sich hin und alle verstummten abrupt.

"Wirklich nicht", hakte Joe nochmals nach und setzte sich auf das Kopfschütteln in Bewegung.

"Willst du reden?", lehnte sich Mike nach vorne und stützte seine Ellbogen auf seinen Oberschenkeln ab.

Erneut schüttelte Bourdon den Kopf und drehte seine Drumsticks zwischen seinen Fingern. Er wusste nicht, was ihm daran so schwer fiel, offen zu reden. Aber er konnte einfach nicht.

"Ist es wegen Sally?", fragte Brad nun und traf wie mit einem Messer das Herz des Schlagzeugers. Seinen derzeit wundesten Punkt.

Mehr als nur ein kurzes Nicken, kam von ihm nicht. Und es wurde noch stiller in der Runde, wo vorhin noch rege Gespräche geherrscht haben. In denen Rob ein wenig seinen Schmerz vergessen konnte. Sich auch ohne ein Wort zu sagen, etwas besser gefühlt hat.

"Hast du mal mit ihr telefoniert? Geskypet? Irgendwas?"
Chester setzte sich an die Kante der Bühne und blickte nun in die Richtung Bourdon, der nun zu ihm aufsah. Wieder brachte er nur ein kurzes Kopfschütteln hervor.

Er hatte Angst davor. Wie oft war er wach an der Bettkante gesessen und hat sein Smartphone angestarrt. In der Hoffnung, sie würde sich einmal melden. Doch mehr, als ein paar Nachrichten am Tag, blieben nicht.

Es war klar, dass sie nicht immer Zeit für ihn hatte. Schließlich hatte sie einen Hof am Laufen zu halten.

Dennoch brachte er es nicht übers Herz, einen simplen Anruf zu tätigen, um das zu bekommen, was er wollte. Einfach nur ihre Stimme zu hören. Ein wenig mehr ihre Nähe zu spüren, die er nicht haben konnte, ihn aber durch ihr Fehlen langsam umbrachte.

"Soundcheck kann starten Jungs!"

"Auf geht's", jauchzte Chaz vergnügt und krabbelte wieder auf die Bühne zurück, während die anderen die Treppe nahmen. Rob nur leicht gedankenverloren Mike nachtrottete und sich nun hinter sein Schlagzeug fallen ließ.

"Dann rocken wir mal die Menge", lachte Phoenix, konnte mit dem aber Rob auch kein Lächeln auf die Lippen zaubern. Lediglich Brad brach in schallendem Lachen aus und rief ein kurzes Mitklatschen.

Rob raufte sich die Haare und ließ seine Sticks klirrend fallen. Brad stand immer noch vor dem Schlagzeug und hatte Bourdon zugesehen, wie er vorerst aus dem Takt und danach fast gar keine mehr der Trommeln getroffen hatte. Nun auf dem Hocker zu einem immer kleiner werdenden Haufen sich zusammenkauerte.

"Hey Rob", hatte Delson mit einer Handbewegung seine Gitarre nicht mehr umgeschnallt und am Griffbrett in der Hand, als er um das Schlagzeug wanderte. Vereinzelt verstummten nun die Gitarre von Mike, sowie auch Daves Basspiel, während die gescreamten Worte von Chester, die laut Lyrics zu Somewhere I Belong gehörten.

"Du sprichst jetzt mit ihr, ohne Widerrede", hielt Shinoda ihm sein Smartphone über die TomToms und sah Rob auffordernd an, der leicht seinen Kopf hob.

"Ich kann das nicht", hauchte er hervor und strich sich ein paar Tränen von den Wangen.

"Dir geht es sichtlich schlecht", bemerkte Dave, der gerade etwas näher kam und wollte eigentlich noch fröhliche Worte auf seine Aussage legen, wurde aber von Joe unterbrochen.

"Aber sowas von schlecht."

Shinoda drehte sich zu Hahn und schenkte ihm einen leicht bösen Blick, worauf der Koreaner nur mit seinen Schultern zuckte.
"Ist doch die Wahrheit."

"Joe!", rief fast jede Person, die sich am Rand, hinter oder auf der Bühne befand und ließ Hahn nur leicht verwundert zusammenzucken.

"Ach", klopfte Brad ihm auf die Schulter und Bourdon griff nun nach dem iPhone, in welches er die Nummer tippte, "das machst du schon."

"Uns ist es doch auch nicht anders ergangen", brachte Farrell nun doch noch seine Worte von vorhin hervor und sah kurz über die Schulter zu Joe, bevor er sich ganz Bourdon zuwandte, "weißt du damals noch. 2003, wir in Prag beim Dreh für das Numb Video und Mike wäre fast durchgedreht, weil er nicht bei seiner frischen Miss Shinoda sein konnte."

"Oder wo Dave", legte Mike sofort einen drauf, da er sich dies nicht wirklich gefallen ließ, "schluchzend im Tourbus bei Project Revolution gesessen ist und eine ganze Nacht durchgeheult hat."

"Uns geht es oder ist es genau so gegangen, wie dir gerade jetzt", lächelte Chester ihm entgegen und auch Brad nickte unterstreichend, während Joe sich zwischen Mike und Dave drängte, um Bourdon einen schuldbewussten Blick zuzuwerfen.

Etwas gebrochen, aber dennoch zauberte sich ein kurzes Lachen von Rob in den Raum, bevor er den Kopf schüttelte und das Smartphone verkrampft umklammert, an sein Ohr drückte.

Als ihr Smartphone klingelte, verstummte sie. Es war seit wenigen Minuten unauffindbar und irgendwo unter Heu vergraben. Hektisch sah sie herum und suchte vergebens mit ihren Augen nach etwas leuchtendes, was sie schlussendlich auch fand. Auf allen Vieren auf den Punkt zu krabbelte und wild das getrocknete Gras zur Seite strich.
Umschlang ihr Smartphone mit beiden Händen, bevor sie auf die Nummer starrte.

Eine ihr unbekannte Nummer, dennoch mit bekannter Vorwahl, die aus Amerika stammte.

Sie wollte abheben. In ihrem tiefsten Inneren.
Er fehlte ihr so sehr, doch hatte sie Angst, wenn sie seine Stimme hören würde, dass sie zu weinen begann. Der Schmerz, der langsam taub in ihr loderte, noch stärker werden würde.

Dennoch, drückte sie nun das Smartphone an ihr Ohr. Die Haare leicht zerzaust und hauchte ein kurzes Hallo hinein. Kniete auf dem Boden, der mit altem Heu bedeckt war und versuchte den hektischen Atem etwas einzudämmen.

"Sally?", sprang Rob auf und entfernte sich etwas von seinen Freunden, "hey."

"Hey" antwortete sie nur, ein Lächeln auf den Lippen, welches er hörte, "wie geht's dir?"

"Gut, weitgehend", kratzte der Amerikaner sich am Hinterkopf und fuhr sich danach durch die dunklen Haare, bevor sein Blick über die Schulter bestätigte, dass ihm vollste Aufmerksamkeit galt, "und dir?"

"Auch gut", lachte sie kurz und setzte sich auf ihre Fersen zurück, "und was machst du?"

"Ich bin mitten in einem Soundcheck", brach er kurz ab, atmete tief durch und stemmte seine freie Hand in die Hüfte, bevor er seine Worte über die Lippen, wenn auch leicht unverständlich, brachte, "du fehlst mir."

"Du mir auch", hauchte sie zurück und versuchte ihre Tränen zurückzuhalten, "ich schaffe das nicht."

"Ich weiß auch, dass es weh tut", schluchzte er kurz. Etwas, wofür er sich schämte, aber nur mitfühlende Blicke erntete.

"Rufst du mich am Nachmittag nochmals an", hörte er ebenfalls ihr kurzes Schniefen, "du bist ja mitten in der Arbeit."

Ihr sanftes Kichern am Ende, ließ ihn auch kurz lachen und noch die letzten Tränen vergießen.
Bevor er sich zu Worte aufbrachte, die er noch nie zuvor von sich in ihrer Gegenwart losgeworden war. Und sich auch wünschte, sie in einer anderen Situation zu sagen.

"Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch."

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