XXXVIII: reading my eyes
"Und da sind wir auch schon", trat Brad mit den zwei Damen in den Backstageraum, worauf Sally ihre Kapuze wieder abzog.
Sofort zu Rob wanderte, als sie Brad losgelassen hat, der mit seinem kurzen Zwinkern anscheinend schon sehnsüchtig auf sie wartete.
Er hatte sich auf einen Stuhl niedergelassen und ihn so hingedreht, dass er zu seinen Freunden sehen konnte, die es sich nun auf dem Sofa bequem gemacht haben.
Sie mussten noch gute zwei Stunden totschlagen, bevor sie in den Bus stiegen und zum Flughafen fuhren, mit dessen Flieger sie nach England weiterfliegen würden. Dort eine Woche verbrachten.
So hatte Chester nun eine gefühlte Stunde immer wieder auf Mike und Joe eingeredet, jetzt nicht nach den PlayStation Controllern zu greifen und erst einmal einen guten Eindruck bei Sallys Freundin zu machen.
Shinoda und Hahn hatte wieder einmal eine ihrer Phasen, in denen sie nicht genug von alten Videospielen mit schlechter Grafik und billigen Soundtracks bekommen konnten. Diesmal kamen sie kaum von Tomb Raider weg. Der groß aufgezogenen Spieleserie mit der Schatzsucherin Lara Croft.
Doch anstatt sich neben Rob zu stellen, rannte Sally wieder zu ihrer Freundin zurück, die wohl kein Wort hervorbringen konnte. Deswegen legte sie ihr eine Hand an den Rücken und drückte sie etwas in die Mitte des Raums.
"Jungs, darf ich vorstellen", räusperte sich Sally kurz und nun hatten sich die Augenpaare ganz auf die um einiges größere Freundin gerichtet, "Sophie. Meine beste Freundin."
Stumm wank sie nur und bekam etwas müde, aber dennoch fröhliche Grußworte zurück.
"Willst du mit uns PS2 spielen?", überfiel Joe sie sofort und sie hob nur einen Finger in seine Richtung. Als Geste, dass er kurz warten sollte.
Danach drehte Sophie sich zu Sally und lachte leise, als würde sie ihren Gedanken gerade nicht wirklich glauben.
"Du bist mit Rob Bourdon zusammen?", fragte sie ungläubig und wurde leicht blass.
"Bekomm' mir jetzt keinen Anfall", schob Sally sie etwas näher an das Sofa und alle rückten etwas nach, um der jungen Frau etwas Platz zu schaffen.
So wurde sie nun von Sally neben Mike niedergedrückt und rieb sich kurz über das Gesicht, bevor sie ihre Worte wiederholte. Diesmal aber etwas lauter und mehr zu ihrer Persönlichkeit passend.
"Du bist mit Rob Bourdon zusammen?!"
Rob schoss die Röte ins Gesicht und er deutete nun Sally, sich auf seinen Schoß zu setzen, was sie auch tat. Kurz sich etwas zurücklehnte, um ihre Wange an seine zu drücken, bevor er seine Arme um ihre Taille schlang und seinen Kopf auf ihre linke Schulter mit dem Kinn abstützte.
"Nicht wirklich zusammen", grübelte Sally und wurde mitten in Satz von einem leicht amüsiert schnaubenden Shinoda unterbrochen.
"Sie wollen es nur nicht zugeben."
Darauf fuhr Sophie herum. Bemerkte sie doch erst jetzt, dass Michael Kenji Shinoda neben ihr saß. Der Mike Shinoda, der in den frühen 2000er Jahren seine Haare schier täglich einer anderer Regenbogenfarbe nachempfunden hatte.
"Willst du jetzt spielen?", war Joe voller Vorfreude und Sophie nickte kräftig, worauf er aufsprang und die alte PlayStation startete.
Es entstand ein Gebrüll aus niederschlagenen Rufen, Flüchen und dem kalten Klackgeräusch des immer wieder bis zum Anschlag gedrückten Stick an den roten Controllern, die nicht der Standardausführung entsprachen.
Rob und Sally haben sich währenddessen nach draußen verkrochen. Hinter dem Parkplatz haben sie ein stilles Plätzchen unter einem Baum gefunden, während die Sterne schon am Himmel funkelten, aber noch nicht wirkliche Dunkelheit über den Tag gekommen war.
Rob lehnte mit dem Rücken am Baum, während Sally mit ihrem Kopf auf seinen Oberschenkeln lag und durch die Blätter den Himmel betrachtete. Zwischen ihren Fingern mit einem Grashalm spielte, während Rob ihr immer wieder durch die Haare fuhr.
"Wo spielt ihr dann als nächstes?", fragte sie leise und wollte die wundervolle Stimmung nicht verderben, was sie aber mit dieser Frage erreicht hatte.
"London", seufzte er kurz, "das wird hart werden."
"Warum?", ließen ihre Augen ab von den glitzernden Sternen und visierte nun seine dunkelbraunen Augen an, worauf er nur kurz lachte.
"Weil du nicht dabei bist", tippte er ihr kurz auf die Nasenspitze, "das schaff' ich einfach nicht."
"Doch doch", zwinkerte sie kurz und nickte, "mein großer Bär schafft das schon und sonst brauchst du nur anzurufen."
"Weiß ich doch", lachte er nun und die Lage war wieder entspannt. Und nun wuchs wieder die Frage in seinem Kopf.
Wie schaffte sie es, wenn auch in der schlimmsten Situation, ihn immer zum Lachen zu bringen.
Es war ein Wunder.
Doch wenn ihre Mundwinkel sanken, fand er kaum eine Lösung in seinem Kopf, die dies verhindern konnte. Etwas, was ihm ungemein weh tat.
"Jetzt lächle doch ein wenig", kicherte sie und griff nach seinen Händen.
Sie versank wieder in seiner Augenfarbe, was sie beruhigte. Ihr endlich diese unbeschreibliche Angst nahm, ihn irgendwie verlieren zu können. Durch was oder wen auch immer.
Sie bestätigten es.
"Versuche ich doch", lächelte er etwas gebrochen und sie setzte sich nun auf, als die nächsten Worte über seine Lippen fast wie ein Windhauch kamen, "aber ich habe Angst."
"Vor was hast du Angst", rückte sie an ihn heran und legte den Kopf an seine kräftige Schulter, bevor sie seine geschlossene Hand mit ihren beiden umschlang, die sie nun auf ihr Knie legte, "bitte sag' es mir."
"Dass ich dich verliere?", kam es mehr als Frage gesprochen und ein paar Tränen kullerten über seine Wangen. Anscheinend hat Rob der Schmerz mehr getroffen, als sie geahnt hatte. Sie geglaubt hätte.
Als sie seine Hand losgelassen hat, klammerte sie sich fest an ihn, indem sie ihre Arme um seinen Oberkörper schlang und ihren Kopf an seine Brust drückte. Darauf verstummte sein leises Schluchzen und er legte seine Arme um sie, während seine Augen die funkelnden Sterne musterten.
Es war diese eine Geste, die nun seine Selbstzweifel in der Luft verpuffen ließen.
Sie bestätigte es.
"Wenn du mich verlierst, Gregory", sah sie zu ihm auf, "dann sterbe ich."
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