XXXVI: halfway right

"Rob Bourdon!?", entkam es Sally überrascht und riss ihren Kopf zur Seite.

Sophie nickte nur und wippte beim Schlagzeugsolo mit, während Sally nur leicht verdutzt dastand und nun zu lachen begann. Es war der Moment, indem sie locker wurde und mit der Menge den Standpunkt teilte. Zum Beat von Robs abgedrehtem Schlagzeugmuster mitging und auf seiner Wolke schwebte. Wie es in ihren Fingern zu kribbeln begann. Und dann schoss es ihr. Der Blick fiel auf die Flammentattoos von Chester, die ihr gestern schon aufgefallen waren. Danach der Haarschnitt von Mike, der ein wenig an Justin Bieber erinnerte, leider.

War sie so benebelt davon gewesen, im Kopf bei Rob zu sein, dass sie nicht einmal die Zeichen vor ihren Augen gesehen hat?

Es müsste so sein, anders würde sie sich dies nicht erklären können.

Der Beckenschlag beendete das Spektakel von Rob und nun stieg auch wieder Brad ein, mit seinem ganz besonderen Klang, in ihren Ohren. So nahm sie die gelben Schaumstoffstöpsel aus ihren Ohren, um sich ganz der Band hingeben zu können. Etwas, was mit Entsetzen von Sophie bewundert wurde. Doch ganz in ihrem Trance, bemerkte Sally nichts mehr, was um sie herum passiert. Sie war fokussiert auf das Schlagzeug und das Spiel, welches eine ähnliche Anziehung auf sie verübte, wie die Gegenwart von Rob selbst.

"Sally!", riss Sophie ihr die gelben Schaumstoffkegel aus den Fingern, die beide noch von Zeigefinger und Daumen gehalten worden waren und versuchte sie vergebens in das Ohr zurückzustopfen, was aber mit einer Handbewegung ihrer Freundin vereitelt wurde.

"Willst du einen erneuten Gehörsturz haben?!", kam es noch energischer und Sophie hielt ihr nun die Ohren zu, was Sally nur ein kurzes Lachen entlockte und sie die Hände abnahm. Das Konzert war vorbei. Mike bedankte sich bei den Fans und Chester sprach schon vom nächsten Mal, während die Gitarren in einer Schleife gefangen klingend nachhallten.

Sofort stürmte Dave, von seinem Bass entledigt, an die Kante der Bühne und wank den Konzertbesuchern zu, während er dazwischen immer wieder Plektren in die Menge warf. Sichtlich kurz erstarrt, als er Sally erkannte.

In seinem Kopf kreisten gerade viele Gedanken, doch er konnte nicht wirklich hundertprozentig sagen, ob sie es wirklich war. So wanderte er ohne ein Wort oder eine verratende Bewegung an die andere Seite der Bühne und ließ Sally mit einem leichten Schmunzeln zurück, bis Brad an die Stelle wanderte, an der vorhin Dave gestanden war.

Er verbeugte sich, erneut, so als würde er vor der Queen stehen und warf ebenfalls mehrere Plektren den Menschen entgegen, bis der nächste von Linkin Park, am Strahlen von Sally hängen blieb. So drehte Delson sich ihr zu, streckte seine Hand aus, in ihre Richtung und schenkte ihr seine nächste Verbeugung, während er ein kurz gerufen überraschtes Was machst du hier? ihr widmete, was sie aber kaum verstand und er nur abwank; sich an einen anderen Teil der Bühne bewegte.

Danach, an der selben Stelle, an der schon der Gitarrist und der Bassist der Menge zugewunken haben, stand nun auch der Schlagzeuger in seiner vollen Größe und ließ seinen Blick über die vielen in die Luft gestreckten Arme und Köpfe schweifen, bis er die Sticks unter seinem Arm in die Hand nahm. Nun mit seinen Augen auf die erste Reihe visierte und kurz davor war, einen der Drumsticks zu werfen, erstarrte aber abrupt, als er in dieses Dunkelbraun blickte. So stolperte er einen kleinen Schritt nach vorne und konnte gerade noch so sein Gewicht zurückverlagern, sonst wäre er wahrscheinlich von der Bühne gefallen.

Doch er beugte sich nach vor, streckte ihr den Drumstick entgegen, den sie um wenige Zentimeter nicht erreichen konnte, worauf er von der Bühne hüpfte. Seine Haare bei jeder Bewegung mitschwingten und die Menge erfreut zu jubeln begann, während die anderen fünf Bandmitglieder Rob nur mit verwunderten Blicken folgten; war er noch nie zur Absperrung gesprungen und hat sich über dieser Art mit Fans in Verbindung gesetzt.

Immer noch mit starrem Blick, hielt er Sally den Drumstick entgegen, die diesen nun entgegen nahm und ihm ein schüchternes Lächeln schenkte, welches er nur erwiderte. Die Jubelgeräusche um ihn herum längst ausgeblendet waren.

Sanft legte er seine Hände unter ihre Arme und begann sie hochzuheben; als wäre sie eine Feder, die er mit Leichtigkeit stemmen konnte. Selbst etwas überrascht, musterte sie kurz den Boden, der langsam unter ihr sich immer weiter entfernte und ihr Blick fiel dann zu Sophie, der nur die Kinnlade hinunterklappte, die wahrscheinlich gerade realisierte, wer Sally's Freund war und sie sich selbst die Frage von vorhin beantworten konnte, ob er gut aussah oder nicht.

Rob hat sie nun vorsichtig wieder auf ihre Füße gestellt, über die Absperrung einen Meter vor ihn gehoben, während die erste Reihe stumm zusah, was gerade geschah und es wahrscheinlich bis auf Sophie nicht verstand.

Doch das alles, war ihnen nun egal; beiden. Denn sie nahmen nichts mehr wahr. Alles um sie herum war zu einer dumpfen Wolke verschwommen, die jeden noch so erdenklichen Laut abschottete, der nicht das starke Herzklopfen der beiden beinhaltete.

Sie starrten sich an und kamen sich langsam näher. Ganz langsam, bis Rob mit seinem Kopfschütteln sich aus der traumvollen Welt holte und somit auch Sally, bei welchem Realisieren der vielen Leute um sie herum, ihr die Sache etwas peinlich wurde. Und nicht nur zuletzt ihr, sondern auch Rob, dem langsam die Röte ins Gesicht kroch und er sich nun von den Menschenmassen wegdrehte. Einen Arm um Sally geschlungen, wobei sie gezwungen war, jedem seiner Schritte zu folgen, mit welchen Fakt sie keinesfalls ein Problem hatte. Sie genoss einfach nur, seine Nähe zu spüren.
Hat sie, nachdem Sophie am frühen Morgen aufgelegt hat, mit dem Gedanken gespielt, sich anzuziehen und zum Hotel zu laufen, um Bourdon noch abpassen zu können; ihn davon abhalten aus dem Dorf zu gehen. Doch sie hat es nicht getan, weil sie innerlich wusste, dass sie kein Recht hatte, Rob zwischen der Band und ihrer, sie wollte es nicht Liebe nennen, starken Zuneigung gegenüber ihm wählen zu müssen. Über so etwas zu entscheiden, ihn zu so etwas zu drängen, stand ihr keine Macht zur Verfügung.

"Hey Jungs!", rief Rob und versuchte sich gegenüber den kreischenden Fans mit seinen Worten hervorzuheben. Hat er doch nicht bedacht, dass er nicht mehr auf die Bühne kommen wird, wenn er einmal davon hinuntergesprungen war.

Langsam kam Brad angetrottet, der mit einem schelmischen Lächeln und verschränkten Armen auf die beiden diabolisch hinuntersah und keine Anstalten machte, ihnen zu helfen. So drängte ihn Chester zur Seite, sowie auch Mike, die nun als erstes Sally und danach Rob auf die Bühne zogen.

Mit einem kurzen Handwink alle in den Backstagebereich verschwanden.

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