XXXV: bleed it out

Um Punkt halb vier stand Sally vor der Tür von Sophie und klingelte. Die Locken hingen ihr etwas ins Gesicht, was ihr aber wenig ausmachte. Heute war ein wundervoller Tag. Die Sonne schien immer noch vom Himmel und ein sanfter Wind streifte durch das Dorf.

Die Tür wurde aufgerissen, als möge man meinen, Sophie wollte sie aus ihren Angeln reißen und begann danach zu quietschen, als sie Sally erkannte.

"Komm' rein!", zog sie den Lockenkopf sofort in das Haus und knallte die Tür zu, worauf Sally nun Hundebellen vernahm; erfreutes. Und sofort streifte der cremefarbene Golden Retriever, der vor kurzem den einjährigen Geburtstag hinter sich gebracht hatte, um ihre Füße. So war sie verpflichtet in kleinen Schritten den Flur entlang zu schlürfen, während Sophie schon ins Wohnzimmer gerannt war und sich ihre Utensilien holte. Auf dem Rücken ihres grauen, weiten Tops stand in goldgelb der Schriftzug LINKIN PARK und vorne war das Logo sowie ein Muster darum herum und zwei Löwen neben dem Bandaushängeschild in der gleichen Farbe wie de Rückenschrift. Es war dieses Shirt, welches sie aus England mitgenommen hat. Damals extra nach Milton Keynes gereist, um dort bei ihrem ersten Konzert dabei zu sein.

Als Sally nun endlich im Wohnzimmer angekommen war und der Bruder von Sophie Kenji, der Name wurde von Sophie für den Hund gewählt, endlich durch den kurzen Pfiff zu ihm gerufen wurde, konnte Sally endlich wieder normal gehen. Doch Sophie deutete ihr zur Haustür und verabschiedete sich noch kurz von ihrem um einiges jüngeren Bruder, bevor sie draußen in das Auto stiegen.

"Man ist es heiß heute", jammerte die blonde mit den hüftlangen Haaren und strich sich ein paar Strähnen von der Stirn, die in ärmellosem Shirt und kurzen Shorts steckte, während sie langsam das Konzertgelände betraten. Sally spürte schon den Blick, der von Sophie auf ihr lastete und hörte auch schon die Frage.

"Es hat gefühlte 30 Grad im Schatten und du rennst mit einer schwarzen Jacke durch die Gegend", zupfte sie kurz am Ärmel des gemeinten Stoffes. Etwas beleidigt, machte Sally einen kleinen Schritt von ihr weg und benahm sich wie ein Hund, der jemanden vor etwas beschützen musste.

"Na und", kam es leicht empört von ihr und sie verschränkte die Arme. Ein Gefühl in ihr, hat die Jacke nicht zuhause lassen wollen. Sie trug passend dazu pinke Jeansshorts und unter der Jacke ein blaues Top, was die Hitze erträglicher machte. Sally konnte so schnell die Hitze nichts anhaben, solange sie an der frischen Luft war.

"Was na und", stocherte Sophie nach und pickte ihr in den Oberarm, als sie sich in der Reihe anstellen. Alle mit Linkin Park T-Shirts gekleidet und nur Sally ohne, worauf sie sich etwas fehl am Platz fühlte. Da Sophie VIP Karten ergattert hat, dürfen sie schon um einen halbe Stunde früher zur Bühne, als so manch andere und laut den Angaben ihrer Freundin hat es nur 50 davon gegeben. Deswegen war sie auch um vier Uhr morgens noch wach, wegen der Zeitverschiebung. Sonst hätte sie keine Chance gehabt, die Karten zu bekommen.

"Na was jetzt", rüttelte sie leicht an Sally, die sich nun ihre Ärmel zurückschob und ihre Freundin leicht anlächelte, welches ihr schon genügte für den Verdacht, den sie in ihrem Kopf ausgebrütet hatte, "nein oder?!"

"Vielleicht?", war ihr die Sache äußerst peinlich und zog ihren Kopf leicht zwischen die Schultern, worauf Sophie nur ein kurzes Quietschen entkam.

"Du hast einen Freund, du hast einen Freund, du hast einen Freuuheund."
Sophie jubelte, als würde gerade die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben worden sein.

"Hab ich nicht", hob Sally ihre Hände und beendete damit das freuende Spektakel Freundin, die sie nun verdutzt anstarrte, "nicht direkt ich...es ist kompliziert."

"Dann erklär' mir kompliziert", machte sie einen Schritt nach vor, da die Schlange sich bewegte. Sally stand nur kurz angewurzelt da und wusste nicht wirklich, was sie sagen sollte, bis ihr Smartphone sie mit dem kurzen Ton des eingesammelten Münzensounds aus Super Mario aus der beengenden Situation holte.

Ein kurzer Blick auf das Display ließ sie schmunzeln.
Rob hat auf ihre Frage geantwortet, welche WhatsApp Nachricht in einem kleinen Roman ausgeartet war. Wahrscheinlich mehr beinhaltete, als nur die Antwort.

Sophie zerrte Sally durch den Eingang, bei dem sie immer noch dabei war, ihm zurückzuschreiben, während Sophie den Rest handelte; Karten zeigen und danach auf die Bühne losstürmte.

"Hey warte!", rief Sally und sperrte ihr Display, bevor sie Sophie nachhastete und sie noch gerade so erreichte, bevor die Plätze an der Absperrung entlang, immer weniger wurden.

"Wenn du deinem Lover schreibst", kicherte sie kurz und krallte sich mit beiden Armen am Metallgitter fest, bis sie ihren Kopf unmittelbar zur Seite riss und Sally mit der Frage überfiel, auf die sie eigentlich schon gewartet hat.

"Und? Wie sieht er eigentlich aus?"

"Musst du das jetzt wissen", hauchte Sally und hob sich kaum von den Gesprächen der anderen Konzertbesuchern ab, "vor den Leuten?"

"Sei nicht so schüchtern", boxte Sophie ihr auf die Schulter und musste, dass sie damit nicht viel erreichen wird. Genau gleich viel, wenn sie nichts sagen würde. Sally war eine schüchterne Person, wenn sie in der Öffentlichkeit war.

Das Konzert war in vollem Gange. Die Menge gröllte mit, bis auf Sally, die selbstverständlich keine Songtexte kannte, dennoch aber verwundert vom Sänger mit der Sonnenbrille war, der wie ein Irrer auf der Bühne herum hüpfte und dennoch saubere Noten sang, schrie, wie man es auch bezeichnen möge. Sie erkannte ihn sehr selten, da ihre Größe es nicht wirklich zuließ, wobei Sophie keine Probleme hatte.

"This will be our last song tonight!"

Sally nahm alles nur leicht gedämpft war, da sie sich die Ohren mit Ohropax vollgestopft hat, um ihr feines und empfindliches Gehör zu schonen.

Der Gitarrist, den sie noch gar nicht gesehen hat, kratzte mit dem Plektrum jeden noch so kleinen verzerrten Sound aus seinen Saiten heraus und begann sich mit dem Schlagzeuger ein kleines Duell zu liefern.

"Bleed It Out, Bleed It Out!!!", quietsche Sophie und warf ihre Hände in die Höhe, um zum Schlagzeugbeat mitzuwippen.

"Ladies and Gentlemen", hatte der Rapper noch etwas anzukündigen, "Rob Bourdon, right there on the drums."

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