XXXII: the messenger
Mit schnellen Schritten rannte Rob über die Treppen nach unten. Er war mit Adrenalin vollgepumpt, da er nicht wirklich wusste, wie die Jungs auf Sally reagieren würden. Doch wie er sie kannte, waren sie froh, dass Rob endlich eine Frau anschleppte. Und sie in keinem familiären Verhältnis zu ihm stand, um nicht seine Freundin sein zu können.
"Was hast du's denn so eilig", entgegnete ihm Dave, den Bourdon nach dem ersten Schritt in den Garten begegnet war. Der Bassist hatte sich einen Fußball unter dem Arm geklemmt und war in sein rotes FC Bayern München Trikot gesteckt, was auf ein Duell zwischen ihm und Chester aufmerksam werden ließ.
"Wo ist denn der Rest?", beugte der Schlagzeuger sich leicht zur Seite, um nach den anderen Ausschau zu halten, die langsam aber sicher Dave folgten, "ich will euch jemanden vorstellen."
"Dann lassen wir denjenigen nicht warten", kicherte Farrell kurz und klopfte Rob auf die Schulter, bevor sie den Weg nach oben antraten, "oder diejenige."
"Was hast du gesagt?", fragte Bourdon leicht schrill, heller klingend, als je zu ihm passen würde, worauf es Dave nur ein weiteres Kichern entlockte.
Rob wollte zum nächsten Satz schreiten, als Shinoda dieses Vorhaben vereitelte und nach dem Grund für das schelmische Lächeln von Phoenix erfragte.
"Wir haben Besuch", malte Dave unsichtbare Anführungszeichen in die Luft und zwinkerte noch übertrieben, worauf es Mike nur ein kurzes Kopfschütteln abverlangte.
"Wenn wir Besuch haben", hüpfte Joe übermütig durch die Terrassentür, die ins Freie führte, "dann lassen wir ihn wohl nicht warten."
"Auf, auf und davon", hat Chester wohl die übertriebene Weise, als hätte man dem Koreaner kiloweise Süßes in das Mittagessen gemischt, ein wenig von Joe auf sich übertragen und zeigte mit dem Finger heldenhaft Richtung Fahrstuhl, auf den nun beide zuhopsten und Dave schier umgestoßen hätten.
"Anna hat wohl mit der Nanny recht gehabt", murmelte Mike vor sich hin und schüttelte sich selbst aus den Gedanken, als Rob sich vor ihn stellte und ihn etwas verwundert musterte.
"Lass uns gehen."
"Ab wo hast du Schmerzen?", fragte Sally sorgend an Brad, der nun eigentlich damit gerechnet hat, der Raum würde bis zur Ankunft der Jungs mit Stille ausgekleidet sein.
Er hob vorsichtig eine Hand und zeigte mit dem Finger an eine Stelle an seinem grauen Shirt. Durch den Stoff zeichneten sich die Umrisse eines Wirbels, welches unnatürlich wirkte. Alles in allem war Brad ihr, für die Größe, zu dünn.
"Vom letzten Halswirbel abwärts", atmete er tief durch, "eine Jugendverletzung."
"Hattest du schon mal einen Bandscheibenvorfall?", grübelte sie und traf damit den Nagel auf den Kopf. Und der leicht verwunderte Blick von Brad entging ihr keinesfalls.
Alleine als Schlagzeuger war man mit solchen Erkrankungen der Wirbelsäule bestens vertraut. Wenn man einmal kaum aus dem Bett kommt, da es sich anfühlt, als würde jeder Knochen an einer anderen Stelle der Wirbelsäule verschoben sein, als an seiner wirklich richtigen Stelle, beginnt man einmal, Recherche zu betreiben. Damit die Diagnose beim Arzt einen dann nicht wie einen Schlag ins Gesicht trifft. Doch auch wenn man familiär und selbst davon betroffen ist, oder zumindest war, kann man wohl schon davon sprechen, dieses Krankheitsbild studiert zu haben.
"Woher?", fragte er immer noch verwirrt, da er sich einfach keinen wirklichen Grund in seinem Kopf zusammenreimen konnte. Und er glaubte nicht, dass sie eine Ärztin war.
"Ich hatte selbst mal einen", nickte sie kurz sich selbst zustimmend, welche Worte sie nun in ihrem Kopf gewählt hat, "ich empfehle dir nur, nicht zu lange zu warten. Sonst werden deine Arme taub. War bei mir das gleiche."
Delson sah sie noch verängstigter an, als vorhin. Er hat von Lähmungserscheinungen schon einmal etwas gehört. Doch nur gehört und nicht wirklich geglaubt, selbst davon betroffen zu sein. Würden seine Arme versagen, dann konnte er seine Gitarristenkarriere an den Nagel ganz weit oben hängen.
Doch riss ihn nur der Blick auf sie aus den Gedanken. So etwas kam wirklich selten vor, denn wenn Brad sich seinem Kopf hingab, dann war er darin gefangen und nur sehr schwer herauszuholen. Aus dem Trance.
Sally wusste nicht warum, aber Brad kam ihr schon recht sympathisch vor. Eigentlich war sie mit Mike, Joe und Brad am Vormittag recht gut ausgekommen. Sie waren höflich, sachlich und auch witzig. Genau die Mischung zum Erfolgsrezept für Freundschaften die Jahrzehnte dauerten. Doch wusste sie nicht, was alles sie noch erwartete. Sie wusste nicht, wer was in der Band spielte; wusste nur dass Rob der Schlagzeuger war.
"Was spielst du eigentlich, Brad?", fragte sie nun aus Neugier, er antwortete leicht weggetreten und starrte sie immer noch leicht an. Etwas in seinem Kopf ließ ihn den Blick nicht lösen, bevor er es realisierte.
"Gitarre."
Sally legte kurz den Kopf schief und sah Brad direkt in die Augen, was ihm auch nichts auszumachen scheint und sie nur leicht verwirrte. Sie wusste keinen Anlass dafür, dass der Gitarrist sie so ansah, als würde er jetzt und dann in den Schlaf abdriften.
"Warum starrst du mich eigentlich so an, Brad?"
"Du siehst ihm so verdammt ähnlich", hauchte er seine Erkenntnis, für welcher er nun endlich einen Platz zwischen den vielen belegten Hirnzellen gefunden hatte. Die nächsten Worte wurden von der Tür verschluckt und den Tritten, die in das Zimmer steuerten. Joe und Chester voraus, als wäre sie kleine Kinder die Ritter spielten und sich bildlich im Kopf ausmalten, hoch zu Ross zu sitzen; so sprangen sie durch die Gegend.
"Oha", blieb Chester stehen und Joe lief geradewegs in den Sänger hinein, dem dies aber wenig interessiert, als er eine weiteren Schritt auf Sally zumachte und sich nun vor ihr verbeugte, "Chester Chaz Charles Bennington. Mit wem habe ich das Vergnügen?"
Sally erhob sich vom Bett und machte der Förmlichkeit halber einen fraulichen Hofknicks und senkte den Kopf leicht. Als sie sich wieder aufrichtete, entgegnete ihr Chester mit einem stillen Lächeln und kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf, bevor er nur murmelnd und schwer verstehend seine Worte hervorbrachte.
"Das machen wir jetzt aber nicht immer oder?"
Sally lachte nur kurz und streckte ihm die Hand entgegen.
"Ich bin Sally."
"Benimm dich doch Chaz", kam es leicht schroff von der nächsten Person, die den Raum betrat. Es war Mike, der mit verschränkten Armen und finsterem Blick zu Bennington sah, der sich nun Shinoda entgegendrehte.
"Woher willst du das wissen?", fragte dieser empört und verschränkte nun ebenfalls, doch mehr an ein Kleinkind erinnernd, die Arme vor der Brust und sah Mike etwas von unten heraus an. Da Chester kleines als Mike war, funktionierte dies auch.
"Ich weiß es einfach", schüttelte Mike den Kopf und deutete dann auf Brad, "und Delson würde nicht um sonst lächeln."
Unterstreichend nickte der Gitarrist und ein kurzes Lachen brach im Raum aus, als Dave und Rob auch noch zur Runde dazu stießen.
Der Bassist warf sich sofort auf das Bett von Joe und verschränkte seine Finger ineinander, die er nun vor seine Brust hielt und mit flehender Stimme den Schlagzeuger anbettelte.
"Erzählt ihr uns, wie ihr euch kennengelernt habt?"
Joe warf sich neben Farrell auf das Bett und unterstrich mit einem kurzen Ja bitte die Aussage seines Freundes. Rob war kaum im Raum angekommen, da wurde er auch schon mit solchen Fragen konfrontiert, denen er immer konsequent aus dem Weg ging. Doch hier und heute konnte er dies nicht. In seinem Kopf die Tatsache, dass nie jemand etwas von einer Beziheung erwähnt hat. So machte er einen Schritt an Chester vorbei zu Sally, die ihn nur sanft anstrahlte und nickte.
"Den Rest kennst du schon?", fragte er kurz, um auch ein wenig abzulenken und deutete auf jeden einzelnen, die er zur Unterstreichung auch noch am Spitznamen rief.
"Jetzt kommt schon", zuckte Mike auffordernd mit seinen Augenbrauen und quetschte sich, ohne seine verschränkten Arme zu lösen, zu Joe und Dave auf das Bett. Brad rückte etwas zur Seite, um Chester Platz zu machen, während Bennington das Paar auf sein Bett verwieß, auf welchem sie sich auch niederließen.
"Habt ihr denn so viel Zeit?", kicherte Sally und war sich innerlich uneins mit sich selbst, ob sie nun nach Robs Hand greifen sollte oder nicht. Doch sie entschied sich für die letzte Option.
"Müsst ihr das wirklich hören?", fragte Rob nur in abgewandelter Form wie die Frage von Sally vorhin und erntete sich nur starkes Kopfnicken ein. Sally sah darauf hin zu Bourdon und sah ihm tief in die Augen. Als Geste dafür, ob sie anfangen soll, zu erzählen.
So griff sie nun doch nach seiner Hand, da es sie schier umbrachte, nicht seine Nähe fühlen zu können und begann zu erzählen.
"Es war gestern beim Konzert. Ich..."
"Wie süß! Ihr haltet schon Händchen!", quietschte Chester dazwischen und fing sich ein aufgebrachtes und synchrones Shhhh vom Rest ein, worauf er zusammenzuckte und kurz amüsiert schnaubte, bevor Sally wieder das Wort ergriff und sich fühlt, als wäre gerade die Erzählstunde in einem Kindergarten.
Sie, die Kindergartentante und die Band, der Kindergarten.
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