XXVIII: untitled
Rob tat nichts anderes, als sich minütlich hin und herzudrehen und immer wieder auf die Uhr zu linsen, bis sie ihm eine passende Zeit bescherte, um aufzustehen.
Um Mike, der immer noch schlief, was ja bei ihm kein Spektakel war, nicht aufzuwecken, was wiederum auch keine wirkliche Herausforderung war, zog Rob sich schier lautlos an und verschwand nun.
Er schlich über die Treppen nach unten in dem noch schlafenden Haus. Kein Wunder. Das Gestern müsste jeden müde ins Bett gebracht haben.
So wanderte er weiter, zur Tür, die ganz am Ende des Flur stand und ging durch diese hindurch.
Nachdem er das Licht angeschaltet hatte, erblickte er, zu seiner eigenen Freude, die alte Jacke von Georg und das Paar Stiefel. Die Sachen, die auch Rob verwendet hatte.
Bourdon schlüpfte in die schwarzen Stiefel und wanderte, während er sich die blaue, verschleißte Jacke anzog, zum Radio. Mit einem Handgriff war dieser eingesteckt und sofort erklang Musik aus dem kleinen alten Kasten. Ein Musikgeschmack, an dem Rob sich damals gewöhnen musste. Es war der Landesradio, der meist nur Oldies und Evergreens spielte. Durch dieses war er auch etwas mit der Sprache vertraut gemacht worden.
Dennoch zauberte sich ein Lächeln auf seine Lippen und er trat durch die nächste Tür, durch welche er zu den Tieren kam.
Neugierig blickten ihn die vier Isländerpferde an, wirkten aber dennoch erfreut über den überraschten Besuch. Er wuschelte jedem durch die dichte Mähne, die ihn ein wenig immer an seine eigenen Haare erinnert hatte.
Nachdem er sich etwas orientiert, aber festgestellt hatte, dass alles noch beim gleichen war, fütterte er die Tiere vorerst. Als er nun am Spiegel vorbeirauschte, der über dem Wasserhahn hing und immer noch darauf hindeutete, einmal in einem ehemaligen Zimmer gehangen zu sein, erblickte er die getrockneten Glasstängel, die sich in seinen Haaren verfangen hatten. Diese wuschelte er sich aus den Strähnen und schnappte sich die zwei Bürsten, fürs Striegeln.
Eine Arbeit, die er nicht täglich tat, aber dennoch Spaß daran fand.
Die kleine Uhr verriet ihm nun, dass es halb Sechs war. Eine Zeit, in der Rob in Kalifornien aufgestanden und sich fürs Joggen fertig gemacht hätte. Eigentlich. Er war meist nur bis zum Frühstückstisch gekommen, sein Joggen wich dem morgendlichen Schlagzeugspiel.
Auch das kleine Fohlen, welchen seinen Zweitnamen und den Namen seines Vaters zugleich trug, wurde gestriegelt und noch einmal ordentlich gestreichelt.
Rob entledigte sich wieder der Klamotten, steckte den Radio aus und trat in das Haus. Als er an der geöffneten Küchentür vorbeiging, wurde er von Michaela gerufen.
Rob steckte seinen Kopf in den Raum und klammerte sich mit den Händen am Türrahmen fest, da er mit einem Fuß schon auf der Treppe stand.
"Bist du im Stall gewesen?", fragte Georg leicht verwundert und gähnte.
Bourdon nickte nur und deutete zur Treppe, doch waren die beiden noch nicht fertig. Michi hatte noch eine Frage an ihn.
"Ernsthaft?"
"Ja", lächelte er, "ich bin um Fünf auf und dann gleich zu den Pferden. Ich hab Ablenkung gebraucht."
Als er ein Nicken empfing, ging er zurück auf sein Zimmer. Nicht daran denkend, dass Mike um sechs Uhr morgens noch schlafen würde.
So stand Rob nun im Zimmer, die Tür etwas unsanft ins Schloss gezogen und mit leicht schweren Schritten. Shinoda schlug die Augen auf und kniff sie darauf sofort zusammen, da die Sonnenstrahlen sich schon durch die Vorhänge zu drängen versuchen. Wie konnte Rob doch nicht anders, als Mike noch ein wenig zu ärgern und diese nun kräftig zur Seite zu schieben.
"Morgen", lächelte der Schlagzeuger, sichtlich fröhlicher als gestern und wanderte einmal um das Doppelbett, um sich frische Sachen zurechtzulegen, die er mit in das Badezimmer nahm; schnappte er sich auch noch sein Smartphone, welches auf dem Nachtkästchen der linken Seite des Bettes lag.
"Morgen", grummelte Mike und zog sich die Bettdecke etwas über, "hat du im Schlaf geredet oder so?"
Rob sah ihn nur kurz überrascht an, während er in mitten des Raumes stehen blieb und Mike sich nun im Bett aufsetzte.
"Ganz wie du reden auffasst. Ich hab telefoniert."
"Mit wem?", rieb er sich über das Gesicht, "und warum weckst du mich eigentlich so früh?"
"Es ist sechs Uhr und gern geschehen", konnte er auch den leichten Morgenmuffel Shinoda zum Lachen bringen, "und ich hab mit Chester gestern gesprochen. Sie kommen."
Nun warf Mike sich die Decke vom Körper und schwang sich aus dem Bett, um ein paar Schritte Bourdon entgegen zu gehen. Es wirkte fast so, als würde Shinoda ihm nicht glauben.
"Wie, sie kommen."
"Chester und Brad haben mich angerufen, dass sie im Flugzeug sitzen und kommen. Anscheinend vertrauen sie uns nicht, dass wir auf uns alleine aufpassen."
"Und Joe und Dave kommen von Belgien", schlussfolgerte Shinoda und machte einen Schritt zur Seite, um Rob nun ins Bad zu lassen, "wo bist du eigentlich gewesen? Frühstücken?"
Rob lachte kurz und ging durch die Tür, bevor es gedämpft an Mike gerichtet kam: "Bei den Pferden im Stall."
Wenig später, saßen sie nun gemeinsam am Tisch. Georg war kurz bevor, an ihnen vorbeigestürmt und hat den Tag schon verschwendet abgestempelt, was Mike nur mit Verwunderung auffasste. Verstand er doch nicht, was um halb 7 am Morgen schon vergeudet war.
"Habt ihr wenigstens gut geschlafen?", fragte Michaela, um etwas Schwung in das schweigende Frühstück zu bringen, worauf Mike Rob das Wort abschnitt, bevor er überhaupt etwas sagen konnte.
"Er da hat mich aufgeweckt", deutete Mike mit seiner Semmel, auf der er lediglich nur etwas Butter geschmiert hatte, auf Rob, der gespielt die Augen verdrehte. Ganz an den verschmitzten Blick Shinodas gerichtet.
Michi verfolgte alles mit leichter Interesse, da es doch mehr zur Unterhaltung diente. Für sie zumindest. Hatte sie doch den leisen Hauch einer Ahnung, dass es in der Band kein bisschen anders zuging, als nun hier.
"Und in der Nacht telefoniert", legte er noch einen drauf und biss nun von seinem Frühstuck, als Unterstreichung, dass er nun fertig war.
Nun hatte Rob sich ein paar Worte in seinem Kopf zurechtgelegt, ehe er damit fertig war, den Pfirsich zu zerkleinern und in die Schüssel mit Jogurt und Müsli ohne ein Stück Fingerkuppe zu befördern. Doch wurde er nun wieder unterbrochen, was ganz an eine Diskussion von Linkin Park erinnerte.
"Telefoniert? Wann hast du dann geschlafen?", fragte Michaela leicht verwirrt und sah zu Rob.
Dieser zuckte nur dem Schultern: "Du weißt ja, die Zeitverschiebung."
"Zeitverschiebung?", fragte sie erneut und kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf, "Jungs, ich steh' mächtig auf der Leitung."
"Meine Freunde haben angerufen", schnitt Bourdon nun Shinoda das Wort ab und schenkte ihm nur eine leichtes Lächeln, "sie sind auf den Weg hierher."
"Sie kommen?"
Ihre Verwunderung, sowie auch eine mitschwingende Freude war kaum zu überhören.
"Wann?"
"Sie müssten jetzt schon im Zug sitzen", sah Bourdon auf seine Uhr, die er gestern Abend noch an die Landeszeit angepasst hatte; schaffte er es sowieso nie, seine Smartphonezeit zu verändern.
"Und die anderen Zwei müssten schon hier sein", fügte Mike hinzu und wandte sich nun an Rob, der die leicht sorgende Miene sah.
"Ist es so sinnvoll, Talinda alleine zu lassen? Schwanger?"
Nun kam Rob der Gedanke, wie ein Blitz und ließ ihn kurz zusammenzucken.
"Und sag' jetzt nicht, dass er alles unter Kontrolle hat", hob Shinoda taddelnd seinen Finger.
"Meister Shinoda", hob er kurz den Löffel mit der nächsten Ladung Müsli, die er sich darauf in den Mund stopfte und mit dem Kopf schon ganz wo anders war.
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