XXIII: with you
"Warum bist du denn immer noch so skeptisch?", fragte Rob sie, als Sally ihn mit auf das Zimmer schleppte. Anscheinend müsste sie ihm etwas zeigen, was ihr wichtig war.
Sie drehte sich kurz zu ihm und öffnete nur die Zimmertür: "Warum glaubst du das?"
"Weil ich es sehe. Ganz einfach."
Mit einem Lächeln ließ er sich auf dem Bett nieder und starrte an die Wand, an der mehrere Drumsticks von verschiedensten Herstellern hingen. Manche abgebrochen, andere neu und andere wiederum mit abgekratztem Aufdruck.
"Das wollte ich dir zeigen", ließ sie sich neben ihm nieder und wanderte selbst schnell über die vielen Holzstäbe.
Danach sprang sie auf und öffnete schwungvoll den Schrank, aus dem sie nun zwei T-Shirts zog. Erwartungsvoll, blickte sie zu Rob, der sich nun nach genauer Inspektion von der Wand lösen konnte und verstand nicht ganz.
"Marvel oder Star Wars", hob sie das jeweilige beim passenden Namen hoch.
Rob zeigte auf das rechte in ihrer Hand: "Star Wars ist besser, wir haben sogar einen Mister Hahn unter uns. Nur nicht gleich geschrieben wie Solo."
Sie hing beide an den Schrankknauf und begann aus dem alten, welches sie noch trug, heraus zu schlüpfen. Rob wusste sich in dieser Situation nicht wirklich zu helfen. Er konnte nicht aus dem Zimmer stürmen, da es unhöflich wirkte. War er doch daran schuld, dass sie die Jungs kennenlernte und sich deswegen nun umzog. Doch war ihm dies wirklich peinlich und er wusste nichts anderes zu tun, als sich die Hand vor Augen zu halten. Sah er es doch mehr als eine Art von Respekt, als Scham.
"Was machst du denn da?", fragte sie lachend und schlüpfte in das graue Shirt mit dem weißen Sturmtruppenkopf darauf. Nicht zu erwähnen in schwarz geschrieben, THE EMPIRE NEEDS YOU.
Rob zuckte nur mit den Schultern, als wäre ihm dies nun egal, was sie gefragt hatte. Doch sie wusste, dass ihm dieser Moment peinlich war. Hätte sie nicht gewollt, dass er sie sah, wie sie aus einem Shirt in das andere schlüpfte, hätte sie ihn längst vor die Tür gesetzt. Natürlich zu erwähnen, dass sie unter dem Shirt ein Top trug.
"Ich will dich doch nicht beim Umziehen stören", schmunzelte er und versuchte seine roten Wangen so gut es geht, hinter seiner großen Hand zu verstecken, die ihm immer noch die Sicht verweigerte.
"Ich bin doch schon fertig", machte sie einen Schritt auf ihn zu und nahm seine Hände ab, "ich bin nicht so eine Kleiderdiva, die gefühlte Jahre dafür braucht."
Etwas empört, verdrehte sie gespielt die Augen und scheint seine Hände nicht loszulassen. Rob hingegen, schmunzelte nur und sprang auf, bevor er sie mit sich zog.
"Habe ich das jemals gesagt", lachte er und nun rannten sie über die Treppe.
"Aber gedacht hast du es", krallte sie sich an seinen muskulösen Oberarm und erwartete jetzt ein Antwort darauf, die sie aber nicht bekam. Stattdessen lächelte er nur über die Schulter ihr entgegen.
Sie machten nun einen Schritt aus dem Haus hinaus. Die Sonne verschwand langsam hinter den Bäumen in der Ferne und malte den Himmel in traumhaften Farben. Wie sich orange mit rosa nur so wundervoll vermischen konnte und die Wolken einen grau-blauen Kontrast brachten.
Rob legte nur einen Arm um sie und drückte sie etwas an sich, worauf sie ihre Arme um ihn schlang.
Es war dieser Moment im Leben, der einfach nur perfekt war. Den man nicht lenken musste, damit er so wurde. Es ergab sich einfach alles. Hatte er doch Brad geschworen, sich nie wieder zu verlieben. Hatte ihn seine letzte Liebe doch schwer verletzt zurückgelassen und trug er noch Narben davon.
Doch was er im Moment zuließ, so unbeschreiblich für ihn, wie auch wahrscheinlich für sie, begriff er nicht. Er wird es nie begreifen, doch nur die Tatsache zu spüren und nicht zu denken, dass es die richtige Person an seiner Seite ist, ließ ihn etwas lächeln.
"Vielleicht sollten wir doch hier bleiben", bemerkte leise und schier unhörbar.
Sie lachte kurz und machte nun einen Schritt nach vor, als sie sich von ihm löste. Doch alles was Rob nur tat war, sie am Handgelenk zu packen und zu ihm zu ziehen. Sally wirbelte herum, ließ einen kurzen aufgeregten Schrei von sich los und fiel Rob direkt in die Arme. Diese nun schützend um sie gelegt und etwas an sich gedrückt.
Sie wollte nur etwas anmerken, auf die ungewöhnliche Geste, doch verstummte, als Millisekunden nach dem Spektakel Rob ein lauter Knall hinter ihr erklang. Der Windhauch zog um ihre Füße.
Sie drehte sich leicht zur Seite, so wie es in der schützenden Umarmung möglich war und erblickte ein nicht zu kleines Stück Holz. Mit großen Augen sah sie zu Rob, der sie nur sorgend musterte und ihr eine Strähne aus dem Gesicht hinter das Ohr strich.
"Hast du das kommen sehen?", fragte sie mit aufgeregter Stimme und krallte sich an seinem Shirt fest.
Bourdon nickte kurz: "Ich hab es im Schatten gesehen."
Er deutete auf den Asphalt vor ihm, auf dem die Sonne noch etwas schien. Rob und Sally standen unter dem Balkon, der genau einen Schatten, ein Schritt vor die Tür, auf den Boden warf. So hatte sie das große Stück Holz wahrscheinlich deswegen nicht gesehen, war vielleicht auch in Gedanken geschwelgt.
Doch nun, zitterte sie nur leicht vom Schock mitgenommen. Im Kopf sich ausmalend, was alles hätte passieren können. Rob versuchte sie etwas zu beruhigen, indem er sie noch etwas fester in den Arm nahm und ihr immer wieder über den Hinterkopf strich.
"Danke", hauchte sie hervor und legte ihren Kopf auf seine Brust, um kurz durchschnaufen zu können.
Ganz aufgebracht, wenn nicht zugleich etwas blass, sprintete ein dunkelhaariger Mann mittlerem Alters um die Ecke und sah auf die zwei vor dem Haus stehenden.
"Alles in Ordnung? Ist jemand verletzt?", kam es von ihm und er rannte auf sie zu. Rob hatte natürlich kein Wort verstanden, war es doch Deutsch mit Dialekt, was der Mann von sich gegeben hatte.
Sally sah auf und schüttelte den Kopf, bevor sie ebenfalls im schlimmsten Deutsch, hatte Bourdon es doch im Nachbarland schon eigenartig gefunden, eine Antwort zurück gab.
Brachte es doch Rob nur zusammen, wahrscheinlich zu verwundert zu starren und musterte den Mann. Neben dem Schnauzbart, der mit der Haarfarbe übereinstimmte, welche Haarspitzen etwas unter dem schwarzen Truckercap hervorlugten, hatte er stark gebräunte Haut. Er hatte sich über das ausgewaschene, graue Shirt eine blaue Jacke geworfen, die etwas an einen Mechaniker erinnerte. Dazu noch durchlöcherte Jeans mit Schmutzflecken übersät. Nicht zu vergessen die Hände, die nicht wirklich verschont von grauem Staub würden.
Nun deutete er kurz auf Rob und bekam ein leichtes Lächeln auf die Lippen, worauf Sally nur lachte.
"Rob spricht nur Englisch", sah sie zu ihm hinauf, von welchen Satz er nur zwei Wörter verstanden hatte und sie hauchte kurz, "mein Vater."
"Robert Bourdon", streckte er dem Mann sofort die Hand hin, "aber bitte nennen Sie mich Rob."
"Georg Baumgartner", schüttelte er die Hand kräftig, "sehr erfreut. Seid ihr wirklich nicht verletzt?"
Bourdon schüttelte energisch den Kopf, aber er dies sofort unterließ und sein Gesicht leicht bezog. Es waren ja noch Kopfschmerzen vorhanden, die er für kurze Zeit vergessen hatte.
"Rob ist an den Türrahmen vorhin gelaufen", bemerkte Sally und strich ihm etwas die Klebestreifen glatt, "außerdem hat er mich bewahrt, bevor das Ding fast auf mich gefallen wäre."
Ein leichtes Lächeln, wenn auch getränkt mit Sorge, machte sich auf den Lippen des Vaters breit. Danach klopfte er Rob auf die Schulter.
"Gut gemacht."
Leicht geschmeichelt, nickte der Schlagzeuger nur. Danach sah er auf das Holz, welches wohl aus den oberen Stockwerken gebrochen sein müsste.
"Fällt jetzt das Haus auseinander?", fragte Bourdon leicht skeptisch und fing auf die Frage nur etwas Lachen von Georg ein.
Er schüttelte den Kopf und begann, ein wenig wie der eine Jediritter aus Star Wars, an seinem Schnauzbart zu zupfen: "Dieses Haus steht seit 1805. Da muss schon weit mehr passieren, dass es einstürzt."
Sichtlich erstaunt von dem Fakt, dieses Haus stünde schon knappe 200 Jahre, bekam Rob große Augen. Doch schoss ihm nur der Gedanken, ob es von da an keine Erdbeben hier gegeben hatte. Er wusste nicht, ob so etwas hier überhaupt vorkam.
"Aber", begann Georg, "ich weiß nicht wirklich, wie ich den Brocken ums Haus bringen soll", sah er nun zu den beiden und wandte sich an seine Tochter, "und vielen lieben Dank, dass du den Traktor wieder zurück gefahren hast."
Sie hielt ihm nur schmunzelnd den Daumen entgegen, unter wessen Nagel sich nun ein violett-blauer Mix aus angestautem Blut versammelt und verfärbt hatte: "So der Vater, so die Tochter."
Als wäre diese Verletzung die Antwort darauf, warum sich der Vater selbst die Maschine geholt haben müsste.
"Vielleicht kann ich ja helfen", meldete sich Rob, der nun seine Umarmung unterbrach und Sally ihn ebenfalls losließ. Hatte sie sich doch immer noch an seinem Shirt festgekrallt gehabt.
"Versuchen wir's."
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