XV: final masquerade
Brad ließ nur einen kurzen, erschrockenen Schrei von sich, während er einen großen Schritt zurück machte. Rob reagierte nicht anders und machte einen Schritt zur Seite, um der bereits vorhergesehenen Kollision doch noch auszuweichen.
"Wo warst du?", kam es etwas empört von Delson, "du warst einfach weg. Kannst du mir mal sagen warum?"
Bourdon haderte mit dem Gedanken, es Brad anzuvertrauen, doch hallten zu viele Gegensätze in seinem Kopf, die mehr als nur ein wenig Spott und Sticheleien prophezeiten. Darauf entschied er nichts zu sagen und einfach nur mit den Schultern zu zucken.
Der Blick von Brad ließ ihm aber schnell ein paar Worte über die Lippen huschen, wusste Rob doch, würde er von diesem Fleck nicht mehr ohne Erklärung wegkommen.
"Ich dachte, das wäre ein alter Kollege vom College, der kam ja auch aus der Gegend, aber nichts. Ich hab mich gestäuscht", zuckte er erneut mit den Schultern, "können wir jetzt gehen?"
Delson zog die Augenbrauen verwirrt nach oben: "Vorhin hast du es doch auch nicht so eilig gehabt, zu gehen. Warum jetzt?"
"Weil ich will", klang es eher vom einem Teenager gesprochen, als von Rob. Brad nahm dies einigermaßen so hin und sah zu ihm, dem er nun die nie ausgesprochen übergebene Verantwortung zuschrieb, den Weg zurück ins Hotel zu finden.
Angekommen, wurden die beiden sofort von Mike überfallen, den Rob nur mit einer kurzen Handbewegung und Gähnen zum Verstummen brachte, während er in das Zimmer, vor welcher Tür Shinoda stand, tapste. Dave, der auch anwesend war, vollübte seine abendlichen Klimmzüge am Türrahmen, welcher zur Badezimmertür gehörte und gab nur ein gepresstes Hey von sich, als er Rob bemerkte.
Dieser warf sich in sein Bett, welches das letzte im Raum war und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Genau hatte er es nicht betrachtet. War er doch nur dazu gekommen, seinen Koffer unter dem Bett zu verstauen und die wichtigsten Sachen in den kleinen Schrank zu stecken, der sich vor ihm an der Wand in einem satten Massivholz erstreckte. Rechts von ihm, war eine kleine Balkontür und daran anschließend zwei kleine Fenster links und rechts von dieser Tür. Die Aussicht war nicht wirklich atemberaubend, starrte man doch direkt auf das nächste Haus und unter einem erstreckte sich die Straße.
Dennoch schimmerten die letzten Restsonnenstrahlen durch das Fenster, welche Vorhänge noch keiner der drei Bewohner zugezogen hat und tauchte das sonst recht eintönig weiße Zimmer in einen leichten Orangeton, der dem Bart von Phoenix glatte Konkurrenz werden konnte. Einfach gesagt, war der Fußboden ein heller Parkett mit leichten Kratzern und anderwertigen Gebrauchsspuren, die Bettgestelle waren ebenfalls aus Holz und mit weißen Überzügen versehen. Eine einzige Pflanze, ein kleiner Kaktus, war als vegetative Dekoration auf dem Fensterbrett vorhanden und spendete etwas Trost in der Eintönigkeit.
Rob sprang auf, schnappte sich Handtuch und frische Klamotten, bevor er Dave von seiner sportlichen Aktivität abbringen musste und sich im Badezimmer verschanzte. War seine Stirn jetzt schon heiß von den vielen Fragen und Gefühlen, die durch seine Gehirnzellen rauschten, wie dünnes Blut. Schlaf konnte er für heute auf morgen vergessen, welche Erkenntnis ihm nun schlich, als er in den Spiegel sah. Rob schloss seine Augen und versuchte den sanften Duft von zartem Parfüm ganz wahr zu nehmen, welches seine Gehirnmaschine noch einen Gang höher schalten ließ. Letztendlich, mehrere Minuten nur mit bloßem Anstarren seiner selbst im Spiegel als wirkvolles Denken verschwendet, stieg er unter das lauwarme, schon fast kalte Wasser.
So spülte er wie jeden Tag, all seine Sorgen und verworrenen Gedankengänge den Abfluss hinunter, während das Wasser ihn neu belebte. Doch heute schient dieses lang vorhandene Ritual nicht zur Gänze zu funktionieren, hing immer noch etwas zwischen seinen Gehirnzellen fest.
Bourdon war nun eigentlich fertig, sich ins Bett zu werfen und stundenlang gähnend an die Decke zu starren. Minute an Minute mit Denken zu füllen. Er rubbelte sich noch schnell die Haare so trocken, um sie nicht föhnen zu müssen und tapste aus dem Bad. Gefolgt von den Blicken von Farrell und Shinoda, die beide auf ihrem Betten saßen, zueinander gedreht. Es wirkte so, als wäre Rob in ein Gespräch geplatzt, welches er nicht hätte hören sollen, worauf er beiden einen fragenden Blick schenkte, den sie nur erwiderten.
Bourdon warf seine alten Klamotten auf das Bett und ließ sich daneben auf die Kante nieder. Wiederum auf der Seite, um das Gesicht von Mike und den Rücken von Dave zu sehen, der zu Rob über die Schulter sah, während dieser sich nochmals die Haare kräftig trocken rubbelte, bevor er das blaue Handtuch endlich zur Seite legte.
"Soll ich gehen und mich zu Brad und seine Leute verschanzen?", fragte er recht kühl und schon wieder ganz wo anders mit den Gedanken.
Dave schüttelte den Kopf und Mike antwortete: "Nein, wo seid ihr eigentlich gewesen?"
"Ein Konzert, von der Kapelle aus dem Dorf, glaube ich", schmunzelte Rob leicht, "war nicht wirklich schlecht, ist deswegen ein wenig später geworden."
"Und du hast einen Collegefreund getroffen?", war nun Phoenix dran, zu fragen, während sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen des Bassisten schlich. Rob hatte nur eine kleine Vorahnung, dass Brad den beiden alles erzählt hatte. Vielleicht auch zu viel, was meistens nur seiner Fantasie und nicht der Wahrheit entsprungen war.
"Dachte ich", lachte er kurz, "ich hab mich aber mächtig getäuscht. Wie sieht es mit dem Song aus?"
Nun sahen sich Shinoda und Farrell leicht fragend an, waren sie anscheinend noch nicht am Ende ihres Fragenspiels angelangt gewesen. Dennoch nickten sie und ließen Rob seinen Frieden, der um diese Zeit nicht mehr wirklich für lange Gespräche zu begeistern war. So verstaute er seine restliche Kleidung im Koffer und hing das Handtuch im Bad auf, bevor er unter die Bettdecke kroch und sich die Decke bis knapp zu den Ohren hochzog. Seine Zehenspitzen lugten über den Rand der Matratze hervor, da das Bett mehr als nur ein kleines bisschen zu klein für ihn war. Ein Problem, welches zu 50 Prozent bei jeder Tour auftauchte. Problemlösung hatte er noch keine dafür gefunden.
So schloss er die Augen, weggedreht von Dave und Mike, die sich nun auch fertig machten und er blickte noch ein letztes Mal auf sein Smartphone, welches ihm eine Uhrzeit von 13:42 kalifornische Zeit beschert. Zu faul um seinen Standort zu ändern, murmelte er noch schnell in den Raum: "Wie spät ist es denn ?"
"Kurz vor 11", kam es im selben Gemurmel vom zähneputzenden Mike, der von Bad aus das halbe Zimmer damit erfüllt hatte.
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