XIX: no roads left

Überrascht wurde beim ersten Schritt in das Zimmer ihm die Jacke entgegen geworfen. Etwas ungeschickt fing Rob im letzten Moment noch den Stoff und vor seinen Füßen segelte ein weißer kleiner Brief auf den Boden. Zuerst starrte er darauf, hob ihn aber letztendlich auf.

Der Umschlag war überraschend leicht und nicht größer als seine Hand. Er drehte ihn kurz zwischen seinen Fingern und erkannte nun in schwarz, ein paar Buchstaben darauf.

r. g. bourdon

Mit zartem Kugelschreiber in schwarz, waren diese Worte geschrieben und brachten Rob einen leicht verwirrten Blick. Mike, der ihm die Jacke zugeworfen hatte, sah nun zu Bourdon als würde er eine Antwort auf den Umschlag finden.

"Von mir ist er nicht", zuckte Shinoda kurz mit den Schultern. "Vielleicht von ihr?"

"Ich weiß es doch selbst nicht", starrte Rob ein letztes Mal darauf, bevor er sich die Jacke über die Schulter warf und sich auf sein Bett setzte.

Mit dem Daumen ritzte er den Brief auf und zog ein kleines Papier hervor. Der zarte Duft umspielte seinen Geruchssinn und danach fiel sein Blick auf die kleinen Buchstaben.

Ein kurzes Lachen entkam ihm und danach sah er auf die Uhrzeit seines Smartphones. Immer noch kalifornische Zeit.

"Mike", wirkte Rob nur leicht nervös. "Wie spät ist es?"

Shinoda sah auf seine Uhr und murmelte: "Knapp vor halb 12. Also in zehn Minuten gibt es Mittagessen. Warum fragst du?"

Rob war schon dabei, in ein neues T-Shirt zu schlüpfen und verharrte in der Handlung, es über seinen Oberkörper zu ziehen, als er zu Mike starrte.

So, als hätte er ihn bei etwas erwischt.

"Ich muss noch wo hin", schmunzelte er. Seine Augen glitzerten wie am Tag zuvor und das Lächeln war unverkennbar.

Er sprang förmlich in seine Schuhe und fuhr sich durch die zerzausten Haare, bevor er zur Tür hinaus rannte.

Mike saß nur da und wusste nicht recht, wie er darauf reagieren sollte. Doch seine Augen visierten den Brief, der offen auf dem Bett lag. Seine Fingerspitzen begann zu kribbeln und sein Verstand verlangte danach, ihn zu lesen. Der prüfende Blick zur Tür war für ihn von wichtiger Bedeutung, da es nicht selten vorkam, dass Rob noch einmal ins Zimmer stürmte, da sein Kurzzeitgedächtnis ihm wieder einmal ein paar Dinge unterschlagen hatte, die er eigentlich gebraucht hätte. Nun stand er lautlos auf und griff über das Bett von Dave auf Robs Bett; zum Brief.

Er befand sich zwischen Zeige- und Mittelfinger eingeklemmt, da seine Beine zu kurz waren.

Das Türknarren ließ ihn zusammenzucken und ein kurzes Räuspern erklang, worauf Shinoda sich umdrehte. Rob stand mit verschränkten Armen in der Tür und zuckte kurz mit den Augenbrauen, während Mike wie ein ertappter Räuber wirkte.

"Wirklich?", entgegnete Bourdon und glaubte Mike nicht ganz. "Wie billig ist das denn Mike. Das kannst du doch besser."

Erleichtert atmete Mike auf und lachte kurz, da er einen eher verärgerten Rob erwartet hätte. Hingegen nahm er es mit Humor und stellte die Art, wie Mike den Brief bekommen wollte, in Frage; waren ihm schon wesentlich bessere Taten eingefallen.

Mit einem Handgriff war das Papier aus Shinodas Händen geschnappt und Mike der Umschlag zugeworfen, mit dem er sich nun begnügen musste.

"Wartet nicht auf mich", rief Rob noch, halb durch die geschlossene Tür und rannte aus dem Hotel. Er hatte nur eine Adresse auf dem Zettel stehen und noch knappe fünf Minuten, um sie zu finden.

Bevor er anfing, Leute nach dem Weg zu fragen, entschied er sich, den weitgehend sicheren Dienst von Google zu benutzen, der schier alles fand.

So irrte er durch das halbe Dorf, welches ohnehin nicht groß war und entfernte sich sogar von diesem, worauf die Zweifel in ihm angefacht wurden. Immer weiter ließ er die Häuser hinter sich und kam nun an eine Abzweigung in den Wald, welche holprige Schotterstraße er betreten sollte. Ein Schild leuchtete in weiß zwischen den Sträuchern und Gräsern entgegen, die langsam aber allmählich den Pfahler dazu, einwuchsen.

Darunter war noch ein Schild, umschlungen von Pflanzen, welche er nun entfernte. Eine Hausanschrift kam ihm entgegen, mit einem Pfeil in den Wald, worauf er diese mit seiner auf dem Zettel verglich. Es war die gleiche.

Sicher, war Rob sich dennoch nicht ganz. Er wusste nicht, was ihn nun erwarten wird.

Würde sie ihn zur Rede stellen, warum er es gestern getan hatte.
Würde sie sich freuen.

Dies alles stand in den Sternen.

Und in der Zukunft.
Der Zukunft, welcher er sich nun stellte.

So spazierte er, begleitet von Vogelgezwitscher und dem sanften Rauschen des Windes, der durch die Blätter fuhr, durch den Wald. Durch die Baumkronen leuchteten vereinzelt Sonnenstrahlen auf den Weg. Langsam kam er dem sichtbaren Ende entgegen und die Sonne strahlte in das Ende des Baumtunnels.

Rob war nun erstarrt, als neben ihm, links und rechts, nichts anderes als Felder stand. Diese waren mit knietiefem Gras bestückt und mit unzähligen Blumen gesteckt.

Vor ihm, aus der Sichtgrenze ragend, erstreckt sich ein kräftiges Bergmassiv in luftige Höhen, welche leicht an den Spitzen mit Schnee bezuckert waren und scheint in der Länge nicht aufzuhören zu existieren.

Als sein Blick an den schroffen Gesteinsspitzen entlang wanderte, blieb er nun an einem langen Haus hängen.

Ein Haus, welches ihn magisch anzog. In der Ferne, neben den Vogelgesang, der vom Entfernen des Waldes immer leiser wurde, hörte er ein rhythmisches Klopfen. Das Klopfen eines Hammers auf einen Nagel. Doch von wo es kam, hatte Bourdon noch nicht herausgefunden.

Nun stand er vor der geöffneten Eingangstür. Blumen überhäuften ihn mit allen möglichen Farben und ihrer Pracht.

Das Haus war schlichtweg alt und heimelig. Kaum konnte Rob sich nun bewegen, war er doch zu beschäftigt damit, alles zu begutachten, was es nur gab. Als würde er es sich nicht verzeihen können, nicht alles entdeckt zu haben.

Doch ein Geräusch in der Ferne, welches das Hämmern nun ablöste und immer lauter wurde, ließ Bourdon aufmerksam werden.

Es klang wie ein Motorgeräusch.

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