XII: robot boy

Vorsichtig klopfte er an der Tür. Als er ein leises Herein wahrnahm, trat er ein und wurde mit strahlendem Gesicht empfangen.

"Hey Rob, wie geht es Mike?"
Die Aussprache der Wörter klang so unhandlich, als würde ein Rechtshänder mit links schreiben. Ein wenig wie ein Roboter. Doch Bourdon machte es nichts aus, war er doch froh seinen Namen aus ihrem Mund zu hören.

Er schloss die Tür hinter sich und kam auf sie zu: "Ich weiß nicht ganz. Er hat nur gelächelt, die ganze Zeit. Irgendwie scheint er recht glücklich zu sein."

Sally kicherte und deutete Rob, sich neben sie zu setzen. Als er nicht mehr da gewesen und das Zimmer leer war, hatte ihr etwas eindeutig gefehlt. Sie schob die Schuld auf ihn, von den Dingen ausgehend, die Mike ihr erzählt hatte.
"Hast du kurz Zeit?"

"Immer doch."
Mit fragender Miene und leicht flauem Magen, sah er sie an und setzte sich an die Kante des Bettes. Dieses Mal, rutschte sie nicht von ihm weg. Im Gegenteil. Sie kam ihm etwas näher und nahm seine Hand, als würde sie darin etwas suchen, was es nicht zu finden gab.

Sie begann auf ihrer Unterlippe zu kauen, was darauf hindeutete, dass sie noch nachdachte, wie sie ihm das sagen sollte, was sie ihm sagen wollte. Anscheinend war es schwer für sie und wahrscheinlich noch schwerer für Rob es zu verkraften. War er doch schon am Ende der Strapazen welche seine Nerven ertrugen, angelangt. Er fühlte sich nutzlos, wenn nicht zugleich kraftlos. Als hätte man ihm seine komplette Lebenskraft genommen. Seine Willenskraft entzogen. Sein Lächeln war nur mehr schwer zu zeigen und raubte ihm allerhand Kraft, es nicht nach dem Bruchteil einer Sekunde wieder fallen zu lassen. Schlicht und einfach, war Rob nicht mehr der, der er vorher gewesen war.

"Angenommen, Mike hat recht, dass wir beide", deutete Sally zwischen Rob und ihr hin und her, da ihr die Situation ein wenig peinlich war, "also wir waren zusammen, haben uns dann getrennt und ich bin deswegen hier gelandet, da ich Selbstmord begehen wollte. Angenommen, ich fühle etwas, weiß aber nicht den Grund dafür und verzeihe dir, obwohl Mike eigentlich daran schuld hat. Angenommen all diese Sachen treten in Kraft, würdest du dann immer noch mein Freund sein?"

Bourdon klappte leicht die Kinnlade hinunter und er hielt kurz den Atem an. Er blinzelte ein paar Mal. Wusste nicht wirklich damit umzugehen. Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, kam aber nicht dazu, da seine Stimmbänder versagten.
Alles was sie nur tat, um dieses schmerzende Gefühl in ihr, ihm nicht wirklich mit der Situation helfen zu können, zu beenden, war, sich an seine Schulter zu lehnen und seine Hand nun mit beiden zu umschlingen. Es tat ihr unendlich gut, seine Nähe zu fühlen, auch wenn das Vergangene wie ausgelöscht war. Dies hieß aber nicht, dass sie nichts mehr von dem vergessenen wissen wollte. Alles, sie wollte alles erfahren, was sie nur konnte. Woran Rob sich erinnern konnte. Was er ihr erzählen konnte.

Er legte nun seinen Kopf an ihren und atmete tief durch, bevor er mit Andacht klingend, seine Antwort verkündete: "Ich bin immer da. Egal was passiert."

Er legte eine Hand auf ihre um seine umschlugenen und genoss einfach nur die Stille. Die angenehme Stille neben ihr. Der Funke Hoffnung, der den schier dunklen Nachthimmel mit den unzähligen Sternen ein wenig erhellte. Der seine Seele erhellte.

"Die Besucherzeit ist zu Ende", stand jemand mit etwas strengerem Ton in der Tür. Die Haare pechschwarz und kurz geschnitten. Die Hände lässig in die Hüften des mintfarbenen Krankenschwesternoutfits gestemmt und den Blick auf Rob gerichtet, der nun aufsah. Er nickte kurz, hatte keine Lust mit der Schwester zu streiten, weder noch zu diskutieren. Mit einem Handgriff über das Bett, schnappte er sich sein Hemd und stand danach auf. Machte den ersten Schritt weg von ihr.
"Nein", quengelte sie und hielt ihn am muskulösen Oberarm fest, "ich will nicht, dass du gehst. Bitte." Das letzte Wort war hauchend zart und fast unverständlich, während Bourdon sah, wie sich Tränen in ihre Augen bahnten. Sein Blick fiel kurz über die Schulter zur Krankenschwester, die ungeduldig bei verschränkten Armen mit ihren Fingerspitzen auf ihrer Haut herumtippte und immer wieder auf die Uhr linste.

"Nicht weinen", machte er einen Schritt wieder zurück und nun klammerte sie sich ganz an seinen Arm, während sie zu weinen begann.
Rob sah wieder zurück, da er nicht mit der Situation fertig wurde. War er heute schon genug Stress ausgesetzt worden.
"Mein Freund ist noch beim Röngten", strich er Sally über den Rücken, "Kann ich währenddessen noch hier bleiben? Sonst finden wir uns wahrscheinlich nicht mehr."

Die Krankenschwester, sichtlich genervt von einer ihr billig vorkommenden Ausrede, nickte nur und trat hinaus. Rob wusste doch, dass sie ihn nicht rausschmeißen konnte.

So schlüpfte er aus den Schuhen und schwang seine Füße in das Bett, ohne ihr auch nur weh zu tun, worauf er besonderen Wert legte. Schniefend klammerte sie sich an sein Shirt und wollte sich am liebsten darin vergraben, doch er wollte dies nicht.
Bourdon legte einen Arm um sie, lehnte sich zurück an das Kopfende, welches sich in einer guten 45° Lage befand und strich ihr über die Schulter.
"Hey, nicht weinen, das tut mir nur mehr weh", fuhr er ihr durch die Locken und sie verstummte abrupt. Wie eine Raubkatze umklammerte sie seine Hand und versuchte sie so behutsam wie nur irgendmöglich, aus ihren verwundenen Haare zu hiefen, ohne dabei auch nur eine Locke zu zerstören.

"Mensch Rob", schmollte sie leicht vor sich hin, während sie mit seinen Fingern zu spielen begann. Er hingegen, konnte nichts anderes tun, als zu lachen. Herzhaft zu lachen über das, was er schon immer gerne getan hatte, um sie aufzuziehen. Was er vermisst hatte.

"Kannst du mir erzählen, was so alles passiert ist? Wie wir uns kennengelernt hatten und was wir gemacht haben?", kam es leise von ihr und sie sah zu ihm auf.

Rob sah zu ihr hinab und nahm sich die Brille ab, worauf sie ihn nur mit großen Augen anstarrte. Anscheinend hatte er ihr einen Anstoß gegeben.
"Hast du denn soviel Zeit?"

Sie lächelte, kuschelte sich näher an ihn heran und er kannte diese Geste. Die Geste, dass sie Zeit hatte und er nirgendwo mehr hin konnte. Ohne sie. Worauf er langsam das Tagebuch in seinem Kopf aufschlug und zu erzählen begann.

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