X: iridescent

Rob hatte ihm keine Antwort gegeben, als sie in der Tür gestanden waren. Er war nur auf das Bett zu gestürmt und hatte sie umarmt.
Sie war wach geworden.

"Bin ich froh, ich hatte solche Angst um dich", hauchte er ohne sie aus seinen Armen zu lassen.

"Bin ich ja auch", hauchte sie ebenfalls recht kraftlos, "aber ich..."

Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, drückte sie sich von ihm weg und musterte den Mann.

Er war sicherlich nicht viel älter als sie. Eine Brille mit schwarzer Fassung thronte auf seiner Nase und ließ dunkelbraune Augen hervorblitzen.

Sie trugen einen Hauch an Verwunderung in sich, während die Freude aber überwiegte. Seine langen, knapp bis zum Kinn reichenden Haaren waren am Schwarz ins Dunkelbraun vorbeigerauscht und hingen ihm etwas matt in das Gesicht.
Weiteres war er in ein graues Karohemd gesteckt, welches er zurückgestülpt und mit ein paar dunkle Jeans kombiniert hatte.

"Wer bist du", deutete sie mit dem Finger auf ihn. Rob sah nur zu Mike, der mit den Schultern zuckte. Bourdon lachte kurz, mehr amüsiert über diese Frage, als sie ernst zu nehmen.

"Ich bin Rob, du kennst mich", setzte er sich an die Kante und spürte, wie sie etwas von ihm wegrückte.

Ein Kopfschütteln kam ihm entgegen und sie scheint nachzudenken: "Nein, tue ich nicht. Woher sollte ich dich kennen?"

"Wir haben die letzten vier Monate miteinander verbracht", kam es wie aus der Pistole geschossen und sie begann zu lachen. Ein Lachen, welches ihn mehr als nur kränkte.

"Das müsste ich doch wissen", kam sie langsam wieder zur Ruhe, "aber einerseits, weiß ich nicht wirklich, wie ich ins Krankenhaus gekommen bin."

"Mit dem Krankenwagen", murmelte Mike vor sich hin, der mit verschränkten Armen seine Fußspitzen musterte.

"Wer ist das?", deutete sie auf ihn und bekam auch Antwort. Mike kam auf sie zu und schenkte Rob einen Blick des Mitfühlens. Dieser sprang nur auf und ging Richtung Tür, worauf Shinoda ihn fragte, was er machen würde. Antwort kam keine zurück.

"Ich bin Mike Shinoda, Rob's Freund", reichte er ihr vorsichtig die Hand und schüttelte sie. Ein kurzes Nicken kam ihm entgegen, während er sich am Fußende anlehnte und sie sich zurück in den Polster verkroch.

"Hat er recht", deutete sie zur Tür, "kenne ich ihn?"

Mike nickte. Er könnte ihr beide Ohren abkauen, schier alles wortgetreu wiederholen, was Rob ihm während den Fahrten von einem Tourort zum nächsten anvertraut hatte. Es gab so viel zu erzählen, doch ein Gefühl in ihm verriet, dass es sich nicht viel bringen wird.

"Mike, richtig?", riss sie ihn aus den Gedanken und sie hatte nun seine vollste Aufmerksamkeit, "kannst du mir irgendeinen Arzt holen, ich weiß nicht ganz, ob ich nicht noch um etwas Schmerzmittel anfragen sollte."

Mike nickte und entschuldigte sich kurz. Dies war nun der perfekte Zeitpunkt für ihn, Rob zu suchen. Wo immer er auch war.

Shinoda trat auf den Gang und hielt die erstbeste Krankenschwester auf, um sie wegen Schmerzmittel zu fragen. Diese bräuchte wiederum Zustimmung des behandelnden Arztes, worauf beide zu suchen begannen. Der Schritt der Schwester war schnell, worauf sich Mike anstrengen musste, ihr nachzukommen.

Beide standen, als sie um die Ecke kamen, in einer Streiterei. Die wütenden​ Schreie haben sie von weitem schon gehört, worauf sie zu laufen begonnen haben. Jetzt, standen sie davor und bekamen unschöne Bilder zu sehen. Und dazu noch äußerst ungewöhnliche.

Rob hatte den Arzt am Kragen gepackt, an die Wand gedrückt und wenige Zentimeter vom Boden hochgehoben. Dieser versuchte sich zu verteidigen mit Worten, während die Angst immer größer wurde, dass Rob handgreiflich werden würde. Mike wusste, dass Bourdon nichts dergleichen tun wird, worauf er den größeren an den Schultern packte, den Griff zum Mediziner so löste und Bourdon an die Wand, wenige Meter hinter ihnen, drückte.

"Rob, beruhige dich!", kam es zugleich schrill und leicht mädchenhaft von Shinoda, dem sein eigener Tonfall neu war.

Bourdon wehrte sich, wollte sich nicht in die Schranken weisen lassen: "Warum sagt er sowas!"

"Was hat er gesagt", brachte Mike seine ganzen Kräfte auf, um seinen Freund dort festzuhalten, wo er war. Shinoda sah über die Schulter zum Arzt, der sich nun seinen weißen Kittel glatt strich und die Haare durchwuschelte. Eine Antwort hatte er immer noch nicht gegeben.
"Alles was ich sage, kann natürlich nicht stimmen. Das sollte Ihnen schon bewusst sein."

"Sie haben gesagt, dass es nichts wieder als ein wenig Blutverlust und Bewusstlosigkeit ist. Sie haben mich angelogen!"

Die Worte von Rob hallten durch den ganzen Flur und bekamen Aufmerksamkeit einzelner Patienten und Krankenschwestern. Bourdon hingegen nutzte den Moment, um sich von dem leicht unkonzentrierten Mike loszureißen, der ungeschickt ein paar Schritte zurück stolperte, während Rob auf den Arzt losging. Die Krankenschwester, die bei diesem gestanden war, machte es geschickt und wich zur Seite, während Mike sich zwischen die zwei drängte.

Ein kurzer Schmerzesschrei erklang und Mike stolperte zurück an die Wand. Die Hände schützend um seine Nase gelegt. Leise begann er zu winseln, während Rob nur erstarrt war. An seinen Fingerknöcheln, klebte etwas rotes Blut, welches nun trocknete. Er glaubte gerade nicht, was er getan hatte.

Sein Arm wurde nun schwer und sank, worauf er zu Shinoda lief. Am Arzt vorbei, als wäre nichts gewesen und kniete sich vor seinen Freund.

"Hey Mike, alles in Ordnung?", kam es nervös, worauf er ein leises​ Lachen vernahm. So rau und tief, wie noch nie zuvor. Langsam nahm Shinoda seine Hände ab und hatte Massen an Blut daran kleben. Doch er lachte. Aus welchem Grund auch immer.

"Verdammt Rob, ich dachte nie, dass du zu sowas in der Lage bist", sah er zu Bourdon, "ich glaube, meine Nase ist gebrochen."

Rob versuchte sich zu verteidigen: "Ich wollte das nicht, du musst mir glauben."

"Weiß ich doch", legte er ihm eine Hand auf die Schulter und unterbrach den anrollenden Wasserfall aus unnötigen Entschuldigungen, "aber jetzt hilf' mir auf. Dann bin ich Teil in unserer Verletztengruppe."

Damit entlockte er Rob ein kleines Lächeln.
Mike verzog seine Nase leicht in jede Richtung, konnte aber den Schmerzen kaum standhalten. Und so schnell er sich auch versah, hatte der Arzt ihm händisch die Nase wieder eingerenkt. An die richtige Stelle. Shinoda jaulte kurz auf, legte eine Hand über die schmerzende Nase und hielt mit der anderen Rob leicht zurück, der sich wie ein beschützender Hund benahm.

"Darf ich Ihnen einen Verband anlegen?", fragte die Krankenschwester, "das würde nicht schaden."

"Ich glaube", blinselte Mike kurz, "wenn mir schwindelig wird. Ist das normal?"

Wie auf ein Stichwort griff Bourdon ihm unter die Arme und sie gingen zurück in das Zimmer von vorhin. Mit Verband und Desinfektionsmittel.

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