VII: leave out all the rest
Rob festigte seinen Griff, bemerkte aber sofort, dass sich dies nicht viel bringen würde. Er machte einen Schritt zurück und fing sie in gewisser Weise auf. Immer noch weinend, lag sie nun in seinen Armen und sie umklammerte ihre Arme krampfhaft.
Bourdon hob sie auf seine Arme, da er gemerkt hatte, dass sie auf ihre eigenen Füße keinen Halt bekam und trug sie auf den Teppich des Flurs. Er wurde schier verrückt, sie die ganze Zeit weinen zu hören, woran er schuld trug.
Rob rannte zum Vorhang der Balkontür, welchen er zur Seite riss und das Haus mit einem Atem von seinem dunklen Fluch zu befreien scheint.
Er wusste nicht, warum er sie auf den Flur gelegt hatte, anstatt in ihr Bett, doch er glaubte, dass es der Gedanke an das kleine Kästchen war, auf welches er ihr Füße legen konnte, würde sie ohnmächtig werden.
Als nun sein Blick zu ihr zurück fiel und er dieses Rot sah, durchfuhr ein Schmerzimpuls seinen Körper.
Ihr ganzes graues T-Shirt war in Rot getränkt, nicht im minimalsten befleckt. Tränen lief auf Dauerschleife über ihre Wangen, während ihre Schnitte an ihren Unterarmen nicht aufhörten zu bluten.
So machte er den Schritte in ihr Zimmer und durchwühlte den Schrank nach einem günstigen Stück Stoff.
Da stach ihm ihr blauer Lieblingsschal mit den violetten Fransen und den Indie-Muster ins Auge, den er sofort in die Hand nahm. Er verharrte kurz, bevor er mit seinen Zähnen einen kleinen Schnitt in das Gewebe biss und letztendlich kräftig in zwei Hälften teilte.
In seinem Kopf spielte sich ein erneuter Film ab, von dem er das Ende schon kannte. Er glaubte es zu wissen. Wusste er doch nicht, wie es diesmal enden würde.
Ohne wirklich stehen zu bleiben, warf er sich neben sie auf die Knie und umfasste sanft ihren rechten Arm, der vor Zittern kaum noch Ruhe fand. Der unkontrollierte Blutfluss war für einen Körper kaum zu bewältigen, nicht zu sprechen vom realisieren.
So versuchte er das Blut abzuschnüren, indem er knapp vor dem Ellbogen mit aller Kraft und einem ignorierten Schmerzesschrei den Stoff umband.
"Keine Angst, wir schaffen das schon", hauchte er nervöser und aufgehetzt, während er den Arm in seinen Händen sanft wieder zurück legte und den anderen nahm. Nicht anders wurde dort das gleiche vollzogen und nun sah eine stille Seele zwischen den Geländerstäben hindurch.
Mike war nun auch aufmerksam auf die beiden geworden, hatte aber nicht viel Zeit etwas zu sagen, da Rob ihn leicht anschrie. Natürlich nicht böse gemeint, aber ernst. Da er mehr als nur ein wenig die Nerven gerade verlor.
"Ruf den Krankenwagen! Nummer ist in der zweiten Küchenschublade gleich rechts."
Shinoda nickte, kramte etwas ungeschickt sein Smartphone heraus und ignorierte die zigtausenden Anrufe und Nachrichten von Chester und Brad. Wie beschrieben fand er neben mehreren sonstigen Telefonbüchern und kleinen Notizzetteln ein großes schwarzes mit einem Aufkleber darauf. Ein rotes Kreuz auf weißem Hintergrund leuchtete ihm entgegen. Darunter stand eine kurze Nummer, knappe drei Ziffern, die Mike mit seinen unergründlich zitternden Händen eintippte. Hatte er doch eine Sache nicht wirklich bedacht.
Rob hingegen kniete nun neben ihr und strich immer wieder sanft über ihre Hand. Sie zitterte am ganzen Körper und ließ ihm damit eine Gänsehaut bekommen, die sich langsam über den Rücken ausbreitete.
Doch nun sah er sie an, geschockt und erstaunt zugleich, worauf sie etwas ihre Augen öffnete. Sowie es ihr Körper zuließ.
"Warum hast du nichts gesagt?"
Sie wusste worauf er anspielte. Was er meinte. Sie wusste ihm aber keine Antwort darauf zu geben. Warum sie nichts gesagt hatte. Wollte sie ihn vor etwas schützen, was eigentlich überflüssig war. Hatte sie Angst davor, ihn zu verlieren.
"Ich hatte Angst", nahm sie sanft seine Hand und genoss die Wärme. Ihre Hände waren eiskalt und ihr Blut knapp vor den Gefrierpunkt. Er sah sie immer noch an. Anscheinend mit seinen Gedanken spielend. Sie wusste nichts aus diesem Gesichtsausdruck zu lesen. Und sie wusste noch weniger, wie er reagieren würde.
Er schüttelte sich aus seinen Gedanken und lächelte. Er lächelte, wie schon lange nicht mehr. Ein Lächeln, welches ihre Schmerzen verstärkte.
Von dem Moment an, wo er sie umarmt hatte, haben ihre Arme zu schmerzen begonnen. Ein Schmerz, der vorhin noch erlösend gewesen war. Eine unverständliche Sache, die ihr wohl niemand beantworten konnte.
"Das ist ja", hauchte er und festigte den leichten Griff, während er sich mit der anderen Hand seine Strähnen aus dem Gesicht strich, die deutlich länger geworden sind. Seit ihrem ersten Treffen.
Rob war nun so überwältigt, wenn nicht zugleich mit den Nerven am Ende, dass er selbst zu weinen begann.
Er versuchte dem ein Ende zu setzten, indem er sich immer und immer wieder die Tränen von den Wangen strich, der Tränenfluss aber nicht aufhörte. Bourdon lachte kurz über sich selbst und legte sich nun neben sie, eher er ihr einen glücklichen Blick schenkte.
"Jetzt weine sogar ich", rieb er eine Träne zwischen seinem Zeigefinger und Daumen, "das kann doch nicht sein."
Sie quittierte dies mit einem kurzen Lächeln, bevor beide die Decke anstarrte.
"Auch du weinst mal", schmunzelte sie und ihre Stimme wurde immer mehr zu der, wie Chester sie gewöhnlich trug, wenn er einmal zu sehr gesungen hatte. Wenn man seine Art zu Singen in gewisser Weise so bezeichnen durfte.
Rob schüttelte den Kopf unverständlich: "Ich will nur, dass du weißt, dass ich falsch gehandelt habe. Ich werde da sein, immer. Egal was passiert, was ist oder was noch kommt. Rob Bourdon wirst du nicht mehr los."
Nun war ihr Lachen unverkennbar erwärmen. Es brachte Blumen zum Blühen und Rob kilometerweit zum Laufen, auch wenn seine Füße schon aufgaben, um es zu hören. Vorsichtig tastete sie nach seiner Hand und umschlang sie so sanft wie schon lange nicht mehr.
"Du musst es nicht sagen, sondern versprechen. Den kleinen Fingerschwur."
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