VI: somewhere i belong

Rob hielt vor einem kleinen Häuschen. Sichtlich angespannt, legte er seinen Kopf auf das Lenkrad und atmete tief durch. Mike wollte ihm helfen, konnte aber kaum. Er wusste nicht, was er tun sollte.

Bourdon sprang wie aus dem Nichts aus dem Auto und Mike machte es ihm gleich. Shinoda betrachtete das lange Haus mit den vielen Blumen drum herum. Der obere Teil war aus Holz bestehend und hatte beim ersten Stock und dem Dachboden einen Balkon dabei. Die Haustür war groß und hob sich mit ihrer passenden Holzfarbe von den grünen Holzbalken ab, wo ein Paar davon alle vier Fenster, zwei jeweils links und rechts von der Tür, schmückten.

Erst als Bourdon wie ein Irrer gegen die Tür hämmerte, kam Mike aus seiner Besichtigung zurück. Er stürmte auf Rob zu und hielt seine Faust fest, die knapp davor stand, durch das Holz zu brechen, was einfacher gesagt als getan war.

"Rob, komm runter, vielleicht ist sie nicht da", hielt Shinoda die Hand seines Freundes mit beiden fest, worauf dieser sich nun losriss und den Kopf gegen die Tür lehnte. Die Handflächen auf das Holz gelegt. Er begann erneut zu weinen. Anscheinend schon längst überfällig und während der ganzen Reise und seinen Worten angestaut.

"Sie ist da", hauchte er, "sonst würden die Schuhe nicht vor der Tür stehen."

Mike's Blick fiel auf das blaue Paar Converse, welche neben dem kleinen Blumentopf mit weißen Gänseblümchen standen. Verdammt wie hatte Rob sie nur gekannt.
"Da ist was nicht richtig", hämmerte er erneut gegen die Tür und machte danach ein paar Schritte​ weg, während Mike dies auch tat, um sich einen Blick auf die Fenster im oberen Stockwerk zu erhaschen. Ob dort auch die Vorhänge zugezogen waren, wie im Erdgeschoss.

Danach fiel sein Blick zu Bourdon, der in leichter Schrittstellung und mit linker Schulter voraus einen eher unentschlossenen Blick aufgesetzt hatte. Mike verstand nicht, was er nun vorhatte.

"Du willst doch nicht durch die Tür", fragte er verwirrt und fing sich nun einen eher traurigen Blick ein.

"Was soll ich denn sonst tun, hm? Ich will jetzt da rein!"
Mit einem Kraftschrei und kräftigen Schritten rannte er auf die Tür zu. Mike schloss nur die Augen, als ein lauter Knall erklang.

Rob stolperte in den Hausflur und konnte sich gerade noch an der nächsten Türklinke festhalten. Seine Schulter schmerzte leicht, als er sich aufrichtete. In seinen Haaren hatten sich feine Holzsplitter verfangen und die Tür hing noch leicht ächzend in der Wand, während das Schloss leicht verbogen war. Mike lugte herein und sah zu Rob, als würde er auf etwas warten, was seine Unversehrtheit bestätigen würde. Hingegen bekam er nur einen Befehl zugeteilt.

"Ich gehe solange nicht, bis wir sie gefunden haben. Verstanden?"

Mike wollte noch etwas sagen, wurde aber mit offenem Mund von Bourdon stehengelassen, der in das erste Stockwerk rannte. Er beließ es und durchkämmte das Erdgeschoss. Er kannte sich nicht in diesem Haus aus, war er doch das erste Mal hier. Mike hatte immer nur von Erzählungen erfahren, dass es existierte. Wie es ungefähr aussah.

So entschied er sich für die erste Tür zu seiner rechten, an der Rob sich auch vorhin festgehalten hatte. Nun stand er in einem Wohnzimmer, welches schlicht eingerichtet und verlassen war. Er wanderte weiter zur Tür hinter sich. Dort war eine Küche mit alten Möbeln und einem kleinen Holzherd, der nach kurzem Hand auf die Platte legen, kalt war. Nach der feinen Staubdecke zu urteilen, schon etwas länger. Mike stand nachher auch noch in einer kleinen Speisekammer und einem Badezimmer. Und nun vor einer großen Tür. Links von ihm standen zwei Paar Stiefel in Schwarz und auf der kleinen Garderobe hingen eine graue Strickjacke und eine blaue Latzhose.

Rob hingegen durchkämmte das Schlafzimmer nur kurz.

Sein Blick schweifte über die vielen Bilder. Erinnerungen kamen hoch. Viel zu viele.

Danach rannte er die wenigen Schritte im Flur zum Badezimmer und eine eigenartige Erkenntnis schlich sich in seine Gedanken.

Warum war das ganze Haus dunkel. Durch die einzelnen Lichtstrahlen, die sich durch den Vorhang hindurchzwängten, konnte man den Staub durch die Luft kreiseln sehen.

Er wusste, wie sehr sie doch die Sonne liebte. Das warme Licht, wie es auf der Haut kitzelte und bei allmählichem Verschwinden immer angenehmer wurde. Wie sie als erstes am Morgen die Vorhänge zur Seite gerissen hatte und bei Regen von ihm in den Arm genommen werden musste.
Vielleicht hatte Mike recht und sie war nicht hier. Das wäre eine gute Erklärung für Rob. Anders hätte er keine Begründung, dass ein Paar Schuhe vor der Tür standen. Hasste sie es doch, wenn sie zuhause war. Und waren die Converse ihr heilig und ihre Lieblingsschuhe. Die würde sie, laut eigenen Angaben, nie vor dem Haus stehen lassen.

Als er nun leicht gedankenversunken das dunkle Badezimmer öffnete, riss ein Schluchzen ihn aus den Gedanken.

Er bekam nur eine schlanke Statur zu sehen. Vor seinen Füßen waren kleine Bluttropfen verteilt, über die er stieg. Danach schlang er seine Arme um sie und drückte sie leicht an sich.

Er vergrub seine Nase in ihren Haaren und inhalierte den süßen Duft von Pfirsich. Doch was er nicht spürte, was eigentlich immer auf ihn abgefärbt hatte, war die Wärme und Freude, die sie ausstrahlte.

Unterdessen weinte sie stärker und hauchte Worte vor sich hin, die selbst Rob nicht verstand. Die er aber verstehen wollte. Und dann spürte er die nassen, warmen Hände auf seinen liegen.

"Bitte geh nie wieder", hauchte sie und drückte ihren Kopf leicht an seine Wange, während er seinen Kopf in ihrer Halsbeuge vergrub. Doch danach, glitt sie ihm langsam aus den Armen.

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