Kapitel 9: Verletzt und Gebrochen
Meine Entspannung im Park konnte ich vergessen, da meine Gedanken immer wieder zu dem Blonden drifteten.
Warum hatte er sich jetzt schon wieder so anders verhalten?
Verdammt, der hatte wirkliche schlimmere Stimmungsschwankungen als eine Frau bei dem ersten Tag ihrer Periode.
Als ich im Park eine alte leere Holzbank fand freute ich mich, denn obwohl ich angespannt war wegen meiner kommenden Entscheidung ob ich mit ins Kino gehen sollte, wollte ich unbedingt meine Tagesplanung beibehalten.
Deswegen setzte ich mich auf die Bank und setzte mir meine großen schwarzen Kopfhörer auf meine Ohren.
Sofort ließ ich die Rappklänge von meinem Lieblingssänger NF durch meine Ohrmuscheln strömen.
Das entspannte mich wenigstens ein bisschen.
Es war heute besonders heiß, doch im Schatten der alten Eiche, hinter der Parkbank ließ es sich wirklich gut aushalten. Dieser Platz hatte großes Potenzial mein geheimer Rückzugsort zu werden.
Ich sah an mir herunter. Heute hatte ich mich getraut eine kurze Jeansshorts anzuziehen und ein dazu ein geblümtes Cropptop, mit meinen Lieblingssneakern.
Aber normalerweise hasste ich es meine Beine zu entblößen, kürzer als diese Shorts war sowie nicht drin. Denn ich besaß am oberen Teil meines linken Oberschenkels bis zu meiner kompletten Popacke einen Blutschwamm, der nicht wirklich ansehnlich war. Eine leicht rote Veränderung, die man nur wirklich sah wenn es hell war und mir kalt wurde. Ich litt sehr darunter.
Das letzte Mal als andere meinen Makel gesehen hatten, war das auf Milly's Poolparty in der sechsten Klasse gewesen. Natürlich trug man bei Poolpartys Bikinis und Badeanzüge, daher konnten ihn alle sehen.
Ich wurde zur Lachnummer des Tages und weinte mich bis spät Abends in den Schlaf.
Das war gleichzeitig auch das letzte Mal das ich geweint habe, geschweige den probiert habe mir neue Freunde zu suchen.
Die Kinder hatten sich vor mir geekelt und keiner wollte mehr mit mir spielen.
Ab da an wurde ich "Unsichbar" und zog mich mehr und mehr aus dem Gesellschaftsleben zurück.
Ich seufzte tief. Eine unangenehme Erinnerung die ich wieder ganz weit weg schob. Stattdessen kramte ich mein Notizbuch heraus und begann wieder die Leute im Park zu observieren und zu analysieren, meine liebste Beschäftigung.
Heute waren einige Menschen im Park, von Familien mit kleinen Kindern, über Studenten so wie ich, bis hin zu einer Gruppe Rentner, die Tai Chi machten. Ich konnte von Glück sagen, das ich überhaupt diesen Platz hier bekommen hatte. Ab und zu lief das ein oder andere Paar an mir vorbei und schenkte mir grimmige Blicke, da sie sicher die Bank für sich haben wollten um hier rum zu machen.
Das wäre sicher der perfekte Ort für so etwas, nicht das ich da viel Erfahrung hatte, aber hier hatte man einfach einen super Blick über den ganzen Park und war doch fern ab von allen und wurde nicht direkt war genommen.
Mein Blick fand eine Gruppe Jugendlicher die es sich bequem am See in der Mitte des Parks gemacht hatte, als ich näher hinsah erkannte ich sie. Das war Eric mit seinen Freunden. Scheiße, was machten die den hier? Warum gerade dieser Park?
Wie auch andere zogen sich alle aus und legten sich auf ihre Badehandtücher. Das war wohl ein beliebter See zum schwimmen. Erst als ich meinen Blick über meinen ganzen Sichtbereich schweifen ließ, viel mir auf, das sie nicht die einzigen waren, die das super Wetter zum schwimmen nutzten.
Verdammt! Wie naiv war ich eigentlich?
Sie waren weit genug von mir weg, Sie sollten es also nicht mitbekommen, wenn ich mich jetzt umdrehte und einfach ging. Ich war so Antisozial geworden, das ich im Moment nicht noch mehr Konfrontationen mit mehr fremden Menschen aushielt. Darauf war ich einfach nicht vorbereitete gewesen.
Jetzt war die gesamte Innere Ruhe verschwunden und ich packte hecktisch meine Buch in meinen Rucksack und verstaute meine Wasserflasche. Dann schulterte ich den Rucksack und griff nach der Lederjacke und dem Helm. Dabei beobachtete ich die fröhliche Truppe unentwegt und achtete nicht darauf wo ich hinlief. Das brachte mich zum stolpern und mit weit aufgerissen Augen sah ich meinem Ziel, dem harten Boden entgegen. Ich schlug mit meiner Knie gegen was hardest und zischte leise auf, bevor ich mich berappelte und sofort wieder aufstand.
Schnell hastete ich zum dem Platz, wo ich mein Motorrad geparkt hatte. Erst als ich mich ein paar schritte von der Bank und dem Baum entfernt hatte, wagte ich es mich umzudrehen, ob es jemand gesehen hatte.
Natürlich war es nicht unbemerkt geblieben...einem war es aufgefallen...es war Erics Freund Kay und seine grünen Augen trafen die meinen. Erschrocken über dem Blickkontakt, drehte ich mich direkt wieder um. Ich wolle nicht das er dachte ich hätte sie verfolgt und beobachtet, woher der zweite Punkt ja zum Teil stimmte, aber ich hatte es nicht darauf angelegt.
Ich humpelte so schnell wie möglich zu dem Parkplatz und traute mich gar nicht auf die Stelle an meinem Schienbein zu sehen, die so brannte.
Außer Atem und mit pochendem Herzen kam ich an meinem fahrbaren Untersatz an. Erschöpfte lehnte ich mich dagegen und sah das erste mal herunter und stellte fest das ich einen hässlichen Schnitt an meinem Knie hatte. Das Blut quoll noch immer aus der Wunde und lief mein Bein herunter.
"Fuck!" presste ich unter schmerzen hervor und suchte nervös in meinem Rucksack nach irgendetwas was mir helfen konnte das Blut abzuwischen. Aber natürlich waren keine Taschentücher mehr in meiner Tasche.
"Hey, alles okay bei dir?" fragte eine bekannte Stimme und ich blickte auf. Kay war mir gefolgt und sah mich etwas besorgt an. Er war alleine gekommen.
"Ja, ja alles okay bin nur gefallen. Ist nicht schlimm!" antwortete ich schnell und versuchte mich so zu drehen das er die betroffene Stelle nicht sehen konnte. Doch ich war zu langsam.
"SHIT! Das sieht aber nicht nach "nicht so schlimm" aus." antwortete er entsetzt und sah auf mein Bein.
"Warte ich habe eine Erste-Hilfetasche in meinem Auto, die hole ich und verbinde es. Das muss dringend gesäubert werden!"
Ehe ich dagegen sprechen konnte, hasstete er zu einem alten rostigen VW Käfer und kam gleich drauf mit einer kleinen Tasche wieder. Das Rote Kreuz zeigte die erste Hilfe an.
"Am besten setzt du dich auf dein Motorrad und lässt das Bein locker runter hängen. Du kannst dich auch an meiner Schulter festhalten."
Ich nickte und tat das er wollte, außer mich bei ihm fest zu halten.
"Das wird jetzt brennen okay...aber ich muss die Wunde desinfizieren." redete er weiter und konzentriere sich auf mein Knie.
Wieder nickte ich und im nächsten Moment wurde der brennende Schmerz durch das Wundspray verstärkt. Erneut entwich mir ein zischender Laut.
"Fuck, tut das weh!" presste ich hervor und kniff die Augen zusammen. Als ich fast mein Gleichgewicht verlor klammerte ich mich doch an seine Schulter und hielt mich fest.
"Lenk dich ab!" sagte er und ich dachte an etwas was mich ablenkte. Immer noch dröhnte Musik aus einem meiner Kopfhörer in mein Gehirn. Also rappte ich einfach den Text mit ohne groß darüber nachzudenken.
"All I ever wanted was somebody to hear me
And all I ever wanted was somebody to feel me
And everybody wanna tell me that I'm out of my head
When I'm on the mic that's fine but that don't scare me
It's been a long time but I'm back now
Rap pow welcome to the rap house
Rap pow will live till I pass out blackout blackout
Everybody keep on wondering if I still rap now
Are you serious, anybody out there hearing this?
Yo I came in the game as a lyricist
And I'ma leave like that, period
You sniff lines, I write lines, you've now entered in my mind
And you better get ready cause you might find
I'm from a different place and my kind"
Der Schmerz ließ langsam nach und ich sah in Kay's verwunderten Blick, aber er lächelte breit.
"Du hörst NF und kannst seine Texte rappen?" fragte er erstaunt und ob eine Augenbraue hoch. Sofort lief ich rot an. Verdammt hatte ich wirklich vor im gerappt? Als ich nicht antwortete redete er einfach weiter.
"Krass ich liebe NF und habe noch nie jemanden getroffen der den gleichen Musikgeschmack hat wie ich."
"Ehhh..ja ich steh voll auf Rapp!" gab ich kleinlaut zu.
"Man das ist Mega...endlich jemand mit dem ich darüber reden kann. Wusstest du das er in drei Monaten nach New York kommt und hier ein Konzert gibt." erzählte er begeistert und ich nickte.
Er klebte ein großes Pflaster auf meine Wunde und stellte sich vor mich.
"Ja das wusste ich...hab schon mein Ticket." lächerte ich stolz und zeigte ihm mein Ticket auf dem Handy.
"Jetzt bin ich neidisch...ich habe keins mehr bekommen!" grinste er freundlich und ich schmunzelte.
Sein Handy klingelte und er ging an sein Telefon.
"Ja ich bin am Auto...ja ich komme...bis gleich." hörte ich und er legte auf. Ein freundliches Grinsen lag auf seinen Lippen, das seine Augen erreichte.
Damit wurde ich wieder zurück geholt, denn ich wollte ja abhauen.
"Du ich muss los ja, wir sehen uns!" sagte ich freundlich und schwang das andere Bein über mein Motorrad.
"Hey du musst nicht gehen, komm doch einfach mit zu uns. Wir sehen uns nachher ja sowie so...außerdem weiß ich nicht ob es so gut es wenn du damit fährst." und er zeigte auf mein Knie.
"Ne sorry geht nicht...muss wirklich los." bedankte ich mich und zog meine Jacke und meinen Helm an. Er nickte nur und ich startete den Motor bereit um endlich hier weg zu kommen. So früh hatte ich wirklich nicht geplant sie alle wieder zu sehen.
Vielleicht war es besser das Kinotreffen sausen zu lassen.
**
Und doch fand ich mich überpünktlich um 20:20 Uhr vor dem besagten Kino auf meinem Motorrad wieder, von den anderen war noch keine Spur zu sehen. Das war so eine dumme Idee gewesen, warum war ich hier her gefahren?
Ich drehte bewusst noch einmal ein Runde um den Block, um nachzudenken was ich jetzt wollte und ob sie alle auch wirklich kamen und mich nicht vorführten.
Diesmal standen Sie da, nicht alle sondern nur Megan, Kay und naja Eric, der sich immer wieder umsah. Suchte er nach mir? Ein paar warme Schmetterlinge machten sich in meinem Bauch breit. Sie hatten mich noch nicht bemerkt, da ich noch auf der Straße stand vor der roten Ampel als ein silberner Sportwagen neben mir hielt.
Aus ihm dröhnten nur so die Bassklänge von Dinner Guest von AJ Tracey und ich sah aus dem Augenwinkel das es vier Männer in meinem Alter waren, die laut zu dem Test gröhlten. Einfach ignorieren, wiederholte ich immer wieder in meinem Kopf, doch leider blieb ich nicht unbemerkt.
"Hey Baby!" schrie mir der Beifahrer entgegen und ich drehte meinen Kopf leicht in seine Richtung. Warum war diese Ampel verdammt nochmal so lange rot!"
"Geiler Arsch!" fügte er hinzu und schrie es über die Musik hinweg zu mir.
Ich ignorierte die vier weiter, doch durch seinen Kommentar waren Eric und seine Freunde jetzt auch aufmerksam auf uns geworden. Ich schob mein Visier hoch und sah direkt in Erics blaue Augen, der wütend die vier neben mir anvisierte.
"Baby, lass mich mal fühlen!" rief der Beifahrer aus und im Schreck drehte ich mich wieder um, zu dem silbernen Sportwagen. Er hatte sich aus seinem Fenster gelehnt und versucht mir auf den Arsch zu klatschen. Zum Glück war sein Arm dafür ein wenig zu kurz.
"Verpiss dich!" schnauzte ich ihm entgegen und schlug seine Hand weg.
Ehe er antworteten konnte stand Kay an meiner Seite und starrte ihn wütend nieder.
"Gibt es Probleme?" Knurrte er und stelle sich beschützend zwischen mich und die Kerle im Auto.
"Sag der Süßen sie soll sich locker machen." Gab der schmierige Fahrer zurück.
"Macht das ihr abhaut oder euch blüht etwas!" Sagte er bedrohlich.
Plötzlich spürte ich eine zweite starke Präsenz neben mir, es war Eric.
Er griff an meine Taille knapp über meinem Arsch und setzte sich hinter mich auf das Motorrad. Kurz bevor die Ampel auf grün schaltete zischte er den vier zu: "Finger weg von meinem Mädchen!"
Kay hatte sich in der Zeit wieder auf den Bürgersteig gestellt und sogar Megan war dazu gekommen und sah die vier wütend an.
Die vier grinsten uns blöd an fuhren aber nach einem ordentlichen Hupkonzert los.
Eric kam nah an meinen Helm und sagte:
"Komm Baby suchen wir dir einen Parkplatz..."
Ohne weiter darüber nachzudenken folgte ich seiner Anweisung und fuhr los...
Hallöchen,
Ich bin wieder da mit einem neuen Kapitel.
Was sagt ihr zu dem kleinen Unfall von Ana?
Kay ist ziemlich nett zu ihr, warum? Habt ihr eine Vermutung?
Und Ric hat sich wohl entschieden...ist sein Interesse echt oder weiter nur Ablenkung?
Schreibt gerne Eure Gedanken hier auf...
Bis bald 😉
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