Kapitel 37: Realeana
Bin ich mir treu geblieben?
Bin ich echt geblieben?
Habe ich mich für andere verändert um ihnen zu gefallen?
Meine Antwort würde lauten zweimal „JA" und „NEIN"
Ich hatte so viel gelernt.
Zum Beispiel, dass ich mich nie hätte verstellen müssen. Das echte Freunde dich so lieben und schätzen wie du bist und die Personen, die es nicht tun deine Zeit und Kraft nicht wert sind.
Ich brauchte kein dummes Buch, dass mir half andere besser zu verstehen, sondern nur meinen gesunden Menschenverstand.
Und jeder machte Fehler und jeder musste vergeben.
Absolut zufrieden lächelte ich in mich hinein.
Ich saß stolz in der ersten Reihe des Gästeblocks der Universität in New York, an der Eric studiert und erfolgreich seinen Abschluss gemacht hatte.
Er trug eine schwarze Robe mit einem Schwarzen eckigen Hut auf dem Kopf. Ein roter Faden hing an der Seite herunter. Irgendwie landete das blöde Ding immer in seinem Gesicht.
Meine Mundwinkel verzogen sich heimlich zu einem kleinen Schmunzeln.
Neben mir saß seine stolze Mutter und Tilda mit Kay.
Die anderen hatten sich im hinteren Gästebereich verteilt.
Es war das erste Mal seit ein einhalb Jahren das ich wieder hier auf dem Gelände war.
Es fühlte sich etwas seltsam an aber es war okay.
In dem vergangenen Jahr, hatte mich Ric zweimal besucht. Mehr konnten wir uns neben unseren Studien nicht leisten. Aber das war im Ordnung so.
Jetzt freute ich mich darauf das er seinen Abschluss bekam und im St. Merlin's, zwanzig Minuten von meiner Uni einen guten Job in der Unfallmedizien bekommen hatte.
Als Eric aufgerufen wurde, steckte ich mir zwei Finger in den Mund und pfiff laut.
Marcy und ihr Ehemann sahen mich lachend an, während Kay sich empört die Ohren zu hielt.
„Verdammt Cup hättest du mich nicht vorwarnen können?"
Ich grinste ihm frech ins Gesicht und TJ lachte ihn aus.
Die beiden waren echt das süßeste Geschwisterpaar, das ich kannte.
Kaum merklich ließ ich kurz meinen Blick durch die Reihen schweifen und suchte heimlich nach meinem Zwilling.
Wie erwartet hatten wir nur sehr selten Kontakt.
Er besaß zwar meiner Nummer aber außer ein „Wie geht es dir?" einmal im Monat schrieb er nicht viel.
Auf Bilder die ich ihm am Anfang geschickt hatte reagierte er gar nicht und so gab ich auf.
Denn mit Druck kam man bei Blake gar nicht weiter und das wollte ich auch nicht.
Der Sprecher zog natürlich meine Aufmerksamkeit sofort auf sich, als er laut „Herzlichen Glückwunsch an Eric Miller"
ausrief.
Stolz sah ich auf die Bühne zu meinem Freund, der eine leichte Röte auf dem Gesicht trug und sein Zertifikat an sich nahm.
Alle applaudierten, auch die vielen Personen die Eric nicht kannten.
Sein Blick fand mich und ich lächelte ihm glücklich zu bevor ich schrie:
„Achtung Kay!"
Ich steckte mir wieder die Finger in den Mund und pfiff erneut laut auf.
Eric lachte und verließ winkend das Podest, bevor er sich wieder auf seinen Platz setzte.
Als alle bestandene Schüler vom Direktor höhst persönlich beglückwünscht wurden, wurden sie von ihren Familien in Empfang genommen.
Ich ließ natürlich Erics Mutter Marcy und seinem Stiefvater den Vortritt. Die beiden schienen sich gut zu verstehen.
Doch nachdem er seine Eltern gedrückt hatte, kam er gleich zu mir.
Ich sprang in seine Arme, verknotete meine Beine über seinem schmalen Becken und hielt mich an seinen starken Schultern fest.
Er wirbelte mich einmal um seine eigene Achse, bevor er mich noch näher an sich zog und mir einen Kuss auf die Lippen drückte.
„Herzlichen Glückwunsch Baby."
„Danke Little Bird."
Ich musste ununterbrochen schmunzeln und entklammerte ihn. Er zog eine kleinen Schmollmund wurde aber dann schon von seinen Freunden in Empfang genommen, die sich auch sehr für ihn freuten.
Ich blickte über den wilden Haufen. Nach und nach kamen auch noch die anderen dazu und ein Paar mehr die ich nicht so gut kannte.
Zufrieden sah ich über die Truppe hinaus und erblickte in einiger Entfernung Jess. Unsere Augen trafen sich und sie erstarrte kurz.
Mein Gesicht blieb neutral ich hegte keinen Groll gegen sie.
Als sie auftaute schlängelte sie sich jedoch schnell durch die Studentenmenge zum Ausgang.
Kurz fragte ich mich wie es ihr ging.
Doch auch wenn sie sich in ihrem Brief zutiefst bei mir entschuldigt hatte, so war sie niemand mit dem ich weiter Kontakt haben wollte.
Ja, ich hatte den Brief gelesen und es war für mich wichtig, um alles endgültig verarbeiten zu können.
Gleich nachdem mein Flugzeug nach San Francisco gestartet war, hatte ich ihm aus dem Handgepäck gezogen und drei Mal gelesen.
Anschließend ließ ich alle Gefühle die ich hatte auf mich wirken und habe ihm seit her nicht mehr angefasst.
Ich verstand vieles was sie getan hatte jetzt besser, auch wenn es ihr Verhalten nicht rechtfertigte.
Sie brauchte professionelle Hilfe, genau wie mein Bruder Arvid.
Aber die konnte ich ihr nicht geben.
Ich seufzte einmal leise auf.
Arvid ging es besser.
Die neuen Therapien für stark aggressive bipolare Störungen schlugen bei ihm an.
Ich hatte ihn nicht besucht. Die Ärzte rieten davon ab, da ich einer der Hauptauslöser für diese Verhaltensweisen war.
Warum hatten die Ärzte mich nicht ausreichend geklärt aber es lag wohl an meiner höheren Intelligenz, von der er sich immer bedroht gefühlt hatte.
Er bekam das Gefühl immer gegen mich antreten zu müssen, was ihn unter Druck gesetzt und ihn so wütend gemacht hatte.
Seltsam, dabei hatte ich immer zu ihm aufgeschaut und ihn für seine Sozialkompetenz bewundert.
Aber auch die war nur erzwungen und gelogen, damit er ins Bild passte, das alle sehen sollten.
Zwei Arme rissen mich aus meinen Gedanken und schlugen sich um meine Mitte.
„Hast du Hunger?"
Ich lachte und drehte mich halb zu Eric, der grinsend zu mir herunter sah.
„Ich habe immer Hunger!"
„Perfekt, dann lass uns los gehen. Die anderen wollen auch essen und warten auf uns."
Er drückte mir einen Kuss auf die Wange.
„Kommt Blake auch?"
Hoffnungsvoll sah ich ihn an.
„Nein, leider nicht. Er hat noch etwas wichtiges zu erledigen."
Mein Blick glitt an Eric vorbei zu Blake, der sich von allen verabschiedete außer von mir.
Mit warf er einen flüchtigen Blick zu und nickte mit einem Halblächeln, bevor er verschwand.
„Aber Yara kommt mit!"
Versuchte Ric mich aufzumuntern und ich konzentrierte mich wieder auf das Positive.
Ich stellte mich auf Zehenspitzen und hauchte an Erics Ohr:
„Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn wir alleine sind."
Rics Mund klappte leicht auf, bevor es durch ein dickes Grinsen ersetzt wurde.
„Vielleicht sollten wir uns gleich absetzten."
Er nahm meine Hand und drückte einen langen Kuss darauf.
„Sei nicht albern."
Zwinkerte ich ihm zu und zog ihn hinter mir her.
„Essen ist wichtiger!"
Die Zeit ohne meine Liebste war nicht einfach aber wir hatten auch das geschafft. Jetzt endlich würden wir beide zusammen wohnen und leben.
Ich konnte es kaum erwarten.
Am liebsten hätte ich sie nach dem Kommentar auf dem Campus über meine Schulter geworfen und wäre mit ihr abgehauen.
In dem kleinen schwarzen sah sie aber auch zum anbeißen aus.
Vor meinem geistigen Auge entstand die Szene unserer ersten Begegnung in meiner Studentenverbindung.
Da hätte ich nicht ahnen können, was sie für einen Einfluss auf mich und mein Leben haben würde.
Ich hatte den Streit mit ihrem Bruder unbewusst mit angehört und sie hatte mir gleich leid getan.
Sie wirkte zur selben Zeit unschuldig, süß und schüchtern.
Die Jeans mit den Löchern und dem einfachen Oberteil ließen mich vermuten, dass sie das kleine Mauerblümchen von neben an war.
Und wie ich mich da doch getäuscht hatte!
Sie hatte es faustig hinter den Ohren gehabt, auf eine gute Weise und ich hatte es nur ein wenig aus ihr heraus kitzeln müssen.
Megan erzählte ihr gerade von ihrem baldigen Abschluss am Kunstcollege und einem super Vertrag, den sie bereits mit einer Firma geschlossen hatte, die ihre Designs vermarkten wollte.
Everil war schon in der Möbelbranche gelandet, mit seinen einzigartigen Designs.
Tilda war dabei einige ihrer Fotografin in einem bekannten Museum in New York zu veröffentlichen und vorzustellen.
Kay hatte zudem eine weitere Skulptur für viel Geld verkauft. Er war ein aufsteigender Star im Skulpturenbau.
Naja und Yara und Blake. Die beiden hatte als Duo einen riesen Plattenvertrag abgeschlossen und waren schon neben dem College Musikgeschäft gelandet.
Meine Mutter ließ sich etwas zurück fallen, um neben mir gehen zu können und stupste mir in die Rippen.
„Da hast du einen großen Schatz gefunden Eric Liebling."
Ich nickte bestätigend und beobachte Leana stolz.
„Sie ist was ganz besonderes. Halt sie gut fest mein Schatz."
„Das werde ich Mum."
Sie grinste und küsste mich zum zehnten Mal bevor sie wieder zu ihrem Mann trat.
Es tat gut sie so glücklich und zufrieden neben ihm zu sehen.
Sie hatte es verdient.
Nichte ein einziges Mal hatte ich sie so neben meinem Vater gesehen.
Ich bin davon mittlerweile überzeugt, das sie nur bei ihm aus Angst und wegen mir geblieben ist.
Wie blind und naiv ich damals doch gewesen bin.
Erneut sah ich meine Freundin an und schloss sie ihr auf.
Ich legte meinen Arm um ihre Schultern und zog sie an meine Seite.
Sie lächelte kurz unterhielt sich aber weiter mit Yara.
Ich war dankbar das sie zugesagt hatte und sich nicht Blake's „Termin" angeschlossen hatte.
Mir war klar das er jeden Vorwand nutzte um Leana zu meiden.
Er war wohl der sensibelste von uns und ich war sicher einer der wenigen, die wussten wie schwer seine Kindheit unter seinen schlechten Eltern wirklich gewesen war.
Das er überhaupt so sozial und herzlich gut geworden ist, war nur Yara zu verdanken.
Trotzdem litt ich für Leana, die ihren Zwilling unendlich vermisste mit.
Wir kamen an einem kleinen spanischen Restaurant an und ließen es uns gut gehen.
Leana blühte auf und unterhielt alle am Tisch mit ihren lustigen Missgeschicken und Storys aus San Francisco an ihrem College.
Kay lachte schallend und steckte uns alle an.
Sein Stuhl begann bedrohlich zu wackeln.
Und für einen kurzen Moment dachte man er kippte um.
Leana konnte jeden mit ihrer Art anstecken und alle um sie herum aktivieren.
Ich nahm vorsichtig ihre Hand unter dem Tisch und malte kleine Kreise auf ihrem Handrücken.
Ein Glück hatte sie mich gewählt und die zweite Chance.
«Eine große Persönlichkeit bemerkt man nicht allein wenn sie gegenwärtig ist; man wird ihren Wert oft dann noch mehr inne, wenn die Stelle leer ist, die sie einnahm.»
Das hatte ich erlebt.
Sie war alles was ich wollte,
alles was ich braucht,
alles was ich liebte. Das wurde mir besonders bewusst, als ich sie nicht hatte.
Sie ist eine große Persönlichkeit, weil sie „Real" ist - meine Realeana!
Hey 👋🏻
So hier endet die Geschichte von Leana und Eric.
Die beiden haben es geschafft und sich wieder gefunden.
Natürlich kommt noch der Epilog hinten dran.
Unter anderen kommt diesmal auch noch eine Bonusszene nach dem Epilog und die Playlist zum Buch...
Ich hoffe euch hat die Reihe der vier Geschichten gefallen oder auch nur dieses Buch.
Sagt es mir gerne!!
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