Kapitel 31: Der Weg zu einem neuen Leben

Die Uni hatte meinen Antrag um Versetzung auf ein gutes College an der Westküste genehmigt. Es hatte etwas gedauert ein vergleichbar gutes College zu finden, das nah und weit genug von meinen Eltern entfernt war.

Ja das klang widersprüchlich, aber ich wollte die Möglichkeit haben sie öfter zu besuchen und doch eigenständig zu bleiben.
So hatte hatte ich ein College in San Francisco gefunden, dass mich mit Handkuss nahm und das nur ca. drei einhalb Stunden von meiner Heimat weg war in San Luis.

Ich hatte bis her, außer meinen Eltern niemanden davon erzählt. Auch nicht Kay.
Im Moment hätte ich es nicht ertragen ihn traurig zu sehen und bis auf ihn würde ich auch niemanden groß vermissen.
Naja...Yara vielleicht auch etwas.

Die Hämatome waren leider immer noch gut zu sehen, aber wenigstens war meine Stimme fast wieder komplett da.
Ich schulterte meinen Rucksack und verließ mein Zimmer. Auf dem Weg zur Uni auf dem Campusgelände kam mir eine hübsche Brünette entgegen.
Ich kannte sie nicht, doch ich wusste was sie wollte.
Wie fast jeden Tag seit ich Eric gesagt hatte, dass das mit uns nichts mehr wird, kam mir jemand entgegen und schenkte mir eine einzelne Rose mit einer kleinen Notiz.
Heute war sie gelb.

Sie sagte nicht viel, überreichte mir die Rose mit einem Lächeln und verschwand.
Es war immer das gleiche. Eine Rose, eine fremde Person und eine andere Farbe mit Nachricht.

„Du siehst heute besonders schön aus!"

Stand in großen fein säuberlich geschriebenen Lettern auf dem weißen Zettel.
Ich blickte mich um und konnte ihn in einiger Entfernung sehen. Wie er leicht grinste und mich beobachtete.

Er hielt seine Distanz zu mir aber irgendwie auch nicht. Denn diese kleinen Briefe und das wusste er, die machten etwas mit mir.
Ich senkte meinen Kopf, steckte den Zettel wie jeden Tag unauffällig in meine Jackentasche und verschenkte die Rose sofort und offensichtlich weiter.
In der Hoffnung morgen keine zu bekommen.

Wenn das so weiter ging, da war ich mir sicher, könnte ich ihm nicht mehr lange widerstehen.
Denn er hatte recht. Lieben tat ich ihn immer noch. Es existierte leider kein Knopf an meinem Körper um das Gefühl abzustellen.

Schnell lief ich weiter zu einer meiner letzten Unterrichtsstunden.
Nur noch heute und morgen, dann würden die Semesterferien bald starten. Ich konnte eine Woche eher gehen, um mich an meinem neuen College schon einzurichten.

Ich platzierte mich im Hörsaal auf meinem Lieblingsplatz und starrte aus dem Fenster.
Was der Professor zu sagen hatte flog an mir vorbei.
Ich konnte mich leider total schlecht konzentrieren und war eher in Gedanken, bei Kay und wie ich ihm sagen sollte das ich in zwei Tagen weg war.

Ich seufzte leise und war froh als nach sechs Stunden alles vorbei war.
Jetzt konnte ich noch meine letzten Sachen packen.

Auf dem Weg zu meinem Zimmer holte ich mir schnell ein leckeres Croissant aus meinem Lieblings Café.
Die würden mich auch fehlen.

Während ich genüsslich von dem nich warmen Gebäck abbiss, klingelte mein Handy.
Mit vollen Mund und einem halben Lächeln nahm ich den Anruf entgegen.

„Hey Kay. Was gibt es?"

„Cup, warum muss ich mich immer melden. Was machen wir heute? Meg hat ein Treffen mit ihrer Mum geplant und ich bin ganz alleine."

Jammerte er und ich verschluckte mich an meinem Stück Croissant.
Kay hatte die letzten drei Tage gar keine Zeit gehabt und deswegen hatte ich es auch verdrängt ihm schon zu beichten, dass ich ging.

„Mhh...Ja wollen wir heute in dem kleineren Diner essen gehen?"

„Gerne und davor machen wir was?"

Ich schluckte erneut kräftig und plötzlich war mir der Appetit vergangen. Mein Zimmer musste noch zu ende aufgeräumt werden und genau das hatte ich vor.
Doch mit Kay würde das schwierig werden. Anderseits musste ich es ihm ja irgendwann sagen.

„Komm doch einfach vorher vorbei!"

Ein Knoten bildete sich in meinem Bauch, als ich ihm das sagte.
Viel zu fröhlich freute er sich mich zu sehen und wir legten auf.

Mit einem Blick auf den Rest meines Essens wusste ich, dass ich das ganz sicher nicht mehr aufessen würde.
Deswegen landete es in der nächsten Mülltonne, an der ich vorbei lief.

**

Zufrieden betrachtete ich mein fertig gepacktes Zimmer. Bis auf die Bettwäsche auf meinem Bett hatte ich alle persönlichen Dinge eingepackt und alles so hingestellt, wie ich es ursprünglich vorgefunden hatte.

Der blaue Briefumschlag lag immer noch unberührt auf meinem Schreibtisch.
Als ich gesehen hatte von wem er war, hätte ich ihn am liebsten weg geschmissen.
Aber warum auch immer, konnte ich ihn einfach nicht entfernen.

Vielleicht wollte ich doch wissen, was sie zu sagen hatte. Anderseits schuldete ich ihr nichts.
Doch ich schuldete es mir schließlich selber, um eventuell Antworten zu bekommen, die mir Frieden gaben.

Ich nahm den Umschlag in die Hand, er wog außergewöhnlich viel.
Gerade als ich ihn aufreißen wollte, klopfte es an der Tür.
Das musste Kay sein.

Ich legte den Umschlag zurück an seinen Platz.

Nervös schlug mein Herz gegen meine Rippenbögen.
Als ich ihm öffnete nahm er mich in den Arm und drückte mich feste an seine Brust.
Erst als er mich los ließ, scannte er unsere Umgebung und sah mich mit hochgezogen Augenbrauen an.

„Was ist den hier passiert. Dekorierst du um?"

Er schlenderte an mir vorbei und drehte sich einmal im Halbkreis.

„Ich weiß nicht Cup. Das ist ein wenig leer... Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen du ziehst aus..."

Sein Blick blieb an meinen Taschen und dem großen Koffer in der Ecke hängen.

„Kay..."
Begann ich vorsichtig, doch er unterbrach mich.

„Bitte sag mir das ich mich irre. Bitte sag mir das du hie bleibst und nicht weg gehst."
Hauchte er und sah mich mit großen Augen an.

„Das kann ich nicht Kay."

„Aber warum?"

Ich wollte ihm drauf direkt antworten, doch er tat es schon für sich selber.

„Wegen dem Arsch Eric richtig? Wegen ihm verlässt du uns. Wegen ihm verlässt du mich!"

„Es ist nicht nur wegen ihm. Kay ich will es dir erklären. Bitte setz dich."

Kay ließ seinen Kopf hängen aber setzte sich an meine Bettkante.
Ich folgte ihm und platzierte mich gleich neben ihn. Langsam legte ich meinen Arm um seine Schultern und zog ihn an meine Seite.

Anschließend erklärte ich ihm meine ganze Situation und warum ich einen Neuanfang so dringend nötig hatte. Verständnisvoll wie immer gab er mir recht, doch das änderte nichts daran das es ihn tief traurig machte.

„Wie lange haben wir noch zusammen?"

„Etwas weniger als vierundzwanzig Stunden."

„Gut...dann müssen wir diesen Abend halt unvergesslich machen."
Rief Kay aus und zog mich mit sich hoch.

Er alberte weiter herum und ich hielt mir den Bauch, als er meine Sachen zusammen suchte.
Hier zieh das über.
Kay warf mir eine Jacke ins Gesicht und zog mich aus meinem Zimmer.

Immer noch kichernd folgte ich ihm zu seinem Auto.

„Hey nicht so schnell."
Rief ich ihm entgegen und stolperte über meine Füße.
Als ich mich anschnallte sah ich amüsiert zu ihm herüber.

„Wo geht es eigentlich hin. Ich schätze wir fahren nicht ins Diner."

„Da liegst du richtig. Aber ich verrate nichts. Warte einfach ab..."

Ich nickte und freute mich über die Überraschung.

„Weißt du das steht dir viel besser."

„Was?"

„Dieses Lächeln."

**

Kay parkte am Straßenrand einer nicht mehr ganz belebten Hauptstraße und wir stiegen beide aus.
Er nahm mich wieder an die Hand. Ein warmes Gefühl das ich sicher vermissen würde und führte mich geradewegs in ein Tattoostudio.

„Kay, was machen wir hier?"
Flüsterte ich vorsichtig.

Der Tätowierer signalisierte uns mit einem Handzeichen, das er gleich bei uns wäre und Kay nickte ihm dankend zu.
Anschließend zog mein bester Freund seine Lederjacke aus und demonstrierten seinen Bizeps, auf dem ein Tattoo aus zwei multiplizierten Zahlen und einen einsamen Plus prangerte.

Es kam mir so bekannt vor und auf einmal machte es Klick. Eric trug ein Ähnliches an seiner linken Schulter. Megan hatte eines an ihrer Hand und bei Yara hatte ich es an ihrem Unterarm gesehen.

„Was hat das zu bedeuten?"

„Die zwei Zahlen zwischen den „Malzeichen" stehen für die Liebenden. Also in meinem Fall mich und Megan und das Plus ist für den engsten Freund und oder Freundin gedacht."

„Bei dir ist keine dritte Zahl."
Stellte ich fest.

Kay grinste frech.

„Wenn du es zulässt, ist dort bald eine!"

Ich riss meine Augen auf.

„Kay...das ist zu viel...das musst du nicht machen...also i-Ich"
Stammelte ich und Kay unterbrach mich.

„Cup. Ich will das so!!"

Mein Herz erwärmte sich wieder und ich sah meinen besten Freund an. Denn das war er wirklich.
Jemand der bereit war mit mir durch dick und dünn zu gehen.

„Okay. Aber ich will das auch."

Kay lachte tief auf.

„Das habe ich mir schon gedacht."

Er legte einen Arm um mich und kurz darauf kam der Tätowierer und lotzte uns in eine Kabine.
Ich musste Kay „meine Zahl" nennen, was mir erst gar nicht so leicht fiel.
Er nannte mir natürlich alle die bereits vergeben waren.

Doch dann viel mir was gutes ein.
Kay hatte die „61" für „Unvollkommenheit. Die Eins, weil er immer der erste sein wollte Dinge besser zu machen.
Megan daneben bezog die „88" für doppelte Unendlichkeit. Sie wollte sich in der Modewelt einen Namen machen und immer an der Seite von Kay und ihren Freunden bleiben.

Kay und der Tätowierer sahen mich erwartungsvoll an. Das Plus stand unter der 61 in einer geschwungen Form.

„Und was soll es werden Schätzchen?"
Fragte der fremde Mann und wackelte mit seinen Augenbrauen.

„Ich wähle die „93""

Ich schmunzelte, weil Kay es nicht zu verstehen schien aber wie auch. Ich musste es ihm erklären.
Der Fremde ließ sich nicht beirren und setzte unter Kays „61" meine „+93"

„Warum die „93"?"

Kay Kniff kurz die Augen zusammen. Es war offensichtlich ab und zu sehr schmerzhaft. Wenn ich daran dachte welche Körperstelle ich nehmen würde, war ich sicher er würde auspflippen. Doch es musste sein.

Aber zuerst beantwortete ich seine Frage.

„Wenn du die „93" spiegelst ergeben wir beide zusammen ein ganzes, also 100. Die Neun steht für neun Dinge die ich in meinem Leben geändert habe oder ändern will. Und die drei ist zufällig meine Lieblingszahl."

Eine Träne rollte seine Wange hinunter.

„Weint der große starke Junge etwa?"
Zog ich ihn auf.

„Ach hör auf, das ist nicht wegen dir sondern weil die Schmerzen so stark sind."

Ich wusste das er log. Ließ ihm aber seinen Wortsieg.

Als ich an der Reihe war, stresste Kay ein wenig. Mir war klar das er diese Stelle nicht mögen konnte. Doch es musste sein, es war ein Teil meiner Heilung.
Das erklärte ich ihm ausgiebig und er gab nach.

Ich legte mich so bequem es ging auf die Liege. Etwas nervös war ich, dass konnte ich nicht abstreiten.
Vorsichtig strich ich mein Haar auf die linke Seite und drehte meinen Kopf in die selbe Richtung.

Anschließend zeichnete der Tätowierer feine Linen an meinen Hals direkt unter mein Ohr. Erst die besagte „93" für mich und gleich danach Kays „+61".

Ich will euch nicht anlügen. Es tat verdammt weh.
Der Bluterguss war auch bis dort zu spüren. Mir war nicht unbemerkt geblieben, wie auch der Tätowierer die nicht schönen Male mit Mitleid ansah. Er war besonders vorsichtig bei mir.

Als endlich alles fertig war verließen Kay und ich lachend das Studio und seit einiger Zeit war ich wirklich dem Glück wieder ein Stück näher.
Das alles Dank Kay.

Hätte ich ihn nicht bei mir gehabt wäre ich sicher an all dem Schmerz und Leid zerbrochen.

Aber er war immer hier, hier bei mir!

So mal wieder ein schönes Kapitel.💕
Leana hat ihr Tattoo bekommen, das der "Gruppe"

Glaubt ihr das gibt Probleme?
Was passiert als Nächstes?
Bis zum Wochenende 😉

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