Kapitel 30: Liebe lieber nicht

Kay kam mich fast jeden Tag besuchen und brachte mir fast immer leckeres Eis. Die Betonung lag hier auf fast immer. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht jede wohl exentierende Eissorte mit mir zu probieren.
Ich musste zugeben das mir "Penutbutterbanana with Crispy" sehr gut geschmeckt hatte.

"Saltetmintchip" zählte dagegen wohl eher nicht zu meinen Favoriten gehörte. Es war um ehrlich zu sein ziemlich ekelhaft.

Yara, Tilda und Everil, sogar Megan hatten mich auch schon besucht. Yara wohl von ihnen am meisten. Ich spürte das sie sich schuldig fühlte. Doch die Schuld nahm ich ihr ganz schnell.
Sie war sehr liebenswert und wir verstanden uns gut. Yara war die erste Person, die meinen schrägen Humor teilte.
Immer wenn sie da war, musste ich aufpassen, das ich nicht zu viel lachte.

Megan dagegen schien es schwerer gefallen zu sein, sich bei mir blicken zu lassen. Trotzdem tat sie es und das rechnete ich ihr hoch an.
Als sie mir ein wenig von Blake's Familiengeschichte erzählte, war ich wirklich überrascht. Doch natürlich tat sie das nicht ohne sich zu vergewissern, ob es nicht wieder aufschreiben würde.
Ich verneinte die Anfrage und sagte ihr das ich alles vernichtet hatte.

Es half ihr offen zu reden.

Blake hatte es ihr wohl erlaubt und sie wollte das ich ihn und sein Verhalten mir gegenüber besser verstand.
Auch wenn ich so tat als ob ich es verstand, so war es nicht vollends.
Er hätte reden können. Nicht mit mir aber mit seinen Freunden oder wenigstens mit Eric. Dieses Drama hätte nicht entstehen müssen und Jess, naja die hätte direkt da bleiben können wo der Pfeffer wächst.

Doch das sagte ich Megan alles nicht. Ich hörte sie nur an und dann verabschiedete sie sich schon.
Ich musste gestehen das ich jetzt erst recht keine Lust mehr hatte meine biologischen Eltern kennenzulernen.
Warum sie mich und Blake bei der Geburt getrennt hatten, blieb mir zwar immer noch ein Rätsel aber ich versuchte nicht all zu viel darüber nachzudenken.
Ich würde lügen wenn ich nicht sagen würde, das es mich schon etwas verletzte das sie uns getrennt hatten und sich nicht für mich entschieden hatten.
Aber was soll's. Schließlich habe ich dadurch die besten Eltern überhaupt bekommen.

Blake dagegen wurde seelisch misshandelt.

Ich schüttelte traurig meinen Kopf.

Danach besuchten mich eigentlich nur noch Yara und Kay.
Von Eric und Blake kam nichts.
Ein wenig enttäuschte mich das. Ich hätte mir wenigstens gewünscht das sie mich besuchten, obwohl ich sie nicht rein gelassen hätte.

Nach fast einer Woche und weiteren Untersuchungen waren sich die Ärzte oder viel mehr Dr. Black sicher, dass es mir gut ging.
Wahrscheinlich lag es an ihrem schlechten Gewissen, das sie dafür sorgte mich ganz genau zu untersuchen.

Heute war der Tag gekommen an dem ich entlassen wurde.
Bis auf die Hämatome und meiner noch schwachen Stimme war vorerst nichts zurück geblieben.
Dr. Blake hatte sich schon von mir verabschiedet und nun halfen mir meine Eltern und Kay beim packen und anziehen.

"Vielen Dank das du meiner Tochter so hilfst Kayson."
Bedankte sich meine Mutter und schenkte ihm ein ehrliches Lächeln.

"Das mache ich sehr gerne. Sie ist schließlich meine beste Freundin."

Bei den Worten erwärmte sich mein Herz. Kay hatte ich schon ganz früh auf die Liste der Personen gesetzt, die ich liebte. Er würde da für immer bleiben. Da war ich mir sicher.

Meine Familie begleitete mich bis in mein Zimmer vom Wohnheim. Ein wenig zog sich bei den Erinnerungen mein Magen zusammen.
Als hätte Kay Gedanken lesen können, flüsterte er mir ins Ohr:
"Keine Sorge. Sie ist nicht mehr da. Die Verwaltung hat sie rausgeschmissen!"

Ich konnte mich endlich etwas entspannen, wobei ich nicht um den Gedanken herum kam, wo Jessica wohl als nächstes lauerte.

In meinem Zimmer angekommen, stellte ich fest, dass fast alles wieder beim alten war. Zufrieden setzte ich mich auf mein Bett und sah umher.
Jessicas Möbel und Sachen waren vollends verschwunden, als wäre sie nie hier gewesen.

Meine Eltern verabschiedeten sich von mir, denn sie konnten nun wirklich nicht länger bleiben und mussten sich um eine Klinik für meinen Bruder kümmern.
Ihn hatten sie bereits schon in ein Flugzeug nach Hause gesetzt.

Kay beteuerte immer wieder das sie sich nicht weiter sorgen mussten, sondern er gut auf mich aufpassen würde.
Was er nicht wusste war, dass ich schon im Krankenhaus eine wichtige und lebensverändernde Entscheidung getroffen hatte.

Ich hatte nicht vor mehr lange an diesem College zu bleiben!

Doch das blieb vorbei mein Geheimnis und das meiner Eltern.
Es war noch nicht abschließend alles geregelt und daher wollte ich ihn auch noch nicht traurig machen.

Kay war das Einzige was ich wahrscheinlich wirklich oft vermissen würde.
Mein Gedanken huschte natürlich kurz wieder zu Eric. Doch das war abgeschlossen.
Ich musste mich jetzt auf mich konzentrieren und auf meine Gesundheit.

Meine Eltern ließen endlich von mir ab und verließen mein Zimmer.
Als die Tür geschlossen war, atmete ich kurz auf und Kay schmunzelte.

„Sie lieben dich sehr!"

„Ja ich weiß!"

Bestätigte ich ihm mit einem Nicken.
Bevor ich eingetreten bin hatte ich auf meinem Schreibtisch schon den blauen Umschlag gesehen.

„Was ist das für ein Brief?"

Wollte ich wissen und sah Kay mit großen Augen an.
Doch er zuckte nur mit den Schultern.

„Weiß ich leider auch nicht."

Doch ehe ich dazu kam ihn mir anzusehen, geschweige denn zu öffnen, klopfte es an meiner Tür.

Eigentlich sollte ich nicht hier sein, und doch war ich es. Denn ich konnte die ganze Angelegenheit einfach nicht auf sich beruhen lassen.

Ich war unglaublich aufgeregt.
Nachdem ich die Nachricht über Tilda bekommen hatte, das Leana im Krankenhaus lag, weil ihr Bruder sie fast umgebracht hatte, wollte ich nur zu ihr.
Ich wollte sie in den Arm nehmen.
Doch keiner ließ mich zu ihr.

Kay versperrte mir jeden Tag aufs Neue den Weg, bis ihre Eltern mit bekamen, dass ich zu ihr wollte und auch ihre Mutter mich freundlich bat, mich von ihrer Tochter fern zu halten.
Ich schickte ihr unzählige Nachrichten und rief sie jeden Tag mehr Mals an. Doch wie schon die Wochen zuvor, bekam ich keine Antwort.

Ich war langsam wirklich am verzweifeln, denn ich wollte einfach nur zu ihr, mit ihr reden und sie halten.

Es waren zwei Stimmen zu hören.
Wie ein Stalker, stand ich vor ihrer Tür und trat unsicher von einem auf den anderen Fuß.
Sollte ich besser wieder gehen?

Vorsichtig klopfte ich an der nicht gerade dicken Türe.

„Erwartest du jemanden?"
Hörte ich jetzt deutlich Kays Stimme.
Verdammt, warum war er wieder hier? So würde ich es nie zu Leana schaffen.
Ich musste einfach verdammt schnell sein.

„Nein eigentlich nicht. Aber vielleicht ist es ja Yara. Die wollte heute auch nochmal vorbei kommen."
Leana Stimme klang verzerrt und heiser.

Die Tür wurde leicht geöffnet und Kay war überhaupt nicht konzentriert und das nutzte ich für mich aus.
Schneller als er reagieren konnte, stand ich schon in ihrem Zimmer.

„Hey was soll das! Eric du hast ihr nichts verloren. Verschwinde einfach!"
Maultet Kay und fasste mich an meinem Arm um mich wieder heraus zu drängen.

Doch ich blieb stehen und bewegte mich kaum. Leana starrte mich an und sagte nichts. Ich dagegen hätte schreien und weinen können, als ich sah was er ihr angetan hatte.
Die blau grünen Male an ihrem Hals ließen mich nach Luft schnappen.

„Bitte Little Bird, hör mich an."
Flehte ich Leana an und beobachtete sie ganz genau.

„Geh bitte Ric. Du machst alles nur noch schlimmer."
Knurrte Kay.

Doch meine Augen wichen nicht eine Sekunde von ihr ab.

„Ist schon gut Kay. Ich rede mit ihm. Wir sehen uns später ja..."

Ungläubig sah Kay zwischen mir und Leana hin und her.

„Wie du möchtest. Wenn du mich brauchst, ich warte unten."
Lena nickte ihm halb lächelnd zu.
Kay verließ ihr Zimmer, aber nicht ohne einen warnenden Blick an mich.

Als die Tür geschlossen wurde und ich mir sicher war, das er wirklich weg war. Ging ich schnellen Schrittes auf Leana zu und nahm sie einfach ungefragt in den Arm.
Ihr Duft und ihre Wärme, die ich schmerzhaft vermisst hatte umhüllten mich.

Aber sie umarmte mich nicht zurück. Ihre Arme ließ sie einfach links und rechts baumeln.
Langsam löste ich mich von ihr und sah sie mit wässrigen Augen an.

Als könnte ich sie zerbrechen setzte ich sie auf ihrem Bett ab und kniete mich vor sie hin.
Ihre Augen verfolgte jeder meiner Bewegungen und doch hatte sie noch nichts gesagt.
Als meine Augen an dem Bluterguss an ihrem Hals hängen blieben, schluckte sie hörbar.

„Es ist nicht das erste Mal, das er das gemacht hat."

Geschockt weiteten sich meine Augen.

„Vor ein paar Wochen, als ich „krank war", da hatte er mich geschlagen und ich hatte ein kleines pfeilchen am linken Auge und eine nicht tiefe Schnittwunde."

Mir liefen die ersten Tränen aus den Augenwinkeln.

„Warum hast du nichts gesagt?"
Fragte ich mit belegter Stimme und hatte Mühe ruhig zu bleiben.

„Ich habe mich geschämt, wollte vergessen und niemanden in mein Familiendrama mit rein ziehen."

Sie zuckte und ihre Hände begannen zu zittern. Ihre Augen starrten einen Punkt an der Wand hinter mir an. Wahrscheinlich erinnerte sie sich genau an diesen Moment.
Als ich ihre Hände nehmen wollte, entzog sie mir diese sofort wieder, was in meiner Brust ein schmerzhaftes Ziehen auslöste.

„Warum bist du hier?"
Hauchte sie und sah mich das erste Mal richtig an.

„Ich will dich um Verzeihung anflehen und alles erklären."

Sie nickte.

„Gut. Ich höre dir ein einziges Mal zu und du hast fünf Minuten. Danach möchte ich das du gehst."

Ich gab mich einverstanden und erklärte ihr alles aus meiner Sicht. Doch je mehr ich sagte und erzählte, desto lächerlicher kam mir mein Ausbruch vor und die Ausrede warum ich den Kuss von Jess zugelassen hatte.
Zum Ende meiner kleinen Ansprache entschuldigte ich mich hunderte Male.

>>Ich könne verstehen das sie eine Pause will oder für das erste wieder nur Freunde wären.<<
Das beteuerte ich immer wieder.

Es wäre hart keine Frage, sie nicht immer berührend zu dürfen, wann ich wollte. Doch wenigstens würde sie in meinem Leben bleiben.
Ich brauchte ihre Vergebung um weiter zu leben.

Für das erste Schwieg sie mich nur an.
Sie seufzte.

„Ich kann dich verstehen. Wirklich! Ich kann verstehen, warum du enttäuscht und gekränkt warst von dem Inhalt meines Buches...Zu gerne hätte ich dir erklärt warum ich das gemacht habe. Aber im Gegensatz zu mir, hast du mich nicht ausreden lassen.
Und trotzdem kann ich es verstehen...ich hätte es sogar verstanden wenn Tage des Schweiges und Streitens zwischen uns gestanden hätten."

Etwas erleichtert entspannte ich meine Muskeln und rückte kaum merklich näher an sie heran, weiter kniend vor ihr.

„Aber was ich nicht verstehen kann, ist die Sache mit Jessica. Das war inakzeptabel.
Deine Ex zu küssen und vielleicht was sonst mit ihr anzustellen, wäre ich nicht reingekommen.
Du wolltest mir damit weh tun."

Ihre Augen glänzten traurig auf. Sie schwammen in ihren Tränen aber es fielen keine. Als hätte sie vergessen, wie man weint.
Aber es bewirkte das Selbe in mir, wie Tränen.
Es machte mich krank und unglücklich.

„Ich wollte dir nie weh tun! Ich liebe dich."
Bestätigte ich wieder.

„Nein das tust du nicht! Menschen die sich lieben, tun das einander nicht an."

Sie schniefte leise.

„Lass mich dir beweisen das ich dich immer geliebt habe und noch liebe."

„Nein hör auf. Verdammt du warst mein erstes Mal in allem. Aber ich kann nicht mehr Ric.
Ich bin müde und ich will meinen Frieden. Doch den bekomme ich mit dir nicht...."

Völlig am Ende ließ ich mich auf meinen Hintern sacken und fixierte sie weiter. Doch sie wollte mich nicht mehr ansehen.

„Die fünf Minuten sind vorbei."

Ihre Stimme war distanziert und kalt.

Langsam erhob ich mich und schüttelte traurig meinen Kopf.
„Egal was du sagst! Ich gebe nicht auf. Ich habe dir gesagt das du dich von mir fern halten sollst, so lange es noch geht und das hast du nicht getan. Ich liebe dich verdammt und du mich auch.
Ich werde um dich kämpfen und dir beweisen das es wert ist mir zu vergeben."

🥵😣😳😬
...

Da hat sich Kay aber etwas vorgenommen!
Glaubt ihr er schafft es Leana zurück zu gewinnen?
Er liebt sie das ist klar!
Doch Leana ist müde und will nicht mehr verletzt werden.

Wird das die erste Geschichte der vier ohne Happy End?

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