Kapitel 21: Gute Freunde, besserer Rat

Mein Glücksgefühl hielt lange an.
Eric und ich verbrachten jede freie Minute miteinander, da ich durch mein Praktikum im Krankenhaus nicht so viel Zeit hatte.
Ich lernte weiter fleißig an Dr. Blake's Seite und sie erwähnte nichts mehr zu unserem Gespräch in ihrem Büro zu meinem Bruder.

Der hatte mich zwar zweimal wegen unserer Verabredung angesprochen, jedoch konnte ich ihm immer ausweichen, weil ich wirklich keine Zeit hatte.
Natürlich war ich zur Zeit darüber froh aber ich wusste auch, das ich dieses Treffen nicht für immer aufschrieben konnte.

Blake war seid dem Abend sehr still geworden. Er provozierte keine Konfrontationen mehr mit mir oder wollte mich vor den anderen schlecht machen.
Aber vielleicht war es auch nur die Ruhe vor dem Sturm, denn wirklich oft hatte ich ihn seid dem Abend auch nicht mehr gesehen.

Heute Abend war das Konzert zu dem ich Kay eingeladen hatte und zusätzlich mein letzter Praktikums Tag im Krankenhaus. Die fast zwei Wochen die ich nachholen musste vergingen wie im Flug.
Ich verabschiedete mich von einigen Patienten darunter auch dem jungen Mann, der an der Bipolaren Störung litt.

Seine Medikamente waren gerade neu eingestellt worden, weswegen er sich in einem extremen Tief befand. Er redete kaum mit uns und mied jeden Augenkontakt. Dr. Blake kontrollierte nur seine Vitalwerte und deswegen hielten wir uns nicht lange bei ihm auf.
Ich verabschiedete mich von ihm, doch auch jetzt sah er mir nicht ins Gesicht.

Im Büro von Dr. Blake angekommen erklärte sie mir erneut Dinge die mit dieser psychischen Krankheit einhergingen.

"Du musst dir das wie eine Achterbahn vorstellen. Für den einen Moment fährt die Bahn weit hinauf in den Himmel und du fühlst dich toll, bist aufregt und gut gelaunt. Das ist die Zeit, in der die Person meint sie könne Bäume ausreißen und alles erreichen. Nichts ist zu schwer. Bei schweren Fällen geht das bis in das Gefühl der Unsterblichkeit und Unbesiegbarkeit. Doch anschließend rast die Achterbahn in die Tiefe und man bekommt Angst oder einem wird schlecht.
Das ist bei den Menschen dann die Phase der extremen Traurigkeit und Depression. Bei manchen kommen Selbstmord Gedanken auf."

Erschrocken weitete ich meine Augen. Ich wusste das diese Störung nicht zu unterschätzten war und das man schlimme Dinge anstellte. Doch es nochmal so verdeutlicht zu bekommen, ließ mir die nackte Angst den Rücken herauf kriechen.

War Arvid jemand der so weit fallen könnte?

Den Gedanken an meinen Bruder schüttelte ich sofort wieder ab. Dr. Blake hatte mir ganz deutlich gesagt, das er wahrscheinlich nicht diese Krankheit hatte.

Dankend schüttelte ich Dr. Miranda Blake die Hand und erhielt meine wirklich gute Bewertung in die Hand gedrückt.

"Es hat mir viel Spaß gemacht sie zu begleiten."

"Mir auch. Sie sind wirklich eine ausgezeichnete medizinische Studentin. Wenn sie noch Fragen haben oder etwas unklar ist. Sie können mich jederzeit anrufen!"
Dankend nahm ich ihre Visitenkarte entgegen und entfernte mich mit einem erneuten „Dankeschön" aus ihrem Büro.

Glücklich und zufrieden mit mir selber gab ich meine Dienstkleidung ab und verließ den nicht wirklich ansehnlichen Betonklotz.

Als Leanas Name auf meinen Handy erschien und das Bild von ihrem Profil, das ich heimlich beim Eis essen von ihr gemacht hatte, bildete sich ohne das ich es vermeiden konnte ein breites Lächeln auf meinem Gesicht.
Noch nie hatte es jemand so schnell geschafft sich in mein Herz zu schleichen, noch nicht mal Tilda, da war ich mir sicher.
Doch die Angst erneut verletzt zu werden war immer noch da und ich konnte die Zweifel einfach nicht abschütteln.

"Das Lächeln steht dir!"

Tilda stupste mich mit ihrer Schulter an, als ich neben ihr her lief. In ihren Händen hielt sie fest die Kamera, mit der sie vor zehn Minuten noch Aufnahmen von mir gemacht hatte.
Für ein Kunstprojekt mit Fotografien von Menschen, hatte sie mich überhaupt erst dazu gebracht mich vor die Linse zu stellen.

Als es das Dritte mal klingelte nahm ich ab und lief einen Schritt schneller um etwas Abstand zwischen mich und meine beste Freundin zu bringen.
TJ respektierte das und ließ sich etwas zurück fallen, als ich das Gespräch annahm.

"Hey Little Bird, alles in Ordnung bei dir?"

Sie klang etwas nervös und aufgeregt am Telefon, als sie meine Frage sofort bejahrte.

"Ich bekomme am Ende der Woche eine Mitbewohnerin in mein Zimmer, das so klein ist!"
Sie klang etwas enttäuscht, doch die gute Stimmung, die sie ausstrahlte schien das nicht zu beeinträchtigen.

"Und ist das okay für dich?"

Wenn ich ehrlich war, war ich wohl mehr geknickt als sie. Es gefiel mir jederzeit bei ihr zu sein ohne gestört zu werden.
Doch so mussten wir halt eine andere Lösungen finden, was sicher klein Problem darstellte.
Ich hoffte nur das ihre Mitbewohnerin ein umgänglicher Mensch war.

"Ich denke schon! Ich hoffe nur das sie nett ist und wir uns verstehen."

"Ach das klappt schon Leana, sie wird dich lieben so wie ich es tue."

Dieser Satz war so schnell aus meinem Mund gesprudelt, das ich ihn nicht mehr aufhalten konnte.
Kurz entstand ein Betretens schweigen und mein Herz klopfte feste in meiner Brust. Hatte ich ihr gerade meine Liebe am Telefon gestanden?
Nervös fuhr ich mir durch den Nacken.

"Also, ich meine so wie dich alle lieben!"

Korrigierte ich mich armselig. Das klang jetzt noch beschissener als vorher, als ob ich gar nichts für sie empfand.
Frustriert strich ich mir die Haare, die etwas zu lang geworden waren aus meinem Gesicht.
Da hörte ich das Schmunzeln in ihrer Stimme.

"Danke Eric, ich weiß was du mir sagen willst. Lieb das du mich ermutigst positiv zu sein."

Ihre Stimme klang wie süßer zerlaufender Honig und doch konnte ich das Gefühl nicht ganz los werden, das sie meine zweite Antwort nicht gerade mochte.

"Können wir uns heute noch sehen?"

Ich klang schon fast verzweifelt, denn ich wollte es persönlich unbedingt wieder gut machen.
Irgendwie musste ich ihr zeigen, das sie mir wichtig genug war um bei mir zu bleiben und sich mit mir zu gedulden. Denn die Zeit sie gehen zu lassen, war schon lange vorbei.

"Nein das geht leider nicht."

Oh ich wusste es, sie war traurig oder sauer auf mich. Ich ließ meinen Kopf etwas hängen.

"Ich bin heute Abend auf einem Konzert mit Kay und da freue ich mich seid Wochen drauf."
Erklärte Leana.

"Du gehst mit meinem Freund auf ein Konzert?"

Ich war nicht sauer, nur vollkommen überrascht. Sie hatte nie erwähnt das sie mit ihm zu einem Konzert gehen wollte.

"Aber wir können gerne morgen Abend was machen, da habe ich frei!"
Hecktisch überschlug sich ihre Stimme. Sie wollte es mir immer recht machen. Leise lachte ich in mich hinein.

"Alles gut Baby. Ich freue mich für euch und morgen klingt perfekt. Auch wenn ich dich vermisse."

Ein bisschen nörgeln musste ich, um ihr ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich liebte es, zu sehen und zu hören, wie sehr sie mich in ihrer Nähe wollte.
Doch sie lachte nur und verabschiedete sich.
Zufrieden mit dem Ausgang des Telefonates drehte ich mich wieder zu TJ, die ich mit den Einstellungen ihrer Kamera vertieft zu sein schien.

"Wann willst du ihr sagen, das du sie liebst?" Fragte meine Freundin gerade heraus, ohne ihren Blick zu heben.
Überrascht von dieser direkten Nachfrage, hob ich meine breiten Augenbrauen hoch. Ich starrte auf sie herunter und ging ein paar Schritte auf sie zu.

"Du warst so laut, da konnte man nicht drüber hinweg hören."
Ergänzte sie und sah mich mit ihren hellen Augen direkt an.
Ihr Blick war aufrichtig und aufgeschlossen aber auch ein wenig forschend und ernst.

Ich seufzte statt ihr eine Antwort zu geben.

"Ich weiß nicht ob ich wirklich schon so starke Gefühle für sie habe und außerdem, wer weiß ob sie genauso empfindet?"

Langsam schob ich meine großen Hände in meine Hosentasche und senkte schüchtern den Blick. Ich kannte TJ seid dem Kindergarten und selbst mit ihr hatte ich länger gebraucht eine Freundschaft aufzubauen, als mit Leana.
Das fühlte sich so seltsam an.

Vorsichtig berühre sie meinen Arm. Die Kamera hatte sie sich schon längst über die Schulter gehangen und ausgeschaltet.

"Ric, ich will eigentlich nicht die Freundin sein, die dir zu jedem und allem Rat gibt aber du machst einen Fehler, wenn du dich weiter verschließt und du ihr oder einer anderen nicht deine Gefühle offen zeigst. Bei Amber habe ich geschwiegen und dachte ich hätte kein Recht, dir ehrlich zu sagen was ich dachte. Vielleicht weil ich auch selber nie in einer Beziehung war.
Doch vielleicht hättest du dir so mehr Kummer und Schmerz bewahrt, wenn ich nur einmal wirklich offen gewesen wäre."

Schuldbewusst zuckte sie mit ihren schmalen Schultern.

"TJ du bist an nichts was mir mit Amber passiert schuld. Ich bin mir sicher das ich Dickkopf wohl auch so nicht zugehört hätte und deinem Rat vertraut hätte."

"Und tust du es jetzt?"

"Was?"
Ich zog meine glatte Stirn kraus.

"Vertraust du jetzt meinem Urteilsvermögen?"

„Ja!!!"

„Dann versteck dich nicht mehr. Ich sehe doch das du zwischen uns unglücklich bist und seid Leana, bist du endlich wieder mehr der Ric von früher."
Die letzten Worte nuschelte sie eher, als das sie sie sagte. Aber ich verstand sie trotzdem alle.

Kurz zuckt ich zurück, als ob ich mich verbrannt hätte. Sie hatte gemerkt, das ich unglücklich war zwischen all den Liebespaaren?!
Schmunzelnd verdrehte Tilda die Augen.

„Für wie blöd hältst du mich? Natürlich habe ich gemerkt das du verschlossener warst und dich immer wieder aus Gesprächen ausgeschlossen hast. Eine Zeit lang wolltest du auch nicht mehr viel mit uns unternehmen!"

Langsam nickte ich. Ich wusste das es zu spät war alles abzustreiten. Dafür kannte sie mich zu gut.

„Eric, das ist doch nicht schlimm. Wir alle konnten dich verstehen. Vor allem ich, weil ich dich so gut kenne. Ich hätte mir nur gewünscht, dass du mit mir redest...wir alle lieben dich. Du bist und bleibst mein bester Freund!"

Ich legte meinen Arm um ihre Schultern und zog sie an meine Seite.

„Danke TJ das du mir Mut gibst. Ich werde sie bald fragen, ob sie meine Freundin sein will."

Ehrlich glücklich fiel sie mir um den Hals.
„Weißt du ich mag sie! Ich weiß zwar nicht was Blake hat...selbst Yara weiß das nicht aber wir alle mögen sie. Sie ist so echt!"

Lachend grunste ich, als ich zu viel nach Luft schnappte. Manchmal glaubte ich Tilda konnte Gedanken lesen. Das war auch immer meine Meinung von ihr. Sie war so echt und rein.

„Was ist?"

Sie kicherte mit ohne zu wissen warum.

„Nichts...alles gut. Wie findet Everil sie denn? Er hat ja auch nie was zu Jess gesagt."
Ihren Namen jetzt zu nennen fühlte sich falsch und schwer auf meiner Zunge an. Sie war ein Schatten meiner Vergangenheit geworden und ehrlich gesagt wollte ich auch, das es so bleibt. Ich wunderte mich das ich gerade jetzt an sie dachte.

Tilde zuckte nur mit den Schultern.

„Für ihn war sie halt da. Aber bei Leana hat er an dem Karaokeabend das erste Mal so richtig gelächelt. Ich weiß, dass er sie auch nett findet. Er war ja noch nie jemand der viel zu so etwas sagte."

Zusammen verließen wir den Rand des Schotterplatzes an dem sie ihre Fotos geschossen hatte. Es war Zeit zu gehen und mir zu überlegen, wie ich Leana sagen konnte, was ich wollte und empfand.

Tilda hatte recht! Ich musste endlich Farbe bekennen.

Einen schönen Abend meine treuen und geduldigen Leser!
Entschuldigt bitte das lange warten. Es ging leider nicht anders.
Im Moment finde ich wenig Zeit zum Schreiben. Das wird leider auch die nächste Zeit so bleiben, denn ich habe einen neuen Job!
Ich hoffe ihr seid nicht allzu böse mit mir 🤓😉

Mal wieder einen Part aus Erics Sicht...Wie fandet ihr den?
Er will also seine Fühle gestehen...wird das klappen?

Liebe Grüße 🫶

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