Kapitel 18: Versteckspiel

Ich will es nicht schön reden, mein Gesicht sah mehr als beschissen aus.
Trotz das Joy alles gegeben hatte, um dem blauen Augen entgegen zu wirken, sah es übel aus.
Die ersten Tage meldetet ich mich krank und versuchte dem Unterrichtsstoff in meinem Zimmer nachzuholen, was gut klappte.
Die zwei Tage in der Klinik musste ich mich auch abwesend melden, vereinbarte aber das ich diese nachholen konnte.

Eric meldete sich jeden Tag. Wenn er per Videochat anrief blockte ich ihn ab und rief anschließend per Telefon bei ihm an.
Die Ausrede, dass er mich in meinem Zustand nicht sehen sollte nahm er mir die ersten drei Male ab, danach merkte ich seine Zweifel in seiner Stimme.

Joy versorgte mich mit dem Wichtigsten und ich musste zugeben das es auch was gutes hatte, dass wenigstens einer Bescheid wusste.
Wir redeten über alles nur nicht über den Vorfall und ich hatte das Gefühl, dass man sehr gut mit ihr klar kam, so lange man Partys mit ihr mied.

Mein Bruder hatte sich seid dem nicht mehr bei mir gemeldet, was ich gehofft hatte.
An dem Tag hatte ich mir eigentlich vorgenommen, ihn zu dem Konzert von NF einzuladen.
Ich hatte mir natürlich zwei Tickets besorgt. Jetzt fragte ich mich, mit wem ich sonst gehen sollte.
Nur mein Bruder teilte meinen Geschmack was Musik anging.
Doch das war im Moment eher eine Nebensache für mich.

Am Donnerstag fühlte ich mich soweit gut, dass ich versuchte mein mittlerweile nicht mehr geschwollenes Auge zu schminken.
Mit einem Abdeckstift  und etwa Puder gelang es mir in mehreren schichte das schlimmste zu übermalen.
Eine kleine Narbe durch die Wunde blieb zurück.

Nach der ganzen Zeit in meinem Zimmer, hatte ich es bitter nötig einmal raus zu kommen.
Aus Angst jemanden an meiner Uni zu begegnen den ich kannte, mied ich unseren Campus.
Okay, also eigentlich wollte ich nur einem gewissen jemand noch aus dem Weg gehen.

Zum ersten Mal seid einer Woche konnte ich mir wieder mein eigenes Frühstück holen und darüber war ich mehr als glücklich.
Joy hatte keine Zeit und ich glaube sie war ausnahmsweise Mal froh, sich nicht um mich kümmern zu müssen.

Als ich in die kleine Bäckerei um mein Wohnheim trat wehte mit eine gemütliche Wärme entgegen, gepaart mit dem Geruch von geröstetem Kaffee und frischem Gebäck.

Zufrieden scannte ich den halb vollen Laden und suchte mir schon innerlich meinen Platz aus.
Vor mir standen nur noch zwei Personen, das sollte also schnell gehen.

"Ich hättet gerne einen Amerikano und ein Bagel..." hörte ich jemanden sprechen.
Meine Muskeln spannten sich sofort an.
Die Stimme kannte ich.

Als der Mann seine Bestellung entgegen nahm drehte ich mich zur Seite um mich unsichtbar zu machen.
Doch leider gelang es mir mal wieder nicht.

"Ana, hey..." begrüßte mich Kay freundlich.

Unsicher lächelte ich zurück und grüßte ihn ebenfalls.

"Eric hatte mir erzählt das es dir nicht so gut ging. Ist es jetzt besser?" Wollte er wissen und zog seine Augenbrauen hoch.
Wieder erkannte ich so viel Ähnlichkeit zu seiner Schwester.
Gerne würde ich das auch mal von jemanden sagen hören.

Ich ließ bewusst einige meine Haarsträhnen in mein Gesicht fallen, damit man nichts von meiner Verletzung sehen konnte, als ich antwortete:
"Ja das war was. Aber mir geht es schon viel besser!"

Kay nickte zufrieden und ich wurde aufgerufen, um zu bestellen.
Deswegen drehte ich mich zu der Bedienung in meinem Alter und bestellte mir einen schwarzen Kaffee und ein Croissant.

Kay stand aber immer noch neben mir als ich auf mein Essen wartete, etwas nervös sah ich in an.
Hatte er vor auf mich zu warten?

"Wollen wir vielleicht zusammen frühstücken? Ich habe immer lieber Gesellschaft."
Schmunzelte er.

Am liebsten wäre ich jetzt weggelaufen, aber was hätte ich später sagen sollen.
Deswegen stimmte ich ihm zu und wir beide verließen auf Wunsch von Kay die Bäckerei.

Wie liefen ein Stück über den Verbindungsplatz der beiden Universitäten und suchten uns im angrenzende Park eine schöne Holzbank aus.
Meinen Kaffe hatte ich über den Weg fast ausgedruckten.
Kay schien meine Blesuren nicht zu sehen und so langsam entspannte ich mich und genoss die Zeit mit ihm.

Mit Kay war es unglaublich leicht über alles mögliche und unbeschwerte zu reden. Bei ihm fühlte ich mich frei von dem Druck ihm gefallen zu müssen.
Er schien mich zu mögen wie ich war.

Wir aßen unser Gebäck und beobachteten eine paar verspielte Eichhörnchen und lachten über diese dummen Tiere.
Ich seufzte leise.
Warum konnte es nicht immer so einfach sein.

"Willst du mir endlich sagen was los ist?" Fragte Kay vorsichtig und ich spürte wie er mich von der Seite ansah.
Sofort klopfte mein Herz aufgeregt und ich traute mich nicht ihn direkt anzusehen.
Ich versuchte es abzutun und mich dumm zu stellen.

"Was meinst du?"

Kay fasste sich frustriert an die Stirn und griff anschließend an meinen Arm. Erschrocken sah ich in seine dunklen Augen.

"Vielleicht beginnst du damit woher du das blaue Auge und die Schramme in deinem Gesicht hast."

Ich schnappte hörbar nach Luft und griff unbewusste an die verwundete Stelle.
Mir blieb die Luft zum Atmen weg und die Wörter blieben mir im Hals stecken.

"Ach komm schon Ana. So gut ist kein Make Up um das zu verstecken."
Er zeigte mit seinem Finger auf mein Auge.

Wie sehr ich mir gerade wünschte in meinem Zimmer geblieben zu sein.
Ich schwieg immer noch und rieb meine mittlerweile Schweißnassen Finger an meiner Jeans ab.

"Ich kann dich natürlich nicht dazu zwingen mit zu sagen was passiert war. Aber bevor du nach einer Ausrede suchst, das war kein Tollpatschigkeits Unfall!"
Entgegnete er und ich schüttelte kaum merklich den Kopf.
Ich wollte weinen, wirklich meine Kopf tat weh und meine Augen brannten aber mein Körper ließ das einfach nicht zu.

Erschöpft lehnte ich mich an Kays Schulter. Wie selbstverständlich legte er den Arm um mich.

"Es...ich also mich....ich meine da war... MICH HAT JEMANDEN GESCHLAGEN!" begann ich stotternd.

Doch dann stoppte ich mich wieder.

"Ich kann dir nicht die Wahrheit sagen!" Brachte ich müselig heraus.

Meine Eltern wären am Boden zerstört, wenn sie es herausfinden würden oder sie würden mich verstoßen, weil Arvid immer noch ihr leibliches Kind war und ihm mehr glaubten.

So oder so wäre ich eine Verliererin.
Entweder das Arme Opfer oder die Lügnerin!

Kay sah mich besorgt an und atmete mehrmals tief ein und dann aus.

"Na gut ich werde dich nicht weiter drängen mir alles zu sagen. Aber nur das du es weißt, du kannst immer mit mir sprechen und überlege dir gut ob du Eric anlügen willst. Das ist für ihn ein ganz sensibles Thema!" Riet mir Kay.

Ein leichter Schauer lief mir über den Rücken. Er hatte natürlich recht!

Das Versteckspiel musste aufhören.

Gerade als ich Kay mich was sagen wollte, klingelte mein Handy.
Auf dem Bildschirm stand Erics Name.

Unschlüssig ob ich abnehmen sollte oder nicht entschied Kay das ganze für mich und grinste mir anschließend frech ins Gesicht.

Ich riss die Augen auf und antwortete Hecktisch auf die schönste Stimme die aus meinem Handy schallte.

"Hallo Little Bird, wie geht es dir?"
Wollte er wissen und ich erzählte ihm fast das gleiche wie Kay im Café.
Er drängte mich dazu ihn endlich wieder zu sehen und ich schaffte es ihm für heute noch abzuwimmeln.

Dafür sagte ich ihm quasi das ganze Wochenende zu.

Als ich auflegte stand Kay schon vor mir und grinste zufrieden auf mich herab.
Das bedrückende Thema schien wenigstens für heute beendet zu sein.

"Das hast du absichtlich gemacht!" Meckerte ich ihn an.

"Irgendwer muss dir dich helfen Erics Herz zu gewinnen." Neckte er mich und ich errötete augenblicklich.
Ich schupste Kay weg und lachte als er Mühe hatte sein Gleichgewicht zu halten.

"Wir sollten los." Schmunzelte Kay immer noch und setze ich wieder in Bewegung.

"Du hast recht!" Bestätigte ich nickend und folgte ihm.
Kurz bevor sich unsere Wege trennen würden, hielt er an und ehe ich mich versah, stecke ich zwischen zwei kräftigen Armen fest, die mich fest an einen lieben Menschen drückten.

Kay sagte nichts und für den Moment wurde es ganz still um uns. Bis auf eine Spätsommer Prise und unseren regelmäßigen Herzschlag spürte man nichts.
Ich weiß wie gerne er mir noch so viele Sachen gesagt hätte, aber er tat es nicht und diese herzliche echte Umarmung tat mehr gut, als alles was er hätte sagen können.

"Pass auf dich auf Cup!"
Flüsterte er an mein Ohr so leise das ich mir nicht sicher war ob er das wirklich gesagt hatte.
Langsam zog er sich zurück und suchte meine Augen.

"Wir sehen uns Ana." Fügte er hinzu und wollte sich schon umdrehen."

"Warte." Stoppte ich ihn beim gehen.

Auf einmal spürte ich eine Verbindung zu Kay, eine andere als zu Joy oder Eric.
Er war mir gerade ein echter Freund gewesen, sowas kannte ich gar nicht und ich wollte das es weiter anhielt.

"Hättest du Lust mich zu dem Konzert von NF zu begleiten?..." fragte ich vorsichtig.

Kay starrte mich einfach nur an und plötzlich kam mir der Gedanke, das wir uns ja noch gar nicht lange kannten und ihm das vielleicht viel zu persönlich war.

"Also...äh du musst natürlich nicht. Ich meine nur, die Person mit der ich eigentlich dahin gehen wollte, naja das klappt nicht...und ach das war bestimmt blöd...was soll Megan denken..vergiss einfach das ich gefragt habe."
Ratterte ich herunter.

"Nein!!" Schrie Kay mich schon fast an.

"Meinst du das ernst?" Fragt er schon verwundert.

Ich musste laut lachen.

"Würde ich sonst fragen?" Schob ich hinter her.
"Hammer danke Ana!" Freute er sich wie ein kleines Kind und begann über das ganze Gesicht zu strahlen.

Das war so ansteckend, das ich mir Grinsen nicht verkneifen konnte.
Warum hatte ich daran nicht schon eher gedacht? Kay und ich würden zu diesem Konzert gehen und jetzt hatte ich endlich etwas worauf ich mich wieder freuen konnte...

Schön das Leana so einen lieben Freund in Kay gefunden hat!
Was meint ihr wie sich ihrer Freundschaft entwickeln wird?

Und wer ist mich gespannt darauf wie das erste Treffen von Ric und Ana aussieht?

😌🙊😉

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