Als ich endlich nach vier Stunden Autofahrt durch die "Rushhour" kam war ich mehr als fertig. Mein Bruder hatte mich einfach nicht vom Flugharfen abgeholt. Stattdessen musste ich mein letztes Bargeld für ein Taxi raus werfen. -Dieser Blödmann!
Genervt strich ich mir durch meine neue Frisur die jetzt Schulterblatt lang war, mit einem üppigen Stufenschnitt und blonden Strähnen.
Nach dem Vorfall auf dem Abschlussball brauchte ich dringend eine Typveränderung und meine Mutter war mehr als glücklich darüber und half mir dabei. Also wich die krause Straßenkötterblondemähne meiner neuen Frisur.
Ich atmete einmal tief durch und griff nach meinem Rucksack und dem Rollkoffer. Ein letztes Mal zupfte ich an meinem Rock, der mir definitiv zu kurz war und ging auf das beeindruckende Gebäude zu.
Meine Mutter hatte mir eine ganze Palette an neuen Kleidungsstücken gekauft. Dazu gehörten leider auch Kleider und Röcke, die ich hasste.
Doch ich versuchte mich einfach daran zu gewöhnen. Schließlich wollte ich mich verändern und meine Jugend genießen genauso wie meine Eltern und Arvid.
Während ich über den Campus lief, der über und über mit „Freshmen's" übersäht war, versuchte ich durch Gewohnheit wie immer nicht aufzufallen.
Doch sofort korrigierte ich mein Verhalten und lief aufrechter und selbstbewusster. Meine Unterlagen hatte ich schnell bekommen und nun befand ich mich auf dem Weg zu meinem neuen Zuhause.
Ich versuchte mein nervöses Herz mit einer Atemtechnik zu beruhigen aber es war schwierig.
Als ich an meinem neuen Zimmer ankam war ich unruhig. Jetzt würde sich entscheiden mit wem ich die mindestens nächsten drei Jahre zusammen leben würde. Denn die Studentzimmer waren alle samt Doppelzimmer. Aber wenigstens hatte jedes Zimmer sein eigenes Bad.
Ich klopfte zwei Mal kurz und öffnete darauf die Türe.
Im Zimmer war niemand zu sehen. Dann war ich wohl die erste!
Ich observierte das Zimmer und stellte zu meinem Erstaunen fest, das es nur ein Bett gab.
Ich lief zum Ende des Zimmer auf die zweite Türe zu, doch dahinter befand sich nur ein kleines Bad. Einfach aber wenigstens sauber.
Irritiert holte ich meine Willkommensmappe heraus und suchte nach einer Erklärung, die ich auch schnell fand.
Anscheinen gab es in dem gesamten Gebäude nur ein einziges Einzelzimmer und indem befand ich mich gerade.
Seltsam....
Auf der Website hatten sie das nicht erwähnt.
Aber wahrscheinlich wäre der Andrang auf dieses einzige Zimmer dann sehr hoch gewesen.
Ich wusste nicht ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht. Eigentlich hatte ich mir erhofft eine Freundin zu finden. Eine richtige Freundin und deswegen dachte ich, es wäre gut gewesen mit meiner Zimmergenossin anzufangen, die ich aber nicht hatte.
Andererseits würde ich hier einen Ort haben, an dem ich mich nie verstellen musste. Hier konnte ich weiter das machen was ich wollte.
Ein wenig freute ich mich jetzt doch, das ich alleine war, denn tief im Inneren war ich das gerne - alleine!
Nachdem ich meine Sachen verstaut hatte, versuchte ich erneut meinen Bruder anzurufen. Doch wieder ging er nicht an sein Telefon.
So jetzt reichte es mir!
Den würde ich mir gleich vornehmen und zwar so richtig. Er hatte noch lange nicht das Recht mich so zu behandeln.
Wütend stapfte ich in das kleine Bad und duschte meinen verschwitzten Körper kurz unter lau warmen Wasser ab ohne meine Haare nass zu machen. Durch die neuen Frisiertechniken meiner Mutter konnte ich es mir nicht leisten so einen erneuten Aufwand zu betreiben.
Zurück im Zimmer streifte ich mir eine hautenge Skinnyjeans mit Löchern an den Knien über. Ich grinste, ich musste mir ja wenigstens ein wenig treu bleiben. Danach suchte ich nach einem "normalen" Top, aber alles was Mum mir gekauft hatte war knapp, halb durchsichtig oder sah kompliziert zu anziehen aus.
Frustrierte stöhnte ich und griff einfach nach dem ersten das wie ein erweiterter BH wirkte. Ein schwarzes Croptop, das über den Bauchnabel aufhörte.
Schnell packte ich meine Sachen in meine Hosentaschen und machte mich auf dem Weg zu der Studentenverbindung meines Bruders.
Klar wohnte er in einer Studentenverbindung. Er war schließlich super angesagt und würde daher nie in einem Wohnheim wohnen.
Als ich an seiner Verbindung ankam klopfte ich mehrmals an der Tür, doch es öffnete mit keiner.
Mit meinen 1,64 war ich sehr klein und konnte leider auch nicht in das Fenster neben dem Eingang sehen.
Ich klopfte erneut und endlich machte mit ein groß gebauter braunhaariger Typ auf und lächelte mich freundlich an.
"Hey süße, was kann ich für dich tun?"
Fragte er freundlich und grinste mir frech in entgegen. Dabei ließ er seinen Blick an mir rauf und runter wandern.
Hatte er mich gerade abcheckt?
Mich?
Den Niemand?
Unsicher zwang ich mir ein kleines Lächeln auf die Lippen und antwortete.
"Entschuldige aber ich möchte zu meinem Bruder, er soll hier wohnen!"
"Und wie heißt dein Bruder Zucker?"
"Eh, Arvid Daniels!"
Antwortete ich schnell. So langsam begann ich mich unwohl zu fühlen. Ich wusste einmal mehr warum meine Psyche es bevorzugte unsichtbar zu sein.
Er nickte mir zu und ging voraus ohne mich einzuladen einzutreten.
War das jetzt die Bestätigung das ich eintreten durfte.
"Kommst du? Oder willst du den ganzen Tag dort stehen bleiben?" Fragte er mich als er kurz stoppte und sich umdrehte.
Ich schloss die Türe und folgte ihm durch unzählige Zimmer. Irgendwann kamen wir bei einer Türe an aus dem lautes Jungen Gegröle zu hören war.
Der dunkelhaarige öffnete sie und gab mir den Blick auf ein Hobbyzimmer frei mit einigen Spielen. Momentan versammelte sich die Männergruppe, die aus sechs Leuten bestand vor einem Billiardtisch.
Als ich näher trat erkannte ich meinen Bruder wie er gegen einen breit gebauten blonden spielte. Er besaß diesen "Beachboy Look" und das unwiederstehliche Lächeln dem einige Mädchen sicher schon verfallen waren.
Mein Bruder war dabei seinen letzten Zug zu starten, nämlich die schwarze Kugel im richtigen Loch zu versenken.
Deswegen hatte er mich also versetzt?
Wütend klatschte ich in die Hände während er seinen Stoß setzte. Natürlich verzog er deswegen seinen Kör und der Ball verfehlte das richtige Loch und rollte stattdessen in das falsche.
Er hatte verloren!
"Verdammt noch mal wer war das?" Fragte er wütend und sah in die Runde.
Langsam lösten sich die verwirrten Gestalten voneinander und gaben den Blick auf mich frei.
Arvids schwarze Augen trafen meine und für den Moment klappte leicht sein Mund auf.
Die anderen sahen in meine Richtung und wirkten ebenso irritiert.
Alle musterten mich und die meisten lächelten mich freundlich, pervers oder neugierig an.
Ich löste meinen Blick kurz von Arvid und ohne es kontrollieren zu können sah ich seinen Gegner an, den Blonden. Jetzt fiel mir auf das er helle blaue Augen hatte.
Er musste mich schon die ganze Zeit beobachtet haben und als sich unsere Blicke trafen kribbelte es stark in meinem Inneren. Sein Mundwinkel zuckte als ob er auch dieses Gefühl bemerkte.
Aber sogleich sah ich wieder zu Arvid der immer noch halb geistesabwesenden wirkte.
"Ana?" Fragte er vorsichtig.
"Ja!" Antwortete ich kräftig und sah ihn weiter prüfend an.
Sein Blick veränderte sich kaum, als könne er nicht glauben wer da vor ihm stand.
Da er keine anstalten machte mich vorzustellen übernahm ich das.
"Hi, ich bin Arvids Schwester Ana, schön euch kennenzulernen." Sagte ich freundlich und sah sie dann nach der Reihe an.
"Hey Ana!" Kam es fast wie aus einem Mund, von den Jungs. Keiner ließ mich aus den Augen. Auch nicht der Blonde, das spürte ich.
"Ist es okay wenn ich kurz mit meinem Bruder spreche?" Fragte ich freundlich.
Einige nickten und endlich löste sich auch Arvid aus dem Pulk, der jetzt wieder wütend aussah.
Er ließ den Köh los und kam aufbrausend auf mich zu. Er packte grob an meinem Arm und zog mich aus dem Raum raus.
Ich hatte Schwierigkeiten ihm zu folgen, da er viel größer war als ich. Er versperrte mir die Sicht auf den Weg und ich stolperte einfach so hinter ihm her.
Als wir endlich sein Zimmer erreicht hatten knallte er die Tür zu und ließ mich los. Ich rieb mit immer wieder über die Stelle an meinem Arm, denn er hatte mich fest gepackt. Die Stelle schmerzte und war rot.
"Verdammt nochmal Ana, was machst du hier? Habe ich dir nicht ausdrücklich gesagt das du nicht zu mir kommen darfst!" Schnauzte er mir entgegen.
Wütend stach ich ihm mit meinen Finger in die Brust.
"Du Idiot, du solltest mich vom Flughafen abholen und hast es einfach nicht gemacht. Ich habe eine Ewigkeit auf dich gewartet. Du hättest wenigstens etwas sagen können!"
Fauchte ich ihm entgegen.
"Ach entspann dich Ana. Du hast doch gut alleine hier hingefunden oder? Was regst du dich so auf?"
Zischte er desinteressiert.
Völlig außer mit ballte ich meine Hände zu kleinen Fäusten und starrte in einfach nur an. Ich fühlte, wie mir die Hitze in den Kopf stieg. Diese Arroganz seiner seits.
Aber er konnte es sich ja leisten. Denn er sah aus wie ein griechischer Gott. Er hatte von unseren beiden Eltern die super Gene geerbt.
Die schwarzen welligen Haare und die dunkelbraunen Augen meiner Mutter. Dazu kam das makannte Kinn meines Vaters und seine Statur.
Er wusste wie gut er aussah und das zeigte er mir jedes Mal wenn wir uns sahen.
"Du hättest wenigstens etwas sagen können!" Wiederholte ich traurig.
"Ana, du weißt was ich davon halte, das du hier bei mir studierst und du weißt das ich es nicht mag mit dir in Verbindung gebracht zu werden, weil du dann meinem Ruf schadest." Antwortete er jetzt ruhiger. Aber jedes seiner Worte schmerzte wie Messerstiche.
Ich schluckte schwer.
"Aber wie ich sehe, hast du endlich mehr aus dir gemacht. Das Jahr ohne mich hat dir sicher geholfen dich weiter zu entwickeln. Das und Mums Modetipps und Schminkberatung."
Fügte er hinzu und sah mich weicher an.
Für einen Moment hatte ich das Gefühl er würde sich jetzt liebevoller mir gegenüber verhalten, doch so war es nicht.
"Wenn du mich jetzt also entschuldigst. Ich will eine Revanche gegen Eric."
Er drückte sich an mir vorbei ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.
Enttäuscht verließ auch ich sein Zimmer.
Er war schon immer ein schlechter Verlierer gewesen.
Naja was sollte ich machen. Wenigstens schien ich ihn jetzt nicht mehr zu sehr zu blamieren.
Den Ausgang würde ich schon alleine finden. Unten angekommen bog ich scharf um die Kurve und knallte mit einer harten Männerbrust zusammen.
Peinlich berührt rieb ich mir über meine Stirn und sah weiter nach unten, während ich eine halb herzige Entschuldigung nuschelte.
Ich wollte nicht sehen, gegen wenn ich so unachtsam gerannt war und lief einfach an ihm vorbei.
Kurz bevor ich den Ausgang erreichte hörte ich ein kehliges Lachen, das mich neugierig werden ließ...also sah ich doch auf...
Hey hier ist das "Meetcute" von Leana und Eric.
Und wir haben einen neuen Charakter...
#Arvid
Oder ist er doch nicht so neu?😉
Bewertete ihn gerne...
Was mag Eric wohl über Ana denken?
Ich bin gespannt auf eure Antworten!
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