•70•
•J A Y D E N•
Wie schnell kann das Herz eines Menschen schlagen, ohne das es explodiert? Mir scheint, als würde ich das gleich rausfinden.
Noch nie war das Hämmern in meinem Ohr so präsent wie jetzt in diesem Moment, als Bryce' Stirn gegen meine lehnt.
Mein Atem geht schnell, als wäre ich einen Marathon gelaufen und eine gewisse Unruhe durchflutet meinen Körper.
Aber es ist keine schlechte Unruhe. Im Gegenteil.
Der plötzlich Wunsch seine Nähe zu spüren, seine Lippen auf meinen überkam mich so plötzlich, dass ich selbst erst nicht verstanden habe, was ich eigentlich tue. Danach dachte ich, er würde mich zurückweisen, mich auslachen, nie wieder mit mir reden. Doch stattdessen steht er jetzt hier mit mir. Seine Hände an meiner Seite und seine Stirn an meiner.
Es scheint, als würde er warten, dass etwas passiert. Das ich den ersten Schritt gehe. Was auch immer nun kommen mag.
Ich sammle all meinen Mut und suche schließlich wieder den Kontakt zu seinen Lippen. Es ist ein leichter, fast schon schüchterner Kuss, während sich meine Hände parallel in seinem Shirt vergreifen. Sie suchen Halt. Halt, den mir Bryce gibt indem er die Arme um mich schlingt und mich somit noch näher an sich zieht.
Er drückt mich leicht rückwärts gegen seine Tür, an die ich mich fast schon dankend lehne. Seine Arme geben mir zwar halt, doch trotzdem habe ich das Gefühl, dass mein Kreislauf jeden Moment vor Nervosität versagt.
Mein Kopf fällt zurück gegen die Tür, als er den Kontakt zu meinen Lippen unterbricht und sanft mit seinem Mund über meine Wange, meinen Kiefer und schließlich zu meinem Hals wandert.
Passiert das hier gerade wirklich?
Gefühlt hunderte Gefühle fliegen durch meinen Kopf und lassen meine Gedanken rasen. Doch da ist etwas, beziehungsweise jemand, der all die negativen davon in den Hintergrund drängt. Bryce.
Ich ergreife nun also wieder die Initiative, hebe seinen Kopf zu mir und küsse ihn. Ich küsse ihn, wie ich es mir vorgestellt und in meinen Träumen geträumt habe.
All das Negative in meinem Leben im Moment kann mich jetzt gerade sowas von am Arsch lecken. Hier geht es jetzt nur um Bryce und mich.
Bryce gibt mir ein Zeichen zu springen, was ich tue und er fängt mich geschickt auf und trägt mich dann in Richtung seines Bettes, während ich die Beine fest um seine Hüfte schlinge, um den Halt nicht zu verlieren.
Vorsichtig legt er mich auf dem Bett ab und küsst mich weiter, nur dass dieser Kuss so langsam mehr und mehr verlangender wird.
Ein leichtes Zittern fährt durch meinen Körper, als sich Bryce' warme Hand unter mein Shirt schiebt. Er hält inne.
Löst sich von mir, schaut mir aufmerksam in die Augen.
"Ist alles okay?", fragt er, streicht mir dabei eine Strähne von der Stirn.
"Es ist alles gut", krächze ich beinahe und räuspere mich. Meine Stimme ist im Eimer.
Er drückt mir einen weiteren Kuss auf, nur das dieser diesmal kürzer ist. Dann richtet er sich wieder auf.
"Darf ich?", fragt er und deutet auf mein Shirt. Er wartet auf meine Zusage und beugt sich wieder hinab. Seine Finger schieben langsam mein Oberteil nach oben, während er seine Lippen auf meinen unteren Bauch absetzt.
Mit leichtem Druck streichen diese meinen Bauch nach oben, bis er mir das Shirt über den Kopf zieht und achtlos auf den Boden wirft.
Meine Atmung wird wieder schneller, als er sich schließlich auch das Shirt über den Kopf zieht und ich seinen makellosen Oberkörper begutachten kann.
Er ist so verdammt schön und heiß...und sexy.
Er beißt sich überlegend auf die Lippe und beginnt schelmisch zu grinsen, als er meinen scannenden Blick sieht.
Er beugt sich zu meinem Ohr.
"Was willst du Jayden?", haucht er.
Der warme Atem, der dabei meine Haut streift schickt einen Schwall Gänsehaut über meinen Körper. Mir wird heiß.
Ein leises Keuchen entkommt mir, als er eine Stelle an meinem Hals erwischt, von der ich bis dato gar nicht wusste, dass sie überhaupt existiert. Es lässt ihn wieder grinsen und er hört auf. Dieser blöde Penner. Selbst jetzt zieht er seine Spielchen ab.
"Man Bryce", jammere ich schon fast und das Flehen, dass in meiner Stimme mitschwingt erschreckt mich gleichermaßen, wie dass es mir bewusst macht, dass ich weiß, was ich will.
Er lacht ein dunkles Lachen, beugt sich wieder zu meinem Ohr.
"Du musst mir nur sagen, was du willst. Du bekommst alles", raunt er.
Ich fackle nicht lange.
"Ich will dich."
Seine Lippen finden wieder meine und er lässt sich zwischen meinen Beinen nieder. Dieser Kontakt reicht aus, um nun sämtliches Lust in mir zu wecken. Lust, die ich schon lange nicht mehr gespürt habe.
Bryce scheint es ähnlich zu gehen.
Seine Hand wandert über meinen Bauch zu den Knöpfen meiner Hose...
Klopf.
Er stockt.
Klopf. Klopf.
"Bryce, da ist jemand an der Tür", ruft Benni von der anderen Seite.
Bryce atmet genervt aus, zieht sich schnell sein Shirt über und geht zu Tür, die er einen kleinen Spalt öffnet.
"Wieso machen Mum oder Dad nicht auf?", fragt er und da höre selbst ich nochmal klingeln.
"Die haben die Tür zu und der Fernseher ist mega laut. Ich will da nicht rein. Wer weiß was die machen", am Satzende lässt sich ein Würgelaut vernehmen. Ich muss grinsen.
Wenn er wüsste.
Bryce seufzt und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, als es wieder klingelt. Er geht aus dem Zimmer und schließt die Tür.
Ich bleibe liegen, schließe die Augen und grinse wie ein bekloppter Idiot vor mich hin.
Ich zucke zusammen, als kaum eine Minute später die Tür aufgerissen wird und richte mich schlagartig auf.
Bryce kommt herein, aber nicht alleine.
Ich erkenne sie, bevor ich ihr Gesicht überhaupt richtig gesehen habe.
"Lexi!", rufe ich schockiert und sie fällt mir beinahe in die Arme, als ich schnell aufspringe. Das ist kein Oberteil anhabe, ist mir in diesem Moment vermutlich genau so egal, wie es ihr ist.
Ihre Haare sind zerzaust, ihr Make up verwischt. Mehrere blaue Flecken und Schrammen zieren ihren Körper.
Bryce schließt die Tür, dirigiert Lexi und mich zu seinem Bett, auf welches wir uns setzen. Lexi hängt nach wie vor an mir.
Ihr Körper zittert wie Espenlaub und laute Schluchzer durchschütteln ihn.
Bryce schaut mich fragend an.
Ich weiß, dass er sich fragt, wer es war. Lexi kennt viele Leute. Vor allem viele gefährliche. Es kann fast jeder davon gewesen sein.
Doch ich erkenne nicht nur anhand der Wunden, wer es war, sondern auch durch den Geruch einer gewissen Person, der an ihr haftet.
Derek hat seine eigene Schwester misshandelt.
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