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• J A C K S O N•
Am nächsten Morgen sitzen wir zusammen in einem kleinen Lokal am Frühstückstisch und stochern lustlos im Essen rum. Naja, zumindest Miles und ich. Logan stopft sich wie immer alles rein, was nicht bei drei auf einem Baum ist.
Obwohl...das könnte man auch falsch verstehen.
Ein Schnippen gegen meinen Kopf reißt mich aus meinen Gedanken.
"Wo ist denn dieses Wellnesscenter?" fragt er und stopft sich dann den Rest seines Spiegeleis in den Mund.
"Müsste gleich um die Ecke sein", antworte ich. Eigentlich verfügt unser neues Hotel auch über einen Wellnessbereich, aber dieser ist leider Gottes gefüllt mit kleinen Kindern und somit ein Spieleparadies.
Das Wellnesscenter war zum Glück so schlau und hat den Einlass auf 16 begrenzt.
Nach dem Frühstück holen wir im Hotel noch unsere Rucksäcke ab. In meinem befinden sich eine Badehose, mein Geldbeutel, mein Handy und das war's auch schon. Handtücher werden wir uns vor Ort gegen Pfand leihen.
Als wir das Hotel schließlich verlassen, hat es zu schneien angefangen. Im Gegensatz zu Logan und mir, die ihren Reißverschluss an der Jacke sofort noch etwas höher ziehen, beginnt Miles zu strahlen und streckt beinahe sehnsüchtig sein Gesicht dem Schnee entgegen, während wir alle kurz stehenbleiben. Logan schaut mich schmunzelnd an und schüttelt dann den Kopf, während ich an Miles Seitenprofil festzuhängen scheine.
Eine Hand fuchtelt vor meinem Gesicht rum, bevor sich Logan's fettes Grinsen in mein Sichtfeld schiebt.
"Wollen wir los?" ruft er dann etwas zu laut, aber dadurch wird auch Miles aus seiner Starre gerissen.
Zum Glück ist unser Ziel nicht allzu weit entfernt. Es ist nämlich wirklich kalt.
Am Empfang bekommt jeder von uns ein Armbändchen, das mit einem Chip versehen ist. Die Mitarbeiterin erklärt uns, dass die Räumlichkeiten in verschiedene Bereiche aufgeteilt sind. Die Armbänder geben einem Zugang in die entsprechenden Bereiche, für die man bezahlt hat. Da wir aber das rundum Paket gekauft haben, haben wir Zugang zum kompletten Gebäude und den ganzen Tag Zeit.
Sie deutet uns den Weg zu den Umkleiden.
"Oh Jacks, gehen wir zusammen in eine?", Logan sieht mich bettelnd an und ich verziehe das Gesicht.
"Was?", frage ich perplex, was ihn die Augen verdrehen lässt.
"Na, so wie früher immer, als wir im Hallenbad den Schwimmkurs gemacht haben", erklärt er mir.
Geschockt schaue ich zu Miles, der sich offensichtlich das Lachen verkneifen muss, was Logan nun nicht mehr gelingt. Lauthals prustet dieser los und schlägt mir lachend auf die Schulter.
"Dein Blick", lacht er und nun beginnt auch Miles mit einzusteigen.
"Oh man, ihr seid doch echt doof", schmolle ich und gehe dann in eine der Umkleiden, was die anderen mir gleichtun.
Ich wechsle in meine Badehose und wickle mir noch zusätzlich ein Handtuch um die Hüfte, damit ich es nicht die ganze Zeit in der Hand halten muss, bevor ich mit meiner Tasche die Kabine verlasse und den Spind aufsuche, der zu meinem Armband gehört. Jedes Armband hat eine Nummer, welche wiederum auch auf einem der Spinde zu finden ist. Somit verschließt man den Spind mit dem Armband. Ist echt praktisch.
Kurz darauf kommen auch Miles und Logan aus den Kabinen und verschließen ihre Sachen, bevor sie vor mir stehen bleiben.
Miles Blick klebt an mir und auch meiner scannt ihn automatisch ab. Abgesehen von seiner guten Figur fällt mir auch auf, dass seine Narben nicht mehr zu sehen sind. Zumindest aus meiner Position.
"Woah Jacks, damn. Du siehst echt gut aus", meint Logan und klopft dann auf die leichten Muskeln auf meinen Bauch.
"So ein bisschen sportlich bin ich dann doch", grinse ich ihn an und wackle mit den Augenbrauen.
"Ein bisschen ist gut", höre ich Miles murmeln, bevor er sich abwendet und voraus läuft.
Wir entscheiden uns dazu als erstes ein bisschen schwimmen zu gehen. Das große Becken ist in einen Innen- und Außenbereich aufgeteilt, die miteinander verbunden sind.
Das fand ich als Kind immer besonders. Im pipiwarmen Wasser zu sein, während Schneeflocken auf dein Gesicht fallen, auch wenn ich nicht der größte Fan von Schnee bin. Aber im Urlaub ist das was anderes.
Wir lassen uns auf einer kleinen Bank im Wasser nieder, sodass nur ein Teil des Oberkörpers aus dem Wasser schaut, was die Sache sofort etwas kälter werden lässt, aber immer noch angenehm.
Abgesehen von uns sind hier noch einzelne Pärchen, alte Menschen und eine etwas größere Gruppe an Leuten etwa in unserem Alter.
Während zwei Typen mit ihren Freundinnen rumalbern, sitzen die anderen drei ebenfalls auf einer Bank und unterhalten sich angeregt miteinander.
"Hey, wollt ihr mit zu uns kommen?"
Plötzlich steht ein Typ neben mir im Wasser und nickt mit seinem Kopf in Richtung seiner Freunde, die ich bis eben noch beobachtet habe.
Er hat schwarze, wuschelige Haare und seine blauen Augen erstechen mich fast. Sind die echt?
Logan und Miles werfen erst ihm und dann seinen Freunden einen Blick zu, was er nicht zu bemerken scheint, da er mich gerade im Visier hat.
Er grinst, als wüsste er etwas, was ich nicht weiß, bevor er sich mit fragendem Blick an Miles und Logan wendet. Diese Zucken die Schultern und wenden sich dann mir zu. Warum soll ich entscheiden?
Logan scheint es an meinem Blick zu erkennen, denn er verdreht die Augen.
"Klar, warum nicht?", antwortet er dann und wir bewegen uns in die Richtung der anderen Gruppe.
Nach und nach stellen wir uns einander vor und wie ich es nicht anders von Logan kenne, kommt er sofort mit den drei anderen Typen ins Gespräch, während die Mädels Miles beanspruchen und über seine flauschigen Haare staunen, was deren Freunden nicht so zu gefallen scheint.
Der Typ von eben bleibt bei mir sitzen.
"Ich bin Louis und du?", er streckt mir seine Hand entgegen.
"Jackson", ich nehme seine Hand und schüttle sie kurz.
"Schön dich kennenzulernen. Willst du was trinken?" Er winkt kurz einem Kellner und erst dann fällt mir auf, dass es in dem kleinen überdachten Bereich, unter den wir geschlüpft sind, eine Bar gibt.
Der Kellner bleibt vor uns stehen und holt einen Block aus seiner Tasche.
"Ich nehme einen Holunder Twist", meint Louis und schaut mich dann fragend an.
Ich habe keine Ahnung, was es hier sonst noch so gibt, aber ich weiß, dass der Holunder Twist ein Cocktail ist.
"Das was er gesagt hat", antworte ich dann. Der Kellner nickt freundlich und verschwindet wieder.
"Und wo kommt ihr her?", fragt Louis und wendet sich mir zu. Seine durchtrainierte Brust fängt meinen Blick und schon fühle ich mich wieder wie der unsportlichste Mensch auf Erden.
"Aus New York und du?"
"LA", antwortet er.
"Was treibt euch hierher? Bei uns ist das eine Art Ritual. Früher waren wir immer mit unseren Eltern hier und jetzt sind es nur noch wir. Eltern werden irgendwann einfach uncool", er muss leicht lachen.
"Ach, das ist das Geburtstagsgeschenk für meinen besten Freund Logan", antworte ich.
Er nickt und nimmt dann unsere Getränke entgegen, die der Kellner und bringt.
"Hey Leute, wie wärs mit Whirlpool, wenn er frei ist?", fragt eines der Mädchen.
Alle sind sich einig und wie durch ein wunder, ist der große Whirlpool auch frei und wir passen alle rein. Es ist zwar etwas eng, aber das passt schon.
Wir unterhalten uns, lachen viel und die Stunden vergehen wie im Flug und es fließt immer mehr Alkohol. Während Logan und Miles sich sichtlich zurückhalten, habe ich ja schon vor Stunden damit angefangen.
Ich bin zwar noch ziemlich klar im Kopf, aber mir ist etwas schwindelig.
Wir haben öfters mal den Platz gewechselt. Waren im Dampfbad, haben uns auf Liegen ausgeruht und zwischendurch etwas gegessen.
Ich schließe gerade meine Augen auf einer Liege, als ich am Arm berührt werde.
"Willst du mit in die Salzgrotte?", fragt Louis und deutet den Mädels hinterher, die mir ihren Freunden schon auf dem Weg sind. Logan, Miles und die restlichen Typen, sitzen auf ihren Liegen und unterhalten sich weiter.
Ich nicke und erhebe mich dann. Unser Getränk nehmen wir mir.
Die Salzgrotte ist ziemlich dunkel und nur vereinzelte Ecken werden mit buntem Licht leicht beleuchtet. Das Wasser ist dunkel. Ich atme die salzige Luft tief ein.
"Das tut echt gut oder?", fragt Louis, als wir uns in einer Ecke in das warme Wasser sinken lassen und unsere Getränke hinter uns auf eine kleine Ablage stellen. Auch hier sind Bänke angebracht. Die Mädels und deren Freunde haben sich in einer anderen Ecke versammelt und es befinden sich noch eine Vierergruppe älterer Menschen bei uns.
"Weißt du, ich wollte schon immer mal nach New York", beginnt Louis und rutscht etwas näher an mich.
"Was hält dich davon ab?", hinterfrage ich, muss mich wahrhaft auf die Frage konzentrieren, da die Wirkung des Alkohols doch langsam mehr einsetzt. Dass es hier überhaupt überall erlaubt ist zu trinken...
"Wir wollen erstmal bei uns in der Nähe alles abklappern...", ich spüre eine Hand, die leicht über meinen Bauch streicht.
"Aber, wenn es dann irgendwann so weit ist, kann ich dich ja besuchen", seine Stimme schnurrt nun an meinem Ohr und auf meinem Körper breitet sich eine Gänsehaut aus, während ich die Augen schließe.
Ich gebe einen zustimmenden Laut von mir.
Durch den Einfluss des Alkohols vergesse ich völlig, dass ich ja eigentlich nicht mehr in New York wohne, sondern nur ab und zu zu Besuch dort bin.
Sein Atmen an meinem Ohr, seine Hand, die meinen Oberkörper nach oben wandert. Ich genieße es zu sehr, ich sollte es nicht. Ich habe einen Freund. Aber die Gedanken an Carter, werden zu sehr in den Hintergrund gedrängt, als ich schließlich Louis' Lippen an meinem Hals spüre. Seine Zähne knabbern sanft an meiner Haut, seine Zunge erkundet.
Als mein Blut in eine bestimmte Körperregion schießt, öffne ich erschrocken die Augen und richte mich wieder leicht auf. Erst dann merke ich, dass ich zurückgesunken bin.
Louis löst sich von mir, sein Gesicht direkt vor meinem.
"Es ist alles gut. Wir sind alleine", flüstert er und seine Hand streicht dabei über meine rechte Gesichtshälfte. Ich lasse meinen Blick durch die Grotte wandern und sehe, dass wirklich niemand mehr bei uns ist.
Er drückt mich wieder leicht zurück, ich stoppe ihn, indem ich seine Hand greife.
"Was ist, wenn jemand kommt?", frage ich.
"Es kommt schon niemand. Es ist sehr spät mittlerweile", antwortet er und schwingt sich dann auf meinen Schoß.
Als ich seine Erregung an meiner spüre, wird mir augenblicklich feuerheiß.
Ich spüre sein Grinsen an meinem Hals, als er diesen wieder erkundet.
"Ich hab dich gesehen und wusste sofort dass ich dich will", raunt er mir ins Ohr. Seine Hand bahnt sich dabei wieder einen Weg über meinen Bauch. Aber diesmal nach unten. Sie stoppt kurz vor meinem Hosenbund und wandert dann wieder nach oben.
Seine Hüfte bewegt sich leicht auf meiner.
"Jungs?"
Wir zucken zusammen, doch Louis bleibt stur auf mir sitzen.
"Kommt ihr? Der Laden schließt bald". Ich kann die Stimme nicht zuordnen, aber es ist einer von Louis Freunden, der außerhalb der Grotte steht.
"Sind gleich da", ruft dieser mit rauer Stimme zurück und küsst dann ein letztes Mal meinen Hals, bevor er sich von mir löst, die beiden Gläser nimmt und auf den Ausgang der Grotte zugeht. Ich tue es ihm gleich.
Wir binden uns ein Handtuch um und gehen zu den anderen zurück. Diese sitzen nach wie vor auf ihren Liegen und spielen UNO. Draußen ist es mittlerweile stockdunkel.
Miles wirft mir nur einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder den anderen zuwendet, während Logan mich offensichtlich zu lange mustert.
Ich setze mich auf die andere Seite von Logan, während Louis die Gläser abgeben geht. Mein Blick verfolgt ihn.
"Alter Jacks, du hast einen Freund!", zischt mich Logan an, als wir etwa eine Stunde später im Hotel auf unserem Bett sitzen. Miles ist im Bad und duscht ausgiebig.
Ich habe Logan nichts erzählt, aber er ist mein bester Freund und hat es förmlich gerochen, was da in der Grotte abgegangen ist.
"Es läuft gerade scheisse okay?", gebe ich ohne zu überlegen zurück und weiß sofort, dass es ein Fehler war.
"Du bist so ein Arsch! Das ist kein Grund, sich sofort nen Neuen zu angeln!", Logan wird richtig aufbrausend und ich bin froh, dass nach wie vor die Dusche läuft.
Ich reibe meinen pochenden Kopf.
"Es ist nichts passiert", jammere ich, als ein stechender Schmerz in meinen Kopf fährt.
"Nein, natürlich nicht", äfft Logan meinen Tonfall nach. "Dieser scheiß Alkohol, Jackson. Du solltest echt die Finger davon lassen. Ein Schluck und du wirst zu nem verdammten Mistkerl", zischt er, bevor er sich seine Sachen nimmt und im anderen Badezimmer verschwindet.
Ich kuschle mich unter die Bettdecke und nehme mein Handy, als eine Nachricht eintrifft. Sie ist von Louis.
Wie es der Zufall natürlich wollte, sind wir auch noch im selben Hotel gelandet. Aber ich ignoriere seine Nachricht, ob ich zu ihm kommen mochte, vorerst und lege mein Handy zur Seite, bevor ich die Augen schließe und kurz darauf auch schon einschlafe.
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