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• B R Y C E •

Wie kann Miles sich nur so verdammt sicher sein, dass ich auf Jayden stehe? Ich muss mir jetzt schon seit Monaten anhören, dass ich angeblich Gefühle für seinen Kumpel hätte, einen Typen, der mich mit seiner Naivität in den Wahnsinn treibt. 

Ich dachte immer wenn man verliebt ist, hat man Herzflattern und wackelige Beine und den ganzen nervigen Scheiß. So ist es bei mir definitiv nicht. Ich denke viel an ihn. Extrem viel. Aber das auch nur weil ich mir sorgen mache und nun mal ein sehr hilfsbereiter Mensch bin. 

Jayden ist Derek los. Eigentlich sollte sich mein Interesse an ihm so verlieren. Meine Lust auf Spielchen mit ihm hat sich auch gelegt. Obwohl ich nach wie vor Gefallen an der Challenge finde. Jayden ist eindeutig nicht leicht zu kriegen. Doch ich will dass er sich das beibehält. Vielleicht kapiert er dann mit der Zeit dass er jemanden verdient hat, der gut zu ihm ist. Der sich um ihn bemüht und ihm jeden verfickten Tag zeigt, wie viel er ihm bedeutet.

Verdammt. Mit einem frustrierten Brummen lasse ich mich auf mein Bett fallen und greife sofort nach meinem Handy, um Eric zu schreiben. Er ist vielleicht nicht unbedingt der beste Ansprechpartner für Herzensangelegenheiten, doch der einzige, den ich habe.

Auf meinen kleinen Spam, der aus der mehrfachen Nennung seines Namens, mehreren Hallos und der Frage ob er Zeit hat besteht, antwortet er nur: Date mit Jordan. Also nerve ich ihn nicht weiter.

Jordan hat sich durch seine dramatische Story und seine Flennerei tatsächlich ein klein wenig weniger unsympathisch gemacht. Zumindest so viel, dass ich ihn nur mit einem drittel miesen Gefühl mit Eric alleine lassen kann. 

Was die beiden wohl gerade machen? Eric meinte, sie reden viel miteinander. Sex kann ich also schon mal ausschließen. Nachdem Jordan es so verkackt hat, denke ich auch nicht, dass Eric ihn belohnen wird. Vielleicht quatschen sie sich weiter aus. 

Sowas macht man wohl, wenn man Gefühle hat und einander nicht verlieren will. Man redet miteinander und offenbart sein Innerstes.

Allein deshalb sind Gefühlsduseleien nichts für mich. Wie soll ich ausdrücken, was ich fühle, wenn ich selbst keine Ahnung habe?

Miles und Jayden reden die Ganze Zeit über sowas. Die beiden führen richtig tiefgründige Gespräche und wenn man mal versehentlich dazustößt, ist das Thema schneller gewechselt als man die vertraute Stimmung richtig wahrnehmen kann. 

Und irgendwie… irgendwie rede ja auch ich mit Jayden darüber. Über Liebe und Selbstwert und Vertrauen. Mir fällt erst jetzt auf, dass ich das mit noch keiner anderen Person getan habe.

Also vielleicht… vielleicht ist doch etwas dran. Vielleicht stehe ich auf Jayden. Na und? Das heißt nicht, dass ich plötzlich händchenhaltend mit ihm durch den Central Park schlendern will. Oder überhaupt irgendwas in die Richtung. 

Außerdem ist da ja noch Lexi. Mit ihr hatte ich ein Date. Mit ihr hatte ich eine verdammt schöne Zeit. Mit ihr sollte ich mich befassen.

Gesagt getan. Ich schreibe ihr, ob sie demnächst Zeit hat, ganz direkt und ohne mir die Mühe zu machen, charmant zu sein. Eine Antwort erwarte ich bis zum Nachmittag nicht. Eine vorzügliche Dame wie sie braucht immerhin ihren Schönheitsschlaf. 

Als Benni mich zum Essen holt, liege ich bereits mehrere Minuten in meinem Bett und starre gedankenlos an die Zimmerdecke. Übelst verstimmt Trotte ich die Treppen herunter und versuche vorerst den direkten Augenkontakt zu allen Anwesenden zu vermeiden, um potenziellen Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Trotzdem höre ich zu, wie Miles meinen Eltern erzählt, dass er sich dafür entschieden hat, mit Jackson und Logan wie bereits vor zwei Jahren versprochen in den Urlaub zu gehen.

"Da wird sich Logan bestimmt sehr freuen" Mum lächelt ihn zuversichtlich an. Vielleicht sogar ein bisschen stolz. Wir wissen alle, dass es nicht leicht für Miles ist, sich mit Jackson auseinanderzusetzen. Seine Bemühungen keinem von uns zu zeigen wie es diesbezüglich in ihm aussieht, waren mehr als erfolglos. Sogar Benni weiß was abgeht.

"Wenn Jackson wieder scheiße zu dir ist, kannst du ja schreiben. Dann kommen Bryce und ich dazu und verbuddeln ihn im kanadischen Schnee, da wo ihn niemand jemals finden wird."

"Warum ziehst du mich da jetzt mit rein?", Frage ich verblüfft. Dabei wundert es mich eher, dass Benno dazu bereit ist aus Rachegründen sein Zimmer zu verlassen. Ob er weiß, dass man im kanadischen Hochland kaum Empfang geschweigedenn Internet hat? Ich sage es ihm jedenfalls nicht. 

"Weil wir bestimmt das gleiche gedacht haben"

Haben wir. Nur in meinen Gedanken war mehr Blut und Folter.

"Vielleicht", antworte ich also nur geheimnisvoll und schaufele grinsend die Pasta in mich hinein. 

"Dann will ich aber auch mitmachen", mischt Jayden sich ein.

Verblüfft hebe ich den Blick wieder um ihn zu mustern. Er scheint das ernst zu meinen. Und keiner kauft es ihm si wirklich ab. 

"Und wie soll das aussehen? Du stehst daneben und bittest uns, nicht ganz zu hart zu ihm zu sein?"

Jayden schnaubt auf meine Provokation hin und erwidert meinen herausfordernden Blick. "Ganz im Gegenteil, Bryce. Ich mag es hart."

Für einen Moment herrscht Stille. jeder erstarrt just in seiner Bewegung. Dann bricht das verzweifelte Husten meines Vaters durch und Benni klopft ihm mit verzogenen Gesicht auf den Rücken.

"Das wollte ich nicht wissen", murmelt er dabei.

" ach bitte" schmunzelt Miles. "Als wüsstest du was damit gemeint ist"

"Sehr wohl!" ruft er empört aus. "Sex!"

Nicht mal ich habe dieses Wort vor meinen Eltern in den Mund genommen. Umso mehr überrascht mich die Reaktion meiner Mutter. Sie lacht sorglos und beginnt meine Hand zu tätscheln. "Du weißt, was du zu tun hast, mein Schatz"

"Wieso immer ich?", jammere ich sofort los. " Ihr seid die Eltern. Außerdem gibt es jetzt das Internet. Da kann Benni sich selbst aufklären"

"Klar dann gerät er noch auf irgendwelche perfiden Seiten und denkt es sei normal den, Helikopter zu machen", wirft Miles ein. " Komm gefälligst deiner heiligen Pflicht als großer Bruder nach. Du hast sogar Nick aufgeklärt"

"Um ihn zu verscheuchen!"

Alle am Tisch lachen. Außer mir.

"Ich muss doch gar nicht aufgeklärt werden" schmollt benni dann. "Ich weiß schon alles. Und mal abgesehen davon will ich noch gar keinen Sex haben."

Schon das zweite mal, dass er es sagt ohne darüber nachzudenken dass das unangemessen sein könnte am Esstisch mit der ganzen Familie. Oma würde ihn sicher direkt ins Kloster stecken und ihm seine Dämonen austreiben lassen.

"Das hat ja auch noch Zeit", beruhigt meine Mutter die Lage und lächelt Benni seeling an. "Ich fand es nur sehr toll, welche Werte Bryce Miles damals vermittelt hat. Das wünsche ich mir für dich auch"

"Toll Mum, mach mir halt ein schlechtes Gewissen" Ich verdrehe die Augen und boxe Benni in dir Seite. "Nach dem Essen in meinem Zimmer"

"Och ne", brummt er.

"Darf ich nochmal dabei sein?", will Miles erfreut wissen. "Ich brauche eine Auffrischung"

"Mich würde das auch sehr interessieren"

Mein Blick verhakt sich mit Jaydens. Obwohl ich mich regelrecht in dem Braun seiner Iris verliere, weiß ich, dass er lächelt. Und obwohl ich die Augen verdrehe, lächelt mein Herz mit. 

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