•40•
•J A Y D E N•
Wer hätte gedacht, dass ein eigentlich schöner, entspannter Abend sich so schnell wenden kann.
Eben noch stand ich bei Derek, Jackson und Jackson's Freund Carter und jetzt stehe ich hier...mitten auf dem Eis mit Miles in meinen Armen.
Sein Körper ist sichtlich verkrampft, doch niemand bis auf unsere Gruppe achtet auf uns. Sie fahren alle weiter ihre Runden und scheinen nichts mitzubekommen. Auch nicht davon, als dieser Aiden aus der Halle geschleift wird und Bryce hinterher stürmt.
Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, da Miles nichts gesagt hat. Ich weiß nur, dass er jetzt jemanden braucht, der für ihn da ist.
Derek stößt zu uns, schaut Miles komisch an.
"Soll ich uns ein Taxi bestellen?"
Ich nicke, Miles nimmt es nicht wahr. Bryce wird vermutlich noch eine Zeit lang mit diesem Aiden beschäftigt sein und ehrlicher Weise möchte ich danach nicht mit ihm in einem Auto sitzen. Wie weiß wie er unter seiner Wut fährt. Ich möchte mein Leben noch etwas behalten.
Während wir nach dem Umziehen die Halle verlassen, halte ich Ausschau nach Emma und Logan, doch ich kann sie nirgends entdecken. Ich werde ihm dann gleich einfach eine Nachricht schreiben. Ich hoffe, er genießt den Abend mit Emma trotzdem weiter.
Das Taxi lässt nicht lange auf sich warten. Miles schnallt sich ausdruckslos an, während ich dem Taxifahrer unsere Adresse durchgebe. Ich musste ihm sogar helfen seine Schlittschuhe auszuziehen. Es scheint so, als hätte er sich in einen abgeschlossenen Raum zurückgezogen und nur sein Körper ist noch hier. Es tut mir wahnsinnig leid, dass der Abend so für ihn enden musste.
Die Fahrt über sagt niemand etwas. Derek spielt auf dem Beifahrersitz mit seinem Handy, Miles starrt aus dem Fenster und ich starre Miles an. Ich versuche irgendwo eine Regung in ihm zu erkennen, aber da ist nichts. Was ist nur passiert?
Zu Hause angekommen führe ich Miles ins Wohnzimmer drücke ihn auf das Sofa und setze mich neben ihn. Derek kommt wenige Minuten später mit 2 Tassen Tee rein. Es ist war ziemlich warm für Tee, aber ich finde, dass er immer hilft, wenn es einem nicht so gut geht.
"Danke", meint Miles leise, aber er schaut Derek dabei nicht an.
"Ich lasse euch dann mal alleine", meint eben dieser und verschwindet wieder aus dem Raum.
Miles beginnt vorsichtig seinen Tee zu schlürfen, was ich ihm gleich tue.
Ich muss Bryce immer noch schreiben, wo sein Bruder ist, bevor er sich Sorgen macht.
Vorhin habe ich ihn kurz mit Lexi gesehen. Sie wirkten ziemlich vertraut miteinander und wie ich neulich rausgefunden habe, schicken sie sich gegenseitig Schmuddelbilder.
Ich hoffe, er bildet sich nichts darauf ein. Lexi ist niemand, der sich dauerhaft an eine Person binden würde und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Bryce so einer ist. Bryce vögelt sich doch durch die halbe Weltgeschichte.
Wenn Derek davon Wind bekommt...
Oh je, er reagiert sehr empfindlich, wenn es um seine Schwester geht.
Ich hole kurz mein Handy aus der Hosentasche, um Bryce und Logan jeweils eine kurze Nachricht zu schreiben, bevor ich es wieder in der Tasche verschwinden lasse.
Ach Mist, ich wollte mir noch die Nummer von Carter geben lassen, als Derek zwischenzeitlich kurz auf Toilette war. Er wirkte wirklich sehr nett und ich würde mich gerne mal richtig unterhalten. Doch wenn Derek anwesend ist, lasse ich es besser, bevor er sich wieder etwas darauf einbildet. Da will ich Carter nicht mit reinziehen. Derek interessiert in diesen Momenten auch nicht, ob die Person mit gegenüber vergeben ist oder nicht.
Jackson's Blick, mit dem er Miles teilweise gemustert hat, als dieser Mensch über das Eis geschwebt ist könnte man beinahe als wehmütig beschreiben. Es sah aus, als würde er bereuen und auch vermissen. Sich an die Zeit erinnern, obwohl er sie eigentlich vergessen wollte.
"Ich glaube, Nick hat ihm alles erzählt", meint Miles irgendwann ziemlich zusammenhangslos.
"Was?", hinterfrage mich und dann endlich hebt Miles den Blick und schaut mich an. Er sieht mitgenommen aus, aber er hat immerhin wieder etwas Farbe ins Gesicht bekommen. Er stellt seine mittlerweile leere Tasse auf dem Tisch vor uns ab.
"Aiden. Er hat mich damit konfrontiert, dass ich mal ein Mädchen war und er wusste, dass ich Medikamente nehme. Es hat sich angefühlt, als würden sich seine Worte in mein Innerstes graben. Ich wollte sowas eigentlich nicht mehr an mich ranlassen, aber die Tatsache, dass Nick ihm so viel vertrauliches erzählt hat, hat es irgendwie so schlimm gemacht. Wenn er mich schon betrügt, dann wieso erzählt er ihm alles?"
Ich weiß, dass er auf eine hilfreiche Antwort von mir wartet, aber die kann ich ihm nicht geben. Ich weiß nicht, wieso Nick sein Privatleben an Aiden weitergegeben hat. Diese Aktion geht auf jeden Fall gar nicht. So langsam wird mit Nick richtig unsympathisch.
"Es tut mir leid, aber ich kann es dir nicht sagen...aber Miles, du weißt, dass du wundervoll bist, so wie du bist. Du hast so viele Menschen im dich herum, die dich lieben und zwar so, wie du jetzt bist und nicht anders. Egal, was Aiden wortwörtlich zu dir gesagt hat." Ich versuche gute Worte zu finden, aber weiß nicht, ob ich es geschafft habe, denn ich bin wahnsinnig schlecht in sowas.
"Danke Jayjay", Miles lächelt mich an und öffnet dann seine Arme, um mich im nächsten Moment zu umarmen.
Mein Handy vibriert. Eine Nachricht von Bryce.
Er schreibt, dass er mir vertraut, dass ich gut auf Miles aufpasse. Er muss sich erstmal wieder beruhigen und er hat Aiden wohl die Abreibung verpasst, die er verdient hat. Aber er schreibt auch, dass er Derek umbringt, wenn er etwas falsches zu Miles sagt. Na dann umso besser, dass Derek nicht mit uns im Raum ist, er ist nämlich nicht wirklich ein empathischer Mensch und würde Miles Problem gerade wohl kaum nachempfinden können.
"Möchtest du noch einen Film schauen und Chips essen? Ein bisschen Ablenkung", schlage ich vor. Miles nickt und lässt sich dann etwas tiefer ins Sofa sinken.
Ich drücke ihm schonmal die Fernbedienung in die Hand, damit er einen Film aussuchen kann, während ich ihm eine Packung Chips hole, die ich ihm dann in die Hand drücke.
Ich werde nichts davon essen, auch wenn sie mich geradezu anbetteln.
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