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• J A Y D E N •
Seit mittlerweile bestimmt 10 Minuten sitze ich auf dem geschlossenen Klo im Badezimmer und starre auf die zahlreichen Nachrichten und Anrufe von Derek.
Es ist mittlerweile der nächste Abend und Miles' Eltern sind gerade dabei das Abendessen zu kochen. Heute soll es Lasagne geben.
Ich würde nicht sagen, dass ich Lasagne hasse, aber ich würde niemals freiwillig darum bitten, dass es das zum Essen gibt. Schon als Kind mochte ich diese Nudel-Fleisch-Pampe nicht so. Während viele der Anderen es als ihr Lieblingsessen erklärten, verzog ich immer nur das Gesicht.
Aber es wäre ja auch langweilig, wenn jeder den selben Geschmack hätte.
Es klopft an der Tür.
"Jay, ist alles in Ordnung?" Miles' Stimme klingt klingt sorgenvoll.
"Ja, alles gut. Gib mir noch ne Minute", rufe ich zurück und richte meinen Blick dabei wieder auf die Nachrichten.
"Okay, das Essen ist gleich fertig", erwidert er und danach entfernen sich seine Schritte.
Vermutlich denkt der Rest seiner Familie - abgesehen von Bryce - dass ich eine längere Sitzung auf dem Klo habe...
Der Gedanke ist nicht so toll, aber was soll ich sagen? Es ist menschlich.
14:53
Ist das dein fucking Ernst? Bist du wirklich so feige und haust ab?
14:54
Dein Chef hat mir gesagt, dass du dich krankgemeldet hast
15:05
Du kannst was erleben, wenn du nach Hause kommst
15:31
Okay, so war das nicht gemeint. Komm bitte nach Hause
15:32
Wir können drüber reden. Du weißt, dass ich dich liebe Jay
16:20
Komm bitte nach Hause
16:47
Ich habe Lexi angerufen. Bei ihr bist du auch nicht. Wo steckst du?
Ich seufze und sperre mein Handy dann wieder. Ignoriere die noch folgenden Nachrichten und die zahlreichen Anrufe von ihm.
Mittlerweile ist es fast 18 Uhr.
Ich wasche mir kurz meine Hände, fahre mir kurz durch die Haare und schaue meinem Spiegelbild in die Augen.
Als ich mich nun so betrachte muss ich unwillkürlich an Jordan denken und das, was er mal zu mir gesagt hat.
"Weißt du, was ich immer an dir bewundert habe?"
Fragend schaute ich ihn an, während er weiter mit seinem Stift Muster in sein Matheheft zeichnete.
"Das Strahlen in deinen Augen. Aber es ist verschwunden".
Und dann erzählte ich ihm, dass ich unglücklich verliebt war...in Derek.
"Jay? Kommst du, das Essen ist fertig."
Bryce Stimme ertönt von draußen und leise im Hintergrund höre ich Miles, der ihm erklärt, dass ich gleich kommen würde.
Aber ich beschließe, nicht länger hier im Bad zu hängen, also reiße ich meinen Blick von mir selbst los und öffne die Tür.
Bryce steht davor, schaut mich prüfend an. Vermutlich sucht er nach Anzeichen, ob ich wieder geweint habe.
Auf irgendeine Art und Weise ist es mir unangenehm, in welchem Zustand er mich heute Nacht vorgefunden hat. Ich hatte mir vorgenommen ihn und auch Miles, eigentlich niemandem so tiefe Einblicke in mein Leben zu geben, aber dafür ist es jetzt zu spät. Ich brauche nichts mehr leugnen und versuchen zu verstecken.
Zusammen mit seinen Eltern und Benny sitzen wir nun am Esstisch. Während die anderen die Lasagne nur so inhalieren, esse ich sie langsam. Sie ist gut, keine Frage. Vermutlich sogar die beste, die ich je gegessen habe, aber es steht außer Frage, dass wir jemals Freunde werden.
"Geht es dir denn besser Jayden?" fragt Steffi.
"Ja, tut es, danke", ich lächle sie an, was sie freundlich, wie sie nunmal ist, erwidert. Benny verfällt mit Bryce in eine Diskussion über ein Spiel namens Fortnite, das er im Moment wohl ziemlich zu suchten scheint. Während Bryce so aussieht, als würde er jeden Moment explodieren, weil Benny nicht einsehen will, was für ein kack Spiel das doch ist, schütteln die Eltern nur den Kopf und Miles und ich hören gespannt zu, wer die Diskussion im Endeffekt gewinnen wird.
Ich kann zu dem Spiel nichts sagen. Klar, habe ich den Namen schon gehört und ich weiß auch grob worum es geht, aber der ganze Rest ist an mir vorbeigegangen. Vermutlich auch zum Vorteil, schätze ich mal.
Schließlich gibt sich Bryce augenverdrehend geschlagen und reicht Benny seinen Schokopudding, der zufrieden grinst und sofort beginnt den Pudding Löffelweise in sich hinein zu stopfen.
"Mit Benny sollte mal wohl nicht diskutieren", stelle ich fest und schaue fragend zu Miles.
Dieser zuckt mit den Schultern.
"Bei ihm geht es nicht um gute Argumente, sondern um Durchhaltevermögen und das ist beinahe nicht zu toppen."
Mit hochgezogenen Augenbrauen richte ich meinen Blick nun auf Bryce.
"Soso, du hältst also nur zwei Minuten durch?"
Plötzlich herrscht vollends Stille am Tisch, doch ich sehe im Augenwinkel, dass sowohl Miles als auch seine Eltern schmunzeln.
Bryce beginnt zu grinsen.
"Oh, wenn du wüsstest, dann-"
"Ähm, wollen wir vielleicht noch eine Runde in den Park?" Miles schaut uns unschuldig an, erhebt sich dann und bringt seinen Teller aus dem Raum.
Benny verschwindet sofort wieder in sein Zimmer, vermutlich um weiter sein Spiel zu spielen und seine Eltern scheuchen uns fast schon aus dem Haus, als wären sie von Miles' Einfall so begeistert, mal einen Schritt vor die Tür zu setzen.
Mir wird etwas unwohl bei dem Gedanken draußen zu sein, aber ich glaube nicht, dass Derek uns zufällig über den Weg laufen wird.
Es dauert etwa 20 Minuten, bis wir in dem Park ankommen. Es sind noch wirklich viele Menschen unterwegs, die sich vor allem bei den großen Wiesen rund um den See versammelt haben. Viele von ihnen sitzen auf Decken und haben ihr eigenes Essen dabei.
Verteilt um den See finden sich ein paar Imbisbuden und über den Weg sind Lichterketten gespannt. Es ist wirklich schön hier.
Doch leider schwimmen keine Enten auf dem See. Vermutlich haben die keine Lust auf den Krach, der durch die Menschen verursacht wird. Ist aber auch verständlich.
"Wollen wir uns hier etwas hinsetzen?"
Miles wartet gar nicht lange auf eine Antwort, sondern lässt sich auf einen kleineren Wiesenabschnitt direkt am Wasser nieder. Bryce und ich tun es ihm gleich.
"Was wollen wir morgen machen?", fragt er dann.
"Ich muss wieder arbeiten, denke ich", antworte ich ihm auf die Frage. Er und auch Bryce schauen schockiert drein.
"Nie im Leben. Wir unternehmen morgen etwas schönes. Vielleicht können wir ins Museum. Ich habe gehört, die haben eine neue Ausstellung mit Dinosauriern", schlägt Miles vor und ich muss sagen, das klingt tausend mal besser als Arbeit und außerdem besteht dort nicht die Gefahr, dass Derek auftaucht. Ich brauche wirklich etwas Abstand von ihm.
Wir unterhalten uns noch etwas über unseren geplanten Ausflug morgen, bis Miles irgendwann zu den Toiletten geht, um seine Blase zu erleichtern. Entspannt schließe ich die Augen und lege mich zurück auf das weiche Gras.
"Wenn du wüsstest, wie gut ich bin, würdest du nicht eine Minute durchhalten", haucht plötzlich eine Stimme in mein Ohr und es bestehen keine Zweifel, dass diese zu Bryce gehört. Doch ich tue so, als hätte ich ihn nicht gehört und lasse meine Augen geschlossen, auch wenn sich meine Mundwinkel etwas nach oben ziehen.
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