Kapitel 4
Ich hatte nicht die Gelegenheit, etwas zu sagen denn in diesem Moment betrat die selbe Frau, die auch die Begrüßung geleitet hatte, das Klassenzimmer.
„An alle die mich noch nicht kennen, mein Name ist Dr. White", sprach sie mit fester Stimme, „Neben meiner Tätigkeit als Schulleiterin leite ich ebenfalls einige Trankkurse an dieser Schule. In diesem Semester werden wir uns mit diversen Heiltränken beschäftigen. Bitte schlagen Sie die Seite 236 in ihren Büchern auf und beginnen Sie zu lesen. Ich muss noch etwas erledigen."
Mit diesen Worten verließ sie den Raum durch eine Tür neben dem Lehrerpult. Vereinzelt begannen eine Schüler*innen das Kapitel zu lesen während andere sich leise unterhielten. Ich begann ebenfalls damit das Kapitel über die Hauptbestandteile eines Zaubertrankes zu lesen. Laut dem Buch war die Basis eines jeden Zaubertrankes gereinigtes Wasser und je nach späterer Wirkung entsprechende Kräuter. Während des Lesens wurde ich allerdings das Gefühl nicht los beobachtet zu werden. Ich sah zu Rafael rüber und mein Blick traf sofort den seiner ungewöhnlich hellen Augen. Nach einem kurzen Moment der Stille sagte ich schnippisch:
„Wir sollen das Kapitel lesen. Da bleibt nicht viel Zeit zum starren"
Rafael allerdings überging meinen Kommentar komplett. Stattdessen lächelte er mich einfach an. Sein Blick scannte mich von Kopf bis Fuß ehe er mir wieder in die Augen sah. Ich rutschte nervös auf meinem Stuhl hin und her. Sein Blick verunsicherte mich total obwohl er mich nur ansah. Natürlich vergaß ich dabei prompt, was eigentlich die Aufgabe gewesen war.
„Wer bist du", fragte er schließlich ruhig. Einen Moment lang konnte ich nichts machen außer ihn komplett perplex anzuschauen.
„Entschuldige", meinte ich nach einer Pause und wandte den Blick ab. Ich versuchte seinem Blick auszuweichen doch er schien mich zu verfolgen.
„Ich bin Sambarita."
„Sambarita also", wiederholte er langsam als würde er probieren, wie mein Name mit seiner tiefen Stimme klang, „Den Rest erfahre ich sicher noch."
Ehe ich dazu etwas erwidern konnte gesellte sich Dr. White wieder zu uns. Sie zog einen kleinen Rollschrank hinter sich her auf dem sich diverse Zaubertrankutensilien stapelten. Neben diversen gläsernen Behältern mit Korken und frisch gepflückten Kräutern konnte ich sogar ein paar Kristalle entdecken.
Dr. White klatschte in die Hände.
„Nun lasst uns beginnen", meinte sie, „Wer von Ihnen kann mir denn sagen, welche Quintessenzen man für einen guten Zaubertrank braucht?"
Nur wenige Finger schnellten in die Höhe einige sofort, einige eher zaghaft. Meinen hielt ich direkt hoch. Ich wollte schließlich einen guten Eindruck machen. Rafael neben mir schnaubte abfällig. Dr. White nahm statt einen der Leute, die sich tatsächlich meldeten Rafael dran. Karma is a bitch.
Rafael richtete sich ein wenig auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich nehme an Magie?", konterte er was einige Schüler*innen zum Lachen brachte. Ich rollte mit den Augen was Dr. White als Anlass dazu nahm, mich anzusprechen.
„Wie heißen Sie?", fragte sie.
„Sambarita"
„Nun Sambarita, möchten Sie diesen jungen Mann aufklären?"
Ich wiederholte das, was ich gerade gelesen hatte. Dr. White schien diese Antwort zufriedenzustellen denn sie sagte nicht weiter dazu. Stattdessen wandte sie sich erneut an die Klasse. Rafael lächelte in sich hinein. Ich beschloss erneut, ihn zu ignorieren.
„Nun lasst uns mit etwas Einfachem starten. Versuchen Sie sich einmal an dem Versuch auf der nächsten Seite. Hierbei geht es darum, die Materialen für das nächste Mal zu reinigen. Dies finden Sie", Dr. White deutete auch den Rollschrank neben sich, „Hier vorne bei mir. Bitte arbeiten Sie mit den Personen neben ihnen."
Hiermit war ihre Anweisung beendet und sie ließ sich auf ihnen Stuhl am Pult nieder. An meinem Tisch saß außer mir und Rafael noch ein weiterer Junge mit kurzen, dunkelblonden Haaren. Er stellte sich als Ilija vor. Ilija besorgte die Materialen von vorne während der Rest von uns begann die Anleitung zu lesen:
Gebrauchsgegenstände spirituell reinigen
Um Gebrauchsgegenstände spirituell reinigen zu können benötigen Sie lediglich eine Pflanze, die Reinheit symbolisiert (Lilie, Tulpe ect.) oder ein Räucherstäbchen. Zünden Sie die Pflanze oder das Stäbchen an und fahren Sie mehrfach langsam damit um den Gegenstand herum. Dabei sprechen oder denken Sie insgesamt 3 Mal folgende Worte: „Die Vergangenheit ist geschehen und das wird immer so sein, dieser/s (hier Gegenstand einfügen) sei fortan rein".
Ilija kehrte mit den Armen voller verschließbarer Gläser und Pflanzen zurück.
„Ich glaube dazu, Sambarita Blumen zu schenken ist es ein wenig zu früh, oder?", fragte Rafael und deutete auch die Blumen, die er vor mir auf dem Tisch platzierte.
„Warum? Hättest du die lieber gehabt?", erwiderte er und warf Rafael eine Kusshand zu, „Die anderen haben sich schon die Räucherstäbchen unter den Nagel gerissen deshalb hab ich die Blumen mitgebracht."
„Dann müssen wir halt damit vorliebnehmen", sagte ich.
Wir zündeten uns jeweils eine Lilie an und folgten den Anweisungen des Buches während wir jedes der sechs Gefäße reinigten. Überraschenderweise gab Rafael keinen Kommentar mehr ab.
Nachdem wird dies erledigt hatten läutete die Schulglocke und Dr. White entließ uns in die Pause. Ich packte meine Sachen zusammen und folgte der Schülerschar nach draußen. Was ich dabei nicht bemerkte war Rafael, der mit hinterher lief.
„Hallo, Sambarita", sagte er plötzlich und grinste. Erschrocken ließ ich mein Buch fallen.
„Hallo", antwortete ich, sichtlich genervt, während ich mein Buch aufhob. Er machte Anstalten sich zu bücken, doch ich war schneller.
Neben mir herlaufend fragte er: „Und von wo kommst du? Bei einer internationalen Schule sieht man das Leuten leider nicht an."
„Frankreich"
„Ich liebe französischen Akzent. Besonders die Frauen, die mit diesem sprechen."
„Dann such dir ne Französin", entgegnete ich. Wir hatten das Gebäude fasst verlassen.
„Vielleicht werde ich das."
Der Typ war so dermaßen aufdringlich, dass ich froh darüber war, als ich Fina draußen auf dem Campus auf mich zu gehen sah.
„Entschuldige mich", sagte ich und lief auf meine Mitbewohnerin zu.
„Du bist zu genau dem richtigen Zeitpunkt gekommen", sagte ich, als ich auf sie zuging. „Ich fürchte sonst hätte er mir noch ein Ohr abgekaut."
Fina runzelte die Stirn „Wer hätte dir fast ein Ohr abgekaut?"
„Rafael", ich deutete unauffällig auf ihn.
„Rafael Navarro? Der Typ ist seltsam."
„Ja, nicht wahr?"
Fina erzählte mir von der Stunde Naturgesetze, die sie gerade gehabt hatte. Ihre Lehrerin, Professor Bennet, hatte mit den Schüler*innen Grundlagen wiederholt und ihnen währenddessen von ihrer Studentenzeit erzählt. Ich hörte allerdings nur mit halbem Ohr zu. Im Augenwinkel sah ich Cadence auch Rafael zu gehen, der sie auf die Wange küsste und Händchen haltend mit ihr weg ging. Waren die beiden zusammen? Zumindest müsste ich mir dann keine Sorgen darüber machen müssen, dass Rafael etwas von mir wollte. Ich wusste selbst nicht, warum mich das beschäftigte.
„Kommst du zurück?", fragte Fina und wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum. „Wir haben Unterricht. Die Pause ist rum."
Abwesend nickte ich und folgte Fina zum Politk-Raum.
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