Kapitel 6

Die Straße flog nur so unter uns dahin, hin und wieder trafen wir auf andere fahrende Händler die uns grüßten. Anfangs war ich etwas nervös, wie ich mich verhalten musste um nicht aufzufallen, doch diese Sorgen waren um sonst. Unser Karren fuhr langsam, Vyris Pferd lief in einem gemächlichen Trab und ich hatte Zeit mich auszuruhen und über alles Geschehene nachzudenken. Ich hatte mehr als einen guten Freund verloren, was ich immer noch nicht glauben konnte. Es war alles gut gewesen, auch wenn wir nicht das Leben gehabt haben was wir uns immer erträumt haben. Wieso mussten Gefühle einem immer so einen Streich spielen? Wären mir diese Personen egal, dann würde ich auch nicht so damit kämpfen dass sie nicht mehr da waren. Wenn man Gefühle einfach so abstellen könnte, wäre es wohl das beste für mich. Ich schwor mir selbst, irgendwie meine Gefühle abzustellen so bald es möglich ist, ansonsten würde ich wohl weiter durchdrehen.

Es war mitten in der Nacht als mich Stimmengewirr aus dem Schlaf riss, ich hatte mir aus einer der Kisten eine seidene Decke geholt und mich auf unserer Ware zur Ruhe gebettet. Die Sterne glitzerten über mir, doch der Rest lag komplett im dunkeln. Nach dem ich die Decke zusammengefaltet hatte und wieder in der Kiste verstaut hatte, kletterte ich vom Karren. Erst jetzt fiel mir auf das er stand und Vyris nicht auf seinem Pferd saß. Ein kurzer Schock durchfuhr mich und ich fragte mich was passiert war. Doch dann sah ich, dass er einige Schritte weiter stand und in gedämpfter Stimme mit zwei Wachen stritt. Ich strich kurz durch mein Haar und ging nur so weit, dass ich gerade hörte was Vyris mit ihnen besprach. „Aheren Lykati, wir können ihnen nicht glauben das diese Frau wirklich die Eure ist! Sie sind im Register als fahrender Händler eingetragen, falls sie geheiratet hätten wüssten wir das!" sagte der eine Wachmann. Der andere nickte nur. „Sie ist meine Frau, ich weiß nicht wie es sein kann das das im Register nicht vorhanden ist. Wir haben erst vor einigen Tagen geheiratet..." Der erste Wachmann unterbrach ihn wieder. „Selbst das wüssten wir, es könnte jedoch auch sein das Ihr diese Frau entführt habt. Was mir weit aus wahrscheinlicher vorkommt." Ich runzelte die Stirn, wieso hatten die Männer mich nicht geweckt? Da fiel mir ein Brauch ein, der unter Stadtwachen leider existierte. Wenn ein Wachmann einer unverheiratete Frau das Leben rettet, dann hat er einen Anspruch auf sie, wenn er selbst nicht schon vergeben ist. Dieser Brauch ist in den letzten Jahren etwas abhanden gekommen, jedenfalls scheint er auf der anderen Seite des Drachengebirges seltener vorzukommen als hier. Wenn mich die Männer nicht weckten, konnten sie Vyris ohne Beweise verhaften und mir nach meinem Schlaf eine Geschichte auftischen, die sich niemals zugetragen hat. Mir lief ein Schauer den Rücken hinunter, wir waren vielleicht Diebe, Mörder und nicht wirklich freundlich, aber diese Vorgehensweise würde niemand von uns auch nur annähernd benutzen. Ich richtete mich auf und ging in einem gleichmäßigen und stolzen Gang zu Vyris und stellte mich neben ihn. „Guten Abend, die Herren. Ich muss meinen Mann entschuldigen, wir haben erst vor drei Tagen geheiratet und Euch selbst sollte bewusst sein, dass die Register nur alle zwei Monde an die einfachen Stadtwachen weitergegeben werden. Auf der neusten Auflage werden sie unsere beiden Namen finden." sagte ich und sah die beiden Wachen, die sich nun etwas überrumpelt vorkamen, mit einem triumphierenden Blick an. „Sicher..." murmelte die eine Wache, die andere sah auf den Boden. „Wie heißt Ihr denn, werte Dame?" fragte die andere Wache, die ihren Stolz dennoch bewahrte. „Zya Lykati." antwortete ich schnell und für eine Sekunde musste ich an Zya denken, die wie eine Mutter für Hazel und mich gewesen war. Ich vermisste ihren Eintopf, ihre Kuchen und ganz besonders das Gefühl das sie für mich da war. Zya war ein weit verbreiteter Name und ich würde nie jemandem von Hazel erzählen, ich wollte sie dafür viel zu sehr beschützen.

Vyris legte den Arm um mich. „In Ordnung." murmelte die Wache und notierte sich die Namen. Ich sah Vyris kurz an, er starrte die Wachen an und in seinem Starren lag dieser Blick, der Blick wenn er die Gedanken von jemandem liest und es ihn nicht erfreut. Dann sah er schnell zu mir und küsste mich. Ich war überrascht, doch während mein Kopf sich noch fragte was das sollte, gehorchte mir mein Körper nicht mehr. Mir war auf einmal unendlich heiß, es schien als glühte meine Haut, obwohl es sehr stark abgekühlt hatte und eine fröstelnde Kälte in der Nachtluft lag. Ich blinzelte erschrocken als sich Vyris von mir löste, das warme Gefühl schlagartig aufhörte und ich wieder die Situation um mich herum wahrnahm. Vyris starrte die Wachen eine Sekunde lang weiter an. Ich war eigentlich nicht der Mensch der an den Augen eines Anderen ablas, was er gerade dachte, doch ich merkte was er dachte. Die Wachen, die immer noch vor uns standen und uns wie zwei futterneidische Kühe anglotzten, waren nicht überzeugt. Vyris konnte ihre Gedanken lesen und wusste das, was sie nicht aussprachen. Als ich wieder vollständig in der Realität angekommen war, nahm ich wieder die triumphierende Haltung ein. „Meine Herren, mich würde zudem sehr interessieren was zwei Stadtwachen so weit vor der Stadt zu suchen haben. Sie sind Wachen des ersten Grades in Kalmhar', habe ich Recht?" fragte ich mit lauter Stimme. Die Wachen sahen sich kurz erschreckt an, hatten aber bald ihren Stolz wieder gefunden. „Wir werden die Register prüfen, Guten Abend noch." sagte die eine Wache, die andere folgte ihr. Als sie in der Dunkelheit verschwunden waren lächelte Vyris mich an. „Du hast gut mitgespielt." sagte er, dann schwang er sich aufs Pferd. Er wartete noch bis ich mich auf eine der Kisten gesetzt hatte, dann trieb er sein Pferd zur Eile an. Ich war etwas in Gedanken versunken, was war das gerade? Wieso hatte ich so reagiert? Doch meine Gedanken außer Acht zu lassen, war nicht das was ich hätte tun sollen. Ich fühlte sofort die eisige Welle über mich kommen und bemerkte zu spät, dass Vyris sich umgedreht hatte und mich eisern ansah. Ich konnte nichts dagegen tun, mein Geist öffnete sich so selbstverständlich wie ein Burgtor wenn ein großes Fest anstand. Ich wollte etwas dagegen tun, doch ich sah ihn weiter an während er meine kompletten Gedanken der letzten Stunde las, ich wollte das nicht. Er würde merken, dass mich ein einfacher Kuss aus der Fassung brachte und ich viel schwächer war als ich außen zeigte.

Vyris wandte sich von mir ab und ich sah nur etwas gedemütigt auf den Boden, ich musste unbedingt lernen etwas dagegen zu tun das er dauernd meinen Geist las.

Der Rest der Fahrt verlief gut, wir kamen zügig vorran und wurden auch nicht mehr aufgehalten. Schlafen konnte ich trotzdem nicht mehr, ich machte mir viel zu viele Gedanken darüber was er von mir dachte. Das tat ich sonst nie, alle anderen Menschen waren mir ziemlich egal, die Personen die ich meine Familie nannte natürlich nicht.

Nach einem langen Weg durch Felsen und Gesteinlandschaften kam der Wagen zum stehen. „Wir haben es geschafft." sagte Vyris nur und stieg vom Pferd ab. Er machte den Karren vom Pferd ab und lief einige Schritte weiter zu einer Holzhütte. Das die Grotte eine Holzhütte war, hatte ich nicht gedacht. Ich folgte Vyris während er das Pferd in den kleinen, am Haus angebrachten, Stall führte und den Karren daneben parkte. Doch Vyris ging nicht in das Haus, sondern einige Stück weiter, Richtung Klippe. Ich atmete tief ein, es duftete nach Meer und die Luft war klar und weich.

Ich stand etwas unbeholfen herum und fragte mich, was Vyris noch zu erledigen hatte. Er tastete mit den Händen den Boden ab und griff nach jedem kleinen Stein. Kurz bevor ich dachte er wäre verrückt geworden, griff er nach einem Stein, den er nicht vom Boden lösen konnte und als er daran zog öffnete sich ein rundes Loch im Boden, das eine Leiter freigab. „Die Hütte ist nur Tarnung, falls jemand bemerken sollte das wir überhaupt hier sind." sagte Vyris. Mir viel sein auffällig normaler und gleichgültiger Ton auf, als kannten wir uns nicht. Kein Zwinkern, kein arroganter oder herablassender Ton, rein gar nichts. Ich schluckte meine Enttäuschung herunter und folgte ihm die Leiter herunter. Unten angekommen betätigte Vyris einen Hebel und das Loch schloss sich über unseren Köpfen. Es war nun stockdunkel und ich tastete mich an den Backsteinwänden des schmalen Ganges entlang. Vyris lief vor raus und ich folgte ihm stumm, doch bald blieb er stehen um eine schwere Eichenholztür zu öffnen. Dahinter tat sich ein geräumiger Raum auf, dessen Wände nur der Felsen war, in den die Grotte gewaschen war. An den Wänden steckten in Halterungen Fackeln die in einem warmen Licht flackerten. Ich sah mich staunend um, der Raum war wohl der Gemeinschaftsraum oder die Empfangshalle. In einer Ecke standen sechs Sessel, alle mit verschiedenen Mustern und Kissen, sie kamen offensichtlich aus verschiedenen Haushalten. In der anderen Ecke stand eine Bar mit einigen Tischen, an denen sogar einige Leute saßen. Sie trugen alle die gleiche schwarze Kleidung, die auch Vyris vor unserem Verkleidungsspielchen getragen hatte. Vyris schob mich leicht in Richtung der Personen und als sie sich umdrehten erkannte ich einen Mitte zwanzig jährigen Mann mit hellblonden Haaren und tiefblauen Augen und eine Frau die vielleicht knapp vier Jahre älter war als ich deren Haare dunkelbraun im Kerzenlicht schimmerten. Sie lächelte mich freundlich an, während er mich nur musterte. „Ist das unser Neuzugang?" fragte die Frau und ihre Stimme klang hell und fröhlich, sie hatte ein zierliches Gesicht und etwas an sich, das sonst nur Hundewelpen hatten. Sie war die Unschuld persönlich, so sah sie jedenfalls aus. Vyris nickte. „Wir haben leider einige Orden verärgert, aber sind heil hier angekommen. Das hier ist Raven." Ich lächelte die beiden an und nickte ihnen zu. „Mein Name ist Jaceey." sagte die Frau zu mir und strich sich eine Strähne hinters Ohr. Sie sah zu dem Mann neben ihr, doch der starrte mich nur weiter an. „Ich bin Danemon." sagte der Mann mit einer rauen aber melodischen Stimme. „Und ich denke, das willst du wieder haben!" sagte er zu mir und hob das Amulett hoch, das ich von Hazel bekommen hatte. „Wie hast du...?" fragte ich stockend und das erste mal seit ich Danemon gesehen hatte schenkte er mir ein Lächeln und gab mir bereitwillig die Kette zurück. „Ich sagte doch er ist gut." murmelte Vyris und ich legte das Amulett wieder an bevor ich Vyris durch ein Loch in der Wand, was einer Tür glich, in den nächsten Raum folgte. Hier stand ein großer langer Tisch aus dunklem Fichtenholz und dazu passende Stühle. Auf dem Boden breitete sich das Fell eines Schneebären aus und endlich sah ich auch das Fenster zum Meer, von dem mir Vyris erzählt hatte. Es war einfach ein Loch in der Wand und es ging sehr tief herunter in die Tiefe. Die Klippe war aus hellgrauem Gestein, aber so glatt, dass man keine einzige Stufe oder ein wenig Halt finden konnte. Tief unten peitschten die Wellen gegen die Felsen und weißer Schaum bildete sich. Die Luft schmeckte noch viel mehr nach Salz als oben und die Sonne spiegelte sich auf dem glitzernden Wasser. Ich hatte selten so etwas schönes gesehen und verlor mich im Anblick der Wellen. „Guten Tag, Raven." hörte ich eine Stimme und ich drehte mich erschreckt um. Ein Mann stand vor mir, seine Haut war sonnengebräunt und mit Narben übersät doch seine Haare glänzten wie die von Jaceey. „Du hast wohlbehalten hergebracht, gut gemacht Vyris." sagte er zu ihm und sah mich wieder an. „Ich bin Jackmyr, der Ordensmeister. Vyris hat dir sicher von mir erzählt." sagte er zu mir und gab mir die Hand. „Ja, das hat er. Es ist schön Euch endlich zu begegnen." Jackmyr wandte sich ab. „Vyris zeigt dir sicher noch den Rest unserer bescheidenen Zuflucht, danach wäre es angebracht zum Magier zu gehen und ihm die ganzen Fragen zu stellen die du hast. Ich bin sicher, er wird dir das Ritual erklären." Jackmyr setzte sich wieder an den Tisch und Vyris ging nur vor mir her. Von diesem Versammlungsraum gingen drei weitere Räume ab, einer davon war die Küche in der eine Suppe in dem Kochtopf über dem Feuer brannte. Das Feuer sah merkwürdig aus, es hatte zwar die selbe Farbe wie sonst, waberte aber in der Luft herum und hatte die Form eines gekneteten Teigs. „Magisches Feuer." sagte Vyris nur und ging schon wieder zurück. Der Magier war anscheinend auch der Koch, oder hatte jedenfalls eine Vorliebe dafür. Der andere Raum der davon abging war ein großer Raum der etwa einen Schritt hoch mit Stroh ausgelegt war und auf dem viele Decken und Felle lagen. Ein Riesiges Bett in einem Zimmer. „Wenn wir mal schlafen, schlafen wir hier. Als Dieb zieht man viel durch das Land und du wirst öfter in Tavernen und Ställen schlafen als in unserem eigenen Lager." sagte Vyris und stieg auf die Strohballen. Ich folgte ihm und entdeckte das an einer Wand sehr viele Zeichen eingeritzt waren. Zeichen der alten Sprache, ich konnte sie nicht alle Lesen aber manche standen für Wörter, die ich kannte. Blut. Rache. Aber auch Rose war dabei. „Was ist das?" fragte ich. „Das ist unser Schrank." sagte Vyris und musste grinsen, doch als ihm auffiel, wie ich mich darüber freute das er wenigstens ein Paar Emotionen mir gegenüber zeigt verstummte er sofort wieder. „Jeder von uns hat ein Zeichen in der Wand und wenn er es nachfährt öffnet sich ein kleiner Raum mit Regalen, Truhen und Waffenhalterungen. Wenn du es dann wieder nachfährst geht der Raum wieder zu. Es ist magisch, auch von unserem Magier eingebaut. So können wir unsere Sachen effizient lagern und verbrauchen keinen Platz. Wenn jemand anderes sein Zeichen nachzieht öffnet er seinen Raum, deiner kann nur durch dich und dein Zeichen geöffnet werden. Es muss allerdings ein Zeichen der alten Sprache sein, der Magier hat einen Tick für Geschichte." sagte Vyris. „Such dir ein Zeichen aus das du noch nicht siehst, Rose ist zum Beispiel das von Jaceey und Jackmyr hat als sein Zeichen Rache gewählt." Vyris trat einen Schritt zurück und ich ging langsam auf die Wand zu. Neben dem Zeichen der wirklich sehr detailgetreuen Rose berührte ich mit meinem Finger die Wand. Dort wo ich sie berührte, entstand eine Rille, als wäre mein Finger ein Messer. Ich hatte mich schnell entschieden und zeichnete ein verschnörkeltes V mit einem Kreis darum in die Wand. Das Zeichen für Valesha. Nicht nur meinen Rappen hatte ich so genannt, es stand auch für alle meine Freunde dich ich zurücklassen musste, die gestorben waren oder denen ich mein Leben verdanke. Als ich die Hand vom kalten Stein nahm entstand ein Riss und eine rechtwinklige Tür öffnete sich in einen in die Felswand gehauenen Raum. Die Wände hatten einen leichten hellblauen Schimmer, an dem man die Magie erkannte. Die Regale und Kisten in dem Raum waren aus dunklem Holz und alle samt mit Schnitzereien verziert. Ich stellte meinen Rucksack auf ein Regalbrett und testete diesen seltsamen Schrank in dem ich das Zeichen nachfuhr. Die Steintür schloss sich augenblicklich und der Riss verkleinerte sich bis er nicht mehr zu sehen war. „Funktioniert gut, oder?" fragte Vyris und drehte sich um, er ging wieder zurück und nahm den letzten Durchgang aus dem Verhandlungsraum. Sie führte in einen großen Raum, an den Wänden standen viele Schränke und Regale und in der Mitte des Raumes stand ein seltsames Gerät, es sah aus wie ein Trichter der über einer Landkarte stand. Weitere seltsame Geräte standen auf Tischen und ein magisches Feuer schwebte in der Luft und wärmte den Raum auf. In einer Ecke saß ein Mann auf einem dunkelblauen Ohrensessel und hatte die Augen geschlossen. Als ich in den Raum trat spürte ich wieder das Gefühl als würde jemand meine gesamten Gedanken lesen und mir wurde kalt. Aber es lief in einer Schnelligkeit ab die ich bei Vyris nicht gespürt hatte. Nach einigen Sekunden war alles vorbei und der Mann in der Ecke machte seine Augen auf. „Willkommen im Orden der Diebe, Raven." sagte er und lächelte. Er nickte Vyris zu, als Zeichen das er gehen könnte und Vyris verließ ohne mich anzusehen den Raum.

„Ich bin der Magier, wie du sicher weißt. Ich kümmere mich um das Ritual und somit um die neuen Mitglieder." sagte er und musterte mich. „Ich habe auch die Statuen verzaubert, wo hast du sie?" fragte er mich. „Im magischen Schrank bei meinen anderen Sachen." sagte ich nur kurz, der Mann mit dem weißen Bart der kaum länger war als meine Haare sah mich durch seine dunkelgrünen Augen belustigt an. Kaum hatte er mit den Fingern eine kleine Geste gemacht, stand die Figur auf dem Tisch. „Du bist die einzige die diese Statue heben, solange ich sie auf dich verzaubert habe. Als erstes werden wir die Statue wieder verwenden und sie auf ein weiteres neues Mitglied prägen." sagte er und zeigte auf die Statue. Ich lief zu dem kleinen Tisch und hob die Statue hoch, dann zeigte der Magier auf den Trichter. Ich sah ihn fragend an, doch legte die Statue bereitwillig in den Trichter über der Landkarte. Es war eine alte Karte, sie war angegilbt und mit uralter Tinte geschrieben und zeigte ganz Sylvain mit jedem einzelnen kleinen Ort. Der Magier sah nur auf die Statue und breitete seine Hand über ihr aus, augenblicklich zerfiel sie zu weißem, winzig klein gemahlenem Staub und rieselte durch den Trichter auf die komplette Landkarte. Er zerfiel in sich zusammen und es sah aus als durchtränkte er die Landkarte und bald schon sah man gar nichts mehr von ihm. „Was ist da passiert?" fragte ich ihn. „Die Statue ist nun an einem anderen Ort wo das neue Mitglied sie bald schon finden wird, verlass dich drauf. Und dann wird sie versuchen zu uns zu kommen und wir werden sie abfangen und sie begleiten. Das neue Mitglied durchlebt dann das, was du die letzten paar Tage erlebt hast." sagte er zu mir und zwinkerte mir zu. „Allerdings muss ich schon sagen, dass wir eine so gute Kämpferin selten gesehen haben." Ich dankte ihm kurz, dann wollte ich endlich einige meiner Fragen stellen. „Wie sieht das Ritual aus?" fragte ich ihn und nach einer weiteren Geste erschien ein zweiter Sessel neben seinem. Er bot mir den Platz an und setzte sich selbst in seinen Sessel, dann fing er an zu reden. „Das Ritual ist kein Ritual wie es manche dem Schicksal darbringen oder es in irgendwelchen Götterkulten praktiziert wird. Es ist mehr eine Zeit in der man lernt. Bei uns gibt es drei Klassen, Diener, Krieger und Dieb. Mich, Jackmyr und Jaceey ausgeschlossen. Ich bin Magier und werde es auch bleiben, die anderen beiden hast du sicher schon kennengelernt. Das Ritual besteht aus vier Monaten Dienerschaft im Dienst eines Kriegers, dabei hilft man ihm bei allen seinen Aufgaben und verteidigt ihn bei seinem Leben. Nach den vier Monaten wird man selbst zum Krieger und übt dieses Amt sechs Monate lang aus, das Ritual dauert also insgesamt zehn volle Monate. Dabei hat ein Diener immer einen Meister, ein Meister aber nicht immer einen Diener. Diener können gewechselt werden und müssen ihrem Meister gehorchen. Auch du wirst bald Diener werden." sagte er zu mir und strich sich durch seinen Bart. „Vyris meinte zu mir, dass Ihr mir die Magie des Geistes lehrt. Wie ich die Gedanken anderer lesen kann." sagte ich zu ihm. Der Magier nickte. „Immer wenn ihr eine freie Minute habt, und die wird Euch euer Meister lassen, dann kommt ihr zu mir. Wenn ich nicht gerade einen anderen Diener zum Schüler habe werde ich euch Stück für Stück die Magie näher bringen. Üben müsst ihr alleine, aber den Ansatz kann ich Euch geben." sagte er zu mir. Er stand auf und öffnete eine Truhe nicht weit von ihm und holte eine schwarze Rüstung hervor. „Zieht das an, das ist eure Rüstung. Jeder im Orden der Diebe soll nur das beste bekommen. Sie ist aus einem Stoff gemacht, den man auf der Wüsteninsel herstellt. Die Seide wird mit etwas durchtränkt was man 'flüssige Nacht' nennt. Kaum jemand weiß was es ist, aber die Rüstungen sind die besten des Landes. Sie fühlen sich an wie eine zweite Haut und sind sehr schwer zu durchdringen. Zudem machen sie keine Geräusche. Nicht mal der Stoff wird den kleinsten Laut von sich geben." sagte der Magier und klang sehr stolz. Er erinnerte mich etwas an Callum, eher vom Aussehen als von der Art. Der Magier war viel offener und nicht annähernd so geheimnisvoll wie Callum. Ich vertrieb den Gedanken schnell, für Trauer war jetzt keine Zeit. „Auf jeden Fall ist sie besser als das was du da trägst, so schön die Kleidung der Reichen auch sein mag." sagte er und ich sah an mir herunter. Es stimmte, ich trug immer noch das hellblaue Kleid. „Sicher, habt Dank." entgegnete ich nur und nahm die Rüstung entgegen. „Sie wiegt übrigends nichts, man spürt sie kaum." fügte der Magier noch hinzu. „Als nächstes musst du dir einen Meister suchen, die Diener wählen immer ihren Meister, doch dann haben sie keine Macht mehr. Du kannst dir einen der Krieger suchen die im Moment da sind, aber die meisten sind auf Missionen. Oder du wartest auf sie, in einigen Tagen sind sicher Manche zurück. Wir haben Zeit." sagte der Magier. Ich nickte und als ich mich von ihm verabschiedete, wusste ich schon genau wen ich fragen würde.


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