Wasserscheu
Kapitel 8
Winter
Ich kam mit Schwung auf die Beine und rannte weiter durch den Schnee, während dieser riesige Vollidiot von Berserker, sich die Nase hielt. Er hatte nur kurz angebrüllt, nicht wie der Bäckerjunge aus meinem Ort, der auf die Knie gesunken und geheult hatte, als seine Nase brach. Nein, diesen grobschlächtigen, primitiven Schmerzperversen Ochse hielt das nur für wenige Sekunden auf.
Dann lief er mir nach und mich erfasste die Panik. Ich könnte schwören, dass ich seine Schritte hinter mir regelrecht spürte. Doch alles, was ich tatsächlich ausmachen konnte, war dieses Drachentier neben mir, dass hektisch durch den Schnee wuselte, als würde es, wie ich, flüchten wollen.
Moment, war das nicht sein Drachentier? Warum sollte es dann vor seinem Herren wegrennen?
Egal.
Alles was zählte war, dass es kein weiteres Mal den Fluchtweg abschnitt, ganz im Gegenteil. Als ich den Waldrand erreichte, huschte es vor mir durch die Böschung und zeigte mir so den Weg durch das Unterholz. Ob absichtlich oder nicht. Ich hatte dadurch ein wesentlich sichereren Tritt und kam schneller voran.
Also folgte ich ihm und war zufrieden als das Naturgeflecht immer dichter wurde. Es erfüllte seinen Zweck und hielt ihn auf. Ein animalisches Knurren glitt aus seiner Richtung zu mir und ließ mir das Herz heftiger gegen den Brustkorb schlagen. Er kam durch seine mächtige Gestalt nicht so einfach durch das Gestrüpp wie ich, selbst wenn er die Gestalt wechselte, würde er nicht besser vorankommen.
Ich hatte ja schon Probleme. Mein Vater hatte mir oft erklärt, dass Wechselhäuter eigentlich ganz gut von normalen Wölfen zu unterscheiden waren, denn sie waren um ein Vielfaches größer. Ich sollte also selbst dann einen gewissen Vorteil haben.
Als ich mich unter einen vermoosten Baumstamm hindurchzwängte und mir fast ein Auge an einem der Eiszapfen ausstach, wusste ich zudem genau wo genau im Wald ich mich befand und beschloss einen anderen Weg als das Drachentier einzunehmen.
Als dieses bemerkte, dass ich von ihm wegging, gab es ein protestierendes Kreischen von sich und wuselte jetzt mir nach, weiter quietschen.
"Sht! Nicht so laut!", fauchte ich es an.
Wenn das Ding weiter so einen Lärm machte, würde der Berserker, der mich nun hoffentlich endlich aus den Augen verloren hatte, schnell wieder finden. Doch was sollte ich dagegen machen?
Ich sprang mit gerafften Röcken über einen kleinen Bach, der mitten durch den Wald führte und im Frühjahr, wenn der Schnee etwas taute, zu einem kleinen Fluss anschwellen würde, um das Tauwasser ohne Schaden durch den Wald zu führen.
Das Drachentier zögerte auf der anderen Seite, quietschte weiter und immer fordernder. Ich drehte mich zu dem Wesen um.
"Was?"
Ich hatte ab und an Drachentiere gesehen. Sie waren unkontrollierte, launische kleine Biester, die man am besten so weit wie möglich von den Siedlungen entfernt hielt. Viele von ihnen spiehen, unkontrolliert Feuer, fraßen Nutzvieh und waren auch sonst zu nichts gebrauchen. Sie galten als Schädlinge.
Der einzige Grund, warum man keine Jagd auf sie machte war, weil sie eh nicht erlegt werden konnte. Ihre Schuppen waren so dicht, dass man ihnen nur schwer schaden konnte, zudem waren sie für gewöhnlich aggressiv und man provozierte sie lieber nicht, es sei den man war scharf darauf einen Arm oder zumindest eine Hand zu verlieren. Ihre Kiefer waren äußerst kräftig. Wenn mein Vater welche in der Nähe des Dorfes ausmachen, lockte er sie lediglich mit ein paar frei laufenden Hühner fort.
Dieses Exemplar aber, schien anders zu sein. Seine repilienartigen Augen, betrachteten mich als wären sie intelligent und seine Flügel waren erstaunlich groß. Normalerweise hatten Drachentiere nur noch wenig mit ihren längst ausgestorbenen größeren Verwandten gemeinsam.
Die letzten noch lebenden wirklichen Drachen, Burggroße Tiere mit Köpfen so gewaltig wie Häusern und einer unstillbaren Gier nach Reichtum, lebten angeblich in Adersheit. Ich hatte Zeichnungen von ihnen in Büchern gesehen. Aber gab es sie längst nicht mehr.
Hörner, Stacheln auf dem Rücken, Klauen, Flügel und ein langer Schwanz. Die meisten Drachentiere hatten nicht mehr viel davon. Ihre Schwänze waren Stummel, ihre Beine pummeliger und ihre Flügel verkümmert. Sie hatten sich zu Kreaturen entwickelt, die über den Boden krabbelten und längst nicht mehr die Lüfte beherrschten.
Aber dieses Drachentier... Kleine Hörner bohrten sich aus seinem Kopf, der lange Schwanz schlug wellenartig hinter dem schlanken Körper hin und her und zwischen den Schuppen... waren das Federn?
Egal.
Ich wandte mich erneut zum Gehen, als es wieder ein Quietschen ausstieß, das ... traurig klang. Bettelt, fordernd.
"WAS?" fragte ich das Haustier meines Verfolgers und es blinzelte leicht zeitverzögert, mit seinen beiden Liedern, dann öffnete wieder das Maul und gab diesen mitleidigen Ton von sich, näherte sich dem Wasser und ... wich wieder zurück.
Oh, bei den Göttern.
Wirklich? Es war wasserscheu?
"Flieg einfach drüber!", meinte ich und betrachtete die Ledernenen Flügel, die oben sogar komplett mit Federn bedeckt waren. Ich hatte dieses Tier schon fliegen gesehen, also warum der Aufstand?
Doch es gab keine Ruhe und weil ich wirklich keine Zeit hatte, um mir weiter sein Geplärre anzuhören, sprang ich wieder über den Fluss, hob das schwere Tier auf meinen Arm und setzte es auf der anderen Flussseite wieder ab.
Sofort gab es Ruhe.
Zum Glück.
Ich musste mich beeilte, in mein Versteck zu kommen, wer weiß schon, wie nahe mir dieser Berserker inzwischen gekommen ist. Ich kannte hunderte Orte in diesem Wald. Dieser riesige Mistkerl würde mich nie finden! Nicht, wenn ich es nicht wollte!
Ich entschied mich für ein fast unsichtbares kleines Versteck, zwischen zwei Felsen, über dem ein Baum so schräg gewachsen war, dass es den Spalt komplett verdeckte. Ich quetschte mich zwischen den zerklüfteten Stein hindurch und gelang zu dem Ort an dem ich für gewöhnlich, Tausendfüßler und dort wachsende Flechten für bestimmte Tränke sammelte.
Selbst wenn er mich hier fand, würde er mich hier nicht erreichen können. Niemals. Er würde die Erfahrung machen, dass dicke Muskeln zu einem Nachteil werden konnten!
Selbst das Drachentier, dass mir immer noch hinterherlief musste seine Flügel weit einziehen um zu mir zu gelangen, und ich betrachtete es misstrauisch, als es sich an meinen Röcken rieb.
"Spionierst du für deinen Herren?", fragte ich und hätte mir am liebsten selbst eine Ohrfeige verpasst, weil ich diese Möglichkeit jetzt erst in Betracht zog.
Scheiße, ich hätte es auf der anderen Seite des Baches lassen sollen. Doch anstatt mich anzusehen, preschte seine lange, schlangenartige Zuge hervor und angelte sich so einen der riesigen Tausendfüßler, um ihn dann zu verspeisen.
Okay. Solange es nicht wieder so ein Lärm machte oder mich anzündete, konnte es hier bleiben. Vorerst.
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Auf Instagram habe ich vor einigen Tagen mal eine Übersicht angefertigt, was ich die letzten 7 Jahren alles so geschrieben habe. 10 Slides/ 30 Geschichten 👀
Dazu gibt es infos zu den einzelnen Geschichten, wer sich dafür interessiert: schaut vorbei.🤗
https://www.instagram.com/p/C6tFBxCs1uM/?img_index=1
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