Tränen - Teil 1

Kapitel 43

Winter

Ich erwachte, weil die Hitze der aufgehenden Sonne meine Nase kitzelte und das helle Licht nicht mehr zu ignorieren war. Doch als ich meine Augen öffnete, blickte ich nicht in den Himmel oder das glitzernde Meer, sondern in zwei Knopfrunde Augen, flachen Nüstern und glänzenden Lila Schuppen zwischen denen Federn herausragten. und was mich da kitzelte, waren auch keine Sonnenstrahlen sondern...
"IRG! Grimm!", meckerte ich das Drachentier an, das daraufhin mit hängender Zunge um mich herum rannte und dabei vollkommen unbeschränkt weiter den Boden neben den Fellen durchwühlte, auf denen ich geschlafen hatte. Das, was mich da gekitzelt hatte, waren die Gräser die er dabei heraus gerupft hatte, ohne dabei darauf zu achten, dass ich hier selig schlief. Unverschämtheit.
Ich streckte mich und war nicht überrascht, die Koje neben mir leer vorzufinden. Ich glaubte gemerkt zu haben wie Lore aufgestanden war und ich mich dazu entschieden hatte weiter zu schlafen. Da war es noch dunkel gewesen und nach all dem, was gestern geschehen war, glaubte ich es mir verdient zu haben so lange wie möglich ruhen zu können.
"Du bist schlimmer als ein Trüffelschwein! Ich hab dir gesagt, du sollst sie schlafen lassen!" Lore knurrende Stimme drang zu mir heran und ich war noch dabei mir den Schlaf aus den Augen zu reiben, als er zwischen ein paar Bäume aus dem Wald trat. In einer Hand eine Axt, die halb so groß war wie ich und auf den Schultern ein Baumstamm, den er so lässig mit einer Hand abstütze, als würde er nichts wiegen. Er trug nichts weiter als eine Lederhose und einen breiten Gürtel, an denen andere Holzwerkzeuge hingen. Eine kleinere Axt, eine gebogene Sichel und ein gewaltiges Messer mit gezackter Klinge.
Ein warmer Windzug erfasste mich und ließ meine Haare um meinen Kopf wehen. Lores Kopf ruckte zu mir, als mein Duft ihn erfasste und ich sah, wie seine Nasenflügel sich bewegten. Für eine Weile starrten wir uns einfach nur an. Er immer noch mitten in der Arbeit und ich zwischen den Fellen, weil ich es immer noch nicht geschafft hatte aufzustehen.
Ich schluckte die Erinnerungen der letzten Tage herunter und bemühte mich meine Lippen zu einem Lächeln zu verziehen. Meine Situation überforderte mich immer noch ein wenig, aber neben der ganzen Furcht war auch die Trauer und der Schmerz weniger schlimm und machte einem neuen Gefühl Platz. Sehnsucht.
"Das Dach ist undicht und die Tür muss erneuert werden. Ich werde noch eine Weile dafür brauchen. Frühstück ist in meiner Tasche und wenn du baden willst, ist hinter dem Haus eine heiße Quelle", sagte er und obwohl ich nickte, starrte ich einfach nur weiter. Es war seltsam. Ich wusste nicht warum, aber es war, als würde ich ihn zum ersten Mal sehen. Oder ... mit anderen Augen.
Während Lore den Baumstamm zu einem Haufen anderer fallen ließ und sich daran machte ihn von kleineren Ästen zu befreien, sah ich ihm einfach dabei zu. Wie geschickt er das Holz verarbeitete, wie beeindruckend seine Muskeln sich bei jeder Bewegung bewegten und ...wie unfassbar attraktiv er war.
Natürlich war mir das schon vorher aufgefallen, aber irgendwie traf es mich nun mit größerer Intensität. Sodass ich vollkommen gefangen davon war bis-
"Gefällt dir was du siehst, Vögelchen?", riss mich seine Stimme aus meiner Trance und als ich seinem Blick begegnete, war da dieses Grinsen auf seinen Lippen. Sofort lief ich puterrot an, öffnete den Mund um zu widersprechen, es abzustreiten, schloss ihn dann aber wieder, weil alles davon eine Lüge gewesen wäre und ...ich wollte ihn nicht anlügen. Ich hatte ihm gestern schon genug Unrecht getan, also klappte ich meinen Mund wieder zu und wieder legte er sich still zwischen uns.
"Bist du krank? Geht es dir nicht gut? Es sieht dir nicht ähnlich, so still zu sein." Nun klang er besorgt und die Röte auf meinen Wangen wurde tiefer, mein ganzer Körper wurde heiß.
"Hast du Fieber?"
Lore ließ seine Arbeit fallen, kam mit langen Schritten auf mich zu und hockte sich neben mich, bis er mein Gesicht zwischen seine großen Hände nehmen konnte.
"Dein Gesicht ist heiß, aber du riechst gesund. Ich dachte schon, es wäre doch zu kalt für dich gewesen. Du bist empfindlicher als ein Wolf. Heute Nacht brauchst du ein Dach über dem Kopf, damit du gesund bleibst. Du solltest in die Quelle und dich aufwärmen." stieß er etwas gehetzt aus, als würde er sich tatsächlich Sorgen machen.
Grim drückte sich zwischen uns, schnüffelte an Lores Hand die mein Gesicht umfasste, begann damit, seinen Arm anzulecken.
Sofort verzog Lore das Gesicht.
"Dieses Drachentier bringt mich noch zur Verzweiflung. Er riecht vermutlich die Krabbeltiere, die unter der Borke waren."
Als Lore seine Hand von meinem Gesicht nehmen wollte, legte ich meine Finger auf seinen Arm und hielt ihn dort, bevor ich meine Wange weiter gegen seine Berührung presste und dann begann zu weinen.
Ich wusste nicht, woher es kam, warum es mich ausgerechnet jetzt überkam aber es war als würde sich ein Knoten in meiner Brust lösen und einen Sturm Platz machen, der alles an Stolz niederrang, den ich in mir aufgebaut hatte. Und hier war ich nun.
Das arme Findelkind und hatte einen Gefährten, einen starken und mutigen Wolfshautwechsler der alles stehen und liegen ließ um sich um mich zu kümmern, mir ein Dach über den Kopf zu geben und sich um mich sorgte.
Ich schniefte voller überkochender Dankbarkeit und drückte mein Gesicht weiter gegen seine rauen Hände. Ich wollte nicht schon wieder vor ihm heulen, ich gehörte normalerweise nicht zu den Frauen, die viel weinten. Ich war stark und vorlaut aber, das hier brach etwas in mir und setzte es neu zusammen.
"Sht ist okay, ist okay!", hauchte Lore, klang dabei etwas unsicher. Doch im Gegensatz zu mir wusste er zumindest, wie man damit umging. Mit Trauer und Verwirrung und mit Momenten, in denen man sich von seinem alten Leben löste, es wirklich hinter sich ließ um dann feststellte, dass es dennoch weiterging. Er gab mir eine Perspektive.
Lore zog mich an sich, tröstete mich und strich mir über die Haare während er mich wiegte wie ein Kind, das sich das Knie aufgeschürft hatte und meine Tränen versiegten schnell, besonders als Grimm seinen breiten Kopf auf einen meiner Beine legte und mich traurig ansah. Auch er war furchtbar süß, wie sein Herrchen.

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Diesmal ein bisschen kürzer, dafür war das letzte etwas länger ^^^

ich hoffe ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen. Frohes 2025....

und auch dieses Jahr mache ich unverschämte Eigenwerbung hier unter meinen Kapiteln. Daran ist letztes Jahr ja mal Kritik aufgekommen. 

Ich verstehe dass euch die Werbung auf Wattpad nervt, aber mit der habe ich nichts zu tun und da ich hier immernoch regelmäßig hochlade denke ich ist es fair hier auch werbung für meine Bücher oder für Patreon machen zu können. 

Auf Patreon habt ihr übrigens keine Werbung. Und mit 3€ + MwST im Monat ist es spott billig vor allem dafür, dass ihr tägliche Updates bekommt und ihr da mehr Geschichten lesen könnt. was anderes kann ich euch da nicht anbieten. ☺🙏

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