keine andere Wahl

Kapitel 11
Winter

Ich konnte das ruhige Leben im Dorf nicht riskieren, würde die Natur, das Schicksal, nicht herausfordern oder anzweifeln. So wurde ich nicht erzogen. Und wenn die Natur sagte, er wäre der Mann, der für mich bestimmt war, dann...
Ein Kloß bildete sich in meiner Kehle und meine Lippen pressten sich zornig aufeinander, als hätten auch sie einen Widerwillen gegen das, was ich jetzt sagen würde. Sagen musste.
"Ich... Ich gehe mit ihm", säuselte ich so leise, dass ich nicht einmal wusste, ob mich irgendwer gehört hatte, aber als der Blick meiner Mutter zu mir schnellte und sie mich ansah, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen, wusste ich, dass sie es verstanden hatte, was ich sagte.
"WAS?", entfuhr es ihr dennoch ungläubig. Ein tiefes, belustigtes Grölen erklang, als der Riese die Gelegenheit nutzte, die Hand meiner Mutter wegzuschlagen. Nicht brutal aber bestimmt. Ich war mir sicher, dass er ihr mit diesem Schlag auch gut das Handgelenk hätte zertrümmern können.
Ein Bolzen sauste an mir vorbei, doch der Berserker wich diesem aus, worauf das Geschoss bibbernd in einem Baum hinter ihm stecken blieb.
Erschrocken betrachtete ich das Objekt, das ebenso gut sein Herz hätte durchstoßen können.
Das Drachentier, Grim, hatte der Berserker es genannt wackelte darauf zu und begann vor dem Baum auf und ab zu springen und danach zu schnappen.
Bei den Göttern: Nein, nein. Er hatte nicht tatsächlich versucht, diesen Wechselhäuter umzubringen, oder? Ich spürte wie mir sämtliches Blut aus dem Gesicht glitt, während Panik sich in mir breit machte.
Das könnte sein Todesurteil sein, das könnte ...
Mein Vater legte einen weiteren Bolzen in die Armbrust, doch bevor er ihn auch nur ausrichten konnte, stand plötzlich der Berserker vor ihm und riss ihm die Waffe aus der Hand.
Nein. Nein. Nein.
"Das wagst du nicht noch einmal, Sterblicher!"
Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie er sich überhaupt bewegt hatte und wenn ich so darüber nachdachte, wie er mir zuvor hinterhergelaufen war. Er hätte mich jederzeit erwischen können, hatte mit mir gespielt wie eine Katze mit einer Maus. Er war übernatürlich schnell, so schnell wie nur Wechselhäuter es waren. Ich hatte nie eine Chance ihm zu entkommen.
Ich rannte auf die beide zu, während meine Mutter ein entsetztes Schreien ausstieß.
"PAPA!", rief ich und sah, wie mein Gefährte sich zu ihm herunterbeugte und mein Vater ihm mit selbstmordartiger Entschlossenheit entgegenblickte.
"Ich lasse nicht zu, dass meine Tochter schlecht behandelt wird!"
Der Berserker grölte so laut, dass selbst der Boden etwas erzitterte. Doch mein Vater zuckte nicht einmal mit der Wimper.
"Du bist nicht ihr Vater. Du riechst nicht mal ansatzweise wie sie! Du hast kein Recht mir den Umgang mit meiner Gefährtin zu verbieten, Mensch!", knurrte er und als ich die beiden Männer erreichte und dazwischen gehen wollte, hielt mich etwas am Rocksaum fest. Grim.
"Lass los!", schnauzte ich das Drachentier an, doch da erreichte meine Mutter bereits meinen Vater und zog ihn am Arm weg von dem Berserker.
"Sie ist unsere Tochter, ob durch Blut oder nicht. Ich finde einen Weg, diese Verbindung zu trennen, dann kannst du mit deinen Wilden in weitere Kämpfe ziehen und sie hier bleiben, wo sie hingehört!"
Meine Mutter begann zu verhandeln und für einen Augenblick sah der Berserker so aus, als würde er darauf eingehen wollen. Er kratzte sich überlegend am Kinn, wobei der Klang seiner kurzen Bartstoppeln die Stille zwischen uns fühlte. Dann aber winkte er ab.
"Verführerisches Angebot, aber nein, Heilerin", noch immer ließ er den Begriff sarkastisch klingen "Mein Volk braucht eine mit ihren Fähigkeiten. Sie wird dort nützlich sein!" Mit diesen Worten drehte er sich zu mir um, ließ die Armbrust meines Vaters fallen und wandte sich an mich.
"Sie kann nicht mit dir gehen!", rief meine Mutter aus, doch er ignorierte sie.
"Das hat aber nicht sie zu entscheiden, deine Tochter hat bereits verkündet, dass sie mit mir geht. Um ihr Dorf und ihre leichtsinnigen Zieh-Eltern zu retten, oder?", fragte er. Das bösartige Lächeln, das er auf den Lippen präsentierte, war wie die Zähne fletschen eines hungrigen Wolfes. Es machte mir Angst, aber ich wusste, dass das hier nicht gut enden würde, wenn ich jetzt etwas Falsches sagte. Für niemanden.
Nahm ich es zurück, würden meine Eltern weiter um mich kämpfen und entweder verlieren oder jedes Leben in diesem Dorf gefährden. Aber wenn ich, meine eigentlich sehr unüberlegt ausgestoßenen, Worte wiederholte, dann würde nur ich damit mit meinem Leben zahlen. Mit meiner Freiheit. Die Entscheidung sollte mir leichter fallen, aber ich war egoistisch genug, um zumindest kurz zu zögern, bevor ich den Kloß in meiner Kehle ein weiteres Mal hinunter zwang und dann nickte.
"Ja, ich komme mit dir"
Ich ergab mich ihm und hasste mich dafür. Alles in mir schrie danach, dass ich es nicht tun sollte, warum das Schicksal dennoch darauf bestand, dass ich ihm gehören sollte, wusste ich nicht. Doch was für eine Wahl hatte ich?
Mein Schicksal war besiegelt.
"Nein! Winter! Kind!" Das war meine Mutter. Verzweifelt, fast panisch.
"Ich gehe mit ihm mit!", rief ich entschlossener aus, "Er ist mein Gefährte und wird mir nichts tun. Oder irgendjemand sonst von deinen Leuten, richtig?"
Das klang weitaus gewisser als es eigentlich war und wieder stieß er dieses dunkle Lachen aus.
"Na klar, Vögelchen. Ich werde dir nichts tun. Das wird auch nicht nötig sein!" Warum nur fühlte sich seine Worte an, als hätte er bereits eine Hintertür im Kopf, um mich dennoch loszuwerden, und zwar auf eine Art, die mir sicher nicht gefallen würde. Er hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er mich verabscheute. Niemals würde er diese Verbindung akzeptieren. Das war gut, denn ich würde es auch nicht tun!
Er griff nach meinem Oberarm und zog mich mit sich.
"Warte, lass mich meine Sachen packen und mich von meinen Eltern verabschieden. Ich..."
"Deine Eltern werden dir deine Sachen bringen, aber du bleibst in meiner Nähe. Jetzt wo das Vögelchen seine Flügel entdeckt hat, wollen wir ja nicht, dass es wegflattert, oder?"
"Nein! Mama! Papa!", doch er bleibt erbarmungslos und während ich mit immer größeren entsetzen dabei zusah, wie die hilflosen Gesichter meiner Eltern verblassten, wurde mir klar, dass ich gerad mein gesamtes Leben in die Hände dieses Barbaren gelegt hatte.

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Zu meienr neuen Veröffentlichung gibt es von mir kostenlose Extras ^^

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