in Besitz genommen

Kapitel 12

Lore

Ich zog das Vögelchen in den Schankraum und war mir sehr bewusst darüber, dass die Stimmung bei den einheimischen Bewohnern kurz davor war zu kippen, sobald sie die Situation erfasst hatten.
Ein großer, grobschlächtiger fremder Besucher riss an eine der jungen Mädchen in ihrer Heimat herum. Man musste kein Genie sein, um zu wissen, welche Schlussfolgerung sie zogen. Normalerweise würde mich das nicht stören, doch leider konnte ich mir den ärger momentan nicht leisten.
Selbst meine Männer betrachteten mich skeptisch, waren aber weniger daran interessiert als die Dorfbewohner. Als der Wirt aus einem Nebenraum trat und das Mädchen bei mir, Winter, bemerkte, steuerte er direkt auf uns zu.
Und er sah mehr als misstrauisch aus.
"Winter. Mädchen, soll dich einer von uns nach Hause bringen? Es ist spät, deine Eltern machen sich sicher Sorgen", begann er sofort, um sie mir zu entreißen. Ich ließ ihren Arm los und ihr mehr Freiraum geben, um nicht noch bedrohlicher zu wirken, doch mein Wolf schob sich leicht gegen meine Haut und machte jeden Versuch hingegen zunichte von ihr abzurücken. Alleine, dass ich sie nicht mehr berührte, zog an meinen Nerven.
"Nein, ich...meine Eltern wissen, dass ich..."
"WINTER!"
Ein junger Mann war ebenfalls aufgestanden und zu uns geeilt. Er unterbrach Winters Versuch sich zu erklären und rein instinktiv packte ich meine Gefährtin erneut und schob sie hinter mich, bevor der andere junge Mann sie berühren konnte. Und er versuchte es.
Noch auf den Weg zu uns, hatte er die Hand erhoben, um Winter anzufassen, doch als sie hinter mir verschwand, schlug ich sie fort. Sanft. Auch wenn mein Wolf ihm die Griffel lieber abgebissen hätte.
"Was hat das zu bedeuten?", fragte der Wirt und noch immer lagen die Blicke der Bewohner misstrauisch zu uns.
Winter grummelte etwas hinter mir und schob sich an meinem Rücken vorbei. Ich wollte sie wieder nach hinten zerren, aber nun war sie diejenige, die meine Finger zur Seite schlug und mir warnende Blicke zuwarf. Stures Weibsbild.
"Larson, es ist alles in Ordnung, geh zurück zu deinen Brüdern", handelte sie den jungen Mann ab, bevor sie sich an den Wirten wandte, "Karl, meine Eltern wissen, wo ich bin und mit wem. Es hat sich gezeigt, dass er sogar mein Gefährte ist und ich wohl mit ihm mitgehen werde. Also gibt es kein Grund so viel Aufmerksamkeit zu erregen, oder?", fragte sie und als sie das Wort 'Gefährte' in den Mund nahm, ging ein Stöhnen durch den Raum. Von allen Seiten. Bei dem Dorfbewohner und auch bei meinen Männen. Fuck.
Das sie es so gelassen über die Lippen brachte, sollte mich nicht wundern, aber es zu hören stellte etwas mit mir an. Etwas, womit ich nicht gerechnet hatte.
Mein Wolf spitzte die Ohren, setzte sich auf und wollte seine Schnauze in ihrem Nacken vergraben. Akzeptanz.
Sie akzeptierte die Verbindung. Öffentlich. Ein heißer Schauer durchfuhr mich und ein animalisches Knurren kämpfte sich meine Kehle nach oben. Ich konnte es nicht verhindern. Ich sah, wie Mel, meine rechte Hand, sich aus einer Ecke des Gastraumes zu mir durchkämpfte. Ungläubigkeit und absolute Abscheu spiegelten sich in seinen Augen als er Winter entdeckte.
Er hatte mit Sicherheit nicht damit gerechnet, dass ich sie als meine Gefährtin hierher bringe, maximal als Leiche. Und ich hatte keine Ahnung wie ich ihm das erklären sollte.
"Gefährten? Blödsinn, das sind alte Legenden und..." begann der Larson-Junge und mein Wolf schnellte zu ihm herüber und krallen bohrten sich in meine Handflächen. Er bezweifelte meinen Anspruch auf sie an. Ebenfalls öffentlich. Das war...
Ein recht harter Schlag gegen meine Brust, ließ mein Knurren für einen Moment verstummen und brachte mich dazu, meinen Wolf zurück an die Kette zu legen. Winters Augen bohrten sich an meine.
Warnend, tadelnd und absolut furchtlos.
"Nicht hilfreich!" warnte sie mich und ich spürte, wie eine meiner Augenbrauen nach oben schoss. Diese kleine... Mel trat neben uns.
"Lore? Eine Gefährtin? Bist du sicher, sie ist doch..." Ich packte Winters Nacken und schob sie an den Wirt und den selbstmordgefährdeten Burschen vorbei, während ich Mel einen Blick zuwarf, der ihn verstummen ließ. Vorerst.
"Meine Gefährtin! Ich bringe sie jetzt nach oben, bevor sich noch jemand dazu berufen fühlt, den Helden zu spielen und meinen Wolf herauszufordern", erwiderte ich scharf. Das war eine ernstzunehmende Warnung. An den Wirten, die Einheimischen, an Mel und auch an jeden einzelnen meiner Männer. Ich hasste es, dass das Schicksal mit diesen Karten ausgeteilt hatte, aber mein Wolf musste sie aus diesem Raum heraus bringen, damit fremde Männer aufhörten sie anzusehen und ich war froh, dass Winter - was für ein dämlicher Name - es auch geschehen ließ. Ich hätte nicht gewusst, was ich tun sollte, wenn sie sich wehrte. Ich konnte sie nicht zwingen. Nicht wirklich zumindest, mein Wolf würde sich weigern, sie Respektlos zu behandeln. Fuck. Das hier war für mich erst einmal Neuland und es wurde von Sekunde zu Sekunde schlimmer.
Ich hörte, wie der Wirt hinter mir etwas brummte, als Grimm die Treppe hinter mir hinauf watschelte. Doch ich kümmerte mich nicht darum. Meine Aufmerksamkeit lag bei meiner Gefährtin.
Mein Griff in ihren Nacken war schwer und eindringlich, besitzergreifend und dominant. Und ich spürte, wie angespannt ihr Körper deswegen war.

Ja, Mädchen. Wisse, dass es nur eine Drehung meines Handgelenkes bedurfte, um dir dein hübsches, zierliches Genick zu brechen, dass ich es jederzeit beenden konnte, dass ich ...

Ich schob sie in mein Zimmer und sofort wandte sie sich so zügig aus meinem Griff, dass ich vor dem Schreck erstarrte. Sie war mochte zwar klein sein, dafür aber auch verdammt schnell. So schnell, dass sie wenige Sekunden später schon den gesamten Raum zwischen uns gebracht hatte.
"Wenn du denkst, dass ich mit dir das Bett teile, dann hast du dich geschnitten!", fauchte sie wie ein wildgewordenes Schneekätzchen und ich blinzelte erst verwundert, bis mein Blick auf das zerwühlte Bett fiel, das den Raum dominierte.
Scheiße. Daran hatte ich nicht eine Sekunde gedacht, aber jetzt, wo sie es erwähnte, blitzten Bilder vor meinem inneren Auge auf. Bilder, die meinen Wolf in Aufruhr versetzen. Bilder davon, wie ich sie auf die Matratze schob, sie dominierte, während ich meine Reißzähne über ihre hübsch gewölbten Brüste gleiten ließ, wie sie erschauderte und meinen Namen stöhnte, wenn ich mich in sie schob.
Mein Wolf hatte definitiv vor, sie auf diese Weise in Besitz zu nehmen, ich aber schnaufte nur, als ich die Fantasie zurückgedrängt hatte.
"Ganz sicher nicht ... Winter.", dieser Name war wirklich lächerlich. Wer benannte sein Kind nach einer Jahreszeit und dann auch noch, die absolut nicht zu ihr passte. "Ich habe nicht vor, mein Leben an dich zu binden. Du bist hier, damit du mir nicht wegflatterst, Vögelchen und damit sich nicht doch noch ein Mopp versammelt und einen Kampf beginnt, den sie nicht gewinnen können. Aus den Augen aus dem Sinn", meinte ich kalt und sah deutlich, wie ihre Wangen sich kurz erhitzten, als ich ihren Namen aussprach.
Wahrscheinlich war mein Nordischer-Dialekt dann doch etwas schwer und sie war wütend, aber das kümmerte mich nicht. Ich musste ihre Anwesenheit Mel und den anderen erklären und nebenbei auch noch ihre Eltern beruhigen, sobald sie hier waren. Das war wichtiger.
Kurz blickte ich zu dem kleinen Fenster am Raumende, durch das immer weniger Licht drang. Es wurde Abend.
"Wir brechen morgen auf und es wird ein langer, harter Weg bis zum Graben. Meine Heimat liegt genau zwischen den Zwillingen. Dort wirst du dann bleiben und dich in der Gemeinschaft nützlich machen!"
Ich versuchte nicht einmal es nicht einen Befehl klingen zu lassen und es war mir egal, dass sich ihre Augen zornig zu schlitzen verengten. Ich ging, ohne mich zu verabschieden. Schnell schloss ich die Tür hinter mir, öffnete sie aber gleich wieder und ließ Grimm hinein, der an der Tür kratzte um zu ihr zu gelangen. Treuloses Vieh!

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Hallo. 

Wie angekündigt, ziehe ich mich in meinen wohl verdienten Urlaub zurück. 2Wochen lang werden die geschichten hier ruhen, also ist es der perfekte Moment um alte sachen nocheinmal zu rereaden, Theorien zu spinnen oder selbst den sommer zu genießen. 🤗


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