Fehler?
Kapitel 18
Winter
Ich versuchte ihn nicht zu beachten, nicht daran zu denken wie das besitzergreifende Knurren über meien Haut glitt wie eine kühle Briese und dabei eine Gänsehaut hinterließ. Alles was ich wollte, war dass dieser Schmerz aufhörte, diese Leere, dieser Zorn. Die Trauer war ein Orkan in meinen Inneren, knallte gegen die Klippen meines Verstandes in den ständigen Versuch, sie einzureißen und im Meer versinken zu lassen.
Sie würden es schaffen, irgendwann. So wie die Gezeiten es immer schafften selbst den stärksten Stein auszuhöhlen. Ich würde brechen, ich würde untergehen, ich würde ersticken. Bereits jetzt klammerte ich mich nur noch mit zitternden Fingern an den Stein meiner Selbstkontrolle und versuchte nicht wieder in verzweifeltes Geheule auszubrechen. Das hatte ich schon. In den Stunden nachdem der Kampf geändet hatte, in der Zeit als Lore den flachen Haufen aus Holz, Ästen und Stroh aufgetürmt hatte.
Er hatte es getahn ohne dass ich ihn darum gebeten hatte und nun starrte ich in die Flammen. Sah dabei zu wie das Feuer die leblosen Körper meiner Eltern erfasste und zu Asche verbannte. Ich würde nie erfahren was in den letzten Minuten ihres Lebens passiert war, würde nie verstehen was sie getahn hatten. Nie antworten auf meine Fragen erhalten. Meine Mutter war tot, hatte für mich gekämpft und war gestorben und mein Vater...das letzte was ich von ihm mitbekommen hatte, war sein herzzerreißender Schrei als er Zeuge der Ermordung seiner Frau gewesen war. Er war zu uns gerannt, hatte einer der Soldaten mir berichtet. Halsüberkkopf. Hatte seine Deckung vernachlässigt und ist in die Klinge des nächsten Feindes gelaufen.
Sinnlos, tragisch, unnötig. Ich hatte mich noch nie so Leer gefühlt, so allein, so verlassen. Heute Morgen erst war noch alles in Ordnung gewesen. Meine einzigste Sorge war es nicht genug Fiebersaft für den nahenden Winter zusammen zu bekommen. Und nun war alles fort. Mein Leben, meine Familie, mein Selbstbild.
Es war zuviel. Viel zu viel. Ich wuste nicht wie ich damit umgehen sollte und dann auch noch dieses beschissene Angebot von Larson. Als wäre jetzt der Zeitpunkt darüber nachzudenken wie und wo ich leben würde.
Ich war froh, dass Lore ihn vertrieben hatte, froh, dass sein Drachentier auf meinen schoß lag und seine Wärme mit mir teilte. Mich erdete, weil ich das Gefühl hatte den Sinn für die Realität zu verlieren.
"Der Boden ist eiskalt, du wirst dir den Tod holen", meinte Lore und ich war froh, dass er es nur sagte aber nichts dagegen unternahm. Hätte er mich jetzt angefasst wäre ich zersprungen.
Er hatte aber natürlich recht. Der Boden war eiskalt, er war längst durch meine Röcke gedrungen und hatte sich in meine Knochen genagt wie eine verdammte Ratte.
"Gut", erwiederte ich. Ich meinte es ernst. Ich fühlte mich bereits wie Tod, was konnte es da schon schaden tatsächlich zu sterben.
Erneut kamen mit die Tränen und ich senkte meinen Oberkörper auf das Drachentier, dass einen trauriges Brummen ausstieß und seinen Kopf fester an meinen Bauch drückte.
Ich hörte Lore neben mir fluchen, doch es war mir egal. Sollte er doch von mein Geheule halten was er wollte, er konnte mich mal kreuzweise. Nichts machte mehr für mich einen sinn. Nicht wenn die gütigsten zwei Menschen, die ich je gekannt hatte nicht mehr unter uns weilten udn der Schmerz mich so erbarmungslos in seinem Griff hielt.
Ich spürte wie Lore sich neben mich hockte und sein Drachentier nahm es als aufforderung über meinen Schoß zu krabbeln und seinen Kopf an Lores Bein zu legen, wärend sein Körper auf mir bleib. Er war schwer aber das war mir egal.
"Ich werde dich nicht sterben lassen", verkündete Lore dann so plötzlich, dass ich nicht anders konnte als hysterisch aufzulachen.
Nach all dem was passiert war, war ich mir ziemlich sicher, dass er mich eher früher als später hatte loswerden wollen und ich machte mir keine Illusionen darüber, dass sich das geändert haben könnte.
"Ich denke", begann ich und schniefte noch ein paar Mal bis ich meine Stimme wiederfand, "Wenn wir uns in einem je einig sein werden, dann dass dieses Gefährtschaftsding ein fehler ist. Ein Irrtum der Natur oder ein dummer Witz der Götter. Also tu mir ein gefallen und hör auf so dummes zeug von dir zu geben!"
Meine Stimme war gegen ende hin lauter geworden und ich spürte wie gut es mir tat ihn anzuschreien. Irgendjemanden anzuschreien, meiner Frustration ein Ventil zu geben. Auch wenn es mich weiter provozierte, dass er mich einfach nur ansah. Ruhig, gelassen, als würde keines meiner Worte ihn treffen.
"Ich denke nicht, dass es ein Fehler war, Winter" Seine Worte brachten meine Klippen zum bersten, nicht um sie in die Fluten stürzen zu lassen, sondern um die Steine unter meinen Füßen anzuheben, zu befestigen, zu bebauen. Bei den Göttern und den Schergen der Hexenkönigin: Ich glaubte ihm. Ich glaubte daran, dass er es wirklich nicht mehr für ein Fehler hielt und das machte alles, wirklich alles an meiner Situation noch tausendmal schlimmer.
Aus Ermangelung anderer Arten wie ich aus der Situation fliehen konnte, schob ich das Drachentier von mir und erhob mich, um ihm und dem Scheiderhaufen meiner Eltern den Rücken zuzudrehen. Ich hatte keine Ahnung wohin ich lief. Ich wollte einfach nur weg. Irgendwohin wo ich glauben konnte, dass das alles nicht passiert war. Nur ein böser Traum aus dem ich jeden Moment erwachen würde. Dann würde alles wieder so sein wie heute morgen. Normal, schön. Ohne Blut ohne Tod und ohne einen Gefährten, den ich nicht wollte.
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Sin und Saddest wurden nocheinmal durch ein professionelles Korrektoriat gejagt. Dank meinen fleißigen Unterstützern auf patreon, konnte ich das, was die letzten beiden Jahren übrig geblieben ist in meine ersten Bücher reinvestieren, die noch kein professionelles Korrektoriat gesehen hatten.
Neuerscheinungen haben das mitlerweile natürlich sofort, aber ja....das muss man sich leisten können unter 1-1,5 K ist da kaum was zu machen. Jetzt bin ich mit allen Büchern durch.
Für die Qualität ☺
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