Die toten kommen- Teil 1

Kapitel 14
Lore

"Das kann nicht dein ernst sein!" Mels Stimme war gedämpft aber eindringlich, während ich in einem der besseren Stühle direkt vor dem Kamin saß und in die Flammen starrte. In meinen Händen wirkte der Krug in dem das dünne Bier schwamm wie ein Kinderspielzeug und ich erlag den Gedanken ihn einfach zu erdrücken. So wie ich ihren Nacken hätte zerdrücken können, wenn sich mein Wolf nicht dagegen auflehnen würde. Ich hätte es tun sollen, es wäre gnädiger gewesen. Der Krug aber konnte nichts für meine Frustration, die in mir herrschte und ihn zu zerstören, würde nichts bringen.
Mein Wolf war unruhig, beobachtete die hölzerne Treppe argwöhnisch, die nach oben zu den Zimmern führte. Es war der einzige Weg um an meine Gefährtin heranzukommen auch wenn er sich am liebsten direkt vor der Tür gepflanzt hätte. Ich hasste es, dass ich meine Aufmerksamkeit von den alten Holzstufen nicht weg bekam. Es waren erst wenige Srtundenvergangen und dennoch war der Zwang bereits überwältigend.
"Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten, Mel. Genau sowenig wie mich jemand um meine Meinung gebeten hat, als es passierte.", erweiterte ich gereizt. Ich konnte kaum verbergen, wie niedergeschlagen mich diese Erkenntnis zurückließ. Ich und eine Gefährtin und dann auch noch eine, die dermaßen minderwertig war. Was hatte ich nur falsch gemacht, um das zu verdienen? Um das alles hier zu verdienen?
Ich war hier hergekommen, weil die Weberin meines Dorfes uns dies aufgetragen hatte, sie hatte einen Angriff der Toten auf diesen Ort vorausgesehen und ich hatte vorgehabt ihnen zuvor zukommen.
Mit Erfolg. Sie Schlacht war bereits vor zwei Tagen, weit weg von hier, geschlagen worden. Nun machten wir hier Rast, um unsere Wunden zu lecken, unsere Vorräte aufzustocken und dann zurück zu unserem Stamm zu ziehen, um weitere Anweisungen zu erhalten.
"Wir können Sie nicht mitnehmen. Selbst wenn sie uns nicht mitten auf dem Weg irgendwo wegstirbt, ist sie ein Rabenwechselhäuter. Niemand wird glauben, dass sie nicht unter der Kontrolle der Hexenkönigin steht. Sie werden sie als Bedrohung betrachten."
Das entsprach wohl der Wahrheit.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ungefährlich ist. Leider. Ich suche seit Stunden verzweifelt nach einem Grund und vor allem nach einer Möglichkeit sie loszuwerden."
"Dann lass mich das Problem lösen" Ich erstarrte bei diesem Vorschlag, war gerade dabei gewesen den Krug an meinen Mund zu führen und musste jetzt tatsächlich fürchten ihn zu zerdrücken.
Mein Wolf war da weniger subtil, er knurrte, fauchte und schnappte in meinen Inneren nach Mels Kehle, doch ich ließ mir nichts davon ansehen. Der Gedanke, sich gegen einen meiner treusten Männer zu wenden ... Wegen dieses Mädchens, das war niederschmetternd. Bei den Titten aller Heiligen. Ich würde nicht zulassen, das sie einen Keil zwischen uns trieb. Ebenso wenig wie ich zulassen konnte, dass Mel glaubte, ich würde es ihm wirklich gestatten meine Gefährtin hinzurichten, damit ich wieder frei war.
So verlockend es auch war. Nein. Noch nicht. Auch wenn ich nicht wusste, wann sonst. Ab jetzt würde es immer nur noch schlimmer werden meinen Wolf unter Kontrolle zu halten und sie nicht zu markieren. Von ihr nicht das zu fordern, was jeder Wolf verlangen würde.
"Nein. Sie kann nützlich sein, Grish ist-"
"Bei allem Respekt, Lore. Dein Bruder ist verloren, dass er noch lebt, ist der Sentimalität deiner Mutter und deinen Unwillen das Erbe anzutreten zu verdanken. Er kann nicht geheilt werden"
Das wusste ich. Rein rational wusste ich all das, doch Grish war mehr als nur mein Bruder, er war der König der Wolf-Wechselhäuter, der stärkste Berserker, den wir hatten. Der Herrscher über alle Alpha. Genauso wie es unser Vater vor ihm gewesen war.
Ihn zu verlieren wäre eine Katastrophe für alle, es würde unsere Blutlinie schwächen und unserem Volk einen weisen, besonnen und starken Anführer nehmen. Ich konnte ihn nicht aufgeben. Ich war nicht wie Grish. Ich wäre nur ein kümmerlicher Ersatz für ihn und solange er noch ein paar klare Momente hatte, war er immer noch die bessere Wahl. Ich war der Anführer seiner Krieger, war der Kerl, der die Drecksarbeit machte. Ich gehörte auf ein Schlachtfeld, nicht an Spitze eines verdammten Verhandlungstisches.
"Wir haben es nie mit einer Heilerin von außen versucht. Das ist unsere Chance und wenn es ihr nicht gelingt und Grish weiter ausrastet, erledigt er das Problem mit meiner Gefährtin von allein", erklärte ich und Mel sah fast schon erleichtert aus, als es ihm dämmerte, was ich damit sagen wollte.
Ich würde mich auf den Weg zu den Zwillingen, den beiden Brücken, die über den Graben führten, nicht an dieses Mädchen binden. Wenn wir da waren und sie uns nicht helfen konnte, Grish nicht retten konnte, dann würde er sie bei dem Versuch höchstwahrscheinlich umbringen. Mein Wolf würde toben und fauchen, sich dann aber wieder beruhigen, weil er sie noch nicht markiert hatte. Den Rest würde die Zeit erledigen.
"Und ich dachte schon, du würdest es ernsthaft in Betracht ziehen, weil sie... Egal. Ja. Dann lass es uns versuchen. Was ist mit ihren Eltern? Es kam mir nicht so vor, als würden sie ihr Kind aufgeben wollen. Die Verbindung zwischen ihnen ist Stark, auch ohne die Blutsverwandtschaft"
Ich dachte über seine Worte nach und wurde an den Anblick von Winters Mutter erinnert, die es geschafft hatte, mir ein Messer an die Kehle zu halten. Das und die auffällige Abwesenheit einer Witterung bei ihr hatte mich nachdenklich gemacht. Sie war definitiv nicht nur eine einfache Heilerin und ich fragte mich, ob es Überlebende der Schwesternschaft gab, den Zirkel der Hexen den die jetzige Hexenkönigin ausgelöscht hatte, um ihre Stellung zu begründen. Die Hexen waren Teil der magischen Welt gewesen, bis sie von Ignata alle dahin gemetzelt worden waren.
Gehörte Winters Mutter zu ihnen? War sie geflohen bevor die Hexenkönigin sie wie die anderen abgeschlachtet hat? Sie hatte nicht nach einem Menschen gerochen.
"Ist sie. Beide würden mich lieber tot sehen, als mir Winter zu überlassen, aber wie werden sich damit arrangieren. Sie bringen ihre Sachen, also versuch die beiden nicht zusätzlich zu provozieren, wenn sie hier sind", bat ich ihn, doch ich wusste, das Mel dabei nicht das Problem war. Er nicht. Es lag an mir.
Die Stille breitete sich zwischen uns aus und mein Wolf beruhigte sich wieder. Zumindest so lange, wie die Stimmen im Gastraum von etwas untermalt wurden, dass ich erst gar nicht wahrnahm.
Ein Unterton, der in das Lachen und in die deftigen Witze einklang, erhielt, eines, dass nicht von hier drinnen kam. Mein Wolf spitzte die Ohren. Dann erklang der erste markerschütternde Schrei direkt vor dem Gasthof, der alle anwesenden Männer und wenige Frauen verstummen ließ.
Weitere Sekunden verstrichen. Mehr Geschrei ertönte. Durch eines der kleinen Fenster sah ich wie ein Haus neben uns in Flammen aufging und dann drang der Gestank zu uns hindurch.
Kroch durch jede Ritze, die Wände, Fenster und Türen übrig ließen und traf auf meine Sinne, die sofort erkannten, worum es sich handelte.
"TOTE!", schrie ich auf und griff zu meiner Waffe, die ich neben mir abgestellt hatte. Meine Männer erhoben sich wie Zinnsoldaten und die Bewohner rissen geschockt die Augen auf.
"DIE TOTEN KOMMEN!", brüllte ich weiter und wusste, dass ich recht hatte.
Die Armee der Hexenkönigin kam, um uns zu verschlingen. Und dieses Dorf. Ich dachte, ich hätte die Schlacht bereits geschlagen, doch wie immer hatte die Weberin recht behalten. Sie würde hier ausgetragen werden und es würde nicht gut ausgehen

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