die erste rast

Kapitel 24

Winter

Es fraß an meinen Stolz, aber als der Boden immer trostloser wurde, schaffte ich es nicht mich weit genug zu erholen, um mich wieder auf die Füße zu wagen. Der Ausblick darauf wieder zu marschieren, erschien mir wie eine schlimmere Strafe, als hier auf dem Pferd sitzen zu bleiben. Ich hatte davon gehört, dass es sich merkwürdig anfühlte, so weit in den Norden zu reisen und ich war trotz meiner relativ komfortablen Reise froh, als Lore beschloss endlich Rast einzulegen.
Ich hatte keine Ahnung wie lange ich mich noch hätte auf diesem Pferd halten können. Selbst das war anstrengend genug. Scheinbar war ich wirklich nicht dafür gemacht auf einem dieser widerspenstigen Gäule zu sitzen. Vielleicht lag es an dem Tier an sich. Ich hatte Pferde immer eher skeptisch betrachtet und die wenigen denen ich in laufe der Jahre begegnet war, waren auch mir gegenüber immer scheu gewesen. Doch falls es das war, war es einseitiger Natur.
Das Pferd unter mir, war wirklich die Ruhe selbst und als ich etwas unwillig aus dem Sattel rutschte, streichelte ich dankbar seinen Hals und begann damit einige Knoten aus seiner Mähne zu ziehen. Vielleicht würde ich doch noch gefallen an dieser Art zu reisen finden.
"Lös die Bänder, nimm den Sattel herunter und reib ihn mit der Wolldecke ab, bis ich wieder da bin!" befahl Lore mir und noch bevor ich ihn anfauchen könnte, dass er mir gar nichts zu sagen hatte, war er auch schon zwischen seinen Männern verschwunden.
Um mich herum brach wieder Betriebsamkeit aus und jeder ging seiner Aufgabe nach, nur ich stand einmal mehr einfach da und wusste nicht, was ich tun sollte. Das Pferd allerdings hatte diese Probleme nicht.
Es zog mich regelrecht zu einer kleinen Lichtung, wo es den Schnee beiseite schob um zu grasen. Also schluckte ich meinen trotzigen Stolz herunter und beschloss zu tun was Lore mir gesagt hatte.
Ich band meinen Rucksack und einige andere Taschen von den Seiten und war froh, dass ich während des Rittes doch noch genug Energie übrig hatte um das schwere Gepäck zur Seite zu legen. Ich hatte nie wirklich reiten gelernt aber sich da oben zu halten, war mühevoll gewesen. Als ich mich an den Lederbändern an den Seiten des Pferdes zu schaffen machte, aber begannen meine Probleme. Ich schaffte es zwei der Knoten zu lösen doch die letzten beiden erwiesen sich als zu fest. Ich brauchte zu lange und das Pferd wieherte unruhig und trat einmal so abrupt zur Seite, dass ich fast auf meinen Hintern gelandet wäre.
Doch cih blieb hartnäckig und wurde damit belohnt, dass dich der vorletzte Knoten löste. Leider waren meine Finger von der Kälte mittlerweile so steif gefroren, dass ich den letzten nicht abbekam und der Gaul wieder unruhig wurde.
"Wenn du still hältst geht es schneller, also halt still!", meckerte ich das Tier an. Es schnaufte und trabte einige Meter davon, wobei ich nun tatsächlich vornüber in den Schnee fiel. Ich hatte mich zu sehr an den letzten Riemen des Sattels gelehnt.
Mist! Als wollte auch das Drachentier mich verhöhnen, kam es zu mir getapst und beschnupperte meine Seite. Ich hatte keine Nerven dafür.
Mir war kalt, ich hatte immer noch Hunger und meine emotionale Verfassung glich eher den eines Vulkans. Ich war gezwungen, mein Zuhause zu verlassen, hatte davor noch mitangesehen, wie die Liebsten in meinem Leben getötet wurden und dieser Berserker war ein riesiger Mistkerl, der mich hier zurückließ, mit einer Aufgabe, die ich nicht schaffen konnte.
Tränen der Frustration stiegen in mir in die Augen, doch ich schob sie fort, genauso wie Grim, der mich darauf hin traurig ansah. Ich stöhnte und tätschelte seinen Kopf.
"Tut mir leid, Kumpel. Aber ich bin nicht zum Schmusen aufgelegt", gab ich nur von mir. Dann rappelte ich mich auf, schüttelte mir etwas Schnee aus meiner Kleidung und ging dann wieder zum Pferd.
Es graste das spärliche grün, dass es erreichen konnte und beachtete mich gar nicht, als ich mich wieder an den letzten Verlust zu schaffen machte. Doch er blieb fest.
"Du öffnest ihn falsch." Natürlich war Lore genau zu dem Zeitpunkt wieder da um mich bei dieser einfachen Aufgabe scheitern beizuwohnen, hatte er auch aus der Ferne auch gesehen, wie ich in den Schnee gefallen war? Konnte die Welt nicht einfach aufhören, mir die ganze Zeit Steine in den Weg zu legen?
"Ich hab die anderen geöffnet", verteidigte ich mich und wollte selbst wieder nach den Knoten greifen, als er seine viel zu großen Hände über meine schob und meine Finger auf eine bestimmte Stelle drückte.
"Klar und bist daran fast verzweifelt. Zieh hier dran" Ich tat, was er sagte und fast von allein löste der Knoten, sodass Lore mit einer hand den schweren Sattel runternehmen konnte und mir dann ein Wolltuch in die Hand drückte.
"Er schwitzt darunter, reib den Rücken ab, sonst friert es" Mit diesen Worten verschwand er und begann damit wie letzten Abend das Zelt aufzubauen, ein Lagerfeuer anzuzünden und wieder dieser halbdurchsichtigen Stein ins Feuer zu legen. Heute Morgen hatte Lore ihn aus dem Feuer herausgezogen und wieder in die Tasche geschoben, nachdem er ihn von der Asche befreit hatte.
"Was ist das?" fragte ich, während ich das Tuch über den leicht feuchten Rücken des Pferdes reibe.
"Ein Kristall. Er hält schädliche Magie fern, muss aber durch Hitze immer neu aufgeladen werden." Ich betrachtete den unhandlichen riesigen Stein und beobachtete fasziniert, wie er in den Flammen verweilte und dabei so unbedeutend aussah. Doch mit "schädlicher" Magie wollte ich mich jetzt nicht auch noch beschäftigen. Ich hatte genug um die Ohren.
Als das Zelt stand und ich das Pferd abgerieben und von Lore einen Eimer Hafer bekommen hatte, zog ich mich mit meinem Rucksack fast sofort ins Innere zurück. Er folgte mir nicht. Selbst als er mir eine warme Suppe, einem Kanten Brot und auch etwas Käse überbrachte, aß er draußen und verblieb beim Feuer. Zu Beginn war ich dankbar dafür, weil ich mich diesmal weiter auszog und nicht seinen Blicken ausgesetzt sein wollte, aber nach einer Weile war ich genervt. Von ihm, von mir und der Tatsache, dass ich es hasste, von ihm ignoriert zu werden. Wenn er mich ab jetzt meiden und sich die Zehen abfrieren wollte, sollte er das tun. Ich würde ohne ein schlechtes Gewissen hier drinnen schlafen. Ganz sicher! Wenn er sich erhoffte, dass ich ihn hineinbat, oder so etwas, hatte er sich getäuscht!

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Hier das versprochene zweite Kapitel.

Na? Würdet ihr Lore in euer Zelt lassen? 


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