Kapitel 2.1 Writing Contest von @SabinaOehler
Hier ist meine Text zu der dritten Aufgabe von SabinaOehler.
Aufgabe:
Einen Text zu dem folgenden Bild und den beiden Fakten schreiben.
1. Fakt: Der/Die Protagonist/in muss dunkelhäutig sein
2.Fakt: Die Person darf keine magischen Kräfte besitzen.
Mein Text:
Schritt ins Paradies
"Ms Khumalo, wir sind soweit." Mein Versuchsleiter Jackson stand vor mir. Ich blickte von meinem provisorischen Schreibtisch auf. Militärisch kurzrasierte Haare und eine Narbe über der wulstigen Oberlippe zählten wohl zu seinen Merkmalen. Er war ein langjähriges Mitglied in meinem Forschungsteam. Seine Ideen und sein Geist waren in den gemeinsamen Projekten genauso sichtbar wie meine. Ich lächelte ihn erfreut an. „Danke. Der Papierkram wurde mir sowieso schon zu viel.“ Ich nickte in Richtung des dünnen Bildschirms. Man konnte erkennen, dass unzählige Seiten offen waren. Dies war die heutige Art des Papierkrams.
Ich stand auf und richtete meine spärliche Uniform. Sie bestand aus einer einfachen Militärhose und einer dünnen ausgewaschenen Bluse. Einfach, aber okay. Ich könnte mich nicht beschweren. Nur zu höchst offiziellen Anlässen zog ich meine teure Uniform an.
Ich folgte Jackson aus meinem kleinen Bürozelt in Richtung des Forschungszeltes. Der trockene Boden knirschte unter den Plastiksohlen meiner Militärstiefel. Ebenfalls Teile meiner Uniform. Unser Forschungslager befand sich mitten in der Savanne. Trockene Luft trug den Geruch von Desinfektionsmittel zu mir. Wir befanden uns mitten in Afrika. Meiner Heimat. Hier gab es die höchste Sonnenstrahlung. Ideal für unser Projekt. Wir benötigten jede Menge Energie und das Praktischste war die Sonnenenergie direkt zu nutzen.
Unser Weg führte vorbei an abgestorbenen Bäumen und kahlen Büschen. Mir schmerzte das Herz, jedes Mal, wenn ich meine Heimat so sah. Vertrocknet und verdorrt durch die nie endende Hitze. Wir schrieben das Jahr 2041 und der Klimawandel bewegt sich immer noch stetig. Jede Maßnahme kam zu spät oder wirkte zu wenig. Die Menschen hier in Afrika bekamen das besonders zu spüren. Hier gab es kein Leben mehr. Das einzige, was noch lebte waren anpassungsfähige Schlangen, aber das war schon das Höchste der Gefühle. Das letzte Mal als ich einen Löwen oder eine Antilope in freier Wildbahn sah, musste in meiner Kindheit gewesen sein.
Als wir an dem Forschungszelt ankamen, gingen die beiden Wachen in Habachtstellung. Ich war ihre Chefin. Sie respektierten mich. In diesem Jahr gab es extrem viele personelle Veränderungen. Mein Personal wurde mir immer vom Staat zusammengestellt.
Das ganze Team wurde durchgewürfelt. Obendrein bekam ich einen neuen Vize. Ich konnte ihn nicht leiden. Aber es ging mich nichts an. Ich konnte es nicht ändern. Die offizielle Begründung der personellen Veränderung lautete ‚Frischer Wind bringt neue geistige Energie‘. Übersetzt bedeutet das, das mein Projekt zu langsam voranging und ich einen Gang zulegen sollte. Dabei arbeitete ich schon 50 Stunden in der Woche.
Im Inneren des Zeltes begrüßte mich klimatisierte Luft. Ich lächelte meinem Team zu. Begrüßte sie. Sprach freundliche Worte. Das Übliche halt. Viele konnte ich ja kaum näher.
Wie von einem Magnet angezogen, ging ich auf das Herzstück des Zeltes zu. Meine Erfindung. Meine einzige Liebe in meinem Leben. Und auch meine sichere Pensionsvorsorge, wenn alles gut ging. Es war heutzutage schließlich immer gut, genug Geld zu haben. Ich betrachtete den Apparat ehrfürchtig. Er reichte mir etwa bis zu Schulter und stetig blinkten verschiedene Lämpchen. Seitlich gingen unzählige Kabel ab. Einerseits um die Stromversorgung sicherzustellen, andererseits damit mein Team die Funktionalität des IAOV 6.0 zu beobachten. IAOV stand für InterAreale OrtVersetzung. Mit diesem einfach genialen Apparat konnte man den Ort wechseln. Man konnte mit einem Schritt in eine ganz andere Welt eintauchen. In einem Moment in der stickig heißen Savanne. Im nächsten Moment in der angenehm kühlen Luft Alaskas. Durch diesen Apparat wird das Reisen eine ganz neue Bedeutung bekommen. Man benötigte kein Schiff, kein Flugzeug, kein Auto und keinen Zug mehr. Es konnten so viele Schadstoffe vermieden werden. Das war mein absoluter Grundgedanke als mir noch in Studienzeiten der Gedanke kam.
Einfacher gesagt könnte man diese Technik auch teleportieren nennen.
„Guten Abend Ms Khumalo, wir sind nun soweit. Erste Tests verliefen positiv.“ Mein Vize Renald begrüßte mich mit einem freudigen Lächeln. Strahlend gab er mir die Aufnahme und Mitschrift der Tests. Renald grinste immer. Einfach immer. Ich hatte mich bereits ernsthaft gefragt, ob es möglich sei, dass er mit diesem Grinsen geboren war. Er fuhr sich durch seine zurückgegelten Haare. Während alle anderen wie die Verrückten schwitzten, stellte er sich immer noch die Frage welches Parfüm er auftragen sollte. Im Gegensatz zu mir gab er sein Geld für teure Kleidung aus. In frisch gebügelter Hose und einem strahlend blauen Hemd stand er neben dem Apparat. Alles in allen erinnert er einem eher an einen schnöseligen Politiker als wie an einen renommierten Wissenschaftler. Ich konnte ihn nicht leiden. Aber wer war ich, wenn ich so bekloppt wäre, die Entscheidung der Regierung infrage zu stellen. Aus diesem Grund tolerierte ich ihn.
Ich kannte die besagten Unterlagen bereits. Jackson hatte sie mir bereits weitergeleitet. Ich bedankte mich trotzdem. Höflichkeit muss sein. „Danke Renald.“ Ich schenkte ihm ein aufgesetztes Lächeln.
Ich wandte ich mich meinem Team zu und gab die Anweisungen zu dem ersten großen Test. Mit mir als Testperson.
Die Idee war einfach. Ich sollte einfach in das Krankenzelt teleportiert werden. Als der Apparat hochgefahren war und das Portal erschien, stutzte ich. Sie zeigte etwas, das wie eine Bucht in der Karibik aussah, nicht das Krankenzelt. Verdutzt wandte ich mich an Renald. Das war nicht der Plan. Er bemerkte meinen Blick. „Ms Khumalo. Ich sehe, sie sehen die kleine Anpassung meiner Seite. Was sie hier sehen ist das Außenlager 5 des Forschungslagers. Es handelt sich um eine Oase. Haben Sie keine Angst. Es wurde mit allen dort abgesprochen. Sie werden sofort nach dem geglückten Test zurückgefahren.“
Ich kniff die Augen zusammen. „Aber das ist gegen meinen Plan.“ Renald'sq Lächeln stockte kurz. Er fing sich allerdings sofort. „Natürlich. Das weiß ich doch Ms Khumalo.“ Er seufzte übertrieben. „Allerdings ist die Regierung der Meinung, das wir einen Zahn zulegen sollten. Es ist an der Zeit gewagterer Versuche zu starten.“
Ich presste meine Lippen zusammen. Natürlich. Die Regierung. Wer denn sonst. Niemals durfte ich meine zweifelnden Gedanken jemanden sagen. Das würde meinen Tod bedeuten. Deshalb zwang ich mich ein weiteres Mal zu einem Lächeln und meinte frohen Mutes: „Na dann. Ich kann da kaum erwarten, den Test durchzuführen.“ Meine Gesichtsmuskulatur schmerzte bereits von dem Dauergegrinse. Und das, obwohl ich die Falle bereits riechen konnte. Normalerweise griff die Regierung nicht in Projekte ein. Das war neu. Und alles Neue bedeutet Gefahr. Besonders, wenn das Neue von der Regierung kam.
„Wer ist denn als Proband für diesen Test vorgesehen?“ Mein Vize runzelte die Stirn. „Die Regierung hat Sie als Testperson vorgesehen. Aber das wissen Sie ja schon. Daran hat sich nichts geändert.“
Alles klar. Jetzt war es offiziell. Der heutige Tag wird wohl mein letzter sein.
Ich hatte damit gerechnet irgendwann in das Verdächtigenfeld der Regierung zu rücken, aber ich hätte mir nicht gedacht das es so bald sein würde. Im Grunde hatte ich mir im Laufe meines Lebens nichts Großartiges zuschulden komme lassen. In der Schule war ich die Einserschülerin. Das Studium hatte ich in Rekordzeit abgeschlossen. In diversen Laboren hatte ich mich schnell nach oben gearbeitet und mir einen Namen erworben.
Ich erwog weiterhin was der Grund für meinen Tod war, während ich vermeintlich interessiert die Unterlagen inspizierte. Vielleicht war es die Tatsache, dass ich mich nie wirklich für die Regierung ausgesprochen hatte, sondern mich immer im Hintergrund hielt. Eigentlich lebten wir in einem freien Land mit offiziellen Wahlen. Eigentlich. Die Regierung mochte es nur nicht, wenn jemand ihre Unantastbarkeit gefährdete. Wenn jemand meines Bekanntheitsgrades vor dem großen Durchbruch stand und dadurch noch mehr Ruhm und Einfluss bekam. Ich kannte bereits einige Kollegen, die still und heimlich verschwunden sind.
Als ich mich bis zur letzten Seite durchgearbeitet hatte, wusste ich, dass ich nicht noch mehr Zeit herausholen konnte. Es war Zeit für den Test. Zeit für meinen Tod. Ich wandte mich wieder an Renald. „Ich bin bereit. Wann geht es los?“
„Alles klar. Wir sind soweit. Ms Khumalo, sie können nun durch das Portal gehen“, antwortete Renald.
Auf einmal war es vorbei mit meiner Coolness. Was würde mich wohl erwarten, wenn ich durchtrat?
Eine besitzergreifende Kälte breitete sich in meinen Körper aus. Trotz der schwülen Hitze, wurden meine Finger in kürzester Zeit eiskalt. Wenn ich jetzt kniff, dann wussten sie, dass ich von ihren Plan Bescheid wusste.
Alles klar. Ganz ruhig. Mit 42 Jahren bist du im besten Alter zu sterben. Alles klar. Du schaffst das. Es sind nur wenige Schritte.
Mechanisch bewegte ich mich auf die flimmernde Oberfläche zu. Verräterisch ruhig schimmerte die vermeintliche Oase dahinter. Hohe Palmen und weißer Strand. Türkises Wasser und hellblauer Himmel. Winzige Schäfchenwolken tummelten sich vor der strahlenden Sonne. Zögerlich streckte ich die Hand nach dem Portal aus. Es fühlte sich irgendwie an wie ins Wasser einzutauchen. Ein angenehmes Kribbeln breitete sich auf meinen Körper auf, je weiter ich durch das Portal ging. Bevor ich auch meinen Kopf durchstreckte, blickte ich mich noch einmal um. Ich sah wie mein liebgewonnener Kollege Jackson die Augen aufriss und bewusstlos nach vorne zusammen klappte. Dunkle Flüssigkeit sickerte aus einem Loch in seinem Rücken. Erschossen.
Ich schluckte schwer.
Verängstigt steckte ich auch meinen Kopf durch das Portal und trat als Ganzes auf der anderen Seite aus dem Portal raus.
Kaum war ich durchgetreten, stürmten schwer bewaffnete Einsatztruppen hinter den Palmen hervor. Schwarz und maskiert. Als seien sie die Rächer der Armen. Doch sie waren bloß das Erschießungskommando der Regierung. Bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, spürte ich bereits den ersten Schmerz in meiner Brust. Obwohl ich ihnen nicht die Genugtuung geben wollte zu schreien, überrumpelte mich der Schmerz komplett. Ich schrie. Und schrie.
Bis mir eine Kugel die Lunge zerfetzte und mir die Luft zum Atmen wegblieb.
Es heißt, wenn man stirbt, dann zieht das ganze Leben noch einmal vorbei. Eindrücke, Erfahrungen, Emotionen. Schöne Momente und traurige Momente.
Aber das Letzte was meinen Kopf, im Moment meines Todes füllte, war der Gedanke daran, ob ich danach an einen schöneren Ort aufwachte. Schöner als diese Welt. Die Frage, ob ich an einem Ort, so schön wie die vermeintliche Oase aufwachen würde.
Ob ich ins Paradies kommen würde.
1555 Wörter
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