Herr der Ringe/ Der Hobbit (7000 Wörter)
Schweigend saß ich auf dem kalten Felsen neben dem Höhleneingang. Es tat mir jeden Tag im Herzen weh den Wargen dabei zuzusehen, wie sie die Tiere stolz in die Höhle zogen. Manchmal waren sie noch lebendig und wehrten sich vehement. Doch niemals entkam auch nur eines von ihnen. Und jeden Tag zwang ich mich dazu zu lächeln und die wolfartigen Tiere zu loben. Es war nun einmal ein notwendiges Übel und über die Jahrhunderte hatte ich gelernt mit dem Töten von unschuldigen Lebewesen zu leben. Ich wusste, dass es das Richtige war. Es gab nun einmal Tiere, die nur Fleisch aßen und ich hatte auch sie liebgewonnen.
Ich blinzelte ein wenig die Feuchtigkeit in meinen Augen weg, seufzte qualvoll und stand auf, als ich die ersten schwarzen Punkte auf einem der Hügel erkennen konnte. Der leblose Körper, den dieser immer größer werdende Punkt hinter sich herzog, war nicht zu übersehen.
Die drei anderen Warge ließen nicht lange auf sich warten. Sie hatten noch zwei weitere Tiere mitgebracht. Soweit ich sie identifizieren konnte, waren es ein Hase und ein Reh. Sie suchten jeden Tag andere Jagdgebiete auf, um die Wälder nicht zu stark zu belasten, das wusste ich und das war es, was ich so an ihnen mochte.
Wenn sie nicht nur darauf konditioniert wurden in den Krieg zu ziehen, waren sie wirklich nette Wesen, sehr anhänglich musste ich zugeben, aber auch flauschig, wenn man sie regelmäßig bürstete. Einfach übergroße Wölfe.
Ich seufzte wiederholt und trat tiefer in die Höhlen. Besser gesagt war es eigentlich eine richtig große Höhle. Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht böse Tiere aufzuziehen und ihr wahres Potenzial zu entfalten. Deshalb auch das Fleisch. Sie alle waren hauptsächlich Fleischfresser. Ich hatte sogar zwei Ghûle erwischt, dessen Eltern getötet wurden. Sie hießen Dave und Cora und waren nach den anfänglichen Schwierigkeiten echt nette Tiere geworden, solange sie pünktlich zu fressen bekamen zumindest. Ich hatte mich niemals getraut eines der Tiere rauszulassen, bis auf die Warge, doch die konnten gut auf sich selbst aufpassen. Ich hatte alle vier als Welpen aus dem Dunkel gefischt.
Doch meine größte Errungenschaft, und auch die Anstrengendste, war definitiv Cooky. Sie war ein Drache. Etwa zweihundert Jahre alt und noch nicht ganz ausgewachsen. Ich hatte keine Ahnung, was mit ihren Eltern passiert war, doch sie wäre noch im Ei gestorben, wäre ich nicht gewesen. Und sie hatte niemals die Grausamkeit echter Drachen erlebt. Ich musste zugeben, dass ich mich mit ihr viel sicherer fühlte als früher. Wir wurden schon mal angegriffen und für viele meiner dunklen Geschöpfe hatte das nicht gerade gut geendet.
Neben Athos, Tatze, Beth und Chester, den Wargen, hatte ich noch eine Werwölfin namens Eve und fünf kleine Feuerschlangen Glen, Howie, Ian, Knuddel und Lucy. Sie konnten zwar ein wenig Feuer speien, doch gerade mal so viel, um ein Lagerfeuer zu entzünden und waren so lang wie die Hälfte meines Körpers. Cookie konnte auch Feuer speien und ihr beizubringen damit umzugehen war wahrlich eine schwierige Aufgabe gewesen.
In den letzten Jahren war sie wirklich gewachsen und die Höhlen waren nicht mehr groß genug für sie. In der Nacht hatte ich sie ein paar Mal kurz hinausgelassen, auch damit sie endlich fliegen lernen konnte, und sie hatte sich schnell angepasst, doch es gab zu viele "gute" Menschen in Mittelerde, die keinen Moment zögern würden, einen Drachen zu töten. Doch Cooky würde niemals jemandem etwas zu Leide tun!
Der Drache sah mich mit schiefem Kopf an, als ich die Höhle betrat und schnaubte ein wenig Glut. Ich musste leicht lächeln. Sie sah so unglaublich süß aus mit ihren rot schimmernden Schuppen, die im Schein des Feuers glitzerten.
"Sie sind gleich da", sagte ich und setzte mich zu den Steinen, welche um das heiße Rot standen. Cooky konnte sprechen, ich hatte es ihr lange schon beigebracht, doch sie tat es recht selten. Sie sprach mit ihrem Körper.
Erfreut stapfte der recht kleine Drache zum Eingang und ich seufzte kurz: "Cooky!" Sofort drehte sie sich um, schaute etwas enttäuscht und ließ sich neben mich beim Feuer fallen. Ich hustete ein wenig vom Staub, den sie damit aufwirbelte. Wir sollten mal wieder putzen.
Keine Sekunde später stürmten die Warge wild kläffend in die Höhle und legten das Reh und die zwei Hasen neben Cooky. Diese hob sofort den Kopf und wollte sich auf das Reh stürzen, doch ich stand schnell auf.
"Gut, wir müssen das aufteilen. Ian, reicht euch dieser Hase?", fragte ich und sah zu den Feuerschlangen. Er war so etwas wie ihr Anführer, auch wenn ich Knuddel, wie man sich bei dem Namen schon denken konnte, am meisten mochte.
"Ja, ich denke schon", antwortete dieser und schlängelte sich nach vorne. Die anderen folgten gierig. "Cooky, du teilst dir das mit Eve und die Ghûle nehmen den anderen Hasen", bestimmte ich. Zum Glück gaben die recht klein geratenen Ghûle sich damit zufrieden.
"Chester", sagte ich und nickte in eine andere kleine Höhle, die so etwas wie ein winziger Schlafplatz für mich war. Der Warg gehorchte sofort. Sie hatten schon auf der Jagd gefressen. Damit gab es nie Streitigkeiten.
Er war der Anführer und auch der Einzige der Warge, ich wusste auch nicht, ob es überhaupt noch einen gab, der sprechen konnte. Es war ein sehr langer Weg gewesen ihm das beizubringen, doch ich brauchte jemanden, der mir über die Jagd Bericht erstattete.
"Warum nur so wenig?", fragte ich ernst und setzte mich auf mein Bett, es war ein Stein mit einer Art Decke darüber. "Radagast hat uns erwischt", knurrte der Warg grimmig und leckte sich eine Pfote. "Hat sich jemand verletzt?", fragte ich etwas panisch. Radagast hatte schon den ein oder anderen meiner Warge zur Strecke gebracht.
"Nichts Großartiges, aber Beth...", fing er an und wandte den Blick ab, "sie sollte nicht mehr mit uns kommen" Ich sah ihn etwas verwirrt an. "Sie und Tatze erwarten Junge", führte der Anführer den Satz aus und flüsterte dabei fast schon. Ich lächelte sofort erfreut. Der Frühling brachte uns neue Gefährten. Beth hatte schon einmal geworfen, doch das eine Junge, das überlebt hatte, war umgekommen bei der Jagd. Ich war positiv überrascht, dass sie es noch einmal versuchte.
"Das ist doch toll!", antwortete ich genauso leise. Die schlechte Laune über das wenige Futter war verflogen. "Die Höhle wird zu klein. Wenn Cooky erst einmal ausgewachsen ist, wird ihr nicht einmal die ganze Höhle reichen. Du musst dir eine Alternative überlegen. Beth wird ihre Jungen nicht hier aufziehen", grummelte Chester und sah mich entschlossen an. Ich atmete schwer aus und sah zu Boden. Er hatte recht, das war mir klar, doch wo sollten wir schon hin? Die Guten würden sie töten und die Bösen würden sie zu dem machen, wovor ich sie bewahren wollte.
"Ich werde mir etwas überlegen", antwortete ich leise, worauf der Warg ging und sich zu seinen Artgenossen gesellte. Ich kaute auf meiner Lippe herum, während ich fieberhaft überlegte, wo wir hinkönnten. Noch während ich überlegte, ertönte ein lautes Geräusch vor dem Eingang zur Höhle. Ich schreckte sofort auf. Es war ohne Zweifel ein elbisches Horn.
Ich sprang auf und lief zu den anderen, um sie zu beruhigen. "Ganz ruhig, ich werde da hinaus gehen und versuchen sie wegzulocken. Wenn ich es nicht schaffe, dann speit Cooky Feuer durch den Eingang auf mein Kommando hin. Feuerschlangen, wenn es zu einem Kampf kommt, dann dürft ihr nicht die ganze Wiese anzünden, verstanden?", fragte ich und sah alle der Reihe nach an. Da mir niemand antwortete, ging ich nach draußen.
Dort standen schon die Elben. Es war jetzt nicht ein ganzes Heer, doch genug, um uns zu besiegen (wenn man den Drachen nicht mitzählte). Angeführt wurde es von einem hoch gewachsenem Elben und einer braunhaarigen Elbin, welche sich allerdings eher im Hintergrund hielt.
"Guten Abend", grüßte der Elb und trat vor. Ich atmete schnell durch und trat ihm ebenfalls entgegen. "Guten Abend", antwortete ich und realisierte, dass die Elben vor mir mich überrascht ansahen, als sie erkannten, dass ich ebenfalls eine von ihnen war.
"Dürften wir einen Blick in Eure Höhle werfen?", kam der Anführer schnell zum Punkt, was mich eigentlich überraschte. Das würde es mir noch schwerer machen, sie davon abzuhalten. Ein Kampf schien wohl unvermeidlich.
"Was erhofft Ihr Euch denn zu finden?", fragte ich, um ein wenig Zeit zu schinden, doch der Versuch schlug kläglich fehl, als die Antwort auf sich warten ließ und stattdessen ein Elb auf Kommando mein Heim betrat. Mir war klar, dass er das nicht überleben würde, doch ich konnte mir nichts anmerken lassen, also hob ich weiterhin entschlossen meinen Kopf und schaute in die blauen Augen des Elben vor mir.
"Wo bleibt er?", fragte er etwas beunruhigt und schaute mich auffordernd an. Ich zuckte bloß ratlos mit meinen Schultern. Er winkte zwei weitere Elben hinein, welche keine paar Sekunden später unter großem Geheule getötet wurden. Der erste hatte kein Geräusch von sich gegeben.
Ich versuchte weiterhin keine Miene zu verziehen, doch der Elb holte sofort sein Schwert hervor und setzte es mir an die Kehle. Ich knurrte ein wenig, weil er es genau an die falsche Seite ansetzte. Damit würde ich nicht vor dem Feuer fliehen können.
"Ihr solltet gehen", befahl ich fast schon und sah ihn eindringlich an. Er musterte mich bloß überrascht, normalerweise befahl eine normale Elbin einem halben Heer von Elben nicht.
"Gut, ich habe euch gewarnt. Cooky!", schrie ich, packte im selben Moment den Elben an den Schultern und zog ihn mit mir weg. Keine Sekunde später schlug uns ein Hitzewall entgegen. Mir wurde klar, dass er sicher mindestens die Hälfte der Elben getötet hatte. Ein schlechtes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus.
"Was war das?", fragte der Anführer mit großen Augen und starrte zu seinen noch brennenden Männern. "Ich hatte euch gewarnt", antwortete ich bloß und sah ebenfalls weg. Es war nicht böse gemeint und auch nicht als Drohung. Es war einfach nur eine Feststellung gewesen.
"Drache!", rief er und sprang auf. Ich richtete mich ebenfalls auf und folgte ihm. Die meisten wurden inzwischen gelöscht, zumindest diejenigen, die noch am Leben waren.
Der Anführer rief Befehle auf elbisch, welche ich, wenn ich es wirklich versuchte, zwar entziffern könnte, doch es schien mir in dem Moment zu anstrengend. Ich musste mehr darüber nachdenken, was ich tun sollte.
"Der Drache hört auf Eure Befehle, er wird reagieren, wenn wir Euch gefangen nehmen", knurrte der Elb. Ich schaute schnell zu ihm, als ich realisierte, dass er mit mir redete. "Ihr glaubt wirklich, dass einen Drachen ein Elb interessiert?", fragte ich herablassend, wobei ich natürlich log. Cooky würde alles für mich tun und ich alles für sie.
"Dann werdet Ihr mich zu ihm führen und wir reden" Ich zog es vor diese Aussage nicht als Befehl zu sehen, da ich mir von diesem Mörder nichts sagen ließ, sondern interpretierte es eher als Vorschlag, dem ich mit meinem Nicken zustimmte und voran ging.
Warnend schaute ich noch die Wachen an, die ihm folgen wollten, welche darauf den Anführer fragend ansahen und dann stehenblieben. Zufrieden führte ich ihn tiefer hinein und in die große Höhle. Etwas geschockt blieb der Elb noch im Eingang stehen und starrte nacheinander die so verhassten Tiere an. Am längsten blieb sein Blick an dem noch jungen Drachen hängen.
"Das ist Cooky", stellte ich sie lächelnd vor und strich ihr behutsam über die Nase, worauf diese sich etwas entspannte. "Und das sind Athos, Tatze, ...", fing ich an aufzuzählen, doch er unterbrach mich: "Schon gut. Was soll das hier sein? Eine kleine Festung des Bösen?", knurrte er und umfasste unruhig den Griff seines Schwertes.
"Nein! Diese Tiere sind zahm, ich habe sie vor ihrem Schicksal gerettet!", antwortete ich sofort streng und schaute ihn etwas böse an.
"Ein Drache kann niemals zahm sein!", antwortete er bloß genauso entschlossen. Cooky richtete sich sofort zu ihrer vollen Größe auf, wobei ihr Kopf hart an der Decke anstieß und sie verwirrt nach oben schaute.
"Schon gut. Was wollt Ihr tun? Diese Tiere haben niemals einem Elben, Menschen oder Zwerg etwas zu Leide getan! Wir versuchen nur uns zu ernähren. Wir sind eine Familie und man versucht nun einmal seine Familie zu beschützen!", rief ich und strich mit meiner Hand über die Schulter des Drachen.
Der Elb schwieg lange und sah jedes der verschrecken Tiere genau an. So viel Angst auch in ihren Augen schimmerte, mindestens genauso viel Entschlossenheit war zu erkennen.
"Mein Herr Legolas! Die Verletzten müssen versorgt werden!", sprach ein etwas ängstlicher Elb, welcher sich gerade zögerlich hinunter traute. "Geht schon vor. Ich werde bald nachkommen", befahl dieser und drehte sich kurz um. Die Wache nickte und ging wieder nach oben.
"Ihr werdet mit uns kommen", sagte er mit genau derselben befehlshaberischen Stimme, was mir gar nicht gefiel. Ich wusste wer Legolas war, der Elbenprinz aus dem Waldlandreich und ich hatte sogar noch seine Mutter gekannt, doch ich hatte dieses Königreich verlassen und war hier in die Höhle gezogen, welche in der Nähe des Waldes lag.
"Warum sollten wir?", fragte ich etwas gereizt und sah den Prinzen böse an. "Weil sonst diese Elben mit einem ganzen Heer zurückkommen werden und irgendwie werden sie es schaffen euch zu besiegen", führte Legolas seinen Punkt aus und blickte selbstsicher zurück.
"Doch nicht ohne große Verluste", zischte ich und wie als Zustimmung wandte Cooky sich zu dem Elben und schnaubte kräftig, worauf ein paar kleine Teile seiner Kleidung von den Funken zu glühen begannen. Ohne einen Versuch die winzigen Flämmchen zu tilgen betrachtete er sie kurz, dann holte er blitzartig sein Schwert heraus. Doch bevor er zustoßen konnte, was nicht wirklich viel gebracht hätte, biss Athos bereits in seine Hand, welche die Waffe hielt.
"Athos!", rief ich warnend, damit er nicht die ganze Hand abriss. Legolas' Schwert fiel sofort zu Boden, wo es klirrend aufschlug. Der Elb selbst verzog sein Gesicht schmerzverzerrt.
"Ich denke Ihr solltet das versorgen", sagte ich nicht gerade mitfühlend und sah ihn mit eisernem Blick an. Athos öffnete dabei sein Maul ein wenig, sodass der Elb seine blutende Hand wieder haben konnte. Der Blick des Prinzen fixierte zuerst mich, dann wieder Cooky und dann wieder mich. So schien er schließlich zu beschließen, dass es das Risiko nicht wert wäre und drehte sich um.
"Das wird noch Folgen haben", knurrte er und versuchte würdevoll aus der Höhle zu gehen, doch man sah ihm an, dass seine Hand stark schmerzte.
Als er verschwunden war, atmete ich erleichtert aus und ließ mich auf einen Felsen um das Feuer sinken. Auch die anderen Tiere schienen sich sichtlich zu entspannen.
"Wir müssen sofort weg hier", murmelte ich und fuhr mit meinen Händen über mein müdes Gesicht. "Aber wo sollen wir hin?", fragte Chester, der sich neben mich gesetzt hatte. Ich gab ihm lange keine Antwort auf diese Frage. Ich wusste es nicht. Wo sollte es noch so eine perfekte Höhle geben, um einen Drachen und noch weitere böse Wesen unterzubringen?
"Wir müssen sofort los", sagte ich mit einem Blick auf die hereinbrechende Schwärze vor dem Eingang. Wir brauchten den Schutz der Nacht.
Die anderen sagten nichts mehr, sondern folgten mir einfach wortlos nach draußen. In ihren Mäulern hingen teilweise Fleischfetzen, die sie sich noch schnell geschnappt hatten, weil sie noch kein wirkliches Essen gehabt hatten.
Ich hatte kein gutes Gefühl dabei den Weg nach Süden einzuschlagen und dabei den Wald entlangzugehen. Es war gefährlich, nicht nur der Waldelben wegen, welche sicher nicht lange auf sich warten lassen würden, sondern auch wegen Radagast, der öfter als man glauben würde, auftauchte. Langsam hatte ich die Vermutung, dass er mit seinen Zauberkräften herausfand wann und wo sich meine Warge seinem Wald näherten.
Doch trotz allem war er immer noch sehr tierliebend und vielleicht konnte ich ihn davon überzeugen uns zumindest eine Chance zu geben, auch wenn es ihm sicher nicht gefallen würde ein paar seiner Tiere als Fressen zu opfern. Das Risiko war es auf jeden Fall wert. Wir konnten uns immer noch verteidigen, falls er uns sofort abweisen würde.
Mein Blick blieb an Beth hängen, genauer gesagt an ihrem Bauch, in welchem gerade die Jungen heranwuchsen. Sie musste noch nicht lange trächtig sein, sonst hätte ich es selbst schließlich entdeckt. Welche Zukunft hatten diese Jungen nun?
"Wartet!", rief ich und blieb stehen. So brauchten wir viel zu lange. Sofort hielten alle an und schauten mich erwartungsvoll an. "Die Feuerschlangen und ich werden auf Cooky fliegen und der Rest wird laufen. Ihr seid schneller allein. Wir werden von der Luft aus nach den Elben Ausschau halten", schlug ich vor und ging schon auf den Drachen zu, welche mich ein wenig überfordert dabei beobachtete.
"Du kannst das schon", flüsterte ich ihr leise zu und half den Feuerschlangen auf ihren Rücken. Als ich mich selbst schließlich an ihren Hals setzte, richtete Cooky sich ein wenig, spannte ihre Flügel und trat ein paar schnelle Schritte vor, bevor sie uns mit ihren starken Schwingen in die Luft brachte.
Die Warge, die Werwölfin und die Ghûle rannten einstweilen bereits los. Ich beobachtete hinter uns das Dunkel und betete dafür, dass sich nichts bewegen würde. "Ein bisschen weiter runter, Cooky", murmelte ich leise, da sie inzwischen eine Höhe erreichte, bei der ich den Boden nicht mehr so gut erkennen konnte.
Sie gehorchte natürlich sofort und senkte ihre Flügel ein wenig. "Und ihr, ich weiß ich seid nervös, aber ich kann da nichts erkennen, wenn ihr weiter so leuchtet", sagte ich zu den Feuerschlangen vor mir gewandt. Sie sahen überrascht zu mir und kühlten sich schließlich doch aus. Das Licht brachte ihnen Ruhe und Sicherheit, da sie immer bereit waren Feuer zu spucken.
"Danke", flüsterte ich noch an alle gewandt und richtete meinen Blick wieder gen Boden. Was ich dort sah verschlug mir den Atem. Ich hätte anfangen können zu heulen, als ich im Schock beobachtete wie Elben in schwarzer Rüstung und auf schwarzen Pferden durch die Nacht ritten und anfingen auf meine wundervollen Gefährten zu schießen.
"Elben! Cooky runter da!", schrie ich sofort und zog mein Schwert. Der Drache unter mir war so erschrocken über diesen Befehl, dass sie sofort zum Sturzflug ansetzte und damit zunächst nur zwei der Feuerschlagen von sich stob. Ich wollte gerade meine Hände in die festen Schuppen krallen, doch ich hatte ja bereits mein Schwert in den Händen, wodurch ich zu wenig Halt hatte und ebenfalls von dem Tier flog und mich zunächst eine Weile in freiem Flug befand.
Der Sturz zog sich aus meiner Sicht ewig hin, wobei er wahrscheinlich nur ein paar Sekunden andauerte. Das reichte für mich so gut es eben ging meinen Kopf nach oben zu bringen, sodass ich zumindest nicht gleich sterben würde, sobald ich unten ankam.
Die Landung war schwerer als ich dachte und obwohl ich das Beste daraus machte, war ich mir fast sicher irgendwelche Knochen gebrochen zu haben. Aber das war jetzt Nebensache. Ich musste meinen Tieren helfen, denn auch wenn Cooky von der Stärke vermutlich alle mit Leichtigkeit besiegen konnte, traute ich ihr nicht den Mut und die Entschlossenheit zu einem Massenmord zu.
Ich atmete tief durch und stand mit meinem Bogen in der Hand auf. Ich hatte lange nicht mehr gekämpft, doch zu einem Teil verlernte man es nie. Also spannte ich den ersten Pfeil ein, schoss und traf sogar. Überrascht über meine Treffsicherheit nach so vielen Jahren spannte ich einen weiteren Pfeil ein. Doch dieser schien nicht einmal meine Sehne verlassen zu können, denn ich spürte bereits einen brennenden Schmerz an meiner Hüfte. Auch wenn es vielleicht nicht so weh tat, dass das nötig gewesen wäre, ließ ich mich sofort zur Seite fallen und rollte mich von dort wieder auf. Im Flug ließ ich meinen Bogen einfach fallen und holte mein Schwert hervor mit welchem ich eine Drehung machte um den Gegner wo auch immer er sich gerade befand treffen zu können.
Doch da war kein Widerstand, was mich kurz verunsicherte und ich stehen blieb und ein paar Schritte zurück machte, um meine Umgebung besser im Blick zu haben. Anscheinend musste ich doch mehr verlernt haben als ich dachte, denn schon legte sich kaltes Metall an meine Kehle.
"Und wie sieht das mit dem Mitkommen jetzt aus?", fragte der Elbenprinz selbstsicher. Ich kniff meine Augen zusammen und ließ meinen Blick über das Schlachtfeld schweifen. Cooky war von etwa sechs Elben umzingelt, welche alle einen Pfeil auf sie gespannt hielten. Sie wusste nicht, wie unverwundbar sie war. Weiter links konnte ich einen bewegungslosen Warg erkennen und zwei daneben, welche von weiteren Elben in Schach gehalten wurden. Zwei der Feuerschlangen waren offensichtlich noch auf Cooky. Die anderen hatten sich versammelt und kämpften weiter hinten immer noch.
Mir war meine Verfassung egal. Ich hatte gebrochene Knochen und eine Wunde an meiner Seite, da würden ein paar blutige Finger auch nicht mehr viel ausmachen, dachte ich mir, also packte ich einfach mit meinen Händen das Messer, welches vor meinem Hals schwebte und drehte es so von mir weg, dass der Elb schmerzerfüllt einatmete und ich ein paar Sekunden hatte, in denen ich ihm mit der Faust ins Gesicht schlagen konnte, dann noch einen Tritt in den Bauch gab und losrannte.
"Cooky! Sie können dich nicht verletzten! Töte sie!", schrie ich ihr zu. Sie sah sofort überrascht zu mir und ließ dann ohne zu zögern ihr Maul über einem der Elben zuschnappen, womit sie ihn einfach auffraß. Hinter sich schlug sie einen Halbkreis mit ihrem Schwanz womit drei der Elben von den Füßen geholt wurden.
Ich wandte mich neu motiviert von ihr ab und rannte auf die Warge zu, welche nun auch anfingen ein wenig Chaos zu stiften und die Elben so abzulenken, dass ich mich unbemerkt von hinten nähren konnte. Dem ersten rammte ich mein Schwert in den Rücken, was mir selbst einen Schauer über den Rücken jagte. Ich hasste es so sehr zu töten, doch was hatten wir schon für eine Wahl?
Zwei der Elben drehten sich überrascht aber keinesfalls überrumpelt zu mir um und fingen an mich mit ihren Schwertern anzugreifen. Doch Athos riss bereits einen von ihnen nach hinten und zerriss ihn in der Luft. Beth sprang auch plötzlich los und grub ihre Zähne tief in den Kopf des einen Elben. Nebenbei konnte ich auch endlich feststellen wer die beweglose Gestalt auf dem Boden war. Es war Tatze, der Vater von Beths Jungen.
Ich rollte mich auf den Boden und drehte mich in die Mitte, sodass ich Cooky beobachten konnte, welche bereits mit allen Elben fertig geworden war und ihre Lunge entzunden hatte, bereit ihr Feuer zu speien.
Ich wollte gerade ein Kommando zu Beth und Athos schreien, doch wurde wieder zu Boden gerissen. Im Augenwinkel konnte ich Legolas mit blutiger Lippe erkennen. Ich stach mit meinem Schwert nach oben zu, doch traf damit nur über seine Schulter neben seinem Kopf ins Leere. Der Elb lächelte siegessicher und wollte mir wieder, jetzt final, das Messer an den Hals setzen, doch ich war nun viel zu weit gekommen als mich jetzt besiegen zu lassen. Ich war um einige hundert Jahre älter als er und hatte den Vorteil, dass er mich leicht unterschätzte wegen dem vorher.
Ich rief mir noch einmal alle Unterrichtsstunden von früher in Gedächtnis, packte den Prinzen an den Schultern und rollte uns beide herum. Er krallte sich immer noch an mir fest, sodass ich nicht aufstehen konnte, also zog ich mein Knie hervor und setzte es auf seinem Oberkörper ab, was ihn zum Ächzen brachte und er seinen Griff ein wenig löste. Das nutzte ich natürlich sofort aus und riss mich von ihm los.
"Athos, Beth, weg da!", schrie ich schließlich doch, packte kurzerhand den Elben am Arm, zog ihn hoch und stolpernd weg von dem Rest des Kampfes. "Cooky!", rief ich nur noch und schon spürte ich den heißen Hitzeschwall neben mir und das Schreien der übrig gebliebenen Elben, die nicht wussten wie ihnen geschah.
"Das ist jetzt schon das zweite Mal", knurrte ich dem Elben zu, welcher sich gerade wieder aufrichtete. Seine Augen wurden groß bei dem Anblick neben ihm.
Meine Gefährten fingen an sich erschöpft um mich zu versammeln. Wir hatten Tatze und Eve verloren soweit ich das erkannte. Wütend starrte ich wieder dem Elbenprinzen in die Augen, welcher versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch er fühlte sich sichtlich unwohl in Anwesenheit eines Drachen, drei Wargen, fünf Feuerschlangen und zwei Ghûlen.
"Ihr seid nicht unbesiegbar", murmelte er bloß und starrte aus seinen blauen Augen zurück. "Warum sollte ich Euch am Leben lassen?", knurrte ich zurück. "Weil Ihr mich nicht töten wollt. Das hättet Ihr schon längst getan." Ich wusste nicht so recht was ich darauf antworten sollte, also starrte ich einfach weiter für ein paar Sekunden.
"Die Waffen", forderte ich schließlich. Legolas zögerte kurz, doch ließ dann widerwillig sein Schwert fallen und legte seine Dolche, Bogen und Pfeile ab. "Wohin sind wir auf dem Weg?", fragte ich noch. Ich dachte nicht, dass er der Typ dafür wäre mich anzulügen.
"Einen Verbündeten finden", kam die Antwort, wobei seine Augen ein wenig blitzten. Er wusste, wohin wir wollten. Das war ein Problem.
Ich schloss kurz resigniert meine Augen und sah zur Seite, um nachzudenken. Schließlich seufzte ich und öffnete meine Tasche. Daraus holte ich ein Seil mit welchem in der Hand ich Legolas erwartend anschaute. Er hob bloß seine Augenbraun. "Wir haben keine andere Wahl. Nachdem wir bei Radagast waren, werden wir Euch gehen lassen", erklärte ich etwas widerwillig. Mir war es auch nicht ganz recht so einen guten Kämpfer, der uns, ohne zu zögern umbringen würde, dabeizuhaben. Auch war ich mir nicht so ganz sicher, ob ein einfaches Seil ihn davon abhalten konnte.
Er drehte sich mit unbeschreiblichem Hass in den Augen um und hielt seine Hände zusammen, sodass ich sie zusammenbinden konnte. Dann nahm ich seine Waffen an mich. Sie waren schließlich immer noch von sehr guter Qualität und ich bekam nicht oft neue.
Ich nickte Glen zu, welcher sich sofort um die Beine des Elben schlang, bereit ihm das Fleisch von den Knochen zu brennen, sobald er auch nur eine falsche Bewegung machte. Ich ging mit den anderen Wargen schließlich rüber zu Tatze. "Er war schon vor Cookys Attacke tot", flüsterte Chester mir zu, was mir jetzt nicht viel weiterhalf, doch es nahm ein wenig Schuld von mir.
Wir konnten uns nicht lange von Tatze und Eva verabschieden, geschweige denn sie begraben, weshalb ich entschied sie zu verbrennen, um ihrem Geist Freiheit zu gewähren. Nachdem Beth dem ebenfalls zugestimmt hatte, zogen Chester und Athos Eva neben den toten Warg und Cooky spie, soweit es sanft ging ihr Feuer über die beiden.
Nachdem ich ein wenig gewartet hatte, ging ich zu Legolas zurück. Ich würde später richtig um die Verlorenen trauen. Glen machte sich sofort daran von den Beinen hinauf zu dem Hals des Gefangenen zu kriechen, was ihm sichtlich enorm unangenehm war.
Ich unterließ es irgendeinen Befehl zum Weitergehen zu geben, das wäre viel zu unpassend gewesen und Beth, welche am längsten dort saß würde auch so merken, wenn wir uns von ihr entfernten.
"Chester", murmelte ich leise und der Warg gesellte sich sofort zu mir. Ich wiederum ging neben Legolas, um auf ihn aufzupassen. "Es ist immer noch die schnellste Fortbewegungsmöglichkeit wie wir vorher waren. Glaubst du wir können Beth alleine lassen?", fragte ich vorsichtig. "Ich denke es wird ihr gut tun ein wenig zu laufen. Wir können trauern, sobald wir Schutz gefunden haben. Wir rennen schließlich immer noch zu fünft", antwortete der Warg und schaute nach hinten zu der Genannten, welche uns ein paar Meter weiter hinten folgte.
"Gut, dann werden Howie, Ian und Lucy auf euch mitkommen. Mit Legolas ist nicht mehr viel Platz auf Cooky." Chester nickte bloß, also gab ich Cooky ein Zeichen, worauf sie sich vor uns auf den Boden legte. Zuerst ließ ich Legolas hinaufklettern, dann Knuddel und als letztes ich selbst. Wir waren schneller als vorhin wieder in der Luft. Ich hatte mich mit dem Bick wieder nach hinten gerichtet gesetzt, sodass ich auch ein Auge auf den Prinzen haben konnte.
"Wie geht es dem Waldlandreich?", fragte ich und versuchte keinen Augenkontakt aufzunehmen. Es interessierte mich wirklich, auch wenn ich immer noch nicht wirklich zurückwollte. "Ich werde keine taktischen Informationen herausgeben", kam bloß die abgehackte Antwort. Ich verdrehte die Augen. "Ich denke Ihr wisst, dass das nicht meine Intention war." "Woher kommt Ihr?", fragte er bloß. "Warum sollte ich denn so interessiert sein?", antwortete ich seufzend und lehnte mich ein wenig zurück. Legolas hob bloß überrascht seine Augenbrauen.
"Es ist schon lange her", murmelte ich und dachte zurück an die Zeit. Meine Eltern waren in einer Schlacht gefallen und ich wurde von einer guten Freundin meiner Mutter aufgezogen. Nachdem diese geheiratet hatte und nur noch andere Sachen im Kopf hatte (wie zum Beispiel Verantwortung), hatte ich mich so alleine gefühlt, dass ich es irgendwann nicht mehr ausgehalten hatte und gegangen war.
"Eure Mutter hat mich damals aufgezogen", flüsterte ich so leise, dass ich mir nicht einmal sicher war, dass er es überhaupt gehört hatte. Doch seinem sich verändernden Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte er das. "Ihr kanntet meine Mutter?", fragte er genauso leise. "Meine Erinnerungen sind nicht mehr gut. Ich war noch jung und nachdem sie Königin wurde, hatte sie immer weniger Zeit für mich", erzählte ich bedrückt. Ich bemerkte wie Cooky, diesmal sanft, zum Landeanflug ansetzte und wischte mir schnell eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Schluckend drehte ich mich um und erkannte, dass wir wirklich schon an dem Reich von Radagast angekommen waren.
Ich duckte mich ein wenig, um nicht so viel Luftwiderstand zu haben und recht schnell setzte Cooky am Boden auf. Ich rutschte von ihrem Hals und warf einen Blick zurück zu Legolas, welcher offensichtlich Hilfe verweigerte und ebenfalls versuchte hinunterzurutschen, was auch mehr oder weniger klappte.
"Ok, sind alle bereit? Wir müssten stetig aufmerksam sein. Cooky, keine plötzlichen Feuerentladungen! Dasselbe gilt für euch", befahl ich und sah streng zu den Feuerschlangen. Alle Anwesenden nickten zustimmend. Also betraten wir schließlich den Wald. Keiner sprach ein Wort. Ich ging voran, neben mir Legolas, hinter uns Cooky, die Warge und die Feuerschlagen. Die Ghûle mischten sich missmutig ein wenig dazwischen.
Es ließ nicht lange auf sich warten, als schließlich ein Reh aufgeschreckt vor uns davonsprang. Ohne Zweifel würde es den braunen Zauberer informieren. Also beschloss ich hier Rast zu machen. "Ihr sagt kein Wort", befahl ich dem Prinzen und zeigte auf Cooky, welche ihren Flügel hob. Der Elb ging, ohne sich zu beschweren, darauf zu und wurde umschlossen. Ich konnte nicht riskieren, dass Radagast sich zu sehr auf den gefangenen Elben fokussierte.
Beth und Athos legten sich zwischen ein paar Wurzeln. Der Warg leckte ihr tröstend über ihr Fell. Chester beobachtete sie dabei aus sicherer Entfernung. Er war etwas wie ein Vater für Beth und würde jeden, ohne zu zögern umbringen, sobald er sich ihr näherte.
Ich seufzte leise und setzte mich neben ihn. Meine Hand legte ich sanft auf seinen flauschigen Kopf. Er mochte es nicht unbedingt wie ein Kuscheltier behandelt zu werden, aber das war mehr wie normaler Körperkontakt und Vertrauen.
"Hast du die Ghûle heute beim Kämpfen gesehen?", fragte er leise, ohne mich anzusehen. "Nur kurz." "Es hat ihnen Spaß gemacht", murmelte er dunkel. Mein Blick suchte sofort nach Dave und Cora, welche die ganze Zeit erwartungsvoll in den Wald starrten, dass sich irgendetwas bewegen würde. "Es ist immer noch ihre Natur. Es ist in ihnen." "Du solltest trotzdem auf sie aufpassen. Ich vertraue ihnen nicht mehr so viel", brummte Chester. Er war immer ein guter Ratgeber gewesen und hatte mit seinen Vermutungen oft richtig gelegen.
Endlich konnte ich ein Knacken vernehmen. Alle Tiere hoben sofort aufmerksam ihre Köpfe und ich trat schnell vor Richtung dem Knacken. Tatsächlich stoben einige Kaninchen zwischen den Büschen hervor gefolgt von einer Art Schlitten auf dem Radagast stand. Dieser sprang sofort hinab und zeigte drohend mit seinem Zauberstab auf uns. Ich hob beruhigend meine Hände.
"Ganz ruhig, mein Name ist Melian. Diese Tiere werden Euch nichts tun", fing ich gleich an und der Zauberer sah mich zweifelnd an. "Was sucht ihr dann hier?", fragte er mürrisch. "Ich hatte gehofft mal zivilisiert mit Euch reden zu können", schlug ich vor. Radagast verzog sein Gesicht und nickte schließlich, wobei er seinen Stab normal neben sich stellte.
"Ich denke jeder weiß wie tierfreundlich Ihr seid und auch, wenn meine Warge vielleicht das ein oder andere Tier gerissen haben, haben sie das nur getan, um sich und ihre Familie zu ernähren. Es gibt nicht viele, die verstehen, dass diese Tiere mehr sind als nur ihre Instinkte. Sie würden niemals jemandem etwas zuleide tun, was nicht zur Verteidigung ihres Lebens oder der ihrer Familie gilt. Ich hoffe Ihr könnt das verstehen und zumindest fürs erste uns ein wenig Unterschlupf hier bieten, bis wir etwas besseres finden", beendete ich schließlich meine Rede. Chester hatte sich währenddessen neben mich gesetzt.
Der Blick des Zauberers glitt über die vielen Tiere. "Ihr wollt also hierbleiben und meine lieben Tiere zu eurem Fressen machen?", fragte er etwas wütend. "Wir würden nur das nehmen, was wir wirklich brauchen. Es gibt schließlich noch andere Tiere in diesem Wald, die sich von Fleisch ernähren", antwortete ich hoffnungsvoll. "Wie lange wollt ihr genau hierbleiben?" "Ein paar Tage vielleicht. Wir wissen nicht genau, wo wir hinsollen." Der Zauberer schwieg für eine Weile. "Drei Tage und ich werde ein Auge auf euch haben", murrte er schließlich und sah dabei alle an.
Ich atmete erleichtert aus und neigte meinen Kopf dankbar vor ihm. Das reichte ihm wohl, denn schon drehte er sich um und verschwand mit seinen Hasen im Wald.
"Lasst uns die restliche Nacht hier verbringen", sagte ich und holte aus meiner Tasche eine Decke hervor. Cooky befreite den Elben, welcher schweigend ein paar Schritte vortrat. Ich breitete die Decke neben einem Baum aus und wollte mich gerade darauflegen, als ich doch nochmal stoppte. Ich seufzte und drehte mich zu dem Prinzen um. "Ich werde Wache halten. Hier", murmelte ich und nickte zu der Decke. Legolas sah mich überrascht an, doch legte sich dann doch hin, als ich mich bereits abwandte.
Ich setzte mich auf einen Stein ein paar Meter entfernt. Die Ghûle, welche ja nachaktiv waren unterhielten sich weiter weg und der Rest schlief schnell erschöpft ein. Den Moment nutzte ich um meinen Mantel zu öffnen und meine Kleidung hochzuziehen, um die Wunde an meiner Seite zu begutachten. Ich war zu dem Entschluss gekommen, dass ich mir anscheinend doch nichts gebrochen hatte, sondern nur einiges geprellt, doch damit kam ich schon zurecht. Mehr Sorgen machte mir diese Wunde von Legolas' Schwert. Sie blutete immer noch leicht.
Ich konnte ein Zischen nicht unterdrücken, als ich einen Fetzen aus meiner Tasche holte, ihn mit Wasser befeuchtete und damit versuchte sie abzutupfen. Das würde mir noch länger Probleme machen. Hoffnungsvoll kramte ich in meiner Tasche nach einem Verband und konnte bloß einen bereits benutzten finden.
Während ich ihn öffnete und ein wenig schüttelte, um den Dreck etwas loszuwerden, hörte ich ein leises Rascheln neben mir und sah in meinem Augenwinkel eine Hand. Erschrocken ließ ich den Verband sofort fallen, meine Hand schoss zu dem Schwert, doch würde sanft von etwas aufgehalten. "Schon gut", flüsterte Legolas leise. Ich drehte langsam meinen Kopf zur Seite. Mein Blick glitt von seinem Gesicht weiter zu seiner Hand, in welcher er etwas hielt.
Es war ein Kraut wessen Namen mir nicht mehr einfiel. Ich hatte es vor langer Zeit das letzte Mal gesehen. Verwirrt schaute ich zurück. "Warum seid ihr nicht geflohen?", fragte ich genauso leise. "Könnte ich immer noch. Die schlafen alle", kam bloß die Antwort mit einem leisen Lächeln auf den Lippen. "Soll ich?", fragte er schließlich und deutete auf die Wunde. Ich öffnete kurz immer noch verwirrt und überrascht meinen Mund, doch nickte dann still und hielt meine Kleidung hoch, sodass er das mit ein wenig Wasser vermischte, zerdrückte Kraut vorsichtig auf meine Wunde streichen konnte. Währenddessen murmelte er ein paar elbische Worte, welche zu einem mir bekannten Zauberspruch gehörten.
Sofort fing ich an zu heilen, auch wenn es ziemlich brannte. Nach ein paar Minuten löste er schließlich seine Hände wieder. Das Kraut war komplett verschwunden. Ich hatte die Magie, die meinem Blut innewohnte, lange nicht mehr benutzt und war so noch beeindruckter davon was sie ausmachen konnte.
"Danke", flüsterte ich leise und sah ihm kurz in die Augen. Er nickte bloß. "Also wie habt Ihr Euch befreit", lächelte ich nach einer langen Pause, in der wir beide vor uns in den Wald starrten. "Glen war es, oder? Er...", er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken: "Er ist ziemlich schnell eingeschlafen und ich habe angefangen ihn zu streicheln." Ich lachte leise, wobei ich mir schnell eine Hand vorhielt, dass ich niemanden aufweckte. "Übrigens das mit dem Seil war echt unglaublich schlecht gemacht", lachte Legolas weiter. "Hey", rief ich leise und boxte ihn leicht in die Schulter.
Wir wurden wieder etwas ruhiger, als er weiter sprach: "Vielleicht würde ich es akzeptieren solche... Tiere in meinem Reich zu haben, doch mein Vater definitiv nicht." Ich nickte. "Wisst Ihr einen Ort, wo wir hinkönnen?" Legolas schwieg eine Weile. Entweder er dachte nach, oder er wog ab, ob er uns wirklich helfen wollte oder nicht.
"Ich denke es gibt immer Platz Richtung Rhûn hin unter dem Celduin. Es werden dort sicher ein paar Dörfer sein, doch auch Gruften und Höhlen, in denen ihr euch verstecken könnt", antwortete er schließlich.
Plötzlich ertönte ein relativ lauter Schrei neben uns. Ich sah sofort zu den Ghûlen, welche gerade dabei waren zu kämpfen. Ich drehte meinen Kopf weiter zu Chester, welcher anscheinend gerade aufgewacht war, denn er starrte Legolas verwundert an. Bittend nickte zu Cora und Dave. Er schnaubte, stand auf und schüttelte sich, bevor er zu den Tieren tappte.
Ich seufzte und fuhr durch meine Haare. "Irgendwie löst sich gerade alles auf", murmelte ich leise. Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt Legolas, der eigentlich immer noch mein Feind war so viel zu erzählen, doch auf seinen fragenden Blick hin, sprudelte es einfach aus mir hinaus: "Chester hat gesagt, dass man den Ghûlen nicht mehr vertrauen kann. Ich wusste immer, dass sie die schwierigsten sein würden, aber ich wollte nie wahrhaben, dass ich sie vielleicht mal gehen lassen muss. Und sie würden alles töten, was ihnen in den Weg kommt. Beth ist trächtig und will sicher nicht eine so weite Reise machen. Chester und Athos würden sicher bei ihr bleiben wollen. Die Feuerschlangen können sich eigentlich sowieso überall ansiedeln, weil sie so klein sind, aber Cooky und ich könnten definitiv nicht hierbleiben und jetzt mal ernsthaft, wo soll man schon einen ausgewachsenen Drachen verstecken? Sie kann sich niemals selbst so verteidigen, wie ein normaler Drache es tun würde, oder würde es zumindest nicht wollen." Eine Träne löste sich aus meinem Auge.
"Du hast diesen Tieren trotzdem gezeigt, dass es auch anders geht. Du hast ihnen ein Leben gegeben, dass sie niemals hätten haben können. Vielleicht es wirklich Zeit sie gehen zu lassen", versuchte er mich zu beruhigen. Nach ein paar Sekunden, in denen ich meinen Kopf auf meinen Händen abstützte, riss ich mich schließlich doch zusammen und setzte mich auf. "Nein, nein, ich werde mit Beth reden. Wir werden Richtung Rhûn ziehen. Du kannst deinem Vater sagen, dass wir sein Land nicht mehr betreten werden." "Sagt dir der Name Ithilwen etwas?", fragte Legolas fast schon etwas siegessicher. Ich schaute sofort zur Seite. Woher?
"Ich habe darüber nachgedacht was du auf dem Drachen gesagt hast." "Sie ist vor langer Zeit verschwunden." "Und vor 900 Jahren wieder aufgetaucht." Ich schaute ihn mit großen Augen an. "Sie darf niemals erfahren, wo ich bin, sie würde mir folgen!" "Sie glaubt du seist tot" "Und das ist auch gut so!" "Sie verdient es zu wissen!" "Sie verdient gar nichts! Sie hat mich allein gelassen!" "Und dafür fühlt sie sich auch schuldig." Ich sah ihn wütend an und stand auf.
"Dann wirst du eben weiter mit uns kommen", sagte ich entschlossen. "Wir beide wissen, dass ich wieder entkommen werde." "Und wir beide wissen, dass ich ab jetzt besser auf dich achten werde", knurrte ich bloß zurück und wollte gerade alle aufwecken gehen, doch plötzlich zog der Elb mich zurück und presste mich gegen einen Baumstamm. "Egal wie gut wir uns gerade verstanden haben, meine Priorität bleibt es zum Schloss zurückzukehren, verstanden?", sagte er, während sich sein Arm an meinen Hals presste. Ich starrte ihm bloß still in seine blauen Augen, was ihm anscheinend nicht genügte, denn er schlug plötzlich mit seinem rechten Knie gegen meinen linken Oberschenkel, welchen ich bei dem Sturz von Cooky stark verletzt hatte.
Ich konnte gerade so einen Schrei zurückhalten, doch krümmte mich, so gut das mit dem Arm an meiner Kehle ging, zusammen vor Schmerz. "Ich kämpfe seit über 1000 Jahren und du hast vermutlich seit du das Waldlandreich verlassen hast keinen Finger mehr gerührt. Ich werde gehen, auf die eine oder andere Weise." Ich wollte mich wehren, wollte ihm in den Bauch treten oder eine schnippische Antwort geben, doch ich war einfach zu schwach.
"Komm, lass sie los", murrte eine Stimme neben uns ein wenig gelangweilt. Wir beide sahen zur Seite, wo Chester stand, Legolas ruhig anschaute und plötzlich seine vielen spitzen Zähne zeigte.
"Warum solltet ihr mich jetzt umbringen?", fragte er mit seiner tiefen Stimme. "Weil ich es nicht mag, wenn sie bedroht wird", antwortete der Warg und trat näher. Abschätzend sah der Prinz ihn an. "Ihr habt mich gefangen genommen." "Ihr habt uns angegriffen." "Um uns zu verteidigen!" "Und wir nicht?" Legolas seufzte und sah wieder zu mir. "Ithilwen redet die ganze Zeit nur von dir. Du solltest ihr mal einen Besuch abstatten. Ich werde ihr nicht sagen, wohin ihr geht, das solltest du tun", sagte er leise und lockerte seinen Griff ein wenig, bevor er mir geschickt sein Schwert abnahm und sich rückwärts ein paar Schritte entfernte.
"Schon gut, lass ihn gehen", sagte ich zu Chester, welcher sich darauf hinsetzte. Der Elbenprinz kam schnell außer Sichtweite. "Er hat recht. Sie ist meine Schwester und ich sollte zu ihr gehen. "Du willst uns zurücklassen?", fragte der Warg. "Du, Beth und Athos haben die beste Zukunft, wenn ihr von uns getrennt seid. Glen, Howie, Ian, Knuddel und Lucy können hierbleiben, Dave und Cora... ich denke nicht, dass sie überhaupt noch zur Gruppe dazu gehören wollen und Cooky... mit ihr werde ich noch mal reden..."
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