4. Dorf vs. Stadt

Moinsn

Wie manche von euch vielleicht wissen, lebe ich in einem winzig kleinen Dorf. Wir haben vielleicht 30 Häuser und die größte Attraktion ist ein beschrifteter Stein. Da ist ein Schild drauf, auf dem steht, dass das ein Findling ist, der bei Kanalarbeiten ausgebuddelt wurde. Jap, dafür hat jemand Geld ausgegeben.

Naja worauf ich hinaus will ist Folgendes: Ich kann meinen Wohnort nicht ausstehen. Ich musste heute ne halbe Stunde Rad und dann nochmal 25 Minuten Zug fahren, nur um einkaufen zu können. Dafür ist der komplette Nachmittag drauf gegangen. Und den Rückweg hab ich noch vor mir - ne halbe Stunde im dunklen Wald zurück radeln ._. (Edit: mein Dad hat mich abgeholt, danke dafür ^^')

Und deswegen werde ich jetzt endlich mal anwenden, was wir die letzten Jahre in Deutsch immer und immer wieder lernen mussten: eine Argumentation schreiben!

Ich werde die verschiedenen Aspekte und Argumente allerdings von beiden Seiten beleuchten, also wird es keine Argumentation im klassischen Sinne.

Let's get it started:

Ein sehr häufiges Argument, das ich für das Dorfleben höre ist: "Es ist so familiar, jeder kennt jeden und die Gemeinschaft ist toll!"

Ja, stimmt. Ich kenne auch Leute, die deswegen ins Dorf oder in ne kleinere Stadt gezogen sind, weil sie Städte für zu unpersönlich halten.

Aber ich finde das ätzend. Ich falle durch meinen Kleidungsstil auf und merke, dass mich die Leute in meinem Dorf deswegen teilweise echt seltsam behandeln. I mean ich kenn eine, die mehr mit meinem Hund redet als mit mir. Die ignoriert mich komplett und erzählt Benny alles Mögliche. Schon n bisschen respektlos.

Also nicht, dass mich das krass stört, aber in der Stadt fühle ich mich damit einfach viel wohler, weil da irgendwie alle rum laufen, wie sie wollen, ohne groß auf die anderen zu achten.

Und in unserem Dorf geht es lang nicht so familiär zu, wie es sich der ein oder andere vielleicht erhofft. I mean mein Nachbar ist gestorben und wurde erst nach zwei Wochen gefunden, weil er so abgeschottet war. Und gegenüber lebt eine Familie, mit der ich in meinem Leben erst einmal geredet hab. Also selbst, wenn man, so wie ich, oft draußen ist und die Chance hätte, Leute zu treffen, kennt man sich in einem Dorf nicht unbedingt.

Weiter geht's mit "In der Stadt fehlt mir die Natur".

Well, dazu kann ich nur sagen, dass bei uns alles voll ist mit Strommasten. Wir haben dafür das Grundstück billiger bekommen, aber trotzdem ist das nicht besonders schön.

Ich liebe es, in der Natur zu sein und einfach mal im Wald spazieren zu gehen, aber das brauch ich nicht jeden Tag, also würde es mir auch voll ausreichen, hin und wieder in einen Park zu gehen und alle paar Wochen mal nen Ausflug zum Wandern oder so zu machen.

Klar, wem das wirklich extrem fehlt, für den ist eine Stadt wirklich nichts. Meine Mum verbringt zum Beispiel gut ein Drittel ihres Lebens im Garten und pflanzt irgendwas oder zupft Unkraut (oder was man halt sonst noch alles so machen muss). Für die wäre ne Stadt nichts aber für mich ist das kein wirkliches Argument.

Jetzt ein Punkt, dem ich tatsächlich irgendwie zustimmen muss: "Auf dem Dorf kann man seine Kinder sicherer aufziehen."

Ich sag's ganz ehrlich: ich fand es früher super, auf dem Land zu leben. Wir haben einen recht großen Garten und bei uns braucht man sich keine Sorgen um Autos zu machen, weil entweder keine kommen oder man sie schon von weitem sieht und hört.

Inzwischen spielt das aber keine wirkliche Rolle mehr und ich denke, dass es mir auch nicht sehr geschadet hätte, in einem Vorstadtgebiet groß zu werden, mit etwas weniger Natur und mehr Verkehr; ganz sicher weiß ich allerdings, dass ich es jetzt inzwischen hasse, so eingesperrt zu sein.

Bei uns fährt dreimal am Tag ein Bus, mit dem man theoretisch in etwa drei Stunden in die nächste Kleinstadt käme. Der Punkt ist nur: warum sollte ich den nehmen wollen? In der Stadt gibt es nichts, da bin ich ja sogar mit meiner Fahrrad - Zug Kombi schneller in ner größerem Stadt, mit der ich auch was anfangen kann.

Jetzt ein Argument, dem ich absolut zustimme: "In der Stadt ist es leichter, umweltbewusst zu leben."

Klar, das muss man wollen, aber wenn, dann kriegt man es gut hin, auf so viele Autofahrten wie möglich zu verzichten. Man kommt mit dem Rad relativ schnell überall hin und es fahren genug Busse und Bahnen, um ohne Auto auszukommen.

Wir hingegen müssen schon ne halbe Stunde Auto fahren, wenn wir regionale Bioprodukte kaufen wollen. Bisschen sinnlos würd ich mal behaupten.

Naja und last but not least möchte ich anmerken, dass es einen wirklich krank machen kann, im Dorf komplett abgeschieden zu leben, wenn man eher das Bedürfnis hat, in belebter Umgebung zu wohnen.

Es kann sogar vorkommen, dass man deswegen depressiv wird. Kommt zwar selten vor aber ist möglich (Wen das interessiert, der sollte 'Mit Kindern redet ja keiner' von Kirsten Boie lesen, da geht es genau um dieses Thema und das Buch ist meiner Meinung nach echt toll). So weit ist es bei mir zwar noch nicht, aber ich fühle mich trotzdem immer mehr eingeengt und teilweise richtig gefangen in diesem Dorf. Ich komme nicht besonders gut damit zurecht, überhaupt keine Möglichkeit zu haben, irgendwohin zu kommen und ich werd auch erst in neun Monaten 18, heißt bis dahin muss meine Mum immer mit, wenn ich mal mit dem Auto wo hin will.

Also alles in allem dürfte man, denke ich, gemerkt haben, dass ich sobald es geht in eine Stadt ziehen will ^^'

Ich sag aber nicht, dass es nicht auch schön sein kann, auf dem Land zu wohnen. Wem das gefällt, der soll es ruhig machen, nur für mich ist es absolut nichts.

Wo würdet ihr lieber wohnen, wenn ihr es euch aussuchen könntet? Ich fände den Vorort einer Großstadt am besten; es ist nicht ganz so viel Verkehr und es besteht die Chance auf einen Garten oder nahegelegene Parks, aber die Anbindung zur Stadt ist gut und man kommt schnell von A nach B.

Aber schreibt mir doch mal in die Kommis, was ihr persönlich besser fändet ^^

Bye c:

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