💚💙💜🧡💛

Wenn mir ein anderer diese Geschichte auftischen wollte, würde ich sie unter Garantie nicht glauben, also erwartet nicht zu viel von mir. Erzählen möchte ich sie trotzdem, schon um sicherzugehen, dass ich nicht vergesse, was an jenem Abend geschehen ist.

Es regnete schon seit Stunden, dunkelte und ich begann, mir Sorgen zu machen, weil mein Kater noch nicht zurück war. Normalerweise konnte man die Uhr danach stellen, wann Hatfield zum Abendessen kam, doch dieses Mal verspätete er sich gewaltig. Immer wieder hielt ich Ausschau am Fenster oder ging auf die Terrasse, um ihn zu rufen, doch nichts geschah, außer dass es Nacht wurde und mir der Wind den Regen kalt ins Gesicht klatschte.

„Hatfield, wo steckst du?", rief ich zum zigsten Mal. „Herrchen macht sich Sorgen", fügte ich hinzu und überlegte, ob ich mir Gummistiefel und Regenjacke schnappen sollte, um ihn zu suchen. Zwar lebte ich in einem Haus am Rand des Ortes, wo schon bald der Wald begann, doch die Landstraße war nicht allzu weit entfernt und es kam dort bei schlechter Sicht gelegentlich zu Unfällen, vor allem bei Wildwechsel in den frühen Morgenstunden.

Ein plötzliches Rascheln im Rhododendron ließ mich aufhorchen.

„Hatfield! Bist du das?"

Es kam kein Maunzen zurück. Stattdessen knackten ein paar Äste in dem Strauch, und zwar so laut, dass dies sicher nicht mein Kater verursachte. Was immer es war, musste größer sein. Um Einiges größer.

Neugierig wollte ich nachschauen, stapfte über den pitschnassen Rasen und lugte vorsichtig durch die Blätter des Buschs hindurch. Natürlich war nichts zu erkennen, doch ein leises Knurren verriet, dass irgendein Tier darin war. Ein Dachs vielleicht? Ich kramte trotz des Regens mein Handy hervor und leuchtete hinein. Da sah ich ihn. Einen Hund, dachte ich. Ziemlich groß, verdreckt und verletzt. Er winselte, als ihn der Lichtstrahl traf und ich sah eindeutig eine offen blutende Wunde am rechten Hinterlauf. Er musste sich von der Landstraße bis zu meinem Rhododendron geschleppt haben. Liegen bleiben konnte er dort jedenfalls nicht. Also sprach ich beruhigend auf ihn ein und wagte mich langsam weit genug in das Gebüsch, bis ich ihn erreichte. Als er den Kopf hob, um mich anzusehen, erschrak ich. Seine Augen blitzten silbern auf und sein Fell sträubte sich. Kein Wunder, wenn er gerade angefahren worden war.

„Bleib ganz ruhig, ich tu dir nichts."

Vorsichtig hielt ich ihm meine Hand hin, damit er sie beschnuppern konnte, was er allerdings nicht tat. Eher schien er die Nase zu rümpfen. Trotzdem ließ er mich an sich heran, sodass ich ihn besser sehen konnte. Da war etwas Wildes in ihm, ganz gewiss sogar. Er musste so ein Wolfshybride sein. Die Form des Kopfes, der Ohren und die Fellzeichnung wiesen darauf hin. Wahrscheinlich war er ein sehr schönes hellgrau-weißes Tier, wenn er nicht völlig durchnässt und verdreckt war. Denke ich heute darüber nach, dann wundert es mich, dass ich nicht zögerte und mich sogleich daran machte, ihn ins Haus zu bringen.

„Lass dir helfen, das wird schon wieder", beruhigte ich ihn, oder mich?

Er knurrte leise und jaulte einmal kurz auf, als ich ihn auf meine Arme nahm und so behutsam es ging aus dem Strauch heraustrug. Ich redete weiter auf ihn ein, schaffte ihn hinein und legte ihn im Wohnzimmer auf einen Florteppich, wo ich mir bei Licht einen besseren Eindruck von seinen Verletzungen verschaffte. Zum Glück sah es nicht so aus, als seien irgendwelche Knochen gebrochen. Doch eine Platzwunde klaffte am Oberschenkel. Mir blieb nichts anderes übrig, als diese notdürftig zu versorgen, bis ich am Morgen mit ihm zum Tierarzt fahren könnte. Also holte ich alles Notwendige aus dem Bad und ging ans Werk. Er begriff offenbar was ich tat, denn er atmete ruhig und ließ mich machen. Es dauerte fast eine ganze Stunde, bis ich ihn getrocknet und vom Schmutz befreit hatte. Die offene Stelle tupfte ich sorgfältig ab und stellte fest, dass sie kaum blutete. So musste ich sie nur etwas lose mit Mull und Vlies verbinden, was für die Nacht genügen sollte. Schließlich streichelte ich ihn noch ein wenig, worauf er den Kopf hob und mich mit seinen funkelnden Augen anschaute, so als sei da mehr als ein tierischer Verstand dahinter. Es war nur ein kurzer Moment, in dem etwas in der silbernen Iris aufzublitzen schien, ... etwas Fremdartiges und doch Vertrautes. Ich schüttelte den Kopf. So ein Unsinn, dachte ich.

In der Sekunde ertönte ein lautes Maunzen an der Terrassentür. Hatfield! Ich öffnete und der Kater flitzte, ohne den Wolfshund vor der Heizung irgendeines Blickes zu würdigen, durch bis in die Küche zum Napf. Was für ein Abend!

Und er war noch nicht zu Ende.

Als Letztes, bevor ich zu Bett ging, vergewisserte ich mich, dass dem verletzten Tier warm genug war, und stellte ihm noch Wasser sowie eine große Portion Katzenfutter hin. Dann schleppte ich mich hundemüde ins Schlafzimmer, wo ich nur noch aus meinen Klamotten stieg und ins Bett fiel. Hatfield und der Wolfshund hatten mich geschafft.

Sogleich fiel ich in erschöpften Schlaf, mit dem einer der seltsamsten Träume begann. Dass ich überhaupt träumte, war schon eigenartig. Und dann das! Ich lief entlang der regennassen Landstraße und die vorbeifahrenden Autos blendeten mit ihrem Fernlicht. Der Regen prasselte auf den Asphalt, sodass es in meinen Ohren dröhnte und irgendwo hinter tiefen Regenwolken konnte man den Mond nur erahnen. Finster war es. Da, plötzlich, wurde ich schmerzhaft herumgeschleudert, ich heulte auf und rannte ... Aber das war nicht mein Traum! Es war seiner! Der des Wolfshundes. Mit dem Gefühl, dass etwas Außergewöhnliches mit mir passierte, erwachte ich schwer atmend und erleichtert, mich in meinem Bett zu finden. Aber da war noch mehr: Ein Geräusch wie von leisen Tritten auf dem Dielenboden, ein Knarzen und dann die Klinke. Ich hielt den Atem an.

Als sich die Tür öffnete, sah ich erst nur seinen Umriss. Doch es war nicht der eines Wolfshundes, sondern der eines großgewachsenen Mannes von beeindruckender Statur. Das wenige Mondlicht, das für einen Augenblick durchs Fenster fiel, reichte gerade aus, um zu offenbaren, dass er vollkommen nackt war. Ein blasser Schimmer ließ seine Haut und Muskeln reflektieren. Ein Einbrecher war das nicht. Was mich davon abhielt sofort zum Handy zu greifen und die Polizei zu rufen, war aber etwas anderes: Als er auf mich zukam, zog er kaum merklich das eine Bein etwas nach. Verlor ich den Verstand? Zu fasziniert war ich von dem Geschehen, als dass ich irgendetwas unternehmen konnte oder wollte. Bald war er so dicht, dass ich die silbernen Reflexe in seinen Augen erkannte. Zweifellos war er das Tier aus meinem Rhododendron, und auch wieder nicht.

Das Nächste, was geschah, widersprach all dem, was ich bis zu dem Zeitpunkt glaubte. Über die Existenz von mystischen Wesen, die Natur der Dinge oder mich selbst. Mit auf ihn gerichtetem Blick, erwartete ich, was immer kommen würde. Mein Atem hatte wieder eingesetzt und ich spürte ihn deutlich und schwer in meiner Brust. Der Fremde hatte inzwischen lautlos mein Bett erreicht und setzte sich auf die Kante. Ich spürte, wie er mich fixierte, als wäre ich seine Beute, doch ich wehrte mich nicht, als er mir die Decke vom Leib zog und sich über mich beugte. Die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, überraschte mich, noch bevor er den Abstand zwischen uns schloss. Der Hauch seines Atems ging dicht an meinem Ohr, meinem Hals und jede Faser meines Ichs wollte sich dem Mann entgegenstrecken. Was tat er da? Roch er etwa an mir? Wenn ja, gefiel es ihm, denn er begann, leise und wohlig zu raunen. Der Klang seiner tiefen, knurrenden Stimme, erweckte meine Lust und ließ mich die Starre verlieren, die mich bis zu diesem Punkt verharren ließ. Ich begann, nach ihm zu greifen, meine Hände fuhren durch sein struppig-lockiges Haar und weiter, über kräftige Schultern und muskulösen Rücken. Er verstand dies als Einladung, stieg rittlings über mich und stützte sich vornüber, um mich gleich darauf mit rauen Lippen, aber sanfter Zunge zu erkunden.

Unter seiner Führung explodierten mir sämtliche Nerven und Sinne. Keiner von uns sprach auch nur ein Wort und doch verstanden wir einander. Ich nahm, was er gab, und spendete großzügig. Ein Schauern und Beben durchfuhr mich mit jeder seiner wiegenden Bewegungen, die unsere wachsenden Erektionen aneinander rieben. Vor und zurück ging es und schon bald steigerten sich seine und meine Lust so sehr, dass ein lautes Rauschen in meinen Ohren und ein heiß-kaltes Schauern am ganzen Leib den Höhepunkt unseres Treibens ankündigten. In meinen Handflächen spürte ich, wie sich die Muskeln seines Pos anspannten und mit zunehmendem Druck spornte ich ihn noch mehr an. Endlich fanden sich in diesem Tumult auch unsere Münder. Immer wildere Küsse, im Einklang mit seinen unablässigen, kräftigen Schüben, gaben mir endlich den letzten Rest. Ich wand mich unter ihm, bäumte mich auf und kam mit einem von seinen Lippen erstickten, ekstatischen Aufschrei, in dem sich meine lustvolle Anspannung gleichsam entlud. Ihm entfuhr ein tiefes, glucksendes Lachen, während er sich zwischen uns ergoss. Es war wild, rau und fantastisch zugleich, doch schon im nächsten Moment völlig erschöpfend.

Das Nächste, was ich klar wahrnehmen konnte, war, wie er sich von mir zurückzog. Sein Atem ging noch immer unregelmäßig und seine Haut glänzte von Schweiß, als sei sie mit Silber überzogen. Ich fasste nach seiner Hand, denn ich wollte nicht, dass er ging.

„Bleib noch, wer immer du bist. Was immer du bist, bleib", brachte ich hervor. Es klang weniger wie eine Bitte als wie eine Aufforderung, fast schon ein Befehl, und gerade als ich dachte, dies sei zu weit gegangen, begann er zu lächeln und legte sich wieder zu mir. So blieben wir eine Weile liegen, liebkosten und küssten uns noch ein wenig, bevor wir schließlich einschliefen.

Am nächsten Morgen schien die Sonne. Hatfield saß auf der Fensterbank und schaute in den Garten. Mein nächtlicher Besucher jedoch war fort.

Jetzt mögt ihr sagen, das sei alles nur ein Traum gewesen, doch mein Bett war zerwühlt und die Spuren unseres Liebesspiels waren nicht zu übersehen. Ob dies das Ende war, möchtet ihr wissen? Oh nein, keineswegs. Es war der Anfang. Bis heute kenne ich nicht seinen Namen, auch ist mir gleich, woher er kam. Für mich zählt nur eines: Dass er mich seither bei Vollmond aufsucht. Dann lieben wir uns bis zum Morgengrauen, genau so aufregend und wild wie in jener ersten regnerischen Mondnacht. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top