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Felix sah Changbin erst wieder am nächsten Tag. Er sah verändert aus. Müder, fertig. Wahrscheinlich hatte man ihm etwas gegeben, damit seine Aggressionen verschwanden. „Jetzt hast du Seungmin in Aktion gesehen", meinte er spöttisch. Die Krähe saß dieses Mal auf Changbins Schulter und bohrte ihre Krallen in seine Klamotten. „Das passiert allerdings nicht mehr so oft wie früher, also keine Sorge. Außerdem ist es nicht so schlimm, wie Flauros. Es wird Zeit, dass du von ihm weißt." Seungmin war nicht wirklich einverstanden mit der Rausrücken der Informationen, weil er anfing nach Changbin zu hacken und lautstark zu krächzen. „Felix muss von ihm wissen! Ich verstehe, dass er auch zu den 72 gehört und ihr den gleichen Ursprung teilt, aber das ist kein Grund ihn in Schutz zu nehmen! Flauros hätte dich schon tausendmal töten können!"

Seungmin verstummte und verwandelte sich in seine wahre Form. Der Krähenmann sah genauso gruselig aus wie am ersten Tag. „Ich lasse es mir nicht nehmen von ihm selber zu reden", meinte er kalt. Er war aus seiner Krähenform gewichen, weil er in seiner wahren Form mehr Angst verbreiten konnte und es gefiel ihm, wenn Felix eingeschüchtert von ihm war. Changbin konnte er schon längst nicht mehr einschüchtern. „Es gibt nicht nur Agramon und mich hier. Flauros verweilt ebenfalls unter uns. Flauros, musst du wissen, ist ein Herzog der 72. Er ist der Herrscher des Feuers und kann unerklärte Fragen der Vergangenheit, der Gegenwart und in die Zukunft beantworten. Außerdem kann er andere Dämonen mit seiner Feuerkraft töten, sollte es sein Beschwörer so wollen. Andere Dämonen können ihm nicht schaden. Sollte er allerdings falsch beschworen werden, treibt er seinen Beschwörer in den Wahnsinn. Ich habe ihn nur ein oder zwei Mal hier gesehen und verspüre auch keinen Drang ihn zu suchen, da ich von seinen Fähigkeiten kenne. Bis jetzt lies er mich in Frieden und mich mein Werk an Changbin vollbringen. Allerdings weiß ich nicht, wie es mit Agramon aussieht und ob er ihn auch verschont oder er ihn überhaupt angreifen kann. Du kannst froh sein, dass er dich nicht bis jetzt aufgesucht hat, Agramon."

Wieder sprach Seungmin Hyunjin direkt an, als würde er gleich neben ihm sein. Felix bekam eine schreckliche Gänsehaut. Er wird niemals Ruhe vor Hyunjin bekommen. Dieses Mal aber zeigte sich er nicht, was Felix aufatmen lies. Wenigstens musste er ihn nicht sehen. Lieber er fokussierte sich auf Flauros. „Und wo ist er? Wer hat ihn beschworen?"

„Er ist im geschlossenen Trakt. Der Ort, wo nur die ganz schwierigen Fälle reinkommen. Sein Beschwörer heißt Jeongin und hat sich mit Flauros verbündet. Er erzählt jedem Mensch seine dunkelsten Geheimnisse, weil er ja dank Flauros davon Bescheid und schockt Menschen damit. Er setzt mit Vergnügen Sachen in Brand, deswegen ist er auch im geschlossenen Trakt. Das ganze Pflegepersonal hat Angst vor ihm. Als ich ihn getroffen hab, wusste ich nicht, ob es Jeongin oder Flauros war und Seungmin hatte auch nicht wirklich von ihnen unterscheiden können, weil ihre Wünsche und Sehnsüchte sich gleichen. Er hat mir erzählt, wie er hier gelandet ist, aber ich vermute dass es was mit Psychopathie zu tun hat."

Felix bekam es mit der Angst zu tun. Hier lebte noch ein viel gefährlicher Dämon als Malphas? Wenn er Changbin schon zu solche Attacken zwingt, was richtete Flauros an Jeongin aus? Vor allem weil sie sich verbunden hatten und ihr Kraft dann noch stärker werden könnte, als alleine? Wenn sich Jeongin ebenfalls nach Tortur sehnte? „Ich hoffe für dich, dass du ihn nicht triffst", meinte Changbin. Seungmin verwandelte sich zurück in eine Krähe und flatterte auf den Boden. Felix hoffte es auch nicht. Schon die Erzählung des Jungens mit dem Feuerdämon lies ihn schwer schlucken. Changbin schnitt ein anderes Thema an, weil er sah, dass es Felix mit der Angst zu tun hatten. Sie fingen an über die Blumen von draußen zu reden, welche sie gemeinsam gepflanzt haben.

Später an dem Tag materialisierte sich Hyunjin und lief neben ihm her. Es machte Felix immer noch Panik wie rasch er auf einmal auftauchen konnte und ihn mit seiner bloßen Präsenz so viel Angst bereiten konnte. „Ich weiß ich sollte Flauros nicht aufsuchen, aber ich muss wissen, wie gefährlich er ist und ob er mir in die Quere kommen wird Heute Abend nach dem Abendessen werden wir zu ihm gehen, ob du es willst oder nicht." Felix versuchte nicht mal zu widersprechen. Es war beschlossene Sache. „Und du wirst Changbin und Malphas nichts davon erzählen, oder dein anderes Bein wird auch gebrochen sein."

Nach dem Abendessen humpelte Felix mit den Krücken zu dem geschlossenen Teil der psychiatrischen Einrichtung. Sie wurde ihm am ersten Tag kurz gezeigt. Es liefen ein paar Pfleger durch die Gänge. Mehr als in den anderen Bereichen. „Wie willst du an den Leuten vorbeikommen?", fragte er Hyunjin. „Ganz einfach. So." Die Pfleger blieben an Ort und Stelle stehen, als würde sie jemand festhalten. Felix wollte nicht weiter. Er wollte Flauros nicht kennen lernen. „Auf was wartest du noch. Ich kann sie nicht für Ewigkeiten festhalten", meinte Hyunjin bissig. Es sah nicht so aus, als würde Hyunjin ihnen Schaden zufügen, also nahm Felix seinen Mut zusammen und lief an den Pflegern vorbei, die ihn panisch anschauten. Hyunjin schaute sich derweil die verschiedenen Namensschilder an den Türen an, bis er auf einen 'Yang Jeongin' stieß. Er fing an zu grinsen. Im Inneren hielt sich Flauros auf. Jetzt musste er nur die Tür aufbekommen. Da ihm allerdings den Schlüssel nicht fand, zerstörte er kurzerhand das Schloss, worauf die Tür nachgab und sich einen Spalt öffnete. Hyunjin trat mit Felix ein. 

Auf einem Bett saß ein Junger mit dunkelbraunen Haar und war über ein Buch gebeugt. „Wurde auch Zeit, dass du mich aufsuchst, Agramon", sprach der Junge aus ohne aufzuschauen. Er sah wirklich süß und unschuldig aus, wenn seine Stimme nicht so schaurig ernst klang. „Du hast dein Opfer mitgebracht." Jetzt erst blickte Jeongin auf und sah sich Felix genau an. Felix fühlte sich komplett ausgeliefert. „Oh verstehe, so ist das also." Jeongins dunkle Augen schienen tief in ihm irgendwas zu analysieren. Felix trat einen Schritt zurück, was Jeongin zum Lachen brachte. „Verzeiht mir. Ich habe mich nicht vorgestellt. Ich bin Flauros." Aus Jeongins Körperöffnungen entwich schwarzer Rauch und formte sich zu einem muskulösen Leopardenmann, in dessen grellen Raubtieraugen sich Überlegenheit spiegelte. Jeongin legte das Buch zur Seite und stand auf. Er sah immer noch so süß und unschuldig aus, aber auf seinen Lippen breitete sich ein böses Lächeln aus. „Du suchst mich auf, weil du mich fragen willst, ob ich dir in die Quere komme. Das werde ich nicht. Du kannst ruhig den Kleinen weiter quälen ohne Sorge zu haben, ich würde dir was antun. Oder wünscht du dir das, Jeongin?"

„Nein, lass Agramon nur sein Werk verrichten und den Kleinen hier terrorisieren, Jisung."

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