Halsband Teil3

„Zieh das aus", wies Ginger an und deutete auf Lukes Jeans und T-Shirt.

„Was stimmt damit nicht?", wollte der wissen, während er den letzten Keks beinahe verschluckte.

„Du kriegst was Besseres", erklärte der Rothaarige und nahm die Leiter nach oben. „Komm schon!"

Luke war nicht allzu sehr überrascht und folgte. Oben, zwischen seinem und Gingers Erker stand eine große Truhe, die aussah, wie von einem chinesischen Trödler. Blau mit abgebröckelter Farbe und bunten, reitenden Chinesen. Ginger öffnete sie und holte mit sicherem Griff eine schwarze Hose und ein schwarzes Muskelshirt heraus.

„Zieh das an."

„Ist das deins?"

„Arbeitskleidung. Passt dir."

Er griff nochmal hinein und holte eine zweite Hose und ein kurzärmeliges, schwarzes Latexhemd heraus. Das war wohl seine Arbeitskleidung. Luke schnappte sich seine Sachen und ging in seinen Erker, um sich umzuziehen. Gleich darauf trat er vor den Spiegel im Bad. Ja, was er sah, sah aus, wie ein Kellner in einem Gay Club. Die Hose war aus leicht strechendem Kunstleder und saß so genau, dass sich Luke fragte, wann Ginger die Zeit gefunden hatte, Größe und Passform am Hintern so genau zu taxieren. Sogar die Länge kam hin. Das T-Shirt spannte etwas über der Brust, aber ganz sicher war das so vorgesehen. Luke konnte nicht anders und probierte ein paar sexy Posen vorm Spiegel aus. Hüfte vor, Po raus, über die Schulter gucken... Fuck! Er war gut in sowas. Im Spiegel sah er, wie Ginger von hinten herantrat, um seinen Look zu begutachten. „Sieht scharf aus", fand er.

Luke drehte sich zu ihm herum. Ja, verdammt und du erst. Gingers Hose aus dem gleichen Material saß noch perfekter, mit anderen Worten: enger. Und das Latexhemd umschloss seinen trainierten Oberkörper praktisch wie eine zweite Haut. Außerdem trug er einen nietenbesetzten Ledergürtel lässig über der Hüfte. „Danke, du aber auch", gab der Blonde das Kompliment leicht zeitverzögert zurück.

„Komm her."

Luke zögerte nicht, dann sah er, dass Ginger etwas in Händen hielt, was wohl sein Outfit noch ergänzen sollte: ein schwarzes Nietenhalsband. Von sowas hatte Luke mal fantasiert, aber ganz bestimmt nicht mehr als das. Blake war eher der Typ, der über Krawatten fantasierte. Das war was völlig anderes. Ginger trat nun unmittelbar in seinen Sicherheitsabstand und legte ihm das Teil um. Luke konnte nicht anders und fand seinen Duft, was auch immer es war, Aftershave, Shampoo oder Deo, nahezu unwiderstehlich. Und das rote Haar sah so unglaublich... griffig aus. Gingers flinke Finger waren leider so geübt, dass dieser betörende Moment viel zu schnell wieder vorbei war. „Danke", brachte Luke hervor.

„Wofür?" Der Rothaarige stand noch immer so unglaublich dicht bei ihm und schaute ihn fragend an. Was ging wohl in ihm vor? „Bist du mit jemandem zusammen?", fragte er dann unvermittelt.

Luke war überrascht. Mehr als drei Worte und dann auch noch mitten ins Schwarze. Die Wahrheit könnte er nicht sagen, das würde seine Tarnung gefährden, also gab er die Antwort, die der Yard auch für diese Frage bereitgestellt hatte. „Nein, bin ich nicht. Aber ich habe gerade erst eine schwierige Trennung hinter mir." Das sollte reichen, um einen Typen abzuschrecken. Luke war nicht hier um anzubandeln.

Ginger blinzelte. „Verstehe."

Von unten aus dem Club kamen inzwischen die ersten Geräusche, die andeuteten, dass dort die Arbeit für manche und das Vergnügen für viele bald beginnen würde. Stimmen waren zu hören und die Soundanlage wurde  getestet. Ginger blinzelte noch einmal, so als überlegte er seine nächsten Worte genau.

„Hör zu. Das ist wichtig. Regel Nummer eins: du bestimmst die Regeln. Wenn dir irgendwer zu weit geht, dann sagst du das den Bouncern. Regel Nummer zwei: keine Gefälligkeiten gegen Geld. Sean ist da unerbittlich. Das ist illegal und du fliegst raus. Regel Nummer drei: Trink nur aus einer Flasche, die du gerade selbst öffnest. Lass deinen Drink nicht rumstehen und sammel sofort alles weg, was angefangen rumsteht. Okay?"

„Okay, okay", stimmte Luke dem unvorhersehbaren Vortrag zu, „gibt's 'n Grund für Regel Nummer drei?"

Gingers Blick wurde ernst. „Leider ja. Irgend so ein Vergewaltiger- Schwein treibt sich in der Gegend rum. Der mixt den Jungs K.O.-Tropfen in die Gläser. Pass gut auf, okay?"

„Ja, okay. Mach' ich. Denkst du, dass der Typ hier im Club unterwegs ist?"

„Er ist in Clubs unterwegs und das Elysium ist einer. Also ja, gut möglich. Pass auf." Als das gesagt war, lächelte Ginger aufmunternd. „Komm, ich zeig dir deine Arbeit und stell dich den Babes vor."

Luke musste lachen, so wie der Rothaarige das sagte, imitierte er die Stimme seines Bosses nahezu perfekt. Er schien tatsächlich etwas aufzutauen. Er folgte ihm auf die Wendeltreppe zum Clubraum, wobei ihm zwei Dinge durch den Kopf schossen. Zum einen sein Bedauern, Ginger bereits zweimal belogen zu haben. Das hatte der gewiss nicht verdient. Zum anderen, dass die dritte Regel und ihr Hintergrund deutlich zeigten, wie ernst Ginger und Sean die Gefahr für ihre Gäste hier nahmen. Was war das auch für ein verfluchter Mist und was ging in dem kranken Gehirn von so einem Serientäter vor?

Ginger blieb auf einer der oberen Stufen stehen und zeigte hinunter in den Saal.

„Also, du kümmerst dich um die Gäste an der Wand da drüben. Lounges und Stehtische. Alle zwei Stunden kannst du für fünfzehn Minuten Pause machen. Sprich das mit den andren ab. Ab Mitternacht gibt's in dem kleinen Raum hinter der Bar Sandwiches."

„Sind die gut?"

„Die sind richtig gut und da kommt keiner ran außer Seans Babes."

Shit, ja!

Sie gingen nun weiter und Ginger stellte Luke den DJ des Abends vor. Die DJs wechselten in der Regel nach zwei bis drei Tagen oder es kamen auch mal „Gaststars". Die Bouncer machten sich an der Bar bereit und hießen mit Namen Matt, Dylan, Tommy Lee, Big Bob und Tiny Tim. Hinter der Bar gab es neben Ginger noch vier andere Jungs und Luke gehörte zu einer Flotte von insgesamt sechs Kellnern.

„Hübsches Halsband", konnte sich einer von denen nicht verkneifen.

„Geile Stiefel", gab Luke zurück.

Schließlich erläuterte Ginger noch wie man mit dem Programm auf dem PDA die Bestellung aufnehmen und Rechnungen erstellen konnte. Luke probierte das gleich ein bisschen aus und kam damit recht gut klar.

„Wie sieht's aus, bist du bereit?", fragte Ginger dann mit einem gewollt oder ungewollt sexy Lächeln.

„Ich denke ja."

„Gut, in drei Minuten strömt die Meute hier herein. Lass es langsam angehen. Okay?"

„Okay."

Ob es wirklich alles okay war, würde Luke dann schon bald wissen. Er schnappte sich einen Gurt, in dem er das PDA bei sich tragen konnte und checkte die Zeit auf seinem Diensthandy von Sean. 19.58 Uhr. Keine Zeit mehr, um Blake noch anzurufen. Das musste warten. Heute war Mittwoch, eine kurze Nacht, sie würde bis etwa drei Uhr morgens gehen...

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