2 - Sehnsucht
Mit einem kleinen Schimmer Hoffnung hatte sich Felix heute den Wecker früher gestellt.
Mit letztem Blick in den Spiegel checkte er sein Outfit. Seine Haare waren zu einem lockeren Pferdeschwanz zurückgebunden. Einige Strähnen hingen ihm noch vor dem Gesicht. Er hatte leichtes Puder aufgetragen. Gerade so viel, dass seine Sommersprossen nicht verdeckt wurden. Er hatte sich für ein weisses, schlichtes Longsleeve Shirt entschieden und zog gerade seinen schwarzen Mantel darüber. Die goldenen Ohrringe und die etwas auffälligere Kette, rundeten das Outfit ab. Schnell hastete er nochmals zurück ins Bad, denn er hatte etwas wichtiges vergessen. Mit drei kleinen Spritzern, verteilte er sein Lieblingsparfum, Diesel, und machte sich auf den Weg zum Bahnhof.
Mit langen, gleichmässigen Schritten steuerte er auf den Bahnhof zu und warf noch einen Blick auf seine Uhr. Noch 5 Minuten, bis der Zug kam.
Wie immer stellte er sich an dieselbe Stelle, um den Zug zu besteigen. Etwas hibbelig schaute er nochmals auf die Uhr, 1 Minute vergangen.
Felix schien es, als ob die Zeit nicht schnell genug vergehen konnte, um endlich den Fremden erneut zusehen.
Nach Minuten langen Luftlöcher starren, kam dann endlich der Zug. Alle quetschten sich durch die Tür und Felix ergatterte heute sogar ein leeres Viererabteil. Er öffnete seinen Mantel und setzte sich in Fahrtrichtung hin. Natürlich Fensterplatz versteht sich.
Sein Blick schweifte nach Draussen als der Zug losfuhr und still beobachtete er die vorbeiziehenden Häuser, Gärten und Autos.
Das kleine Haus mit süssem Garten verkündete Ihm, dass die nächste Haltestelle nahte und prompt ertönte die Lautsprecheranlage:
„Nächster Halt...."
Noch nicht. Dachte sich Felix. Der Fremde war erst bei der zweiten Haltestellen nach Ihm zugestiegen.
Ein Pärchen setzte sich ihm gegenüber in sein Abteil und schon wurde er nervös. Das hiesse, dass nur noch der Platz neben ihm frei war.
Unruhig wippte er seinen Fuss auf und ab. Nach einer Weile kassierte er einen bösen Blick der Frau schräg von ihm und sofort stoppte er sein Bein.
Sein Blick schweifte wieder nach Draussen und da war es, das lang ersehnte Blockhaus, dass den nächsten Stopp vor ankündigte.
Sein Herz schlug mit einem Mal schneller und als sie in den Bahnhof einfuhren verrenkte er sich fast den Kopf nach der Suche des hübschen Mannes. Er sah ihn nicht.
Die Türen öffneten sich und eine Person nach der anderen betrat den Zug und lief bei ihm durch. Doch keine Sicht des Fremden.
Als keine Leute mehr durch den Flur des Zuges liefen, sank seine Hoffnung.
Vielleicht war er weiter vorne eingestiegen, fragte sich Felix. Doch so oder so, würde er ihn wohl nicht zu Gesicht bekommen.
Resigniert nahm er seine Kopfhörer und setzte sie auf, Lonely Sad Mix, und hörte Musik, bis er bei der Uni ankam. Er öffnete die Tür zu seinem Office und wurde prompt von Jeongin begrüsst.
„Hey Felix!"
Ein Brummen stahl sich aus seiner Brust, weshalb sein Büropartner verdutzt nachfragte:
„Was ist den mit dir passiert? Und warum heute so schick?"
Felix war nicht in der Stimmung über seine Enttäuschung zu reden weshalb er lediglich erwiderte:
„Schlecht geschlafen", und damit Jeongin zum Schweigen brachte.
Er hatte sich das heute ganz anders vorgestellt, doch das Leben hatte ganz andere Pläne für den Blonden.
Genervt nahm er seine Unterrichtsunterlagen und machte sich daran, das nächste Seminar vorzubereiten. Doch seine Gedanken schweiften immer wieder ab und insgeheim dachte er, dass Morgen ja auch noch ein Tag sei und dass er dann den Fremden wiedersehen würde.
Mit diesem Gedanken machte er sich mit etwas besserer Laune auf in seine Klasse.
Doch Felix sollte nicht Recht behalten. Denn auch am nächsten Tag erschien der Fremde nicht und auch am Mittwoch, Donnerstag und Freitag nicht.
Völlig hoffnungslos trat er sein Weekend an und rief am Abend seinen besten Freund Jisung an.
„Hey Lix! Alles klar?", ertönte die lebendige Stimme von Han Jisung. Seinen besten Freund aus Kindertagen.
„Jaaaa...", dehnte Felix seine Antwort zu lange, was natürlich bei Jisung nicht unbemerkt blieb.
„Erzähl!"
„Da gibt es nichts zu erzählen", erwiderte Felix salopp, doch wusste er, dass er seinen besten Freund nicht täuschen konnte.
„Also eigentlich ist es wirklich nichts, Hannie. Am Montag war da dieser Typ im Zug. Ich hatte den noch nie gesehen. Jedenfalls war er noch ziemlich hübsch, weshalb ich dachte ich sehe ihn die Tage irgendwann im Zug wieder. Nur leider ist er nicht mehr aufgetaucht...".
Jisung pfiff durch die Leitung.
„Dir gefällt mal einer? Das ist ja ganz was neues! Wie sah er aus? Erzähl mir jedes Detail!"
Natürlich musste Felix der Neugier in Person alles Haarklein erzählen und so dauerte das Telefonat über zwei Stunden.
„Hast du noch Lust auf einen Drink?", fragte der junge Mann am anderen Ende der Leitung und Felix wägte kurz ab, ob er Bock darauf hatte oder nicht.
„Nee du lass mal. Ich glaube dieses Wochenende lasse ich es mal langsam angehen."
„Na aber hör mal! Du bist doch noch keine Dreissig! Sei nicht so spiessig und alt!", protestierte Han, doch liess sich Felix nicht überreden.
Das Wochenende zog vorbei und viel zu schnell war wieder Montag. Verschlafen schälte sich Felix aus seinem Pyjama und schlurfte ins Bad.
Bereit für zur Arbeit, schnappte er sich seine Tasche und verliess sein Appartement. Gähnend stieg er aus dem Lift und trat seinen kurzen Fussweg Richtung Bahnhof an.
Kaum dort angekommen, fuhr auch schon der Zug ein. Er bestieg wie immer denselben Zugteil und setzte sich in Fahrtrichtung auf den Gangplatz. Die beiden Fensterplätze waren leider schon belegt, von dem jungen Schüler, der immer und überall in sein Handy starrte und einer älteren schwarzhaarigen Dame, die, soviel er wusste nicht immer auf dem gleichen Zug war.
Wie gewohnt, packte er seine Kopfhörer aus und hörte Musik. Heute eher die neusten Popsongs.
Mit ziellosem Blick starrte er vor sich hin und lauschte der Musik. Sein Blick huschte ans anderen Ende des Gangs, als Menschen zustiegen. Und mit einem Mal starrten Ihn zwei vertraute Schokoladenbraune Augen an.
Sofort war Felix hellwach und sein Blick ruhte auf dem Fremden, musterten ihn.
Heute hatte er schwarze Hosen und einen langen schwarzen Mantel an.
War das ein Lächeln, dachte sich Felix, als die Augen des Fremden sich etwas verkleinerten und die Mundwinkel zu zucken schienen.
Sofort schlug das Herz von Felix bis in seinen Hals. Er beobachtet, wie der junge Mann mit grossen Schritten den Gang entlang lief und hoffte insgeheim, er würde sich zu ihm setzten. Doch bevor der Fremde sein Abteil erreichen konnte, setzte sich ein Mann mit Anzug auf den letzten Platz und zerstörte damit Felix' Hoffnung.
Der Fremde zog kurz seine Augenbrauen zusammen und lief dann neben Felix vorbei, ohne ihn weiter anzusehen.
Felix Herz sank, denn er hatte gehofft, dass der Fremde ihn noch anschauen, sich ihre Blicke nochmals treffen und er ein Lächeln kriegen würde, doch dieser Traum war geplatzt und der Fremde setzte sich weiter hinten ins Abteil. Dort konnte Felix ihn nicht sehen und frustriert schloss er die Augen.
Würde er wieder seinen Notizblock nehmen, fragte sich Felix und die ganze Fahrt über drehten sich seine Gedanken um den hübschen jungen Mann.
Ein Keim der Hoffnung blühte auf, als er daran dachte, dass er beim Aussteigen einfach den Ausgang in die andere Richtung nehmen konnte und augenblicklich konnte er es nicht erwarten, auszusteigen.
Die Durchsage kam und Felix wartete zuerst, dass einige Leute im Flur standen, damit er länger brauchte um auszusteigen. Er lief in die andere Richtung und sofort sah er Ihn auf dem Gangplatz in Fahrtrichtung sitzen. Während Felix da stand und auf das Aussteigen wartete, konnte er heimlich das Gesicht des Fremden erneut studieren. Seine Haut war glatt und ebenmässig, seine Gesichtszüge wie die eines Models. Mehr erkannte er nicht, da der Fremde den Kopf gesenkt hatte. Er hatte natürlich wieder seinen Notizblock dabei und schrieb etwas. Dann bewegten sich die Leute vor Felix und er dackelte der Reihe hinterher.
Wie letztes mal war der Schönling zu vertieft, und so konnte Felix einen Blick in dessen Buch erhaschen, als er an ihm vorbeilief.
Zu Felix' Erstaunen war es kein Notizblock, indem er Texte reinschrieb, nein, vielmehr war es ein Skizzenbuch indem Meisterwerke entstanden.
Er sah also nicht nur gut aus, sondern war auch noch kreativ!
Felix Interesse wurde dadurch noch mehr geweckt und als er ausgestiegen war, schaute er nochmals durch die Scheiben ins Innere des Zuges und zu seinem erneuten Erstaunen, hatte der Fremde seinen Kopf erhoben und blickte direkt in Felix Richtung und lächelte.
Was für eine Ausstrahlung, dachte sich der Blonde und blickte dem Zug sehnsüchtig hinterher, oder besser dem Fremden.
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Und, was denkt ihr bis hierhin von der Story?
Ach und by the way
Leute, ich kriege so Gänsehaut ab dem Song von Bang Chan "Railway". Dieser Song ist einfach nur genial! Auch Ultra von Changbin finde ich einen der besten Songs dieses Albums.
Welche Songs mögt ihr am besten vom neuen Album?
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