2. Kapitel

Miron Ennosson hasste Raik Tjarksson.

Er hasste ihn schon sehr viele Jahre.

Der Grund war ein einfacher.

Raik Tjarksson hatte ihm die Frau gestohlen.

Natürlich würde Raik etwas anderes behaupten, doch es war nun mal so gewesen, dass Ingrud ihn, Miron, geliebt hatte.

Er würde nie den Tag vergessen, als Ingrud zu ihm kam und ihm weinend gestanden hatte, dass sie einen anderen heiraten würde.

Miron hatte den Kopf geschüttelt und gefragt, ob sie dazu gezwungen worden war.Ihr Vater war ein ehrgeiziger Mann und  sich mit einem Drachenträger zusammen zu schließen, brachte nur Vorteile. 

Schlagartig hatte das Weinen aufgehört und sie hatte ihm erklärt, dass Raik Tjarksson ihr einfach mehr bieten konnte als er.

Miron hatte sie fassungslos angestarrt.

Natürlich hatte Raik Tjarksson mehr zu bieten als er.

Während Miron nur einen kleinen Bauernhof später bekommen würde, war das Anwesen von Raiks Vater schon mit dem Gut eines Jarl zu vergleichen.

Miron war ein guter Krieger und mit der Zeit würde er von der Beute, die er von seinem Jarl zugesprochen bekam, Ingrud mehr bieten können.

Doch sie hatte sich anders entschieden. Sie wollte wohl nicht darauf warten.

Miron wusste, dass Ingrud Raik nicht liebte. Und er wusste, dass Raik Ingrud auch nicht geliebt hatte.

Und nun war Ingrud tot.

Miron hatte davon erst heute erfahren.

Sie war gestorben, weil sie Raik ein Kind geboren hatte.

Miron knirschte mit den Zähnen.

Sein Bruder saß ihm gegenüber. Er hatte Miron alles erzählt.

„Sie ist also tot!", fragte er langsam.

Arian nickte.

„Es ist schon einige Monate her!"

Er seufzte. Arian kannte seinen Bruder genau und ihm war klar, dass ihm diese Nachricht zu etwas hinreißen lassen konnte, was er später vielleicht bereute.

„Hör zu, Miron. Das kann immer passieren und das weißt du auch. Es ist nicht die Schuld des Drachenträgers!"

Natürlich konnte das immer passieren. Aber wenn sie bei ihm geblieben wäre, hätten sie die Götter nicht bestraft.

„War es ihr erstes Kind?"

Arian schüttelte den Kopf.

„Nein! Raik hat schon einen Sohn. Er ist drei Jahre alt. Die Tochter erst wenige Wochen."

Wieder knirschte Miron mit den Zähnen.

„Hat er schon wieder ein neues Weib?"

Arian sah ihn bestürzt an.

„Nein! Wo denkst du hin? Raik Tjarksson denkt nicht daran.  Er zieht seine Kinder sogar alleine auf. Jeder ist voller Bewunderung für ihn!"

Miron konnte sich ein gehässiges Lachen nicht verkneifen.

Oh ja.

Das sah ihm ähnlich, dass Raik auch noch nach Ingruds Tod den Helden und guten Vater spielte.

Raik Tjarksson!

Nachfahre der Gunnarssons!

Drachenträger!

Es rankten sich schon Legenden um Raiks Familie.

Erst die drei Gunnarsson-Brüder, die alle ihren Weg gemacht hatten und nun angesehene Krieger waren, die von jedem gefürchtet wurden. Man musste nur den Namen aussprechen, dann erstarrten selbst die härtesten Krieger voller Furcht. Die Vettern von Raik waren auch nicht besser. Thorge, der Älteste war sogar ins Eisland übergesiedelt und herrschte nun dort als Jarl! Es hieß, dass nur die besten Männer das Eisland überhaupt erreichten. Eis und Feuer herrschten dort. Miron hatte zwar nie verstanden, was das bedeuten sollte, aber er hatte es blind geglaubt.

Sjard, der jüngere Vetter von Raik, war auch ein Krieger und hatte geheiratet. Er hatte sich mittlerweile auch schon einen Ruf als furchtlosen Krieger aufgebaut.

Und nun schien es so, als ob Raik auch in diese Riege aufsteigen wollte. Oder besser gesagt, dass sein Ruf noch makelloser wurde. Aber das würde Miron verhindern. Er wusste auch schon, wie er es anstellte.

Er sah seinen Bruder lächelnd an, was diesen zurückschrecken ließ.

„Raik Tjarksson wird mir für alles büßen! Er wird sich wünschen, dass er mir Ingrud nie genommen hätte. Es wird dauern, aber die Götter werden dieses Mal auf meiner Seite sein."



Leya zupfte das Unkraut aus dem Gemüsebeet, dass Naya angelegt hatte. Seit Jahren wurde es immer größer, da der Jarl seiner Frau immer neuen Samen von seinen Reisen mitbrachte.

Leya lächelte wehmütig.

Jülf hatte sich immer darüber lustig gemacht, sich aber dann doch über den Gemüseeintopf hergemacht, den Leya ihm gekocht hatte, wenn das Fleisch knapp wurde.

Sie dachte immer weniger an ihren Mann und manchmal musste sie sich schon anstrengen, um sich an sein Gesicht zu erinnern.

Mehrere Monate waren schon seit seinem Tod vergangen und Leya wusste immer noch nicht, wie sie es ohne ihn schaffen sollte. Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht mehr am richtigen Ort war.

Nachts träumte sie manchmal noch von Jülf, doch auch das wurde immer weniger. Stattdessen suchten sie diese seltsamen Träume immer mehr heim, die sie schon in der ersten Nacht nach Jülfs Tod hatte.

Immer wieder sah sie den Drachen, der sie erst anzischte, sie zu beißen drohte, doch sich dann mit ihr verband, so dass sie mit einem Krieger eine Einheit bildete. Das Gesicht des Kriegers sah sie nie, immer nur diese grünblauen Augen, die so traurig waren wie ihre eigenen.

Wer er wohl war?

Kein Krieger von hier hatte solche Augen, wenn man von den Gunnarssons absah, deren Augen wie Eis aussahen. Doch keiner von ihnen hatte in den Augen diesen grünen Schimmer oder war traurig. Nein, sie waren alle glücklich mit ihren Frauen. Selbst Einar hatte sich mittlerweile mit einem Mädchen vermählt. Ein nettes Ding, die Einar etwas zur Ruhe brachte.

Welcher Gunnarsson konnte es also sein, den sie beinahe jede Nacht in ihren Träumen sah?

Leya schüttelte energisch den Kopf.

Sie wollte es nicht wissen. Sie war Jülfs Weib gewesen und sie wollte ihn immer in Ehren halten.

Wieder machte sie sich an die Arbeit.

Die Sonne schien, was ungewöhnlich war.

Die ganzen Jahre hatten sie sich immer auf die Jahreszeiten verlassen können. Und eigentlich sollte es nun noch kalt und die Sonne eher selten zu sehen sein. Doch seit gestern schien sie kräftig, als ob sie jemanden willkommen heißen wollte.

Leya lachte leise.

Wen sollte sie schon willkommen heißen? Es verirrte sich selten ein Boot hier in den Norden. Das lag vor allem an der Kälte, aber auch an Jarl Stijnssons Ruf. Jeder wusste, dass man sich nicht mit ihm anlegen sollte, wenn man nicht einen sehr großen Verlust erleiden wollte. Es kamen zwar Händler, aber nur wenige wollten den weiten Weg auf sich nehmen.

Sie zupfte weiter Unkraut heraus.

Wieder kam ihr das Bild des Drachens in den Kopf.

„Verflucht! Warum immer dieser Drache?"

Sie warf das Unkraut weit von sich.

Hier gab es keine Gunnarssons, die sich gerade in sie verlieben könnten. Alleine dieser Gedanke war schon lächerlich.

Sie wusste, dass sie nicht wie die nordischen Frauen aussah. Sie war weder blond noch so groß oder stark. Leya war schon immer klein und zierlich gewesen. Ihre Haut war zwar nicht so dunkel wie die von den Sklaven, die sie schon gesehen hatte, aber dennoch war es ungewöhnlich für einen Nordmann so eine Haut zu sehen. Wenn sie in die Sonne ging, wurde sie ein klein wenig dunkler und nicht so rot wie die blonden Schönheiten. Ihr Haar war rabenschwarz und sehr glatt. Naya und die anderen Frauen hatten sie immer um ihr Haar beneidet doch Leya versteckte es meist unter einem Tuch. Sie hatte früh lernen müssen, dass manche voller Neid waren und sie wollte nicht noch mehr auffallen. 

Ihre Augen waren sehr dunkel. Auch sehr ungewöhnlich für die Leute aus dem Norden.

Für die meisten Nordländer war sie eine Botin der Hel. Sie wurde als Unglücksbringerin gesehen.

Erst hier unter Jarl Stijnsson hatte sie Ruhe gefunden.

Niemand verspottete sie mehr wegen ihres Aussehens. Aber es war Jülf, der sie zur Frau genommen hatte und sie war ihm deswegen sehr dankbar gewesen. Jülf, der sich erst als ihren Bruder ausgegeben hatte, um sie zu beschützen. Dann als Ehemann. Er hatte sich dafür viel gefallen lassen müssen, doch er hatte es nicht korrigiert. Er war sogar bereit gewesen, dieses Gut zu verlassen, nur, dass er sie heiraten konnte. Sie dankte den Göttern, dass niemand davon etwas hatte wissen wollen.

Der Gong ertönte nun und Leya schreckte auf.

Einen Moment zitterte sie.

Ein Angriff?

Sie beruhigte sich erst, als ihr Jarl aus dem Langhaus kam. Ohne Waffen. Und er lachte.

Kein Angriff.

Aber wer dann?

Sie klopfte dich den Dreck aus dem Rock und folgte den anderen zum Zaun.

Jule sah sie und reichte ihr die Hand.

„Wer besucht uns denn?", fragte Leya sie.

Jule lächelte und zeigte auf das Boot, das langsam näher kam.

„Schau selbst!"

Leyas Herz begann zu klopfen, als sie das Boot sah. Die typische Form und das Segel sagten ihr, dass es ein Boot von Jarl Thorvald war.

Einen Moment drohten ihr die Knie nach zu geben.

„Kommt dein Vater?", fragte sie hoffnungsvoll.

Stijn Gunnarsson war ihr im Moment der liebste Besucher. Er würde ihr nicht gefährlich werden können.

Jule kniff ihre Augen zusammen. Sie hatte immer noch die schärfsten Augen vom Gut.

Sie grinste.

„Mein Bruder! Ich sehe Sjard! Und Raik!"

Erleichterung machte sich in Leya breit.

Die beiden würden ihr auch nicht gefährlich werden können. Beide waren verheiratet.

Jule, die von ihren Träumen wusste, küsste sie sanft auf die Wange.

„Keine Sorge, Leya. Ich kenne keinen Gunnarsson, der dir gefährlich werden könnte."

Leya seufzte.

„Das hoffe ich!"



Raik atmete tief ein.

Endlich waren sie bei seinem Vetter angekommen. Er spürte jetzt schon die Ruhe, die er auch vor einigen Jahren verspürt hatte, als er das letzte Mal hier war. Er konnte es sich selbst nicht erklären, warum gerade dieser Ort ihm das Gefühl gab, dass die ganze Anspannung der letzten Monate von ihm abfiel.

Finnjard stand am Bug und hob seine Hand, um Thorge anzuzeigen, dass sie nichts Böses im Sinn hatten. Doch der schien es schon zu wissen.

Breit lächelnd stand er am Steg und erwartete sie bereits.

Sjard grinste und zeigte auf den Hengst, den sie auf einem Markt für Thorge erstanden hatten.

„Mein Bruder wird sich ganz schön wundern, warum wir ihm diesen Dämon schenken!"

Raik konnte nicht anders. Er grinste zurück. Das erste Mal seit Ingruds Tod.

„Hoffen wir, dass er es erst herausfindet, wenn wir wieder weg sind."

Sie hatten den Hengst auf einen kleinen Markt gefunden. Er glich Thorges ersten Hengst, den er verkauft hatte, bevor er übersiedelte. Raik erinnerte sich noch, dass Thorge sich lange von dem Tier verabschiedet hatte. Und nun hatten sie so einen schwarzen Kerl gefunden. Erst hatten sie sich gewundert, warum der Bauer, der ihn verkaufte, so schnell mit dem Handel einverstanden war, denn bezahlt hatten sie nicht viel dafür. Doch beim Verladen hatten sie eine ungefähre Ahnung davon bekommen, wie wild dieser Hengst war. Er war gestiegen und hatte alles beißen wollen, was ihn festhielt.

„Es ist eine Herausforderung für ihn und Einar. Es wird ihn schon beschäftigen."

Es gab einen kleinen Ruck, als das Boot an den Steg stieß.

Erst ging Finnjard von Bord und wurde von Thorge begrüßt.

Raik und Sjard warteten, bis auch sie aufgefordert wurden, den Steg zu betreten.

„Na sieh mal an. Mein kleiner Bruder! Hat deine Frau schon genug von dir, dass sie dich hierher gejagt hat?"

Sjard lachte laut.

„Elsa ist ganz zufrieden mit mir, nur keine Sorge! Sie lässt dich und Naya grüßen!"

Sie umarmten sich lachend und Thorge sah zu Raik.

Breit grinsend nahm auch er ihn in seine Arme.

„Und was ist mit deiner Frau?"

Raiks Lächeln verschwand und er sah zu Boden.

„Ingrud ist gestorben. Tage nach der Geburt unseres zweiten Kindes."

Thorge sah betroffen drein.

Er war Ingrud nur einmal begegnet und deswegen glaubte Raik nicht wirklich an echte Trauer. Aber er empfand das nicht als Beleidigung. Er hatte selbst kaum getrauert. Natürlich hatte ihm Ingrud am Anfang gefehlt, aber da er sie nicht geliebt hatte, verfiel auch er nicht in eine tiefe Trauer, die andere Männer befiel.

Thorge betrachtete ihn.

Das hatte er schon beim letzten Mal erlebt. Es war schon Jahre her, als er ein Gespräch mit seinem älteren Vetter gehabt hatte und ihm erklärte, warum er nicht aus Liebe geheiratet hatte. Schon damals hatte ihn Thorge so seltsam angesehen.

Er schüttelte mit dem Kopf.

„Es geht mir gut! Ich brauche nur Ruhe!"

Thorge nickte und zeigte auf sein Gut.

„Die wirst du hier bekommen, Raik. Dafür werde ich sorgen!"



„Warum seid ihr wirklich hier? Ich glaube ja, dass Finnjard meine Frau sehen wollte, aber warum bist du ihm gefolgt? Einem guten Kampf gehst du doch nie aus dem Weg?"

Sjard saß mit seinem älteren Bruder in dessen Schlafraum vor dem Kamin. Naya, Thorges Frau, hatte ihnen Wein und etwas zu Essen gebracht, sie dann aber wieder in Ruhe gelassen.

Sjard sah sich um.

„Du hast es hier ganz schön gemütlich, Bruder. Die Sessel, der Tisch, die ganzen Teppiche...früher hättest du auf so etwas keinen Wert gelegt."

Thorge schnaubte ihn an.

„Willst du mich hinhalten? Ich habe dir eine Frage gestellt!"

Sjard seufzte. Thorge war nicht nur der Jarl, er war auch sein älterer Bruder. Und der kam gerade zum Vorschein.

„Es ist schwierig. Raik. Nun ja. Er braucht wirklich Ruhe."

Thorge nickte.

„Das habe ich gesehen. Er sieht nicht mehr so aus wie früher. Er ist schmal geworden und sehr blass. Was ist geschehen?"

Sjard nahm einen Schluck Wein.

„Er hat nicht aus Liebe geheiratet!"

Thorge lachte leise.

„Erzähle mir etwas Neues!"

Sjard hob eine Augenbraue.

„Du wusstest es? Nicht einmal seine Eltern hatten eine Ahnung davon."

Thorge zuckte mit den Schultern.

„Ich wusste es schon als ihr das erste Mal hier wart. Es hat mich noch gewundert, dass er direkt nach der Hochzeit aufgebrochen war. Sei ehrlich. Wenn du das getan hättest, was hätte Elsa mit dir getan?"

Sjard lachte laut auf.

„Sie hätte mich umgebracht! Elsa ist aber auch temperamentvoller als Ingrud jemals war."

Thorge sah ins Kaminfeuer und zog den Pelz enger um sich. Gedankenverloren strich er sich über den Drachen, den er sich auf den Unterarm hat stechen lassen.

Sjard ließ ihm seine Gedanken.

Sein Bruder war anders geworden. Älter und weiser. Obwohl er eigentlich nicht von den Gunnarssons abstammte, sah er ihnen alle sehr ähnlich. Genau wie sein Sohn Kjell, der ebenfalls kein Tropfen Gunnarsson-Blut in sich hatte.

Sjard dachte an die Legende, die sich um seine Familie rankte. Jeder, der von einem Gunnarsson oder einem Nachfahren aufgezogen wurde, wurde von den Göttern gesegnet und bekam die Eigenschaften von den Vätern mit. Thorge selbst hatte lange daran gezweifelt, doch nun schien er es endlich verstanden zu haben. Sonst hätte er sich den Drachen nie am Unterarm tätowieren lassen. Es bedeutete, dass er sich endlich als Gunnarsson sah und das war auch gut so.

„Weißt du, ich habe ihn schon damals gesagt, dass die Götter ihm eine passende Frau bereithalten würden. Er hat es mir nicht geglaubt."

Sjard nickte langsam.

„Meinst du, deswegen hat Ingrud sterben müssen?"

Thorge zuckte mit den Schultern.

„Ich kann es dir nicht sagen. Aber ich denke nicht, dass du wegen der Geschichte einen Kampf ausgelassen hast."

Sjard lachte.

„Du kennst mich einfach zu gut, Bruder. Nein, deswegen bestimmt nicht." Er seufzte leise. „Raik opfert sich für seine Kinder auf. Er nimmt keine Hilfe an, schläft kaum noch und isst zu wenig."

Thorge hob fragend eine Augenbraue.

„Sieht er die Kinder als seine Strafe an?"

Nun schüttelte Sjard entschieden seinen Kopf.

„Nein! Er liebt sie! Das spürt man. Er würde alles für sie geben. Er hat Ingrud zwar nicht geliebt, aber seine Kinder liebt er dafür um so mehr!"

Thorge nickte langsam.

„Dann fehlt ihm also nur Hilfe?"

Sjard nickte.

„Wenn er sie denn annehmen würde. Du kennst uns doch, du bist selbst so. Stur!"

Thorge lachte laut aus.

„Das ist richtig. Aber ich hätte da einen Einfall. Wir haben hier auch jemanden, der Hilfe braucht, sie aber nicht annehmen will!"

Sjard hob fragend seinen Kopf.

„Wer?"

Thorge lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln.

„Leya!"

Sjard stieß verblüfft seinen Atem aus

„Leya? Jülfs Frau?"

Thorge atmete tief ein

„Jülf ist bei dem letzten Raubzug gefallen. Sie trauert, aber es ist kein gesundes Trauern. Schaue sie dir heute Abend an, denn wirst du sehen, was ich meine!"

Sjard kicherte.

„Ich habe unseren Vetter eigentlich versprochen, dass ich ihm keine Frau suche!"

Thorge schnalzte mit der Zunge.

„Sie soll ihn ja auch nicht heiraten! Das würde sie auch nicht. Sie hatte wohl einen seltsamen Traum und ist nun der Meinung, die Götter haben ihr Jülf genommen, weil sie für einen Gunnarsson bestimmt sei! Selbst Einar, der erst vor kurzem geheiratet hatte, hat sie gemieden."

Sjard schnaubte.

„Einar wäre ich auch aus dem Weg gegangen."

Thorge lachte.

„Ja, der Bursche war ein Schwerenöter, aber nun ist er endlich ruhig. Aber über Einar sprechen wir nicht. Leya wäre perfekt für die Aufgabe. Sie kennt sich sehr gut mit Kinderpflege aus und kann einen Haushalt führen. Außerdem wäre sie von den Erinnerungen weg, die sie jeden Tag schwermütiger machen."

Sjard hob einen Finger.

„Ich sehe allerdings eine Schwierigkeit. Du sagtest sie mag keine Gunnarssons. Wie willst du sie dann davon überzeugen mit uns zu kommen? Nichts für ungut, aber bei uns wimmelt es von Gunnarssons."

Thorge lachte.

„Ich werde an ihr gutes Herz appellieren. Und ich werde ihr sagen, dass die Kinder ohne ihre Hilfe verwahrlosen werden!"

Sjard verzog das Gesicht.

„Lass das nur nicht Raik hören!"

Thorge hob beide Arme.

„Das würde ich nie tun! Ich hänge an meinem Leben!"



Thorge Stijnsson! Er war schon immer ein kluger Kopf!"

Freya lehnte sich zufrieden zurück und beobachtete die beiden Brüder.

Odin schnaubte.

Du hast ihm doch die Idee eingegeben!"

Freya schüttelte fassungslos den Kopf.

Aber nein! Das habe ich nicht!"

Odin seufzte.

Du sollst mich nicht anlügen!"

Freya stand auf, stellte sich vor ihn und stemmte ihre Hände in die Hüfte.

Das habe ich nicht! Ich dachte sogar, dass mein Plan nicht aufgehen wird. Immerhin habe ich mich so dämlich angestellt, dass dieses Mädchen nun alle Gunnarssons hasst wenn sie nicht verheiratet sind!"

Odin hob skeptisch eine Augenbraue.

Und dennoch lässt du ihr immer wieder die Träume schicken?"

Wieder schüttelte sie den Kopf.

Auch das bin ich nicht." Zerknirscht setzte sie sich wieder hin. „Ich habe es nur noch einmal getan."

Odin tippte an sein Kinn.

Hm! Sagt man nicht immer, jeder Gunnarsson wird es schwer haben, die Frau zu finden, die ihn glücklich macht? Ich glaube, in der letzten Zeit haben wir das ziemlich vernachlässigt!"

Freya hob warnend einen Finger.

Du wirst Sjard und Einar in Ruhe lassen! Sie sind glücklich mit ihren Frauen."

Odin grinste.

Aber Raik wird es schwer haben! Und soll ich dir etwas sagen? Es gefällt mir irgendwie. Er war so arrogant! Ich denke, es geschieht ihm auch in gewisser Weise Recht!"

Freya lachte.

Du bist böse, Allvater! Aber ich muss dir zustimmen! Schauen wir erst einmal zu?"

Odin nickte.

Schauen wir erst einmal, wie sie sich anstellen!"

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