Chapter 20 - The Real Me
DIE Luft liegt wie eine warme, schwere Decke über mir. Obi Wan schläft, einen Arm um meine Taille geschlungen, dicht neben mir. Seine langsamen Atemzüge beruhigen mich, sein Duft lullt mich in einen dösigen Zustand. Seine Gesichtszüge sehen entspannt aus, seine Haare sind zerzauster als sonst, eine leiche Röte auf seinen Wangen lässt ihn an den Obi Wan vor zehn Jahren erinnern. An den Tag, da wir uns das erste Mal sahen und er angenommen hatte, dass ich die Königin sei.
Doch kann ich nicht in den Schlaf abdriften, Gedanken an Kylain halten mich wach und nerven meinen vernebelten Verstand. Ich kann nicht verstehen, warum er so heftig reagiert hat. Früher hätter er das nie gemacht. Der Kylain, den ich kenne hätte das zumindest nie gemacht. Schuldgefühle mischen sich unter die Verwirrung und ich frage mich solangsam, ob ich es vielleicht bin, die sich zu sehr verändert hat. Oder vielleicht nicht neben Kylain an der Bar gesessen habe, als er die Nachricht von dem Anschlag bekam.
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"Taia!", schreit mir jemand ins Ohr. Kann man mich nicht einmal in Ruhe lassen? Genervt drehe ich mich auf die Seite und vergrabe mein Gesicht in dem kalten Kissen auf der anderen Bettseite. Kaltes Kissen. Leer. Kein Obi Wan. Ich schrecke hoch, blinzele gegen die blendende Helligkeit an und taste währenddessen die Matraze ab. Leer.
"Wieso?", murmle ich, fast noch im Halbschlaf und reibe meine verklebten Wimpern. Enttäuscht strecke ich meinen Rücken durch, bevor ich meine Beine über die Bettkante schleppe. Padmé kommentiert mein Tun nur mit einem Lächeln.
"Taia, Obi Wan ist ein Jedi und kein Kuscheltier, schon gar kein Langschläfer. Im Gegensatz zu dir macht er sich nützlich."
Ich seufze, weil sie Recht hat und schenke der Senatorin gleichzeitig einen tödlichen Blick, was mich in ihren Augen zu einem wütenden Stier macht. Ohne sie auch nur weiter zu beachten, halte ich auf das Bad zu und schließe die Tür. Mein Nachthemd und die Unterwäsche landen auf dem Fliesenboden, bevor ich in die Dusche tapse.
Bumm, bumm. Padmé hämmert gegen die Tür, sodass diese in ihren Angeln erzittert.
"Ich muss mit dir reden, heute Abend ist das Fest!"
Ich drehe den Hahn auf, kaltes Wasser prasselt auf mich nieder. Ich schrecke zurück und warte, bis ich glaube, mich wieder unter den Duschkopf trauen zu können. Padmés Worte dringen nur noch gedämpft durch das Holz der Tür. Sie sagt irgendwas mit Kylain, Fest und Kleid. Alles Dinge, von denen ich momentan nichts hören will. Kann man mich nicht einmal in Ruhe lassen?
***
Erst nachdem ich mich in ein dunkelblaues Kleid geworfen und meine kurzen Haare gezähmt habe, trete ich aus dem Bad, um etwas zu Padmés Selbstgespräch beizutragen.
"Endlich bist du fertig,"
Padmé rollt mit den Augen, steht auf und kommt mit einem verkniffenen Ausdruck um den Mund auf mich zu.
"Also was ist mit heute Abend?", frage ich träge und trete auf den Flur vor meinem Zimmer. Mein Magen schreit geradezu nach Essen.
"Taia! Du darfst das nicht auf die leichte Schulter nehmen! Denk doch mal nach: so können wir Mace Windu von Obi Wans Unschuld überzeugen."
"Denken ist gerade nicht meine Stärke...", antworte ich, noch immer etwas müde und frage mich dabei, ob Senatorinnen überhaupt Schlaf brauchen.
"Denken war noch nie deine Stärke. Außerdem gibt es da noch ein Problem"
Wir sind im Speisesaal angekommen, in dem es heute nach Karamell und Zimt riecht, vielleicht gibt es Haferbrei. Desinteressiert nicke ich meiner besten Freundin zu, damit sie fortfährt.
"Kylain will mit dir als Begleitung auf den Ball gehen, oder er erzählt Mace von deiner Beziehung mit Obi." Vor Schreck wäre mir fast die Schüssel mit Haferbrei aus der Hand gefallen.
"Er will was?", frage ich ungläubig nach, mein Mund ist geöffnet vor Unglauben. Ich sehe sicher aus, als wäre ich schwer von Verstand.
"Ich weiß, es ist einfach unglaublich so etwas zu verlangen nachdem, was er abgezogen hat. Und dann auch noch zu drohen."
"Geht's eigentlich noch billiger?", rufe ich, die Wut in mir kocht und droht Überhand zu nehmen.
"Taia!"
Ich blicke Padmé durchdringend an, bevor ich einmal tief durchatme. Ich spüre, wie einige Blicke auf mich gerichtet sind, doch das hält mich nicht davon ab, Padmé die Schüssel Haferbrei aus der Hand zu reißen und auf einen Tisch in der Ecke zu stürmen.
Wütend rühre ich in dem warmen Essen, ohne auch nur einen Bissen zu nehmen. Padmé hat sich vor mich gesetzt, ich merke ihren mitleidigen Blick auf mir, dann nimmt sie mir den Löffel aus der Hand und legt ihn auf den Tisch neben uns.
"Taia ich...ich glaube wir finden eine Lösung. Du musst nicht mit diesem Kerl zum Fest gehen, ich lasse mir schon etwas einfallen."
Die Worte der Senatorin bewirken, dass sich meine verkrampfte Haltung lockert und einer Mischung aus Enttäuschung und Traurigkeit platzmacht.
Padmés braune Augen sind hoffnungsvoll und zuversichtlich wie immer.
"Ach komm, jetzt sieh mich nicht so verzweifelt an. Ich bin mir sicher, dass Obi Wan auch eine Lösung haben wird", versucht Padmé mich zu überzeugen. Und ohne auch nur auf eine Bemerkung von mir zu warten, zieht sie mich hinter sich her, raus auf den Flur und raus aus dem Gebäude.
***
Der Garten, in dem wir uns treffen wollen, ist anders als alle Gärten, die ich je gesehen habe; exotische Blumen, Bäume und Wesen, die ich nur aus Büchern kenne. Pflanzenarten, von denen ich nie etwas gehört oder gelesen habe und Dinger bei denen ich nicht mal bestimmen kann, was sie wirklich sind.
Padmé und ich machen an einer halbmondförmigen, freien Fläche halt. Sesselartige Holzblöcke stehen in einem Halbkreis um einen dicken Stein, der an der Oberfläche komplett geschliffen wurde. Beim näheren Hinsehen kann man erkennen, dass filigrane Fadenmuster auf dem Stein erscheinen, die von heruntergefallenen Blütenblättern in einer silbernen Farbe teilweise verdeckt werden.
Die Senatorin wischt mit einer schnellen Handbewegung die Blüten von dem Steintisch und setzt sich abgehackt und hastig auf einen der Stühle. Mir kommt sie irgendwie nervös vor...
Dann erspähen wir Anakin, dann Obi Wan dicht gefolgt, die sich einen Weg durch das hohe Grase zwischen den Beeten bahnen. Ein Lächeln schleicht sich unwiderrufbar auf meine Lippen. Ich kann gar nicht anders, als mich besser zu fühlen, wenn ich ihn sehe. Freudig strahlend, als hätte ich heute morgen nicht die Drohung von Kylain erhalten, gehe ich auf Obi zu und lasse mich von ihm fest drücken.
Zu schnell lässt er mich wieder los. So schnell, wie man einen guten Bekannten zur Begrüßung umarmt oder jemandem zu etwas gratuliert. Anscheinend sieht Obi Wan meine Verwirrung fett in meinem Gesicht geschrieben, denn er blinzelt in Anakins Richtung. Oh. Meine Überraschung überspielend räuspere ich mich, gehe zu Anakin und umarme auch ihn kurz. Nicht dass er denkt, ich und Obi wären zusammen...
"Wieso habt Ihr uns herbestellt?", richtet Anakin das Wort an Padmé. Natürlich.
Diese lächelt ihn zaghaft an, ihre Augen funkeln, ihre Hände klammern sich um den Stoff ihres schweren Kleides: "Es geht um Kylain, ein Freund von Taia."
Sie starrt den Padawan noch eine Weile an, ehe sie kurz blinzelt und hastig zu Obi hinüberschaut. Ich kann erkennen, dass der Jedi nicht erfreut ist, als sie auf diesen Namen zu sprechen kommt.
"Anakin, es tut mir Leid, doch diese Angelegenheit geht nur Miss Vassic, die Senatorin und mich etwas an. Ich bitte dich solange wir reden im Tempel zu warten", unterbricht Obi Padmé, bevor diese genauer werden kann.
Anakin schenkt seinem Meister einen tödlichen Blick hinter zusammengezogenen Augenbrauen. Er dreht sich zu Padmé um, als wolle er ihr Einverständnis einholen. Sie nickt ihm zu, schenkt ihm ein Lächeln und erst dann geht der Padawan. Ich kann mir ein Grinsen kaum verkneifen und starre Padmé bedeutungsvoll an.
Plötzlich spüre ich, wie Obi Wan seine Arme von hinten um mich legt und mich fest an sich drückt.
"Heute morgen hatte ich wieder mehr Platz in meinem Bett, du bist einfach zu breit", meine ich gelassen, kann aber dennoch nicht verhindern, dass eine Spur von Beleidigung in meiner Stimme mitschwingt.
"Ich bin heute Nacht fast vom Bett gefallen, weil du über die Hälfte meiner Seite beanspruchst hast", entgegnet Obi Wan, ich kann sein freches Grinsen förmlich in meinem Nacken spüren. Empört drehe ich mich in seiner Umarmung zu ihm um, verziehe meinen Mund zu einer Grimasse und will etwas gemeines kontern, aber Obi bringt mich zum Schweigen indem er mr kurzerhand einen Kuss auf den Mund drückt.
"Du spielst nicht mit fairen Mitteln", murmele ich gegen seine Lippen, atme seinen beruhigenden Duft ein.
"Du willst nur nicht zugeben, dass ich es einfach draufhab."
"Hmm, was meinst du denn damit?"
"Das..." Er schenkt mir wieder einen Kuss, dann noch einen, bis wir von einem Räuspern unterbrochen werden.
"Das diskutieren wir noch", bestimme ich, zwänge mich aus Obis Umarmung und setze mich zu Padmé auf einen der Sitze.
***
Als Padmé von Kylains Forderungen erzählt hat, ist Obi Wan still. Besser gesagt das Malmender-Kiefer-und-geballte-Fäuste-Still.
"Und es könnte noch schlimmer kommen."
Padmé zieht eine gestempelte Schriftrolle aus den tiefen Taschen ihres Kleides und reicht es an Obi Wan.
"Ich weiß nicht was drin steht, doch der Zettel, der beilag, ließ verlauten, dass der Brief nur für dich bestimmt ist", erklärt Padmé und beobachtet, wie Obi Wan langsam das Papier auseinanderrollt. Gespannt deuten wir beide seinen Gesichtsausdruck, der zunehmend dunkler wird.
"Was steht drin?", will die Senatorin wissen, ihre Augenbrauen sind sorgenvoll zusammengekniffen.
"Nichts Gutes. Höchstwahrscheinlich von Kylain, unten stand nur ein seltsames Zeichen. Rot mit verschlungenen Strichen, keine Ahnung was es bedeuten soll. Dieser...", Obi atmete einmal tief durch, um etwas von seiner Selbstbeherrschung wiederzuerlangen, "Er hat einem Boten einen Brief gegeben, indem er von unserer Beziehung erzählt. Er will sogar Beweisfotos haben."
"An wen soll der Brief überbracht werden?", hake ich nach. Auf einmal fühlen sich meine Hände schwitzig an, ich verschränke sie miteinander, um das Zittern zu überspielen.
"An Mace Windu."
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