• POW und AR •
Pato POV:
Nashville ist an sich ja schon scheiße, aber bei Regen noch einmal eine komplett andere Nummer.
Schon gestern im Qualifying war es die pure Hölle.
Ich habe es gerade mal in die Fast 12 geschafft und bin dann auch auf genau diesem zwölfen Platz geblieben, was aber auch echt verwunderlich ist.
Das Auto fühlte sich einfach nicht gut an und auf so einem Straßenkurs ist man dann doch lieber vorsichtig anstatt nachsichtig, denn sonst hat man eine 100%ringe Garantie, dass man in der Leitplanke steckt und das will ich beim besten Willen vermeiden.
Überhaupt hat das schon über die Hälfte des Feldes durchmachen müssen, nun unser Team ist bis heute vollkommen verschont geblieben und das soll bitte auch so bleiben.
Im Warm-Up hat es dann leicht zu Tropfen begonnen, was schon kein gutes Zeichen war...
Vielleicht hätte es allen eine Warnung sein sollen...
Wir haben sie nur alle gekonnt ignoriert.
Zwischen Warm-Up und Rennen hat der Himmel alle verfügbaren Schleusen geöffnet und die Strecke regelrecht geflutet.
Es stand sogar kurz zur Debatte, das Rennen einfach abzubrechen...die Rennkommissare haben sich jedoch, warum auch immer, dagegen entschieden.
So gingen siebenundzwanzig Autos auf einer halbnassen Strecke ins Rennen.
Auf jeder anderen Rennstrecke wäre das schon kritisch gewesen, aber in Nashville?
Das ist ein regelrechtes Himmelfahrtskommando.
Genau aus diesem Grund bin ich nicht wirklich überrascht, als direkt nach dem Start die erste Caution ausgerufen wurde.
Ich für meinen Teil war gerade auf Platz vier, Dixon, Palou und Newgarden vor mir.
„Yellow Flag, Slow down",wird mir überflüssiger Weise mitgeteilt, aber hier ist es gerade ja besonders wichtig.
Bei der nächsten Umrundung sehe ich auch schon, wieso.
Canapino hat es irgendwie geschafft in Ericsson zu fahren und nun stecken der Juncos und der Ganassi-Bolide in der Leitplanke bei Kurve drei.
Seufzend drehe ich meinen Kopf kurz zum Unfallort.
Wenn das Rennen schon so anfängt...
Nach geschlagenen zehn Runden haben wir die Caution auch überstanden, jedoch merke ich, dass es um mich herum wieder zunehmend beginnt zu regnen.
„Take care. Heavy rain in turn two",informiert mich mein Renn-Ingenieur.
Ein einfaches „Copy" meinerseits und schon liegt mien Fokus wieder vollkommen auf der Strecke.
Beim Restart nehme ich ein wenig Abstand zu den beiden Ganassi Boliden vor mir, denn das Spray ist nun doch schon ziemlich hoch und dicht.
Dadurch merke ich aber nicht, das genau die beiden sich gerade mitten in einer Kollision befinden.
Alex hat scheinbar den Bremspunkt nicht getroffen, Ist dann durch das Heavy Breaking quergekommen und Dixon konnte nicht mehr ausweichen.
Naja, nicht nur Dixon konnte nicht ausweichen.
Da ich das Chaos vor mir erst viel zu spät wahrgenommen habe, krache ich noch einmal mit fast 200 km/h drauf, hebe ab und komme Gott sei Dank nur mit meinem Hinterreifen gegen die Leitplanke, welche dafür sorgt, dass ich gerade gradeaus fliege und vor der eigentlichen Kollision zum stehen komme.
Wenn das mal keine rote Flagge gibt.
Kurz schaue ich mich um, orientiere mich, aber ich bin richtig herum und auch schon scheint nichts weh zutun, aber ich habe auch noch sehr hohes Adrenalin, also kann man nicht wissen.
Trotzdem beginne ich dann doch relativ schnell damit, mich abzuschnallen, und aus dem Auto zu klettern.
Mittlerweile regent es wieder wie aus Kübeln und fast wäre ich beim Aussteigen von meinem Auto gefallen, weil es so rutschig ist.
Angesehen davon fühle ich mich immer noch physisch komplett okay, was ich auch direkt dem Safety-Team mitteile.
„Geht lieber zu Alex, der hat voll einen seitlich mitbekommen.",weise ich sie an, und doch bleibt eine Person bei mir, bis ich im Medical-Car sitze.
Dort lehne ich meinen Kopf an die Kühle Scheibe und schließe meine Augen.
In der Ferne sind Sirenen zu hören.
Hoffentlich geht es den anderen beiden gut.
„So, einfach die erste Tür links",werde ich angewiesen, als wir vor dem Medical-Center halt machen.
„Danke",nicke ich und steige mit Helm aus dem Fahrzeug aus.
„Alles okay soweit, es könnte aber durchaus sein, dass sie leicht unter Schock stehen",teilen mir die Ärzte mit, was mich erleichtert aufatmen lässt.
„Also kann ich zurück an die Box?",erkundige ich mich hoffnungsvoll.
„Natürlich, aber gönnen sie sich ein wenig Ruhe",lächelt mich der Arzt an.
Das mache ich gerne, denn Ruhe kann ich gut gebrauchen.
Also schnappe ich mir meinen Helm, laufe den kurzen Weg zurück in die Boxen, wo ich direkt von NBC abgefangen werde, welche ein Interview wollen.
Kurz teile ich ihnen mit,dass ich okay bin, was natürlich mit einem Aufatmen zur Kenntnis genommen wird und ab dem Moment habe ich dann endlich wieder ein wenig Ruhe.
Im Truck angekommen verschwinde ich direkt im Fahrerzimmer, wo ich mich erstmal Dusche und fertig mache.
Nachdem setze ich mich dort aufs Sofa und schaue mir erstmal ein Replay an.
Drei Minuten später schaue ich wirklich schockiert auf mein Handy.
Was ich gerade gesehen habe, hat meinem generellen Schock nicht gut getan.
Aus einer Außenstehenden Perspektive sieht das Ganze ja noch einmal schlimmer aus. Besonders Alex und Scott, aber auch mein Unfall.
Der hätte aber ganz schön ins Auge gehen können.
Zwar war dies hier ein weiterer Ausfall von vielen diese Saison und, was soll ich sagen, natürlich wächst meine Enttäuschung, als Ich realisiere, dass ich durch den Unfall noch weniger Chancen habe auf die WM.
Klar, Alex ist auch raus, aber der hatte auch so einen riesigen Vorsprung, dass man punkten muss, egal, ob er ausfällt oder nicht.
Draußen fängt es dazu auch mich an grummeln, was meinem Gemütszustand nicht wirklich besser werden lässt, denn sowas zieht die Laune doch extrem runter.
Dieses Wochenende, nein diese Saison ist doch einfach für die Katz, um nicht zu sagen fürn Arsch.
Es hätte alles so schön sein können.
Im nächsten Moment merke ich, wie die ersten Tränen sich ihren Weg nach oben bahnen.
Nein Pato, nicht weinen, so schlimm ist es gar nicht.
Dazu kommt, dass es genau in dem Moment, in welchem ich so sehr mit mir selbst kämpfe, die Tür aufgeht und jemand in den Raum tritt.
Schnell drehe ich mich weg, will wirklich nicht, dass mich jemand so sieht.
„Pato. Ich wollte nach dir sehen".
Alex, also mein Teamkollege Alex.
Shit, wenn er mich so sieht ist es ja noch peinlicher, denn gerade er schafft es doch immer seien Emotionen zu kontrollieren.
Stumm nicke ich.
„Du bist okay oder?",kommt eine weitere Nachfrage.
Wieder nicke ich, denn wenn ich sprechen würde, dann würde meine Lüge sofort entlarvt werden.
Daraufhin folgt erstmal nichts und ich warte nur, dass Alex wieder geht, doch im nächsten Moment gibt das Sofa neben mir nach und ich werde in ein Paar starke Arme gezogen.
Ein Duft aus einer Mischung aus Schweiß, Parfüm und Alex Eigengeruch kommt mir entgegen, was mich dann doch dazu bewegt, meinen Tränen endgültig freien Lauf zu lassen.
„Pato. Es ist doch okay zuzugeben, wenn es einem nicht gut geht. Es muss dir nicht peinlich sein.",streicht der Amerikaner behutsam über meinen Rücken.
Schwach nicke ich und sacke komplett in seinen Armen zusammen.
Alle Anspannung fällt ab, alle Gefühle werden endlich losgelassen.
Bittere Tränen verlassen meine Augenwinkel und immer mal wieder verlässt ein Schluchzen meine Lippen.
Aber bei Alex fühle ich mich so sicher, dass ich dies auch wirklich machen kann.
Einfach gut aufgehoben..
„Wieso bist du überhaupt hier? Habt ihr nicht ein Rennen zu fahren?",schniefe ich nach einer Weile, denn meinen Tränen-Vorrat ist mittlerweile aufgebraucht.
„Oh, du weißt noch gar nicht Bescheid",schiebt sich ein paar brauner Augen in mien Sichtfeld.
Besorgt werde ich gemustert, jedoch zur gleichen Zeit auch aufmunternd und irgendwie liebevoll auch angelächelt.
„Nein. Ich war im Medical-Center und danach sofort hierher.",erkläre ich leise,"War irgendwie zu sehr mit dem erlebten beschäftigt, als das ich mich auf das Gegenwärtige konzentriert habe."
„Es ist ja vollkommen verständlich. Dein Unfall sah auch wirklich beängstigend aus. Ich frage mich, wie du in dem Moment so ruhig bleiben konntest",verirrt Alex linke Hand, welche noch immer mit seiner rechten auf meinem Rücken liegt, in meine Haare.
„Sagst gerade du. Du bist doch immer die Person im ganzen Paddock, welche immer einen kühlen Kopf behält, welche sich am wenigstens von seinem Emotionen beeinflussen lässt.",murmle ich, denn genau so kam Alex immer rüber.
Ruhig, ein wenig kühl und überwiegend emotions...,naja,nicht emotionslos, aber emotionsneutral.
„Das ist alles antrainiert. Auch ich habe Emotionen, auch wenn ich sie selten zeige. Sie sind nur für bestimmte Personen bestimmt, bei welchen ich mich wohl fühle. Genau aus diesem Grund..."
„Zeigst du mehr Emotionen als bei Andretti. Ich verstehe",mustere ich ihn jetzt auch aufmerksam.
Die Aussage macht Sinn. Ehrlich gesagt, macht es auch Sinn, denn Alex wirkt sehr viel offener als zuvor bei Andretti.
„Genau",nickt Alex.
„Du kannst aber ruhig Emotionen zeigen. Wir werden dich dafür nicht verurteilen",schlinge ich meine Arme erneut um Alex Schultern, was ihn leise lächeln lässt.
„Danke Pato. Das bedeutet mir sehr viel.",merke ich, wie er sich ebenfalls entspannt.
Sanft schließe ich meine Augen.
Lasse mich vollkommen in die Situation fallen.
Genieße die Nähe zu Alex, denn sie bringt mich wirklich runter.
Ich bin so gefangen in der angenehmen Stimmung, die sich ausbreitet, dass ich gar nicht merke, wie Felix ebenfalls den Raum betritt.
„Ich will eure deutlich spürbare Bubble nur ungern zerplatzen lasse, aber Alex, du musst wieder ins Auto.
Und da war er auch schon wieder weg.
Als Alex sich langsam lösen will, klammere ich mich ein wenig leichter fest.
„Am liebsten wäre es mir, wenn du einfach bleiben würdest",gebe ich zu, denn ohne Alex fühle ich mich ein wenig alleine.
„Geht leider nicht, aber ich bin so schnell wieder bei dir, wie ich kann",laufen Alex Wangen leicht rosa an.
„Ganz ganz viel Glück",gebe ich ihm noch mit auf den Weg, ehe ich mich löse und Alex ziehen lasse.
Lange verweile ich aber auch nicht mehr im Raum, denn da es trocken ist, begebe ich mich zum Kommandostand, um das Rennen meiner Teamkollegen zu verfolgen.
Immerhin befinden sie sich auf Platz zwei und drei, also ist es definitiv sinnvoll, mal zu schauen, was abgeht.
„Gibt es schon Infos über Palou?",erkundige ich mich nach dem Spanier, da ich Dixon auf dem Weg hierher gesehen habe, also fehlen nur Infos über den Spanier.
„Nein, noch nichts. Er ist ins Krankenhaus gebracht worden",erzählt mein Renn-Ingenieur mir.
Mist, das ist wirklich doof.
Meine Sorge um Palou steigt wieder, wird am Ende des Rennens jedoch zumindest für einen kurzen Moment in den Schatten gestellt, denn Alex überquert einige Cautions später als erstes die Ziellinie vor Felix und Scott McLaughlin. Josef ist im letzten Renndrittel aufgrund eines Motorschadens ausgefallen, sonst hätte er locker gewonnen.
Mit einem breiten Grinsen warte ich auf meine beiden Teamkollegen, welche überglücklich auf mich zukommen.
Zuerst drücke ich Felix als meinen besten Freund einmal ganz fest, jedoch ist meine Umarmung für Alex definitiv länger.
„Ich bin super stolz auf dich",meine ich ehrlich zu ihm, denn sein Rennen war auf jeden Fall sehr gut.
„Danke. Danke Pato für alles",vergräbt er seinen Kopf erneut an meiner Schulter.
„Immer gerne Alex, immer gerne".
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Beendet am 25.6.23
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Heute mal keine Shots zum Wochenende, dafür aber dieser OS, welcher auch am Nashville-We spielt 🙈
Mir fiel einfach nichts wirklich ein zum Wochenende, also dachte ich, etwas Fiktiveres tut es auch 🤍
Ich wünsche euch einen schönen Montag und wünsche euch einen guten Start in die neue Woche 🤍
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