• OP und JV •


Wunsch von Gifthexe
Worte: Schokokeks / Seelentröster / Grillhähnchen
Ich hoffe, dass dir der OS gefällt!

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Jüri POV:

Oscar,
Es ist nun schon ein Jahr her.
Ein ganzes Jahr, seit dem Tag, an dem du mich gefragt hast, ob ich dein Freund werden möchte.
Damals...meine mentale Lage war, sagen wir mal, desaströs.
Ich wurde von wirklich fast allem und jedem als ein Rassist und als homophob  angesehen..
Selbst im Fahrerlager fingen einige Fahrer an, mir aus dem Weg zu gehen, mich komplett zu ignorieren und einen großen Bogen um mich zu machen.
Das alles...es hat mich noch ein wenig mehr zerstört, als die ganzen Kommentare im Internet, da ich die Menschen wirklich kennen...naja, eher dachte ich, dass ich sie kennen würde.
Umso überraschter war ich damals über deine What's App, die du mir nur wenige Tage nach dem Stream geschrieben hast.
Wenn ich ehrlich zu dir bin, habe ich mich zuerst nicht einmal getraut, sie zu öffnen, denn nicht wenige unter den Fahrern hatten mir auch negative Dinge dort zukommen lassen.
Verzeih mir, dass ich so von dir gedacht habe Oscar, ich kannte dich dort einfach noch nicht so gut, wie ich es jetzt tue.
Als ich deine Einladung zu einem Grillhähnchen-Abend unter Freunden bekommen habe...ich war sehr perplex und wusste nicht, ob ich hingehen sollte oder nicht...ich wusste ja nicht, wer alles eingeladen war und ob ich von allen erwünscht war.
Jetzt kann ich sagen, dass ich unglaublich froh bin, dass ich hingegangen bin, denn sonst würden wir wohl nicht in der Situation sein, in der wir uns befinden.
Ich weiß nicht, ob ich es dir jemals erzählt habe, aber dein Hähnchen schmeckte einfach grauenhaft, was hast du damit bloß gemacht?
Da kann ich es total verstehen, dass ich die Person ist, die meistens kocht...
Nun denn, Spaß beiseite...
Ich war damals am Boden.
Jedes Mal wenn ich ich dachte, dass es nicht weiter nach unten gehen kann, wurde ich eines besseren belehrt, doch was mir auch bewusst wurde, ist die Tatsache, dass es immer Möglichkeiten oder auch Wunder gibt, die einen vom Boden auferstehen lassen.
Du bist mein Wunder Oscar.
Ohne dich, ohne deine Liebe, die du mir jeden Tag zeigst, ohne die Kraft und Zeit, die du jeden Tag in mich investiert hast...ich wüsste nicht, wo ich ohne dich wäre.
Du hast dich immer um ich gekümmert.
Angefangen an genau diesem Tage, als du mich hast zu dir kommen lassen.
Es war das erste Mal, dass ich es geschafft habe, wieder unter Leute zu gehen, dass erste mal, dass ich mich wieder wohl gefühlt habe...
Danach...
Du hast es durchgezogen.
Du wolltest mich, mit all meinen Ecken und Kanten.
Immer, wenn du im Paddock warst, warst zu zuerst bei mir.
Hast dich vergewissert, dass es mir gut geht und wenn nicht, hast du es immer geschafft, mir mein Lächeln zurück auf die Lippen zu zaubern.
Schnell wurde mir klar, dass es Liebe ist.
Als du mich dann auch noch nach dem ersten Date gefragt hast...innerlich war es um mich geschehen.
Ich war so extrem aufgeregt...aber zum ersten Mal war da dieses durch und durch positive Gefühl, welches alle negativen Gefühle in den Schatten gedrängt hat.
Der Kakao, welchen du mir an diesem Abend gegeben hast, das Kuscheln, die Nähe...alles.
Oscar, mit diesem Brief will ich nicht mehr und nicht weniger als Danke sagen.
Danke für alles und das meine ich ernst.
Alles, was du für mich getan hast hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin.
Und dafür bin ich unendlich dankbar.
Ich liebe dich,
Jüri."

Das sollte hoffentlich alles der vielen Gefühle widerspiegeln, welche sich in meinem Herzen für den Australier aufgebaut haben.
Heute haben Oscar und ich Jahrestag und ich habe wirklich lange überlegt, was ich ihm schenken soll.
Vielleicht bin ich auch einfach nur zu verkloppt gewesen, jedoch ist mir einfach nichts eingefallen, was meine Lieben gegenüber Oscar verdeutlichen kann.
Etwas Materielles würde mir zu unpersönlich sein und wenn ich etwas personalisiere...mir persönlich zu kitschig.

Nach einigem hin und her bin ich dann auf die Idee mit dem Brief gekommen und ich muss sagen, dass es mich schon zufriedenstellt.

Piep, piep.
Ruckartig hebe ich meinen Kopf vom nun beschrifteten Stück Papier und Hechte In die Küche, wo die Schokokekse im Ofen gerade fertig geworden sind.
Oscar liebt alles, was mit Schokolade zutun hat, also sind die Kekse, welche zu diesem nasskalten Wetter sehr gut passen, definitiv eine schöne Ergänzung zu dem Brief.

Wir wollten heute einen entspannten Tag machen, vielleicht kochen, vielleicht bestellen..je nachdem, auf was wir Lust haben.
Oscar sollte in ungefähr zwei Stunden wieder hier sein, denn es ist ein Montag und er sollte heute von einem Rennwochenende wieder nach London kommen, wo wir beide uns eine Wohnung teilen.

Nach dem Ende der letzten Saison habe ich mich für diverse Studiengänge beworben, denn einfach nur rumsitzen wäre gar keine Option für mich.
Am Ende sind es dann Kommunikationswissenschaften geworden, es hat mich irgendwie am meisten angesprochen.

Da die Uni in London ist, ist der Weg oft sehr kurz und an manchen Tagen, wie heute zum Beispiel, haben wir auch gar keine Vorlesungen gehabt, sodass ich meine Zeit anderen Dingen totschlagen konnte.

Die Wohnung wurde heute grundpoliert, sodass kein Staubkorn mehr zu sehen ist.
Die Betten sind frisch bezogen und alles ist ordentlich und sortiert.

So fühlt sich mein Freund bestimmt doppelt wohl, denn er ist normalerweise der, der in unseren vier Wänden immer für Ordnung sorgt, während ich immer der bin, der das Chaos projiziert.

Vorsichtig, sodass ich mich nicht verbrenne, öffne ich die Backofentür und hole die Backbleche mit den Keksen aus dem Ofen, lasse sie zum Auskühlen auf der Herdplatte stehen und mache mich auf die Suche nach einer Keksdose.

Einige der Kekse will ich in eine spezielle Verpackung stecken, der Rest kommt in die Dose, damit wir ein wenig länger an ihnen naschen können.
Schnell fällt mir eine Keksdose mit der Aufschrift „Seelentröster" in die Hände.

Schmunzelnd drehe ich diese einmal in den Händen ehe ich den Vorratsraum verlasse und in die Küche zurückgehe.
Diese Dose hatte Oscar mir dieses Jahr zu meinem Geburtstag geschenkt.

Dass ich Kekse gebacken habe, war nicht ganz uneigennützig, denn ich liebe das süße Gebäck genauso wie mein Freund es tut, was er sind gemerkt hat und mir deshalb diese Dose mit einer riesigen Menge an Keksen geschenkt.

Nachdem die Kekse ausgekühlt sind, packe ich ungefähr drei Viertel der Kekse in die Dose und verpacke die restlichen Kekse in einer durchsichtigen Folie, welche ich mit einem dunkelblauen Band oben zuschnüre.

So, perfekt.
Jetzt nur noch alles an den vorgesehenen Platz und fertig ist alles.

Den Brief lasse ich in einem beigen Umschlag verschwinden und lege ihn zusammen mit der Türe Kekse auf Oscars Bettseite.
Es ist nicht viel, aber es steckt Liebe dahinter und das ist doch das, was wirklich zählt.

Schnell mache ich mich auf den Rückweg in die Küche, wo ich schnell das Backpapier entsorge und die Backbleche sauber schrubbe.

So sehr ich Backen und Kochen doch liebe, so sehr hasse ich den Abwasch und das Aufräumen danach...wie gesagt, Oscar ist der Ordentlich.
Demnach tue ich mich auch ein wenig schwer, oder lasse mir etwas mehr Zeit, je nachdem, on ich es mir schönreden will, oder nicht.

Gerade, als ich mich seufzend und fertig auf einem der hellen Küchenstühle niederlasse, höre ich einen Schlüssel im Türloch.
Ist das wirklich schon Oscar?
Er ist doch viel zu früh?

Sofort springe ich wieder auf und laufe schnell in den Flur, wo sich Oscar gerade aus seinen Schuhen schält und diese fein säuberlich, wie soll es auch anders sein, neben den meinen abstellt.

„Lass mich dir die Jacke abnehmen",trete ich an ihn heran und nehme ihm die Jacken von den Schultern.
„Erstmal Hey Jüri",greift Oscar nach meinen Hüften, dreht mich herum und verbindet unsere Lippen zu einem liebevollen Kuss, welchem ich mich vollkommen hingebe.

Mittlerweile habe ich keine Probleme mehr damit, dass Oscar meist fünf Tage weg ist.
Am Anfang wollte ich ihn immer ungern gehen lassen, aber durch den Prozess der Besserungen, welchen ich im letzten Jahr durchlaufen habe, ist es absolut kein Problem mehr.

Dennoch merke ich immer wieder, wenn wir uns das erste Mal wieder küssen, wie sehr ich den Mann vor mir doch liebe.

„Hey Os. Du bist wirklich klasse gefahren. Ich bin stolz auf dich",löse ich mich aus dem Kuss und hänge seine Jacke an den Harken, ehe ich mich wieder meinem Freund zuwende, welcher mich mit einem warmen Lächeln mustert.

Seine Wangen sind immer noch leicht gerötet vom kalten Herbstwind in London.

„Frohen Jahrestag",haucht er und stiehlt sich einen weitern kurzen Kuss, ehe er sich seinen Koffer schnappt, welchen er, wie immer, direkt in unser Schlafzimmer befördert.

Sofort werde ich ein wenig nervös.
Es war zwar meine Intention gewesen, die Geschenke genau dort zu platzieren, damit sie ihm direkt ins Auge fallen, jedoch bin ich dann doch gespannt, was er zu diesen, gerade zu dem Brief sagen wird.

Erst scheint er die Kekse und den Brief gar nicht wahrzunehmen, verschwindet sogar zuerst ins Badezimmer, wo er seine Zahnbürste wieder in seinen Becher wirft und sich die Hände wäscht.
Als er dann wieder ins Schlafzimmer tritt, werden seine Augen ganz groß.

„Du hast nicht ernsthaft doch etwas gemacht oder? Wir hatten doch gesagt, dass wir etwas zusammen machen".

Okay, dass ist jetzt nicht die Reaktion, welche ich erhofft hatte.
Dies scheint auch Oscar aufzufallen, denn er schließt mich schnell in seine Arme.

„Aber es ist natürlich trotzdem schön. Ich fühle mich nur ein wenig schlecht, dass ich nichts für dich habe", schiebt er schnell hinterher.

„Das ist nicht schlimm. Ich habe dich",meine ich offen und ehrlich und beobachte Oscar dabei, wie er sich auf das frisch riechende Bett schmeißt und sich zuerst den Keksen zuwendet.

„Die sind ja noch warm",erkennt er,als er die Tüte in seine Hand nimmt.

„Gerade frisch gebacken. Du magst so gern Schoki und Kekse, da dachte ich, dass ich es doch gut kombinieren kann.",lasse ich mich neben ihm nieder.
„Ich...danke.."schaut er mich gerührt an und kann es sich natürlich nicht lassen, einmal die Packung zu öffnen und zu naschen.

Auch ich greife nach einer der süßen Sünden und lasse sie mir im Mund zergehen.

„Sind das Schoko-Chips drin?",mümmelt Oscar mit vollkommen Schokoladenverschmiertem Mund.
„Ja, eigentlich war das Rezept ohne, aber ich konnte es nicht lassen",zucke ich nur amüsiert mit den Schultern.

„Und dann kommen wir mal zu diesem schönen Umschlag.",greift Oscar, nachdem er sich vergewissert hat, dass seine Hände sauber sind, nach dem fein säuberlich zugemachten Umschlag und klappt ihn wieder auf.

„Ein Brief",haucht Oscar, als das einmal in der Mitte gefaltete Papier zum Vorschein kommt.

„Ich hoffe, dass es nicht zu kitschig ist, aber ich dachte, dass es dir gefallen könnte",bin ich auf einmal nicht mehr ganz so sicher, was die Idee betrifft.

„Ich finde es wirklich toll. Mal schauen, was du so schönes gezaubert hast",entfaltet Oscar das Stück Papier und beginnt, Wort für Wort, Zeile für Zeile, das Geschriebene zu lesen.

Das Lächeln, was schon zuvor auf seinen Lippen geklebt hatte, wurde mit jeder Sekunde breiter und breiter.

Endlos lange kommt mir die Zeit vor, die mein Freund einfach nur ließt und ließt und ließt, ehe er den Brief sinken lässt und mich mit Tränen in den Augen anschaut.

Auch mir steigen Tränen in die Augen.

Mit Bedacht faltet Oscar den Brief, steckt ihn zurück In den Umschlag und legt ihn auf seinen Nachttisch, ehe er sich einmal über die Augen fährt und sich schlussendlich mir zuwendet.

„Das...das mit dem Grillhähnchen nehme ich persönlich",schnieft er, ehe er mich an sich heranzieht und unsere Lippen zu einem sanften, langen und liebevollem Kuss verbindet.
Nur zu gerne lasse ich mich von der Wärme meines Freundes umhüllen, sauge jede Sekunde in mir auf.

Lange, lange bleiben wir einfach in der Position, ehe ich es bin, der den Kuss unterbricht, um Oscars Tränen, welche sich den Weg nach draußen gebahnt haben, aufzufangen beziehungsweise wegzuwischen.

„Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen"

„Ich, ich weine doch nur, weil es so schön ist. Du...ich kann einfach nicht mehr sagen, als das ich dich auch liebe und ich froh bin, dass ich dir so helfen konnte. Mir ist immer bewusst gewesen, dass ich einen nicht ganz so kleinen Anteil an deinem Heilungsprozess hatte, aber das es so signifikant ist...
Es macht mich halt einfach emotional und es berührt mich sehr. Jüri Vips, ich liebe dich ebenfalls und das von ganzem Herzen."

Auch meine Wangen sind mittlerweile nass von den ganzen Tränen.

„Danke Oscar, danke, dass ich durch dich zurück ins Leben gefunden habe".

„Und ich bin froh, dass ich dich wieder aufbauen konnte. Ich bin unendlich stolz auf dich und auf den Prozess, den du durchgemacht hast. Du bist eine der stärksten Personen, die ich kenne."

Ohne verbal zu antworten, lege ich meine Hände erneut an seine Wangen und ziehe Oscar in einen weiteren Kuss.

Ich bin wirklich froh, diesen Mann in meinem Leben zu haben, denn ich wüsste nicht, ob ich ihnen ihn so weit gekommen wäre.

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Beendet am 10.5.23
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Mein Wort zum Freitag für euch.🤍
Ich wünsche  euch an dieser Stelle ein schönes Wochenende und hoffe, dass ihr Spaß hiermit hattet 🤭

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