• OP und FV •
Oscar POV:
Regen, was ein schieß Wetter.
Jedoch muss man damit rechnen, wenn man in England wohnt.
Und ich habe bei Alpine einen Termin und kann jetzt im strömenden Regen zurück zu der Wohnung Laufen,in welcher Caio und ich wohnen. Und das ist ein gutes Stück.
Eigentlich fahre ich immer mit dem Auto hin, aber wie der Zufall es so wollte, ist es heute morgen absolut nicht angesprungen.
Dann wollte ich Bus fahren, aber es kam und kam keiner, weshalb ich jetzt im britischen Herbstregen zurück Nach Hause laufe.
Meine Hände tief in den Taschen vergraben, genau wie meine Nasenspitze in meiner Jacke.
Meine Kapuze habe ich auch aufgesetzt, denn sonst bin ich morgen definitiv krank und das würde ich gerne vermeiden.
Da es sowieso schon anfängt zu dämmern, sind eh nicht mehr viele Leute draußen und dementsprechend ruhig ist es auch in der Stadt.
Nur vereinzelt rennen Leute mit Regenschirmen an mir vorbei. Daran hätte ich auch mal denken sollen.
Innerlich könnte ich mir dafür schon einen kleinen Klaps auf dem Hinterkopf geben.
Aber was soll's, jetzt ist es eh egal.
Als ich ungefähr die Hälfte des Weges zurückgelegt habe, komme ich den Rathaus von Oxford vorbei. Wie immer blicke ich kurz auf das imposante Bauwerk. Es hat meines Erachtens immer etwas Mysteriöses an sich und wirkt im typisch britischen Wetter schon etwas gruselig.
Beim zweiten Hinblicken fällt mir jedoch noch etwas anderes auf.
Tatsächlich ist jemand so lebensmüde und sitzt im strömenden Regen auf den Treppenstufen, welcher zum Seiteneingang führen.
Innerlich schüttle ich den Kopf, wer tut sich sowas freiwillig an?
Beim erneuten Hinsehen runzle ich jedoch die Stirn.
Das ist doch eine Tasche von Mercedes oder ist meine Sicht durch den Regen so schlecht?
Wenn ich recht habe, sollte ich lieber mal nachschauen, wie es der Person geht, denn niemand sitzt so im Regen, weil er Spaß daran hat.
Entschlossen steuere ich die Treppen an und Sprinte diese hoch.
Die Person hat nicht einmal ein Kapuze auf, weshalb ich den blonden Haarschopf deutlich erkennen kann.
Ist das etwa...?
Nein, das kann nicht sein.
Bedacht nicht auszurutschen lasse ich auch die letzten Stufen hinter mir und stehe tatsächlich vor der Person, die mir gerade schon durch den Kopf geschossen ist.
Aber es war riskant.
Fred und ich sind 2020 Teamkollegen gewesen und ich hatte mich unglücklicherweise in ihn verliebt.
Obwohl Logan und auch René auf mich eingeredet haben, habe ich mich nie getraut ihm meine Gefühle zu gestehen, weshalb ich gehofft hatte, dass diese einfach im Sand verlaufen.
Als ich jedoch jetzt in die verzweifelten blauen Augen schaue, merke ich, dass die Gefühle so präsent sind, wie eh und je.
"Fred", hocke ich mich vorsichtig vor ihn, bedacht, nicht von der regennassen Stufe zu fallen.
„Oscar? Was machst du denn hier",höre ich den Dänen murmeln, kann aber seinen Gesichtsausdruck nicht mehr erkennen, da er seinen Blick gen Boden wendet.
„Das Selbe könnte ich dich fragen",versuche ich mit durchdringender Stimme auf ihn einzureden.
„Ach, ich, keine Ahnung. Ich kann auf jeden Fall nicht nach Hause",murmelt Fred weiter, vergräbt sein Gesicht in seinen Händen.
Mhh, das ist etwas komisch.
Wieso sollte er nicht nach Hause können?
Er teilt sich hier in Oxford eine Wohnung mit Ollie Caldwell, also muss es ja etwas mit seinem Mitbewohner zutun haben.
„Dann kommst du mit zu uns",meine ich und halte ihm eine Hand zum Hochziehen hin.
Zögerlich ergreift er diese, lässt sie aber einfach nicht los, als wir uns auf den Weg nach unten machen.
Eher wirkt er sehr anhänglich.
Dazu kommt, dass er sehr still ist und wenn ich euch eins sagen kann, dann, dass ein Frederik Vesti nicht still ist.
Da ich jetzt Fred bei mir hatte, habe ich es nur nich eiliger nach Hause zu kommen, denn der Däne an meiner Hand ist schon vollkommen durchnässt und ich will nicht, dass er sich noch erkältet oder so.
Je näher wir unserer Wohnung kommen, desto stärker wird der Regen draußen, man hört zudem auch das erste leichte Grummeln, was mich dazu bringt, meine Schritte noch einmal zu beschleunigen.
Bei Gewitter sollt man auf keinen Fall draußen rumlaufen.
Nach guten Fünf Minuten stehen wir unter dem Abdach des Hauses, in welchem Caios und meine Wohnung liegt.
Schnell krame ich nach dem Schlüssel in meiner Jackentasche, finde ihn recht schnell und schließe die Tür auf.
Im Treppenhaus geht das Licht an, kaum, dass wir es betreten haben.
Schnell ziehe ich mir die Kapuze aus dem Gesicht und erhasche das erste mal einen Blick auf den komplett durchgenässten Dänen, welcher mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck anschaut.
Komplett nass sind seine Haare, aus welchen immer noch Regen auf sein Gesicht tropft.
„Dich stecken wir gleich erstmal unter die Dusche",meine ich und ziehe ihn einfach mit mir in Richtung Fahrstuhl.
Immer noch schweigend betrachtet Fred seine Hände, sagt absolut gar nichts.
Als das Leise „Piep" ertönt, ziehe ich ihn wieder hinter mir her und schließe die Tür zur Wohnung auf, welche links von dem Fahrstuhl liegt.
„Sind wieder da",rufe ich in die Wohnung hinein, damit Caio Bescheid weiß.
„Wir, wer sind denn...oh",steht der Brasilianer plötzlich vor uns.
Ich merke, wie Fred sich neben mir anspannt.
Anscheinend ist es ihm unangenehm.
„Ich will euch keine Umstände machen", sind die ersten Worte, welchen den Mund des Dänen seit Ankunft hier verlassen haben.
„Ach, die machst du schon nicht",winkt Caio sofort ab und schaut mich durchdringend an.
Er wusste zwar, dass da mal Gefühle waren, jedoch überrascht es ihn schon, dass ich ihn auf einmal mit nach Hause schleppte.
„Ich verschwinde dann mal, habe noch ein paar Emails offen, welche ich bearbeiten muss.",grinst Caio mich an und verschwindet schon wieder in seinem Zimmer, aus welchem er auch gerade gekommen ist.
Also sind Fred und ich wieder alleine.
„Willst dich vielleicht kurz abduschen",frage ich nach einer kleinen Denkpause, da ich zuerst nicht wirklich wusste, was ich sagen soll.
„Ja, das wäre gut. Die Klamotten kleben doch ein wenig",gesteht Fred leise und wird von mir direkt zum großen Bad gezogen.
„Ich lege dir Klamotten vor die Tür",lasse ich ihn noch wissen, bevor ich die Tür hinter ihm zuziehe und erstmal tief durchatme.
Okay, Fred steht gerade in MEINER Wohnung, unter MEINER Dusche.
Und er scheint mir so sehr zu vertrauen, dass er mit zu mir nach Hause geht, wenn er in seinem eigenen gerade nicht erwünscht ist.
Das heißt doch etwas oder?
Verwirrt stapfe ich in mein Zimmer und krame in meinem Klamotten einer Jogginghose und einem Pulli.
Letztendlich entscheide ich mich für meinen Lieblingspulli, einen schlichten hellblauen. Zusammen mit einem Paar warmer Socken und einer Boxershorts lege ich alles vor die Badezimmertür und gehe in Richtung der Küche, wo ich zwei Kakao vorbereite.
Was hilft denn nicht besser, als eine schöne Tasse heiße Schokolade, wenn man komplett durchfroren von draußen kommt?
Als Kind habe ich es immer geliebt, also ist es bestimmt angebracht in dieser Situation.
Gerade stelle ich die Tassen in die Mikrowelle, da höre ich Schritte in der Küche und drehe mich lächelnd um.
Fred wirkt nicht mehr ganz so bedröppelt, wenigstens hat er ein wenig Farbe im Gesicht.
So sieht er schon viel besser aus.
Dabei muss ich zugeben, dass er in dem Pulli auch Bombe aussieht, da das Blau dem Farbton seiner Augen gleicht.
„Setzt du dich schonmal aufs Sofa?",lächle ich ihn aufmunternd an und deute mit dem Kopf in Richtung Sofa.
Fred nickt als Bestätigung und macht sich auf den Weg in die Stube, ich folge ihm keine Minute später mit zwei dampfenden Tassen.
„Kakao, ich dachte, dass das vielleicht gegen Kälte und Kummer hilft",meine ich und stelle eine Tasse genau vor Fred ab, behalte meine in der Hand, um diese aufzuwärmen.
Dankbar greift auch der Däne nach seiner Tasse und nippt kurz an der warmen Köstlichkeit.
„Lecker, die schmeckt immer genau wie der Kakao den meine Mutter immer gemacht hat",grinst er leicht in Richtung des Kakaos.
So gefällt er mir schon viel besser.
Stumm trinken wir ein wenig von dem Kakao.
Nach einer Weile durchbreche ich jedoch die Stille:"Was ist denn jetzt genau passiert? Du sitzt nicht umsonst hier Fred."
Sofort wandelt sich Fred Gesichtsausdruck von neutral zu bedrückt, was mir schon leid tut, jedoch musste ich das einfach fragen.
„Olli und ich hatten Streit."
Okay, das hätte ich jetzt nicht erwartet. Fred ist wohl einer der fröhlichsten und gutherzigsten Menschen, die es gibt und geht deshalb Streit konsequent aus dem Weg,
Das ihn das mitnimmt, kann ich wohl verstehen, jedoch versetzt es mir auch einen kleinen Stich, da er und Ollie sich ja wohl sehr nahe stehen müssen, wenn er sich in so einen Zustand begibt.
„Ich weiß nichtmal mehr worum es ging, vermutlich irgendwas mit Haushalt. Auf jeden Fall hat sich der Streit so hochgeschaukelt, dass er mich angeschrien hat und meinte, dass ich sonstwo bleiben kann, wenn ich mit meinem Kram bei Mercedes fertig bin. Ich war schlichtweg zu eingeschüchtert, um wider nach Hause zu gehen. Ollie war so sauer, dabei wollte ich ihm gar nichts Böses."
Nun rennen seine Tränen wieder über sein Gesicht.
Schnell überbrücke ich den Abstand, welcher zwischen uns liegt und ziehe ihn in meine Arme.
Gebe ihm Halt.
„Shh, alles gut. Alles gut. Ich bin hier. Lass es raus, es ist okay",rede ich beruhigend auf ihn ein, streiche ihm über den Rücken.
„D..d..danke Oscar, wirklich. E..e..es tut nur so weh. Streit mit seinem besten Freund zu haben ist doch immer kacke",zittert Fred in meinen Armen, vergräbt seinen Kopf in meiner Halsbeuge.
Innerlich atme ich erleichtert aus. Fast fühle ich mich deswegen schlecht, weil Fred so leidet. Allerdings bin ich froh, dass er und Ollie nur beste Freunde sind. Weniger Konkurrenz.
„Ja, das kann ich vollkommen verstehen, aber Streit gehört nunmal dazu, gerade, wenn man zusammen wohnt. Glaubst du, dass Caio und ich uns nie streiten?",lächle ich bei dem Gedanken, was ich und der Brasilianer uns schon alles an den Kopf geworfen haben.
„Anscheinend schon",grinst nun auch Fred Leicht in meine Halsbeuge, zieht langsam seinen Kopf aus dieser hervor und lächelt mich dankbar an.
„Auf jeden Fall",versichere ich ihm.
Tiefe Dankbarkeit liegt in Freds Augen, als er in meine blickt.
„Komm her", meine ich und breite meine Arme aus, in welche Fred sich hineinwirft.
Genau in dem Moment geht über uns das Licht aus.
„Scheiße, Stromausfall", reagiere ich als erstes
„Ist aber auch kein Wunder, bei dem Gewitter draußen",murmelt Fred mit immer noch leicht belegter Stimme.
Da hat er recht. Draußen tobt der Regen. Ab und an sind Blitze zu erkennen und auch Donner ist klar und deutlich zu hören.
„Gott sei Dank hast du mich gefunden",lächelt Fred.
„Ja, und wenn ich ehrlich bin, lasse ich dich hier auch nicht mehr weg.",spreche ich viel zu schnell.
„Danke,danke, ich wüsste echt nicht, was ich ohne dich tun sollte.",schaut Fred dankbar in mein Gesicht, zumindest in das, was von dem noch zu erkennen ist.
„Ich würde dir dann mein Bett überlassen. Das Sofa will ich echt nicht zumuten",rede ich einfach weiter.
„Vielleicht kannst du auch einfach mitkommen?".
Die Frage kommt ganz leise über seine Lippen, jedoch habe ich jedes Wort davon verstanden.
„Wenn das für dich okay ist...",lasse ich den Satz offen.
„Natürlich ist es das". Wieder ist mein Mund schneller als mein Kopf.
„Wollen wir dann rüber. Ich glaube, da ist es bequemer".
Zögerlich stehe ich auf und halte ihm meine Hand hin.
Fest ergreift er diese und zusammen laufen wir in meinen Schlafzimmer.
Mein Bett ist groß genug für zwei Personen, bloß...
„Ich hoffe, es ist kein Problem, wenn wir uns eine Decke teilen",frage ich ihn, jedoch zieht er mich einfach auf mein Bett und zieht mich an sich.
Okay, jetzt wird er wirklich offensive, was mein Herz zum Klopfen bringt.
Diese Nähe ist ungewohnt, aber schön.
Koalalike klammere ich mich an ihn, da mir wirklich ein wenig kalt ist.
„Du scheinst ja sehr gerne zu kuscheln",stellt Fred fest, wobei ich das typische Lachen aus seiner Stimme heraus höre.
„Ja",gebe ich zu und rücke ertappt wieder von ihm weg.
„Es, komm wieder her, so war das nicht gemeint",meint Fred schnell und zieht mich wieder zu sich.
Jetzt kann ich die Nähe voll und ganz genießen.
„Kommt ein wenig spät, findest du nicht?"
Verwirrt schaue ich hoch.
„Ja, also das Kuscheln. Wenn es nach mir geht, hätten wir das vor zwei Jahren auch schon machen können",spricht Fred in die Dunkelheit hinein.
„Wirklich? Also, ehrlich gesagt..."
„Geht es dir genauso?"
Hoffnung liegt in Freds Stimme.
„Ja",stemme ich mich auf meine Ellenbogen, kann somit genau die Umrisse von Freds Gesicht sehen.
Von Freds Geständnis geleitet beuge ich mich herunter und lege meine Lippen auf die Lippen von Fred, zumindest dahin, wo ich sie erahne.
Zu meinem Leidwesen treffe ich nur die Hälfte seiner Lippen, was ihn zum Schmunzeln bringt.
Um es für mich weniger unangenehm zu machen, zieht er meinen Kopf ein Stück nach links, sodass ich seine Lippen nun vollkommen treffe.
„So ist es richtig",grinst er mich verliebt an, als wir uns gelöst haben.
„So ist es richtig"wiederhole ich seine Worte, meine jedoch so viel mehr, als nur den Kuss.
Ich meine die Situation. Fred und ich
Zusammen hier.
In den Armen des anderen.
So, wie es richtig ist.
Es sich richtig anfühlt.
Genau wie jetzt.
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Beendet am 17.12.22
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Einen wunderschönen Freitag euch allen 🤍
So langsam sollte ich vielleicht mal damit beginnen, alle OS aus 2022 zu posten, die hier noch so rumgeistern Haha 😆
Ich hoffe auf jeden Fall, dass er euch gefallen hat und bedanke mich schon einmal für alle Votes, Kommentare und Reads🤍
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