• JC und OB •
Jak POV:
Kann dieser tag eigentlich noch schlimmer werden?
Zwar habe ich heute nicht wirklich viel gemacht, aber dafür ist es auch erst neun Uhr morgens.
Eine Uhrzeit, um welche ich in der einen Woche in der langen Herbstpause zwischen Monza und Abu Dhabi, in der ich Trainingsfrei habe, eigentlich noch schlafen sollte.
Eigentlich.
Allerdings habe ich so schlecht geschlafen, dass ich schon gegen sechs Uhr morgens aufgestanden bin, was mir und besonders meiner Launen deutlich anzumerken ist.
Um mich wenigstens ein wenig wach zu machen, wollte ich meine Kaffeemaschine, welche ich sonst nie benutze, einmal anschalten und siehe da: Es hat absolut gar nicht funktioniert.
Zuerst hat das Ding die ganze Zeit herumgemeckert, dass ich irgendwas falsch mache, und nach einer guten halben Stunde hat sich das Ding dann komplett ausgestellt.
An dem Zeitpunkt war ich schon komplett entnervt und habe mich dann kurzer Hand dick eingepackt.
Mütze, warme Jacke und wärmere Schuhe, das sollte funktionieren.
Irgendein Café wird wohl offen haben und mir einen Coffee-To-Go geben können.
Also trete ich, um sieben Uhr dreißig morgens, in die durchaus kühle Herbstluft Englands.
Für mich als Texaner sind diese Temperaturen die Hölle.
Liebe mag ich ein bisschen wärmer.
So, wie ich es gewohnt bin von zuhause.
Aber nein, ich sitze hier in Milton Keynes fest, weil wir noch zwei dämliche Rennen haben.
Frustriert seufze ich auf und vergrabe meine nun schon fröstelnden Hände in meinen Jackentaschen.
Ein kalter Wind wehrt um meine von der Mütze bedeckten Ohren.
Nach einem kurzen Check finde ich auf Maps ein Café, welches nicht allzu lange weg ist.
Gerade einmal fünf Minuten.
Das passt doch perfekt.
Dann bin ich auch schnell wieder zuhause.
Also mache ich mich nun deutlich motivierter auf, um mir mein verdientes Koffein zu beschaffen.
Selten bin ich so draußen im Herbst, dass ich die Umgebung so krass wahrnehmen kann, wie ich es jetzt mache.
Sonst ist es immer nur Training, Nach Hause, schnell was einkaufen...
Einfach hektisch.
Dieses Mal ist es deutlich entspannter und die roten, orangenen und gelben Blätter in den Baumkronen der vielen Bäume an den Straßenseiten lassen alles fröhlich bunt erstrahlen.
So kommt es, dass meine Laune schon deutlich höher ist, als das Café in Sicht kommt.
„Nur noch ein bisschen, dann hast du es geschafft",motiviere ich mich selbst und lege noch einmal einen Zahn zu, nur um im Endeffekt vor einer verschlossenen Tür zu stehen.
„Geöffnet ab neun Uhr" sticht es mir ins Auge, was meine Laune gleich wieder sinken lässt.
Was ist das denn?
Zuhause könnte ich einfach zum nächsten Starbucks laufen und alle Probleme wären gelöst.
Nur ist dieser hier auf der anderen Seiteneingang Stadt und so weit will ich dann auch nicht laufen.
Also zücke ich erneut mein Handy, suche wieder nach Cafés in der unmittelbaren Umgebung.
Zur meiner jetzt aber auch nur noch gedämpften Freude ist eins die Straße runter.
Es wären zwar noch einmal fünf Minuten, aber ich bin ein Profisportler, also kein Hindernis.
„Zur Zeit geschlossen", ragt es mir dann genau diese fünf Minuten später wieder entgegen.
Das kann doch wohl nicht wahr sein.
Hat sich der Tag heute irgendwie gegen mich verschworen?
Wieder hole ich mein Handy raus, wieder suche ich, aber dieses Mal nach irgendwelchen Orten, wo man irgendwie Kaffee bekommen kann.
Ein weiterer zehnminütiger Fußmarsch später stehe ich endlich, endlich in einem warmen Café, studiere die Speisekarte, die oben an der Wand hängt.
Da ich keinen schwarzen Kaffee mag, fallen Americano und Espresso schon einmal raus.
„Einen Latte Macchiato bitte", lächle ich die Bedienung mehr oder minder glücklich an.
„Kleiner oder groß? Zum Mitnehmen oder zum hier trinken?"
„Groß" , meine ich, denn das brauche ich definitiv für meine Nerven,"Und zum Mitnehmen".
Zwar ist das Wetter schön, aber ich will nun wirklich wieder nach Hause, einfach mal entspannen.
Zudem wollte ich noch mit Ollie etwas ausmachen, denn wir beide haben uns nun wirklich schon sehr lange nicht mehr gesehen.
Ich für meinen Teil freue mich immer, wenn ich einen Moment alleine mit dem Briten habe, denn er ist mir in unseren gemeinsam Prema-Tagen deutlich ans Herz gewachsen.
Vielleicht auch ein wenig mehr, als Ich zugeben mag.
Wirklich getraut etwas zu sagen habe ich mich ab einem bestimmten Zeitpunkt aber auch nicht mehr, denn dazu ist unsere Freundschaft mir zu sehr ans Herz gewachsen und ich habe ihn lieber als Freund, als gar nicht mehr.
Wie oft habe ich schon darüber nachgedacht, wie schön es sein könnte, wenn ich einfach Klarheit hätte.
Andererseits...was ist, wenn er danach nichts mehr mit mir zutun haben will?
Es schlimm, wenn nicht sogar abstoßend findet?
Kurz schüttle ich meinen Kopf.
So sollte ich gar nicht erst anfangen, sonst werde ich noch verrückt.
„Hier",wird mir, als ich aus meinen Gedanken erwacht bin, auch schon der fertige Kaffee hingehalten.
Mit einem Lächeln auf den Lippen bezahle ich das heiße Getränk noch und nehme einen Schluck, bevor ich überhaupt aus dem Laden hinaus bin.
Es wirkt und das ist die Hauptsache.
Nun kann es bergauf gehen.
Dachte ich, denn kaum habe ich einen Fuß über die Türschwelle des Cafés gesetzte, prasselt der Regen nur so auf mich hinunter.
Das kann doch wohl jetzt nicht wahr sein oder?
Da habe ich schon einmal einen Kaffee und dann das.
Schnell suche ich eine Bushaltestelle, finde jedoch keine.
Na toll.
Jetzt kann ich auch noch nach Hause laufen, denn wirklich Lust zu warten habe ich auch nicht.
Also mache ich mich zügig auf den Weg, halte den Kaffee dabei fest an mich gedrückt.
Wieso muss es in England auch immer regnen?
Wieso kann es hier nicht einmal sonnig sein, so wie zuhause?
Was würde ich alles dafür geben, nun in Texas sein zu können?
Frustriert schnaube ich auf, versuche irgendwie einhändig auf meinem Handy Maps zu öffnen, damit ich den schnellsten Weg nach Hause finden kann.
Dabei achte ich jedoch nicht mehr auf den Gegenverkehr auf dem Bürgersteig und krache voll in einen anderen Spaziergänger hinein.
Das ist doch alles ein schlechter Traum.
Genau in dem Moment beginnt auch noch mein Handy zu klingeln?
Meine Güte.
Ohne auf mein Handy zu schauen, lehne ich ab, entschuldige mich bei dem Spaziergänger und eile weiter.
Nur gut, dass kein Kaffee daneben gegangen ist.
Naja, hätte ich das mal nicht gedacht.
Ungefähr auf der Hälfte der Strecke übersehe ich einen Stein, welcher aus dem Boden herausragt und beginne zu stolpern, kann mich gerade noch auf den Beinen halten.
Zu meinem Leidwesen verschütte ich jedoch die Hälfte meines Getränks.
Und wieder meldet sich mein Handy.
Ich will doch einfach nur ungestört, ohne Zwischenfälle und möglichst unbeschadet nach Hause.
Was ist denn daran so schwer?
Als ich danach auch feststelle, dass ich einmal links statt rechts gelaufen bin, kann ich auch einfach nicht mehr.
Tränen der Wut und Enttäuschung bahnen sich den Weg nach oben und tropfen einen Moment später auch schon über mein Gesicht.
Ich will einfach nur noch aufs Sofa und schlafen.
Mit verschleierter Sicht und einem halb leeren Kaffee schaffe ich es dann doch unbeschadet nach Hause, wo ich die komplett durchnässten Sachen in den Flur und mich dann aufs Sofa werfe.
Der Kaffee findet dabei Platz auf dem kleinen Beistelltisch.
Ganz klein Rolle ich mich in meine kuschelige Wolldecke ein und lasse allen hochkommenden Tränen freien Lauf.
Wie in einer Bubble gefangen liege ich einfach nur da, weine mir die Seele aus dem Leib und fühle mich einfach nur grausig.
Aus diesem Grund merke ich auch nicht, wie meine Wohnungstür sich öffnet und wieder schließt.
Das, was mich wieder in die Realität befördert, ist ein warmer Körper, welcher sich zu mir unter die Decke legt und mich fest in dessen Arme zieht.
Eine ebenso warme Hand findet ihren Weg in meine Locken, die andere streicht langsam und beruhigend über meinen Rücken.
„Shh Jak, es ist alles okay. Weine ruhig", redet eine Stimme mit typisch britischem Akzent stetig auf mich ein und erst, als wirklich die letzte Träne getrocknet ist, realisiere ich, wer mich denn da im Arm hält.
„Ollie",blicke ich meinen besten Freund verwirrt an,"Was, wie, wo?"
„Ich habe dich angerufen. Zwei Mal und du hast mich beide Male weggedrückt. Da mir das ein wenig suspekt vorkam, habe ich mich ins Auto gesetzt und bin hierher. Als du dann auf mein Sturmklingeln nicht reagiert hast, bin ich rüber zu Dennis, der mir gesagt hat, wo du deinen Ersatzschlüssel versteckt hast. So bin ich auch in die Wohnung gekommen.", erklärt der Brite besorgt."Aber was ist denn los? So aufgelöst habe ich dich noch nie gesehen"
Schnell beginne ich, meinen bisherigen Tagesverlauf zusammen zu fassen, ernte dafür verständliche Blicke und ab und zu ein Nicken.
Das, was mich aber ein wenig ablenkt ist Ollie's Hand, welche immer noch auf meinem Rücken liegt und dort sanft auf und ab fährt.
Es beruhigt mich, keine Frage, nur ist es verwirrend.
„Kein Wunder, dass du so kalt bist",meint Ollie, nachdem ich meine Erzählung beendet habe.
Seine braunen Augen Mustern mich aufmerksam.
„Regen ist halt nass",meine ich trocken, was Ollie ein Kichern entlockt.
„Soll ich dir einen Tee machen zum Aufwärmen? Oder lieber Kuscheln?"
Eigentlich gibt es nur eine Antwort auf diese Frage und trotzdem...es kommt so plötzlich.
„Kuscheln?", kommt die Antwort eher als eine Frage aus meinem Mund, was Ollie jedoch nicht abschreckt.
Sofort zieht er mich wieder in seine Arme, sodass ich auch schön von der von ihm ausgehenden Wärme etwas abbekomme. Die Wolldecke liegt dabei auf uns beiden, wärmt noch einmal zusätzlich.
Instinktiv schlinge ich einen Arm um den Körper des Jüngeren, damit wir uns noch ein wenig näher sein können.
So fühlt es sich gut an.
So fühlt es sich richtig an.
Ollie neben mir scheint die Ruhe selbst zu sein, sodass ich es ebenfalls schaffe, wieder runter zu kommen.
Meine Augen werden schwer und wie ich so Ollie's gleichmässigem Atmen und Herzschlag lausche, kann ich nicht anders, als meine Augen komplett zu schließen.
„Schlaf ruhig ein wenig Jakie",höre ich Ollie noch sagen, während sich zeitgleich eine Hand in meine Locken schiebt und beginnt, sanft mit diesen zu spielen.
Ein leichtes Nicken bringe ich noch zu Stande, bis ich dem Impuls zu schlafen wirklich nachkomme und endlich ein wenig Ruhe finde.
„Na, gut geschlafen?"
Vollkommen ausgeruht öffne ich meine verklebten Augen, wische mir einmal über diese, ehe ich meine Umgebung wahrnehme.
Ollie sitzt neben mir auf dem Sofa, hält eine Tasse Tee in der Hand.
„Ich konnte es nicht lassen und Tee schmeckt bei solchem Herbstwetter immer gut",schaut er mich verlegen an und drückt mir dann auch schon eine zweite Tasse in die Hände.
„Danke",nehme ich diese mit einem warmen Lächeln entgegen, und nehme direkt einen Schluck, welcher mich wirklich wärmt.
„Geht es dir besser?",erkundigt der Brite sich, nachdem wir beide schweigend unseren Tee getrunken hatten.
„Deutlich.",nicke ich zur Bestätigung,"Willst du vielleicht..."
Noch während ich spreche, öffne ich einfach meine Arme, in welche Ollie sich auch sofort hineinwirft, sich diese mal an mich kuschelt.
„Ich mag es mit dir zu kuscheln",gebe ich leise zu.
„Das freut mich, denn ich mag es mit dir ebenfalls wirklich sehr.",antwortet Ollie und lässt mich dadurch freudig lächeln.
„Bedeutet das hier irgendwas?", lehne ich meinen Kopf auf seine Schulter.
Durch den Körperkontakt werde ich mutiger, was gut oder schlecht sein kann, je nachdem, wie Ollie fühlt oder eben nicht fühlt.
„Wenn du möchtest, dass es etwas bedeutet, dann soll es etwas bedeuten",höre ich Ollie sagen, werde jedoch nicht ganz schlau aus der Aussage.
„Wie genau meinst du das?",löse ich mich ein Stück von Dem Briten, sodass wir uns anschauen können.
„Also, ich..ach, weißt du was? Ich habe mich in dich verliebt. Schon zu Prema-Zeiten, hatte aber immer Angst, dass unsere Freundschaft kaputt geht, wenn ich es dir sage. Findest du das nun schlimm?"
Verunsichert schaut ein braunes Paar Augen in meine und ich?
Ich könnte glücklich nicht sein.
Langsam lasse ich eine Hand an Ollie's Wange wandern, streiche einmal dort drüber.
„Nein, ich finde das sogar ganz schön, denn ich, mir geht es auch so"
Stille.
Nun herrscht erst einmal Stille und ich sehe in Ollie's Gesicht, wie er beginnt zu denken.
„Also magst du mich und ich mag dich"
„Genau",kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, lasse die noch freie Hand an die anderen Wange wanden,"Und dann bist du mir bestimmt auch nicht böse, wenn ich dich jetzt küssen würde oder?"
„Nein, wäre ich nicht",bewegt Ollie sich schon in meine Richtung.
Glücklich platziere ich meine Lippen für unseren ersten Kuss auf seinen, kann mein Glück kaum fassen.
Nur einen kurzen Moment Dauert der Kuss an, jedoch hätte unser erste Kuss schöner nicht sein können.
Wer hätte gedacht, dass dieser miserable Tag noch so schön werden kann?
Ich definitiv nicht, aber mit Ollie an meiner Seite kann auch der schlimmste Tag noch eine positive Wendung nehmen.
••••
Beendet am 19.7.23
••••
Scheint so, als hätte ich mitten im Juli Lust auf Herbst 🙈🫣😂
Und damit einen schönen Freitag euch allen🤍
Jak und Ollie gehen auch immer muss ich sagen.
Ich hoffe,bsass es euch gefallen hat und bedanke mich für euren ganze lieben Support 🤍
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top