• CN und CC •


Clement POV:

„Clement Novalak"

Viel zu laut ist James Stimme in meinen Ohren, als er durch die angelehnte Zimmertür meines Zimmers spaziert und das Licht gnadenlos anmacht.

„Mhh",brumme ich nur, halte mir den Kopf.
Wir haben es Mittwoch und morgen müssen wir in Zandvoort sein, weil dort ja Formel 2 ist und ich bin ehrlich, in diesem Zustand werde ich es niemals schaffen, ein Rennen zu fahren.

James ist gerade aus Amerika wieder zurück, ich für meinen Teil bin heute Mittag wiedergekommen und ja, was soll ich sagen...ich war nun fast drei Wochen durchgehend besoffen.

Zumindest fühle ich mich so, denn sobald man einigermaßen wieder nüchtern gewesen ist, kam der nächste Alkohol.
Sobald man alles ins Klo gekotzt hat, wurde mit Snaps nachgespült.

Genau so fühle ich mich auch jetzt.
Mir ist schlecht, ich habe den größten Kater meines Lebens und Sport habe ich auch noch keinen gemacht.

Zudem habe ich gar keine Lust auf die Moralpredigt, die mich gleich erwartet.

„Meine Fresse. Wann hast du das letzte Mal geduscht? Du stinkst nach Alkohol Clem. Wie bist du so überhaupt ins Land gekommen?",zieht James mir die Decke vom Kopf.

Im selben Moment sacke ich in meinen Kissen zusammen.
„Ich habe Kopfweh",brumme ich genervt.

„Wann warst du das letzte Mal nüchtern?"packt er mich an den Schultern und schüttelt mich.
Das war keine gute Idee, denn sofort merke ich die Kotze in mir aufsteigen und mache mich blitzschnell auf den Weg ins Bad.

„Wann hatten wir das letzte Rennen?",keuche ich, als ich merke, dass James ins Bad tritt.
„Hier",wird mir ein Becher vor die Nase gehalten."Trinken."

„Was ist das",schnuppere ich daran.
„Wasser. Das ist das, was du vor zwei Wochen das letze Mal getrunken hast",rollt James mit den Augen, während ich das Wasser in einem Zug herunter kippe.

Auch keine gute Idee, denn sofort ladet es wieder in der Toilette.
„Clem..? Was hast du bloß getan?", kniet James sich neben mich.

„Getrunken",bringe ich hervor, ehe ich mich wieder über die Schüssel beuge.
Eine Haltung, die ich ebenfalls in den letzten Tagen öfter eingenommen habe.

„Getrunken? Du hast dich Dauerbetrunken, so wie du aussiehst. Bist du sicher, dass du es schaffst, morgen an die Strecke zu gehen? Hat's du dich überhaupt irgendwie vorbereitet?"

Stumm schüttle ich meinen Kopf.
„Clem. Du hast deutlich übertrieben."

Ach ne James, da wäre ich nicht drauf gekommen.
Dennoch zucke ich nur mit den Schultern.

„Das kannst du doch nicht machen. Du bist Profisportler. Du musst auch auf deine Fitness achten. Da hat das Trinken bestimmt nichts gebracht.",stemmt James seine Hände in die Hüften.

Wieder zucke ich nur mit den Schultern.
„Dir kann doch nicht plötzlich alles egal sein",schaut James mich an, runzelt die Stirn, scheint mich nicht zu verstehen, aber verstehe ich mich selbst denn?

Das, was ich weiß, ist, dass mir alles zu viel wird.
Also nicht das Rennen fahren, aber meine Gefühle...

Meine Gefühle für Marcus, welcher ganz plötzlich mit einer Freundin vor uns stand.
Dabei dachte ich..hatte gehofft...

Anscheinend war ich nicht gut genug und habe zu viel in die Situation hineininterpretiert und nebenbei mein Herz verloren und nun...

Nun ist es in tausend Teile zersprungen...und seitdem Marcus Lissie hat, habe ich mich versucht, so gut es geht abzulenken.
Aus dem Grund bin ich auch nicht nach Amerika gekommen, sondern war auf Ibiza und habe mich besoffen, es dann wieder ausgespuckt und wieder besoffen...

Alles, aber nichts hat geholfen, um meine schmerzenden Gefühle und die ständige Stimme in meinem Kopf abzustellen.
Und nun...nun bin ich wieder allein mit allem.

In meinem Alltag gefangen, in welchem mich alles an den Neuseeländer erinnert.
Mich fast durchdrehen lässt.

Gerade will ich anfangen, etwas zu sagen, als ich mich wieder übergebe.
Wirklich gegessen habe ich auch schon Tage nicht mehr, denn es kam immer wieder raus.

„Du gehörst ins Bett und morgen, komme ich mit nach Holland, damit du wieder ein wenig Struktur bekommst verdammt",schleppt James mich in mein Bett zurück, wo ich auch gleich einschlafe.

••••

„Clement, was hast du bitte getan?"
Geschockt mustert mein Physio mich, als ich mit James im Schlepptau in den Raum trete.

„Er dachte: Fast drei Wochen frei! Geil! Da kann man sich komplett vollaufen lassen und bis heute morgen, ja heute morgen kotzend über dem Klo hängen.",nimmt James mir jede Möglichkeit, etwas zu sagen.

„Wiegen",schickt mein Physio mich nicht gerade begeistert auf die Waage im Raum.

„Respekt Clem. Also ich kenne niemanden, der es schafft 5,5kg abzunehmen, obwohl man sich drei Wochen hat zulaufen lassen.",schüttelt er nur seinen Kopf.

Ohne Kommentar setze ich mich auf die Liege, James neben mir.

„Wie viel hast du gegessen in den letzten Tagen?"

„Wahrscheinlich so wenig, dass er nicht einmal mehr Magensäure erbricht.",meldet James sich.
„James Harvey Blair, wenn du nicht sofort deinen Mund hältst...",richte ich mich auf, werde aber wieder zurück gedrückt.

„Hier. Essen. Dann bekommst du Energie. Du siehst aus, als hättest du auch fast nichts gegessen.",zieht mein Physio nur die Augenbrauen hoch.
„Kein Hunger",drehe ich den Proteinriegel in meinen Händen.

„Du musst aber",mischt James sich erneut ein und nun platzt mir endgültig der Kragen.
„Ich bin zweiundzwanzig. Ich kann alleine auf mich aufpassen"

„Anscheinend nicht",erhebt auch James seine Stimme,"Sonst würdest du dich nicht wie so ein Idiot aufführen, der sich ohne triftigen Grund komplett die Birne zuhaut."

„Es war nicht grundlos, ich..."
Schnell halte ich mir die Hand vor den Mund, springe zum Mülleimer.

„So Jungs. Nun ist gut gewesen. Clem, hier ist Wasser, ich hole jetzt deinen Teamchef."

Kalt läuft es mir den Rücken herunter.
Nein, gerade der darf mich nicht so sehen.

Vollkommen fertig lehne ich meinen Kopf gegen die kalte, weiße Wand.
„Was war denn der Grund?"

Verwirrt schaue ich James an.
„Naja, du meintest, es war nicht grundlos."

„Das wollte ich eigentlich nie aussprechen",starre ich in die Ferne, anstatt James anzuschauen.

„Aber wieso? Du kannst mir doch vertrauen. Oder auch Marcus.", kommt dieser nun auf meine Höhe.

„Marcus kann mich mal einen Scheißdreck.",erhebe ich meine Stimme ein wenig zu laut.
„Was hat Marcus denn getan?",legt James seine Hand auf meine Schulter

„Alles. Er hat alles getan. Er hat alles versaut mit Lissie und seinem doofen Liebesgetue mit ihr.",murmle ich leise, ehe ich meine Augen schließe und meinen Tränen freien Lauf lasse.

Weine die Flüssigkeit raus, die sich noch in meinem Körper befindet, ehe ich in James Armen zusammensacke und alles um mich herum schwarz wird.

••••

Erschrocken setze ich mich wieder auf.
Ich bin nicht da, wo ich vorher war und die Konstante Bewegung in meinen Haaren war auch noch nicht da.

„Heyheyhey Clem. Alles ist gut"
Die Hand aus meinen Haaren wandert nun auf meine Hand und bringt mich dazu in ein paar schokobraune Augen zu schauen, welche mich unglaublich besorgt mustern.

„Caio?",erkenne ich die Stimme des Brasilianers schnell wieder und entspanne mich.

Der Jüngere war in den letzten Rennen sowas wie eine Stütze, ein Anhaltspunkt für mich geworden.
Wenn er da war, dann war alles immer nur halb so schlimm.

Jedoch war ich ja nicht in Brasilien, wie wir es eigentlich geplant hatten, sondern auf Ibiza und ja..man sieht ja, wohin das alles geführt hat.

„Shhh",nimmt Caio mich direkt in den Arm, als ich erneut zu zittern beginne.
„Alles alles gut",zittere ich.

„Das glaube ich dir nicht",legt Caio seinen Kopf schief,"Sonst hätte Trident nicht mich gefragt, ob ich für sie dieses Wochenende fahren will, da du als fahruntauglich eingestuft worden bist."

Sofort fühle ich mich elend.
Was habe ich bloß getan?

„Du musst dich nicht schlecht fühlen. In Monza sollte es wieder gehen, wenn du dich zusammenreißt.",klopft er mir auf den Rücken, lächelt mich aufmunternd an, was mich auch gleich ein wenig fröhlicher werden lässt.

Auch ein Gefühl der Wärme macht sich wieder in mir breit.
Das erste Mat seit drei Wochen.

„Komm, dein Physio hat mir den hier gegeben",hält er mir den Proteinriegel hin,"Wir essen den jetzt zusammen. Du musst wieder normal essen, wenn du ins Cockpit willst."

Ohne, dass ich überhaupt eine Wahl habe, öffnet er den Riegel und hält ihn mir vor den Mund."Abbeißen."

Vorsichtig knabbere ich am Ende.
Meine Fresse, ist das ekelhaft.

„Gut gemacht Clem. Jetzt nehme ich ein Stück",beißt Caio ungefähr die selbe Menge ab, die ich abgebissen habe,"Und nun bist du wieder dran."

„Wirklich?",schaue ich ihn an.

„Ja, und das geht nun auch so Lange, bis der Riegel weg ist. Es muss sein Clem",streicht Caio mir mit der freien Hand über den Rücken.

Seufzend beiße ich wieder ein Stück ab.
Kaue und kaue..

„Nun schau mal. Da ist er schon weg",grinst Caio und schmeißt das Papier in den Müll.

„Was ist, wenn der Riegel wieder hochkommen sollte",merke ich ein leichtes Ziehen in meinem Magen.

„Das wird er nicht",setzt Caio sich hinter mir auf die Liege."Jetzt nicht erschrecken Clem"

Innerlich mache ich mich auf das Schlimmste gefasst, jedoch schieben sich nur zwei Hände unter mein Shirt und nach vorne auf meine Bauchdecke.
Langsam beginnt der Brasilianer Kreise dort zu malen, fährt auf und ab, was mich ungemein entspannt.

Bedacht lehne ich mich nach hinten fallen, in Caios Arme hinein.
Werde umhüllt von einem süßlich-männlichen Geruch.

Und von Wärme.
Wärme, die mich gut fühlen lässt.
Wärme, die alle meine negativen Gedanken für einen Moment vergessen lassen.

••••

„Du siehst schon deutlich besser aus. Wie hast du das denn jetzt geschafft?"

Eine Woche später mustert mein Physio mich prüfend.
„Also fahren kannst du definitiv. Obwohl du noch immer nicht bei 110% bist",klopft er mir auf die Schulter.

„Danke, obwohl, loben sie nicht mich. Loben sie Caio.",drehe ich mich zum Brasilianer, welcher mir die ganze letzte Woche zur Seite stand und es auch jetzt tut.

„Ach, ich habe doch gar nichts getan",wird der Brasilianer deutlich röter um die Nase rum.

„Oh jetzt rede dich bitte nicht klein.",trete ich auf ihn zu,"Er war praktisch die ganze Zeit bei mir, hat aufgepasst, dass ich genug gegessen habe. Er war mit mir im Gym, Joggen...und er hat aufgepasst, das ich nicht noch mehr Alkohol trinke, also das alles ist definitiv sein Verdienst und ich bin wirklich froh, dass ich ihn bei mir hatte, denn ohne ihn hätte ich das nie geschafft."

Das stimmt wirklich.

Wäre Caio nicht da gewesen, dann würde es mir sowohl physisch als auch psychisch deutlich schlechter gehen, denn auch mental hat er mich aufgebaut.
Ich habe ihm zwar nicht erzählt, was denn genau los war, das habe ich bis jetzt nur James, welcher dann doch irgendwie Verständnis gezeigt hat, aber wenn ich ganz ehrlich bin, ist Marcus, sobald Caio in der Nähe ist, kein Thema mehr für mich und ist aus meinen Gedanken gestrichen.

„Dann auch ein großes Dankeschön an dich".tritt mein Physio zu uns und klopft dem Jüngeren anerkennend auf die Schulter, ehe er den Raum verlässt und uns alleine lässt.

„Danke Caio",schlinge ich fest meine Arme um ihm.
„Ach, wofür denn? Ich habe nur das getan, was ich für richtig gehalten habe.",lässt er seine Arme ebenfalls auf meinen Rücken wandern, zieht mich dazu enger an sich.

„Dafür, dass du es auch durchgezogen hast, denn ohne dich hätte ich das nicht geschafft. Wirklich nicht",lege ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab.
„Ich habe es auf jeden Fall gern getan. Obwohl Formel 2 Fahren ja auch mal Spaß gemacht hat",sehe ich das Grinsen des Jüngeren praktisch vor mir.

„Du warst ja auch zwei Mal in den Top-Ten. Da kann man das so sagen",stelle ich mich so hin, dass ich Caio anschauen kann.
„Immerhin wird so vielleicht mal das ein oder andere Team auf mich aufmerksam",zieht er seine Augenbrauen hoch.

„Das werden sie",schenke ich ihm ein aufmunterndes Lächeln, welches ich in der letzten Woche nur zu oft von ihm bekommen habe,"Da bin ich mir ziemlich sicher"

„Ich hoffe es",schmiegt sich nun der Brasilianer an mich und oh, wie schön ist diese Nähe.

Unter der Woche haben wir auch das ein oder andere Mal gekuschelt, einfach, wenn es mir ganz schön schlecht ging und da Caio meinte, kuscheln hilft immer, hat er mich einfach immer in seine Arme gezogen und so lange gehalten, bis ich entweder eingeschlafen bin oder aufs Klo musste.

„Doch. Die Teams wären ganz schön dumm, wenn sie dich nicht nehmen würden. Letzte Woche warst du überragend und auch in der Formel 3 bis jetzt mega."

„Deine Worte bedeuten mir echt viel. Danke Clem",greift Caio nach einer meiner Hände, drückt diese.
Derweil bin ich wieder dabei, mich in den braunen Augen vor mir zu verlieren.

Sie leuchten so warm, so herzlich, so liebevoll.

Wie sich meine Hand an Caios Wange bewegt hat, habe ich gar nicht mitbekommen.
Auch nicht, wie sich unsere Lippen auf halbem Weg treffen.

Ich nehme nur das Gefühl warmer Lippen auf meinen wahr, was sich einfach unglaublich anfühlt.

Ja, ich habe schon einige Männer geküsst, aber dieser Kuss mit Caio...er ist einfach anders.

Scheint sich in meinem Gehirn abzuspeichern und auf meinen Lippen einzubrennen.

„Wow",fasse ich mir auf die Lippen, als wir uns voneinander lösen.

„Selber wow",funkeln Caios Augen noch immer, sind aber auf mich fixiert.

„Nochmal",hauche ich und wieder liegen unsere Lippen aufeinander und jetzt, jetzt verstehe ich.

Ich bin die ganze Zeit so auf Marcus fixiert gewesen, dass ich gar nicht gecheckt habe, das alles, was ich will, alles, was ich brauche, die ganze Zeit schon bei mir war, denn der, den ich brauche, um glücklich zu sein, steht gerade in meinen Armen, küsst mich sanft.

Und alles rückt an seinen Platz.
Und ich fühle mich unendlich glücklich.

••••
Beendet am 25.7.23
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Und damit willkommen zu einem neuen OS am Freitagmorgen 🤍

Zu Beginn ist es kein wirklich schönes Thema, aber Clem hat echt Glück, dass Caio so für ihn da ist 🤍

Ich hoffe, dass euch der OS gefallen hat 🤍

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