Epilog - Sicily

3 Jahre später

Die Sonne Italiens küsst mein Gesicht, während Nacer mich küsst. Ich löse mich aber von ihm, um das kleine Haus anzusehen, welches Telese und ich gekauft und schließlich renoviert haben, um eine Kochschule daraus zu machen. Nacer und ich, wir haben beide Wohnungen und sonstige Immobilien verkauft, um uns am Meer ein Haus zu kaufen und wenige Straßen davon entfernt haben Telese und ich nun unsere Kochschule eröffnet. Wir haben sie aber erst seit einem Jahr erworben, weil Telese erst dann von England hierhergezogen ist. Sie hat darauf gewartet, dass Luciano ihr einen Antrag macht und ihn dann sofort geheiratet. Mit ihm verstehe ich mich mittlerweile sogar gut. Er hat endlich akzeptiert, dass ich mein Ding mache, und unterstützt mich jetzt sogar dabei.

Unsere Eltern sehen die Sache noch immer nicht so, aber dafür haben sie jetzt auch zu ihm ein schlechtes Verhältnis, weil er Telese jedes Mal in Schutz nimmt, wenn sie davon beginnen, dass sie sich vollen Herzens dem Sport widmen sollte. Ich finde es gut, dass er das tut. Wenn er es nicht täte, würde ich momentan nämlich so wie vorher praktisch keinen Kontakt zu ihm haben.

„Was willst du mir denn sagen?", fragt mich Nacer und strahlt mich an. Er ist mittlerweile dreifacher Weltmeister, lässt sich davon allerdings nicht beeinflussen. Er verhält sich wie zuvor, auch wenn er mittlerweile viel erfolgreicher und vor allem reicher ist. Ich überlege mir, ob ich ihn noch länger auf die Folter spannen möchte, beschließe dann aber, es zu unterlassen. Ich löse mich von ihm, um seine Reaktion genau beobachten zu können. Dann zwinge ich mir einen neutralen Ausdruck auf das Gesicht, was nicht funktioniert. Ich kann mein Strahlen nicht unterdrücken.

„Ich bin schwanger!", bringe ich hervor und klatsche dann sogleich meine Hände auf die Lippen, um nicht vor Freude loszukreischen. Wir haben vor zwei Jahren geheiratet und versuchen nun seit beinahe einem ganzen Jahr ein Kind zu zeugen, aber es hat einfach nicht funktioniert. Nun, zumindest bis jetzt. Nacers Mund klappt auf, während er mich ungläubig anstarrt.

„Meinst du das ernst?", fragt er perplex, worauf ich nicke wie eine Verrückte. Langsam scheint er es zu verstehen. Dann begreift er es ganz und schließt mich in seine Arme.

„Du bist schwanger", wiederholt er flüsternd. Er hebt mich in die Höhe und wirbelt mich durch die Luft, während sich unser Gelächter vermischt. Als er mich schließlich wieder auf den Boden setzt, bemerke ich, dass mir Freudentränen über das Gesicht laufen.

„Wir bekommen ein Kind", stellen wir beide gleichzeitig fest und grinsen uns glücklich an. Nacer wischt mir die Tränen aus dem Gesicht, während seine Augen ebenfalls schimmern.

Ein Räuspern holt uns beide aus unserem Moment und wir drehen uns zur Seite, nur um Luciano und Telese zu erblicken. Die beiden stehen aneinander gelehnt da und mustern uns überrascht. Telese löst sich schliesslich von ihrem Ehemann und kommt schließlich auf mich zugelaufen. Sie nimmt mich fest in die Arme.

„Glückwunsch, Sisi! Du wirst eine wundervolle Mutter!", sagt sie. In ihren Augen glänzen ebenfalls Tränen.

„Danke!"

Auch Luciano gratuliert uns und wir verlieren uns im Moment, bis ich mir dann in die Hände klatsche.

„Wollen wir uns jetzt noch die fertig renovierten Räume ansehen?", frage ich an Telese gewendet und hake mich bei ihr unter, während die Männer uns den Moment überlassen und hinter uns das kleine Haus betreten. Der Steinboden ist ein wenig rutschig, weil er auf Hochglanz poliert ist, aber das macht mir nichts aus. Wir beide saugen den Anblick der Holztische und -bänke auf, wo wir essen werden, nachdem wir gekocht haben. Es hat eine kleine Bühne und eine Theke, neben welcher ein Eisstand steht. Wir beide wechseln einen begeisterten Blick und gehen nach oben, um den Ort anzusehen, wo die eigentlichen Wunder geschehen.

Neben großen Pizzaöfen ist eine Küche aufgebaut, welche sich durch den Raum zieht und mehrere Kücheninseln hat, wo einzelne Personen oder kleinere Gruppen kochen können. Alles besteht aus Metall und sieht vielleicht nicht topmodern, aber dafür wunderschön aus. Genau so, wie wir es uns vorgestellt haben. In einem angrenzenden Raum ist eine winzige Waschküche, wo das Geschirr dann gereinigt werden kann.

„Es ist perfekt", sage ich zu Telese, welche alles immer noch so schockiert und glückselig ansieht, dass ich beinahe denke, dass sie mich überhört hat.

„Seh ich genauso", stimmt sie dann allerdings zu und schließt mich in ihre Arme. Wir brechen beide wieder in Tränen aus, aber darauf kommt es in dem Moment nicht an. Das ist unser persönlicher Raum und wir konnten alles so machen, wie wir es wollten. Als wir uns voneinander lösen, richte ich meinen Blick auf Nacer und Luciano.

„Ich denke, dass wir auch schon die ersten beiden Schüler hier haben", sage ich zu Telese. Wir grinsen einstimmig, während wir uns alle eine Schulter überziehen und tatsächlich beginnen, einen Pizzateig zu kneten. Zur Feier des Tages brauchen wir schließlich auch gutes Essen.

„Ich bin so stolz auf dich, Baby", sagt Nacer zu mir, während ich ihm zeige, wie er seine Technik zum Kneten verbessern kann.

„Danke. Ohne dich wäre das alles niemals so geworden."

Er schüttelt den Kopf und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. Seine Augen strahlen mich so warm an, dass mein Herz schmilzt, als er wieder weiterknetet.

„Vielleicht. Aber ich bin froh, dass die Dinge so gekommen sind."

Nacer nickt zustimmend. „Ich liebe dich, Sicily", sagt er. Ich habe die Worte schon tausendmal von ihm gehört, aber sie werden niemals alt. Er meint sie jedes Mal so ernst, so aufrichtig, dass sie gar nicht erst altern können.

„Und ich liebe dich, Nacer. Mehr als alles andere."

Unsere Lippen finden sich wieder und wir vernachlässigen den Teig ein wenig, während wir uns in den Geständnissen küssen, welche so viel mehr sind als nur Worte. Sie sind, was wir unserem Innersten tragen und das verleiht ihnen die Schönheit, welche in uns steckt und nur für den jeweils anderen leuchtet. Wir haben uns selbst und mehr werden wir nicht brauchen. Auch wenn ich den Tag kaum erwarten kann, an welchem wir endlich damit beginnen können, unser Kind großzuziehen.






ENDE

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